Kartontheater im Religionsunterricht

Kreative Zugänge zu biblischen Texten: Der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37)


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Haupteil
2.1 „Kartontheater“ als eine Form von szenischem Spiel
2.2 Aspekte des Spiels
2.3 Kartontheater im Religionsunterricht – ein Beispiel: Der Barmherzige Samariter (Lukas 10,25-37)
2.3.2 Ziele des Kartontheaters
2.3.3 Vorüberlegungen und zu treffende Vorkehrungen

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

5. Anhang
5.1 Biblische Geschichte: Der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37)
5.2 Dokumentation des im Seminar entstandenen Kartontheaters in Bildern

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit der Methodik und Einsetzungsmöglichkeit des Kartontheaters im Religionsunterricht. Mein Interesse an dieser Thematik entstand im Seminar „Kreative Zugänge zu biblischen Texten“, dass ich im Wintersemester 2005/06 besuchte. Angeregt durch die eigenständige Umsetzung in Form einer thematischen Erarbeitung und Herstellung eines Kartontheaters im Seminar, erforschte ich diese Methodik intensiver. Jedoch musste ich bei der Suche nach Material zu diesem Thema sehr bald feststellen, dass die kreative Umsetzung von Inhalten mit Hilfe eines Kartontheaters allgemein nicht sehr bekannt scheint und somit im Grundschulunterricht nicht häufig eingesetzt wird. Diese Beobachtung ließ mich aufmerken, so dass ich entschied im ersten Teil der Arbeit eine Definition dieser Arbeitsform in ihrem Kontext (unter 2.1 und 2.2) zu geben und ihre Einsatzmöglichkeiten im Unterricht (unter 2.3) aufzuzeigen. An einem konkreten Beispiel werde ich den Prozess von der Themenfindung über die Herstellung bis hin zur Vorführung einer biblischen Geschichte mit Einsatz des Kartontheaters darstellen. Es handelt sich dabei um die im Seminar in Gruppenarbeit entstandene Umsetzung des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter. An dieser Stelle weise ich auf die im Anhang zu findenden Materialien hin (unter 5.1 und 5.2), die zur Dokumentation und Veranschaulichung des Beispieles beitragen sollen.

2. Haupteil

2.1 „Kartontheater“ als eine Form von szenischem Spiel

Der Begriff „Szenisches Spiel“ steht als Oberbegriff für das breite Spektrum von szenischen Spielformen mit Darstellungscharakter in Abgrenzung zu anderen Spielformen und zum professionellen Theater.[1] Szenisches Spiel wird eingesetzt in Kinder- und Jugendarbeit, in Seminararbeit, in Fortbildungen sowie auch in Schule. Die bekannteste und am häufigsten eingesetzte Variante ist das Rollenspiel, oder auch Kurztheater genannt. In diesem Zusammenhang steht der Begriff „Theaterspielen“. Dieser Begriff beinhaltet das Wort „Spielen“, was ein Hinweis darauf ist, dass Theater mit Kindern und Jugendlichen sehr viel mit Spielen und dem natürlichen Spieltrieb von Kindern zu tun hat. Demnach ist Theater mit Kindern kein leistungsorientiertes Fachgebiet, sondern ein handlungsorientiertes, bei dem die SchülerInnen für sich selbst, für ihre Lebensgestaltung lernen und im kooperativen Arbeiten mit ihren Mitschülern eine wesentliche Bereicherung ihres Alltags erleben. Das Spiel ist eine Sprache der Kinder. Wenn Kinder spielen, dann sind sie sich der Tatsache des Spielens gar nicht bewusst. Der Vorteil dieser Methoden ist, dass Schlüsselqualifikationen und inhaltliche Vertiefungen im Unterricht nicht nur einfach gelehrt werden, sondern unter dem Einsatz von szenischem Spiel erfahrbar, erlebbar und anwendbar gemacht werden. Man spricht dann auch von szenisch-kreativem Handeln. Der von F. Strasser erwähnte Ingo Scheller, der in den 70er Jahren die Unterrichtskonzeption des erfahrunsbezogenen Unterrichts entwickelte, in dem das szenische Spiel eine große Rolle spielt, beschreibt den Vorteil wie folgt: „Lernprozesse, finden in Szenen statt, in welchen Lernende und Lehrende mit all ihren Sinnen eingebunden sind. In solchen Szenen werden nicht nur Lerninhalte vermittelt, sondern beschäftigen zugleich der Raum, die Zeit, die Gegenstände, das Auftreten, […]. Diese Wahrnehmungen unterstützen die Erinnerungen, rufen Gefühle, Fantasien, Gedanken und Übertragungen (Projektionen auf die eigene Situation) hervor.“[2]

Das szenische Spiel vermag einen ganzheitlichen Lernprozess zu initiieren und zwar nicht an den Vorstellungen und Wahrnehmungen der Kinder vorbei, sondern gerade mit Hilfe dieser. Die körperlichen, sinnlichen, kognitiven und sozialen Erfahrungen der SchülerInnen, ihre Gefühle, Fantasien und Haltungen gegenüber Unterrichtsthemen werden so zum Ausgangs- und Zielpunkt von Unterricht und können für die Identitätsbildung der SchülerInnen genutzt werden. Gerade in der Grundschule muss der soziale und der emotionale Bereich der Kinder berücksichtigt und sollte als Zugangsmöglichkeit genutzt werden. Im Spiel werden Bereiche geschaffen, in denen Kreativität, Freude, seelische Ausgeglichenheit, Selbstempfindung und -erfahrung möglich ist.

