Die Entscheidung für eine Migration kann sehr unterschiedliche Gründe haben. I.d.R. handelt es sich um eine durch äußere Umstände erzwungene oder notwendige statt einer durchweg freiwilligen Entscheidung. Durch die Migration werden Menschen einer Vielzahl an Stressoren ausgesetzt: bedrohliche Lebensumstände, fragliche Zukunftsorientierung, Identitätskrisen, Entwurzelung, Trennungen etc.
Das Potential eines Traumas ist unter diesen Umständen groß, wenn solche Erlebnisse nicht verarbeitet werden und selbst wenn man vermeintlich gut darauf vorbereitet ist, kann man sich den schleichend einsetzenden Prozessen zur Neujustierung des Selbst kaum entziehen. Wer bin ich in meiner alten Heimat, wer will ich in meiner neuen Heimstätte sein, wer werde ich sein? Diese Fragen umreißen nur grob, welche Art von Identitätsumbrüchen unweigerlich stattfinden muss.
Nach dem Stress-Modell der Migration von Slutzki kommt es bei Migranten nicht unmittelbar während oder nach der Migration zu Belastungserscheinungen. Oft entwickeln Migranten erst nach einer Phase der Euphorie - Slutzki spricht in diesem Fall von Überkompensation - psychische und körperliche Krankheitssymptome.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung in die Thematik und Herangehensweise
- II. Der Begriff der ENTFREMDUNG
- a) Entfremdung bei Georg Friedrich Wilhelm Hegel
- b) Entfremdung bei Karl Marx
- c) Entfremdung bei Sigmund Freud
- d) Der Zionismus
- e) Migration
- III. Das Entfremdungsphänomen im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin
- 1. politische und gesellschaftliche Entfremdung
- 2. Entfremdung im Glaube/ zu Gott
- a) Hinwendung zu Gott
- b) Abwendung von Gott
- 3. sprachliche Entfremdung
- 4. geographische Entfremdung
- IV. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Entfremdung im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin, wobei sie sich speziell auf seine Gedichtsammlungen „Das Mal der Sendung“ und „In dieser Zeit“ konzentriert. Die Analyse fokussiert auf die vielfältigen Facetten des Entfremdungsbegriffs und dessen Manifestation in Ben-Chorins Werk, wobei sie die Einwirkungen von politischer, gesellschaftlicher, religiöser und geographischer Entfremdung beleuchtet.
- Entfremdung als zentrales Thema im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin
- Analyse der verschiedenen Formen der Entfremdung, die in den Gedichten Ben-Chorins auftreten
- Verbindung des Entfremdungsbegriffs zu den Erfahrungen des Autors als jüdischer Migrant
- Die Rolle des Glaubens, der Heimat und des Nationalsozialismus in Ben-Chorins Gedichten
- Rekonstruktion des Migrations-Traumas und dessen Auswirkungen auf die poetische Sprache Ben-Chorins
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Entfremdung im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin ein und beleuchtet den Einfluss des Migrations-Traumas auf die poetische Sprache des Autors. Das zweite Kapitel untersucht den Begriff der Entfremdung aus verschiedenen philosophischen und soziologischen Perspektiven, wobei es auf Hegel, Marx und Freud eingeht. Das dritte Kapitel analysiert das Entfremdungsphänomen im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin anhand seiner Gedichtsammlungen „Das Mal der Sendung“ und „In dieser Zeit“, wobei es sich auf politische und gesellschaftliche Entfremdung, Entfremdung im Glauben, sprachliche Entfremdung und geographische Entfremdung konzentriert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Entfremdung, Migration, Trauma, Glaube, Heimat, Nationalsozialismus, jüdische Identität, lyrische Sprache, Gedichtanalyse und Schalom Ben-Chorin. Diese Begriffe werden in einem interdisziplinären Kontext betrachtet, der philosophische, soziologische und literarische Perspektiven vereint. Die Arbeit beleuchtet die Verbindung zwischen den Erfahrungen der Entfremdung und der poetischen Sprache Ben-Chorins und trägt zur Analyse der literarischen Verarbeitung von Migrations-Traumen bei.
- Arbeit zitieren
- Sofia Doßmann (Autor:in), 2007, Entfremdung im lyrischen Werk von Schalom Ben-Chorin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89816