Wahrnehmung von Studienkrediten


Diplomarbeit, 2007

77 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

1.1 Einführung
1.2 Das Ziel der Arbeit
1.3 Der Gang der Arbeit

2 Studienkredite
2.1 Unterscheidung grundsätzlicher Konzepte
2.1.1 Der db StudentenKredit der Deutschen Bank
2.1.2 Der Bildungsfonds von Career Concept
2.2 CHE-Studienkredit-Test Mai 2006
2.2.1 Die Methodik
2.2.2 Die Ergebnisse

3 Die Psychologie der Persönlichen Konstrukte
3.1 Philosophische Grundlagen
3.2 Die Theorie der Persönlichen Konstrukte
3.2.1 Konstrukte und Elemente
3.2.2 Grundpostulat und 11 Hilfssätze
3.3 Die Repertory Grid-Technik
3.3.1 Darstellung des Standardverfahrens
3.3.2 Modifikationsmöglichkeiten
3.3.3 Eine Anwendung des Verfahrens in der Marktforschung
3.3.4 Auswertungsmethoden
3.4 Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen

4 Eine empirische Studie zur Wahrnehmung von Studienkrediten
4.1 Vorüberlegungen
4.2 Die befragten Personen
4.3 Das Untersuchungsdesign
4.3.1 Vorbereitung der Interviews
4.3.2 Durchführung der Interviews

5 Analyse und Interpretation der Ergebnisse
5.1 Deskriptive Analysen
5.2 Analyse von Kernkriterien
5.2.1 Kernkriterien für beide Gruppen
5.2.2 Gruppenspezifische Kernkriterien
5.2.3 Interessante Ideen
5.3 Formal-statistische Auswertungen
5.3.1 Bestimmung der Ähnlichkeiten zwischen den Elementen
5.3.2 Differenziertheit von Konstrukten
5.4 Stärken-Schwächen-Analyse des db StudentenKredit

6 Schlussbemerkung und Ausblick

Anhang

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Rechenbeispiel für den db StudentenKredit

Abbildung 2 Elemente als Spaltenüberschriften in einem Protokollblatt

Abbildung 3 Konstrukte als Zeilenbezeichnungen in einem Protokollblatt

Abbildung 4 vollständiges Protokoll eines Grid-Tests mit einer

fünfstufigen Skala

Abbildung 5 Anwendung der Repertory Grid-Technik für eine Imageanalyse

Abbildung 6 Beispiel für ein Protokollblatt mit erhobenen Konstrukten

Abbildung 7 Vollständig ausgefülltes Protokollblatt

Abbildung 8 Konstruktpaare mit überdurchschnittlich häufiger

Nennung in der Gruppe der Nicht-Kreditnutzer

Abbildung 9 Konstruktpaare mit überdurchschnittlicher Nennung in der Gruppe der Kreditnutzer

Abbildung 10 Euklidische Distanzen der Elemente über

beide Gruppen

Abbildung 11 Mittelwerte der Elemente über

beide Gruppen

Abbildung 12 Euklidische Distanzen der Elemente in der Gruppe

der Nicht-Kreditnutzer

Abbildung 13 Mittelwerte der Elemente in der Gruppe der

Nicht-Kreditnutzer

Abbildung 14 Euklidische Distanzen der Elemente in der Gruppe

der Kreditnutzer

Abbildung 15: Mittelwerte der Elemente in der Gruppe der Kreditnutzer

Abbildung 16: Ordination nach Landfield für die Gruppe

der Nicht-Kreditnutzer

Abbildung 17: Ordination nach Landfield für die Gruppe

der Kreditnutzer

Einleitung

1.1 Einführung

Am 1. Oktober 2005 startete die Deutsche Bank mit dem db StudentenKredit das erste bundesweite Angebot zur Studienfinanzierung. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von deutschen Kreditinstituten kaum spezielle Produkte für Studierende angeboten, auch spezifische Kundengewinnungs- bzw. Kundenbindungsmaßnahmen fehlten. Studierende wurden von den etablierten Banken eher vernachlässigt. Die Zielgruppe galt als unrentabel, da mit den Studenten während ihrer Ausbildung kaum Erträge zu generieren waren. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium jedoch, werden die Ärzte, Ingenieure, Architekten, Lehrer, Betriebswirte, Juristen etc. mit ihren überdurchschnittlichen Einkommen und ihrem Bedarf nach lukrativen Beratungs- und Finanzdienstleistungen zur gefragten Zielgruppe. Interessieren sich die Banken erst in diesem Lebensabschnitt für die Akademiker als Kunden, so zeigt dies die Kurzsichtigkeit dieser Geschäftspolitik.[1] Andere Finanzdienstleister (z.B. MLP) sprechen die Zielgruppe schon während des Studiums an und binden die Studenten durch spezielle Produkte sowie Bewerbertrainings und ähnliche Seminare. Etablierten Banken ging damit in der Vergangenheit ein attraktives Kundenpotential verloren.

