”Zu keiner Zeit aber [. . . ] wäre mein Bekenntnis über Wagner eigentlich ein Bekenntnis zu Wagner gewesen.“ Dieses Zitat zeigt schon die bestimmmenden Konstanten in Thomas Manns Verhältnis zu Richard Wagner. ”Wagner war für Thomas Mann [. . .] ständig präsent“, sowohl im Leben als auch im Werk, aber zugleich war auch wohl kein anderer Künstler für ihn so ambivalent. Ob es also der ”mythische Glanz von Wagners Epen“, die psychologische Ausgestaltung der Figuren oder die rauschhafte Versenkung in der Musik ist – fest steht die Einzigartigkeit Wagners für Thomas Mann: ”Keine andere Künstlergestalt [. . .] erlangte eine derart zentrale Bedeutung.“ Und dass diese zentrale Stellung im Leben des Menschen und Schriftstellers Thomas Mann gerade ein Musiker ist (übrigens der einzige Künstler neben den beiden Philosophen des ”Dreigestirns“ in den "Betrachtungen"), ist kein Zufall, denn ”das leidenschaftliche, unbeirrbare, existentielle 'Interesse' für Musik“ durchzieht Manns gesamtes Leben, mehr noch als das Interesse an der Literatur. In der Beschäftigung mit den großen Vorbildern ”entwerfen die Studien zu
Schopenhauer, Nietzsche und Wagner im Gestus der Kritik bereits eine geistige Identität des Essayisten“.
Genau aus diesem Grund sind auch die Äußerungen zu Wagner, die offen und versteckt die Ähnlichkeiten und Identifikation zeigen, von besonderem Interesse.
In dieser Arbeit soll dem Wagner–Bild Thomas Manns, wie es sich in seinen Essays zeigt, nachgegangen werden. Es geht also nur um einen ”Seitenzweig“ des künstlerischen Werkes, die ”eigentlichen“ Kunstwerke, d.h. die Erzählungen und Romane bleiben dabei außen vor.
Es geht aber auch nicht darum, die Mannschen Analysen musikwissenschaftlich und kulturgeschichtlich zu "überprüfen" und ihm seine Fehler vorzuhalten, sondern in erster Linie darum, die in den Essays sich zeigende enge geistige Verwandtschaft dieser beiden
KÜnstler darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick: Die essayistischen Werke zu Wagner
- Der Künstler Richard Wagner
- Das Gesamtkunstwerk
- Theorie und Praxis
- Epos und Theater
- Dilettantismus
- Dichter oder Musiker
- Psychologie und Mythos
- Wagner als Vorbild
- Technik der Leitmotive
- Leben und Werk als Einheit
- Das Gesamtkunstwerk
- Der Fall Wagner
- Der Künstler als gesellschaftlich-politisches Ereignis
- Wagner und das 19. Jahrhundert
- Kunst und Gesellschaft
- Kunst und Politik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Thomas Manns Auseinandersetzung mit Richard Wagner, die sich in seinen Essays widerspiegelt. Dabei werden seine Gedanken zu Wagners Werk und seiner Bedeutung als Künstler und kulturelle Figur untersucht. Ziel ist es, die enge geistige Verwandtschaft zwischen Mann und Wagner aufzuzeigen, die sich in den Essays widerspiegelt. Die eigentlichen "Kunstwerke" von Thomas Mann, seine Erzählungen und Romane, bleiben dabei außen vor.
- Thomas Manns Verhältnis zu Richard Wagner: Ambivalenz und Faszination
- Die Rolle Nietzsches als Einflussfaktor auf Manns Wagner-Rezeption
- Analyse der "Wagner-Krise" im frühen Schaffen Thomas Manns
- Wagner als Künstler, Gesellschaftliches Phänomen und politisches Ereignis
- Die Kritik an der Bayreuther Wagner-Verherrlichung und ihren Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Thomas Manns komplexes Verhältnis zu Richard Wagner heraus. Sie betont die zentrale Bedeutung Wagners im Leben und Werk des Schriftstellers und führt in die Analyse der Essays ein.
- Überblick: Die essayistischen Werke zu Wagner: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die relevanten Essays Thomas Manns zu Wagner, die in dieser Arbeit untersucht werden. Es zeigt die breite Streuung der Wagner-Thematik im Schaffen Manns und die unterschiedlichen Anlässe für seine Essays.
- Der Künstler Richard Wagner: Dieser Abschnitt analysiert Manns Sicht auf Wagner als Künstler. Es werden Themen wie das Gesamtkunstwerk, die Technik der Leitmotive, Wagners Psychologie und Mythos sowie seine Bedeutung als Vorbild behandelt.
- Der Fall Wagner: Dieser Abschnitt widmet sich der Betrachtung Wagners als gesellschaftlich-politisches Ereignis. Manns Analysen zu Wagners Wirkung im 19. Jahrhundert, zu den Beziehungen zwischen Kunst und Gesellschaft sowie zwischen Kunst und Politik werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit beinhalten: Thomas Mann, Richard Wagner, Essayistik, Gesamtkunstwerk, Leitmotive, Wagner-Kritik, Nietzsche, Kunst und Gesellschaft, Kunst und Politik, Bayreuther Festspiele, "Wagner-Krise", Ambivalenz, Faszination, geistige Verwandtschaft.
- Citation du texte
- Matthias Mader (Auteur), 2002, "Bekenntnisse über Wagner" - Thomas Manns essayistische Beschäftigung mit Richard Wagner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89349