Frauenliteratur! Gibt es die tatsächlich?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

21 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Frauenliteratur
2.1 Der Beginn der Frauenliteratur
2.2 Was bedeutet „Frauenliteratur“
2.3 Die Charakteristiken
2.4 Die Sprache der Frauen

3. Marlene Streeruwitz und Angela Krauss
3.1 Das Leben und die Werke der Autorinnen
3.2. Themen, Formen und Figuren

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Hauptseminars Cultural Studies, werde ich versuchen „die Weibliche Schreibweise“ mittels Untersuchungen als solche zu erkennen und zu beschreiben. Die Frage ob „Frauen anders Schreiben“ drückt die fast schon naive Neugier aus, ob man einem Text gewissermassen ansieht, von wem - Mann oder Frau - er verfasst wurde. Der Begriff „Frauenliteratur“ erfasst die Frage nach spezifisch weiblichen Inhalten, sowie die Frage nach einem spezifisch weiblichen Stil. Der Begriff „Stil“ ist nicht nur als reiner „Schreibstil“ zu verstehen, sondern umfasst auch die thematischen Eigenheiten weiblichen Schreibens. Der Begriff „Frauenliteratur“ löst oft pejorative Konnotation aus, weil damit die „Frauenliteratur“ als eine bestimmte Textgattung gemeint wird, die sich auf vermeintlich weibliche Inhalte konzentriert und im deutschsprachigen Raum vorwiegend als Trivialliteratur bezeichnet wird. Warum es so ist und was unter „Frauenliteratur“ gemeint wird, erkläre ich in den Kapiteln 2.1-2.3 und ergänze es mit Merkmalen, die in der weiblichen Schreibweise vorkommen. Danach konzentriere ich mich auf das Thema Frauensprache.

Hauptteil dieser Arbeit ist die Analyse zweier Texte der bekannten Schriftstellerinnen Marlene Streeruwitz und Angela Krauss. Nachdem ich allgemein ihre Werke und ihre Ansätze über die weibliche Schreibweise erläutere, komme ich zu Einzelheiten zweier Werke: „Ocean Driver“ von Marlene Streeruwitz und „Weggeküsst“ von Angela Krauss. Im Kapitel „Themen, Form und Protagonisten“ vergleiche ich diese zwei Werke und versuche herauszustellen, ob Frauen tatsächlich eine andere Schreibweise haben und genauer, ob dies nur für Frauen zutrifft.

Bei der vorliegenden Arbeit geht es darum, zu erklären, ob es eine weibliche Schreibweise gibt, wenn ja, wodurch ist sie charakterisiert. Vor allem: warum ist die Literatur, die von Frauen geschrieben ist, als leicht erkennbare Literatur oder unter Trivialliteratur einzuordnen. Auch viele andere Aspekte, die von der Analyse der oben genannten Werke entstammen, werde ich in der Zusammenfassung einbringen.

2. Frauenliteratur

2.1 Der Beginn der Frauenliteratur

Im 18. Jahrhundert wurde der Brief als Ausdruck weiblichen Lebens und Erlebens wichtig. Bis dahin galt er als Mittel der Kommunikation und der Selbstdarstellung, des Dialogs mit anderen Menschen und Bild der eigenen Seele. Der alltägliche Brief gab den Frauen die Möglichkeit über die weibliche Lebenssphäre zu schreiben und gab ihr damit Bedeutung. Sie verfassten eigene Gedanken und Gefühle, schrieben über ihre Mentalität, Probleme, ohne an feste Schreibkonventionen gebunden zu sein.[1] „Innerhalb dieser nicht-fiktionalen Grundstruktur gab der Brief der Erfindungsgabe der Schreiberin viel Raum; er ermöglichte mehr oder weniger fiktionale Selbstdarstellung, Selbstreflexion und konnte zur Literarisierung und Ästhetisierung führen“.[2]