In den letzten Monaten ist eine verstärkte Fokussierung von Banken auf die studentische Zielgruppe zu beobachten. Dies hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen haben das erhöhte Wohlstandniveau und das Heranwachsen der Erbengeneration zu einer außerordentlichen Vermögensbildung in der Privatkundschaft geführt,[2] von dem auch die heutige Generation der Studierenden profitiert. Die Zielgruppe wird damit schon während ihres Studiums für die Kreditinstitute interessanter. Zum anderen führte die Aufhebung des Verbotes allgemeiner Studiengebühren und die Einführung derselben in einigen Bundesländer ab dem Wintersemester 2006/07, zu einer erhöhten Nachfrage nach Ausbildungsfinanzierung und ließ ein neues Geschäftsfeld entstehen. Diese so genannten Studienkredite sind ausschließlich für Studierende verfügbare Darlehen mit speziellen Konditionen die den Finanzbedarf während der Ausbildung abdecken sollen.

Das Angebot an Studienkrediten ist in den letzten beiden Jahren stark gewachsen und so sind neben der KfW und der Deutschen Bank auch andere Großbanken in den Markt eingetreten. Die sich entwickelnde Angebotsvielfalt zur Refinanzierung von Studienkosten ist für den einzelnen Studenten eine sehr positive Entwicklung.

Mit den neuen privatwirtschaftlichen und staatlichen Angeboten existiert eine Marktsituation in der der Student zwischen verschiedenen Studienfinanzierungs-optionen frei wählen kann.[3] Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Konzepte der verschiedenen Anbieter sehr unterschiedlich und damit schwer vergleichbar sind. Der Anreiz für Banken sich erfolgreich im Markt für Studienkredite zu etablieren ist stark. Zum einen können sie ein Produkt verkaufen mit dem sich Erträge durch Zinseinnahmen generieren lassen und haben darüber hinaus zahlreiche Cross-Selling-Ansätze. Zum anderen bietet ein langfristiges und beratungsintensives Produkt wie ein Studienkredit, die Möglichkeit den Kunden während seines Einstiegs in das Berufsleben zu begleiten und langfristig an das Kreditinstitut zu binden.[4]

1.2 Das Ziel der Arbeit

Erfolgreich im Markt für Ausbildungsfinanzierung werden jene Anbieter sein, denen es gelingt, eine Studienfinanzierung anzubieten die den Ansprüchen, Wünschen und Bedürfnissen der Studierenden gerecht wird. Die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG hat mit dem db StudentenKredit als erstes privates Kreditinstitut in Deutschland, im Oktober 2005, einen Studienkredit angeboten. Doch wie wird dieses Angebot von der Zielgruppe wahrgenommen?

Um diese Frage zu beantworten, wird der Verfasser einen Überblick über bestehende Angebote an Studienkrediten geben und aktuelle Vergleichstests analysieren. Dabei stehen die Finanzierungskonzepte der Deutschen Bank und des Bildungsfonds von Career Concept im Fokus. Diese beiden Finanzierungskonzepte wurden ausgewählt, da sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen und damit die große Bandbreite der verschiedenen Konzepte dokumentieren. In Interviews mit Studenten soll festgestellt werden, wie der db StudentenKredit im Vergleich zum Bildungsfonds von Career Concept und einem von den Probanden selbst entwickelten Idealkredit individuell wahrgenommen wird. Bei der Befragung wird die Repertory Grid-Technik angewandt, eine qualitative Befragungsmethode zur subjektiven Wahrnehmung von Produkten aus der Sicht der Zielgruppe.[5]

Ziel dieser Arbeit ist es, zu erörtern wie Studienkredite durch die relevante Zielgruppe wahrgenommen werden. Dazu werden aus den Interviews die Kriterien analysiert, welche für die Bewertung und Selektion von Studienkrediten aus der Sicht der Zielgruppe relevant sind. Aufbauend auf die Erkenntnisse aus den Befragungen wird eine Stärken-Schwächen-Analyse des db StudentenKredits der Deutschen Bank durchgeführt. Dabei werden die spezifischen Produktmerkmale aufzeigt die ihn von den Wettbewerbern unterscheiden.