Das Kartontheater ist eine spezielle Form des „Figurentheaters“. Zum Figurentheater zählen aber auch das Puppenspiel oder das Schattenspiel. Man unterscheidet fünf Formen des Figurentheaters: geschlossene, offene oder halboffene, übergreifende oder dialogische Form. In der Regel ist das Kartontheater der geschlossenen Form des Figurentheaters zuzuordnen. Bei dieser Form führen die Puppenspieler den Zuschauern eine Handlung vor, welche fest von einem Drehbuch (oder einem Bibeltext) geformt und nach dem Willen der Spieler abläuft. Ein Eingreifen des Zuschauers in den Verlauf des Stücks ist nicht möglich. Die Aktivitäten des Publikums beschränken sich auf Beifall bzw. Applaus oder durch eventuelle kritische Äußerungen. Die Atmosphäre eines solchen Theaters entspricht der des klassischen Theaters, da der Zuschauer auf das geistige Mitvollziehen des Geschehens beschränkt ist. Wie im klassischen Theater, besteht auch im schulischen Theater die Möglichkeit Werte zu vermitteln. Diese Form des Theaters benötigt jedoch eine Nachbesprechung mit den Kindern. Sie müssen Gelegenheit bekommen, Unverstandenes zu erfragen und Inhalte zu hinterfragen, etc.

I. Scheller prägte zusätzlich den Begriff „mediales Spiel“, d.h. szenisches Spiel mit mechanischen oder opto-akustischen Geräten[3]. Auch unter dem Begriff mediales Spiel lässt sich das Kartontheater mit seiner „mechanischen“ Kulisse (Hintergrundwechsel, Beleuchtung) einordnen. Mediales Spiel fördert interdisziplinäres Lernen, da das Medium (also hier der Karton) hergestellt und anschließend mit ihm gespielt wird. Das mediale Spiel macht den Kindern Spaß, es lockert den Unterricht auf, fördert die Klassengemeinschaft und kann bei Aufführungen auf Schulfesten usw. einen Eindruck des Unterrichtsgeschehens vermitteln. Zudem kann der Einsatz von Medien auch in regelmäßigen Abständen wiederkehrende und somit oft alltäglich gewordene Stücke (hier: bekannte Bibeltexte) beleben. Dadurch kann eine Modifizierung des Gewohnten erreicht und somit erneut Interesse geweckt werden.

Der Drang nach einem professionellen, vorzeigbaren Produkt steht im Hintergrund. Im Vordergrund steht beim Gestalten und Vorführen, dass die Kinder ästhetische Erfahrungen gewinnen, ihre Kenntnisse über die Gebrauchsfunktion verschiedenster Gegenstände erweitern und grundlegende Arbeitstechniken (Umgang mit Werkzeug, Schere, Kleber,…) erwerben. Die Kinder haben in diesem Unterrichtsgeschehen greifbare Erfolgserlebnisse, weil sie mit eingebunden werden. Das Figurentheater bringt den SchülerInnen Inhalte biblischer Geschichten näher als ein Unterrichtsgespräch oder eine reine Erzählung. Figurentheater in der Grundschule bedeutet immer projektorientiertes und ganzheitliches Lernen und braucht Zeit.

2.2 Aspekte des Spiels

[...]


[1] Vgl. Schaub, H./ Zenke. K. G. (1995): Wörterbuch zur Pädagogik, Deutscher Taschenbuchverlag, München. In: Strasser, Felix (2002): Figurentheater in der Grundschule. Handbuch für Theorie und Praxis, Schneider Verlag Hohengehren, S. 8.

[2] Vgl. Scheller. I.: Szenisches Spiel. In: Ott., T./Scheller, I./Scherler, K./Selle, G.: Stichwort Lernbereich Ästhetik. In: Haller, H.-D./Meyer, H. (Hrsg.): Ziele und Inhalte der Erziehung und des Unterrichts (EnzyklopädieErziehungswissenschaft,. Lenzen, D.,Hrsg., Bd.3) Klett-Cotta, Stuttgart, 1986. In: Strasser, Felix (2002): Figurentheater in der Grundschule. Handbuch für Theorie und Praxis, Schneider Verlag Hohengehren, S.8 ff.

[3] Vgl. Strasser, Felix (2002): Figurentheater in der Grundschule. Handbuch für Theorie und Praxis, Schneider Verlag Hohengehren, S.9.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kartontheater im Religionsunterricht
Untertitel
Kreative Zugänge zu biblischen Texten: Der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37)
Hochschule
Universität Siegen  (Evangelische Theologie)
Veranstaltung
Kreative Zugänge zu biblischen Texten
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V89819
ISBN (eBook)
9783638040631
Dateigröße
1223 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kartontheater, Religionsunterricht, Grundschule, Barmherziger Samariter, Methode, Theater, Figuren, Puppentheater, Figurentheater, kreative Zugänge, biblische Geschichte, biblische Texte
Arbeit zitieren
Corinna Neeb (Autor:in), 2006, Kartontheater im Religionsunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89819

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