Die Frauenbriefe waren zumeist unpolitisch und persönlich, Briefe, in denen der familiäre Bereich und Lebenskreis der Frauen sich gespiegelt hat und zur Sprache gekommen ist. Von Geschäft, Politik oder Gelehrsamkeit waren die Frauen grundsätzlich ausgeschlossen. In ihren Briefen kommen ihre eigene Person und Rolle, ihr häuslicher und familiärer Kreis, ihre Familie und die Gesellschaft, in der sie leben und etwas erleben, hervor. Frauen bringen ihre Lebensumstände in ihre Briefe ein.[3]

„In dem eigenen Ich und der menschlichen, persönlichen Umwelt liegt der eigentliche Ort für die Briefliteratur der Frauen, eben nicht in politischen, philosophischen, gelehrten, religiösen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Fragen, die die Briefwechsel berühmter Männer füllen.“[4]

Mit diesen Texten machten Frauen spätestens seit dem 17. Jahrhundert überall in Europa ihre ersten selbständigen Schreibversuche. Im 18. und 19. Jahrhundert traten sie in den von den männlichen Literaten etablierten und respektierten literarischen Gattungen als Autorinnen von Romanen, Lyrik und zuletzt auch von Dramen hervor.[5]

Schon in den Titeln der Romane im 18. Jahrhundert scheinen sich die Unsicherheiten und Umbrüche in der Rolle der Frauen, ihrem gesellschaftlichen Status und ihrem Charakter abzubilden. So z. B. die „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ von Sophie von La Roche, der erste deutsche Frauenroman, oder „Elisa oder das Weib wie es seyn sollte“ von Karoline Wilhelmine Wobser. Die Frauenromane entdecken ihrerseits die Frau, parallel zu einigen gesellschaftlichen Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Im Zentrum stehen die Rolle des Weiblichen, die Mutterschaft, das Erwerbs- und Familienleben.[6]

2.2 Was bedeutet „Frauenliteratur“

Im Zusammenhang mit der Frage nach weiblichem Schreiben taucht immer wieder der Begriff „Frauenliteratur“ auf. Ist damit eine Literatur von Frauen gemeint, oder handelt es sich um Texte, die die Problematik der Frauen als Hauptthematik in den Mittelpunkt des Textes stellen?

Heute bezeichnet der Begriff „Frauenliteratur“ die von weiblichen Autoren geschriebene Literatur, während er in früheren Jahrzehnten eher Literatur mit hauptsächlich weiblichen Protagonisten benannte. Die Notwendigkeit eines derartigen Begriffes ergibt sich aus der Tatsache, dass "Literatur" ohne Zusatz des Wortes "Frauen" nicht neutral ist, wie er zu sein scheint, sondern von einer Realität ausgeht, in der der Mann und das Männliche die Norm ist, mit dem das Nicht-Männliche, also Weibliche mit meist defizitärem Ergebnis verglichen wird.[7]

Frauenliteratur wendet sich nicht immer oder besonders an Leserinnen. Eine bekannte literatursoziologisch untersuchte Tatsache ist allerdings, dass schöne Literatur ohnehin hauptsächlich von Frauen gelesen wird. Frauenbücher können, aber müssen nicht zwangsläufig feministisch sein. Eine Frau, die bewusst als Frau über sich „selbst“ schreibt schafft Frauenliteratur. Die Frau, die kämpferisch für die Sache der Frau zu wirken hat, leistet beim Schreiben einen Beitrag zur feministischen Literatur. Es gibt Überschneidungen, aber Frauenliteratur ist anders als feministische Literatur.[8]

„Frauenliteratur ist ein Etikett, das sich keine mehr aufkleben lassen will. Es erinnert allzu sehr an die siebziger Jahre, an die schlichte Prosa eines drängenden Anliegens, an Schlachtrufe wie "Schreib das auf, Frau!" und ähnliche Engagiertheiten, die im persönlichen Befinden die Auswirkungen des Politischen dingfest zu machen versuchten. Das Stichwort von damals hieß Innerlichkeit. Und im heutigen Kontext ist das fast gleichbedeutend mit Peinlichkeit.“[9]