1.3 Der Gang der Arbeit

Nachdem die Problemstellung und das Ziel der Arbeit im ersten Kapitel vorangestellt wurden, widmet sich der zweite Abschnitt der Produktbeschreibung und der objektiven Bewertung der aktuell angebotenen Studienkredite.

Begonnen wird dieses Kapitel mit einer Beschreibung der unterschiedlichen Typen von Studienfinanzierungen. Anschließend werden der db StudentenKredit und der Bildungsfonds von Career Concept anhand ihrer Produkteigenschaften vorgestellt. Abgeschlossen wird dieses Kapitel durch eine Auswertung des aktuellen Studienkredittests des Centrums für Hochschulentwicklung.

Eine ausführliche theoretische Erläuterung der Repertory Grid-Technik findet sich im dritten Kapitel. Hierbei wird auf die Befragungstechnik, die verschiedenen Schritte der Erhebung und auf die Vorteile dieser Befragung eingegangen.

Die Anwendung der Methode auf das Produkt Studienkredite im Abschnitt vier und die anschließende Auswertung und Interpretation der Ergebnisse im Kapitel fünf bilden den Hauptteil dieser Arbeit. In der Befragung werden zwei Gruppen untersucht. Der ersten Gruppe werden Studenten zugeordnet, welche den db StudentenKredit schon nutzen. Der zweiten Gruppe sind Studenten zugehörig, welche keine Kunden der Deutschen Bank und keine Kreditnutzer sind. Abgeschlossen wird diese Arbeit durch eine Schlussbemerkung in der die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst werden.

2 Studienkredite

Unter dem Begriff Studienkredit werden viele verschiedene Finanzierungsmodelle vereint. Das kleine Banklexikon umschreibt sie als ein mit der Einführung von Studiengebühren zusammenhängendes Kreditangebot, mit relativ günstigen Konditionen für Studenten zur Finanzierung von Studium und Lebensunterhalt. Dabei wird der Kredit unabhängig von Studienfach und Elterneinkommen gewährt.[6]

Um diese Definition etwas zu präzisieren werden durch den Verfasser nachfolgend gemeinsame Produkteigenschaften aller derzeit am Markt existierenden bundesweiten Angebote aufgezeigt. Die erste und entscheidende Gemeinsamkeit besteht darin, dass diese Darlehen ausschließlich Studierenden, die an deutschen Hochschulen eingeschriebenen sind, zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus wird eine feste oder variable monatliche Auszahlung während der Studiendauer garantiert. Allen Konzepten gemeinsam ist, dass nach dem Studium eine tilgungsfreie Phase zur Berufsfindung ermöglicht wird. Die Zugangsbarrieren für deutsche Studierende liegen bei allen Anbietern sehr niedrig. So ist der Abschluss von Studienkrediten elternunabhängig und ohne Hinterlegung von Sicherheiten möglich.[7]

2.1 Unterscheidung grundsätzlicher Konzepte

Unter dem Begriff Studienkredit werden von Banken, Sparkassen und Finanzdienstleistern sehr unterschiedliche Konzepte subsumiert. Um einen Überblick über diesen heterogenen Markt zu erhalten, ist es hilfreich die unterschiedlichen Modelle in verschiedene Kategorien zu unterscheiden. Das Centrum für Hochschulforschung unterscheidet sechs Typen:[8]