Um konkret zu schauen ob unter „Frauenliteratur“ eine Reihe von spezieller Literatur zu verstehen ist, gab ich das Suchwort „Frauenliteratur” beim Buchhandel an. Tatsächlich, als Titel für separate Regale in den Buchhandlungen, ergibt bei amazon.de die Suche 209 Titel. Die fünf ersten Treffer waren: „Windsbräute - Deutsche Lyrikerinnen“ von Armin Strohmeyr, „Girls Night“ von Jessica Adams, „Frauen Literatur Geschichte“ von Hiltrud Gnüg und Renate Möhrmann, „Skandalgeschichten“ von Carola Hilmes Helmer, „Liebe Freundin, Briefe berühmter Frauen“ von Inga Westerteicher. Ausser Armin Strohmeyr sind alle Personen Frauen als Subjekte, wie auch an der Titeln zu sehen sind. Es gilt also, dass unter Frauenliteratur von Autorinnen geschriebene Texte einzuordnen sind.

Gemäss der Suche nach dem Begriff Frauenliteratur ist belletristischer trash, Ratgeber, Geschlechts-Spezifisches, Exotismus und Lyrik zu verbinden.

Christa Wolf, eine Autorin aus der ex-DDR, beantwortete die Frage „Inwieweit gibt es wirklich weibliches Schreiben?“: Insoweit Frauen aus historischen und biologischen Gründen eine andere Wirklichkeit erleben als Männer."[10]

[...]


[1] Vgl. Becker-Cantarino, Barbara: Neue Genres als Medium für weibliches Schreiben (Brief, Reisebericht, Memoiren, Autobiographie). In: Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hrsg. von Hiltrud Gnüg und Renate Möhrman. Stuttgart, 1999. S. 129.

[2] Becker-Cantarino, Barbara. Neue Genres als Medium für weibliches Schreiben. Stuttgart 1999. S.129.

[3] Vgl. Becker-Cantarino, Barbara. Neue Genres als Medium für weibliches Schreiben. Stuttgart 1999. S.133.

[4] Becker-Cantarino, Barbara. Neue Genres als Medium für weibliches Schreiben. Stuttgart 1999. S.133.

[5] Vgl. Becker-Cantarino, Barbara. Neue Genres als Medium für weibliches Schreiben. Stuttgart 1999. S.130.

[6] Meise, Helga: „Papierne“ Mädchen. Ansichten von der Unschuld im Frauenroman des 18. Jahrhunderts. In: Frauensprache- Frauenliteratur? Für und Wider einer Psychoanalyse literarischer Werke. Hrsg. von Inge Stephan und Carl Pietzcker. Tübingen, 1986. S. 20.

[7] Vgl. Wikipedia der freien Enzyklopädie. de.wikipedia.org/wiki/Frauenliteratur. 22.5.2005.

[8] Vgl. Frauenliteratur: Autorinnen, Perspektive, Konzepte. Hrsg. Von Manfred Jurgensen. Bern, 1983. S. 19.

[9] Döbler, Katharina: Beschreiblich weiblich. Sie schreiben doch! Frauenliteratur! Neue Ehre für ein verfemtes Genre. http://www.zeit.de/archiv/2000/34/200034_l-frauen.xml. 22.5.2005.

[10] Wolf, Christa: Vier Vorlesungen. Eine Erzählung. Berlin. 1983. S. 146.

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Details

Titel
Frauenliteratur! Gibt es die tatsächlich?
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)  (Universität Freiburg (Schweiz))
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V89410
ISBN (eBook)
9783638028851
ISBN (Buch)
9783638928809
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauenliteratur, Gibt
Arbeit zitieren
Ermira Islami (Autor:in), 2005, Frauenliteratur! Gibt es die tatsächlich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89410

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