1.) Studienbeitragsdarlehen ausgegeben von den Förderbanken der Länder zur Refinanzierung der Studiengebühren. Die ausgegebenen Mittel sind an eine Mittelverwendung (Zahlung der Studiengebühren) gekoppelt. Diese Form von Darlehen findet sich in den Bundesländer die aktuell schon Studiengebühren eingeführt haben.
2.) Das Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau, welches bundesweit über Sparkassen und ausgewählte Banken vermittelt wird. Dieses Darlehen soll zur Finanzierung des Lebensunterhalts während des Studiums dienen und ist somit nicht an einen bestimmten Zweck gebunden.
3.) Studienkredite der ersten Generation, die es schon eine längere Zeit auf dem Markt gibt und die jetzt den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.
4.) Angebote von Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern oder der Sparkassen-Bildungskredit der zwar deutschlandweit angeboten wird, bei dem die Konditionen aber durch die jeweiligen Dachorganisationen festgelegt werden.
5.) Kreditmodelle von privaten Großbanken. Dazu zählen aktuell die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Deutsche Kreditbank.
6.) Das Bildungsfondsmodell von Career Concept. Bei diesem Modell wird Geld von Investoren in einen Fonds eingezahlt und anschließend an leistungsstarke Studenten ausgegeben. Career Concept versteht sich dabei als Vermittler zwischen Investoren und Studenten. Die bisherigen Bildungsfonds wurden von der Sparkasse aufgelegt und verwaltet.

Neben bundesweiten Anbietern gibt es eine Vielzahl von regional- oder landesweit verfügbaren Angeboten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im Folgenden nur auf die Finanzierungen der bundesweiten Anbieter eingegangen. Neben den unterschiedlichen Effektivverzinsungen unterscheiden sich die Konzepte in den Dimensionen Laufzeit, Zugang sowie Auszahlungs- und Rückzahlungsmodalitäten die im Folgenden kurz erläutert werden. Die folgenden Daten sind einem aktuellem Vergleich der Zeitschrift Finanztest vom Oktober 2006 entnommen.

Mit Career Concept, der Deutschen Bank, der Deutschen Kreditbank, der Dresdner Bank, der KfW-Förderbank und der Sparkasse bieten derzeit sechs Finanzdienstleister bundesweit Studienkredite an. Ein wesentliches Unter-scheidungsmerkmal ist die maximale Höhe der monatlichen Auszahlung. Bei den bundesweiten Anbietern schwankt diese zwischen 500 und 1.500 Euro.

Neben der monatlichen Auszahlungshöhe unterscheiden sich die Finanzierungen auch durch die Höhe der maximalen Gesamtauszahlung. Diese Summe entspricht dem maximal möglichen Kreditbetrag inklusive der aufgelaufenen Zinsen und variiert je nach Anbieter zwischen 30.000 und 54.600 Euro.

Doch nicht nur bei der Auszahlungshöhe, auch bei der Dauer der Kreditgewährung gibt es starke Differenzen zwischen den Produkten. Während der Bildungsfonds von Career Concept maximal für die Regelstudienzeit plus ein Semester gewährt wird, beträgt die Auszahlungsdauer bei der Dresdner Bank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau bis zu sieben Jahre.

Die Konzepte unterscheiden sich auch während der Rückzahlung stark voneinander. Bei allen Anbietern gibt es tilgungsfreie Phasen zwischen Studienende und Berufsstart, diese unterscheiden sich aber nach Ausgestaltung und Dauer. Beim Bildungsfonds von Career Concept beginnt die Tilgung mit dem ersten Einkommen unabhängig davon wie lange das Studienende zurückliegt. Die Deutsche Bank gewährt den Studenten nach Berufsbeginn eine tilgungsfreie Zeit von drei Monaten, allerdings ist die Karenzzeit auf insgesamt zwölf Monate begrenzt. Bei den anderen Anbietern beginnt die Tilgung nach zwölf Monaten (Dresdner Bank, Deutsche Kreditbank) bzw. 24 Monaten (KfW, Sparkasse).

Die maximale Rückzahlungsdauer, d.h. die Zeit in der der Kredit zurückgezahlt werden muss, variiert zwischen acht Jahren (Career Concept) und 25 Jahren (KfW) bzw. kann individuell festgelegt werden (Deutsche Kreditbank). Das Darlehen wird bei fast allen Anbietern mit einer fixen monatlichen Rate zurückgezahlt, die sich aus dem Kreditbetrag und der Rückzahlungsdauer ergibt. Eine Ausnahme bildet hier der Bildungsfonds von Career Concept, bei dem zeitlich befristet ein bestimmter Prozentsatz des Einkommens zurückgezahlt wird. Das bedeutet, dass die monatliche Rate je nach Höhe des Einkommens variiert und auch der Rückzahlungsbetrag und damit auch die effektive Verzinsung von der Höhe des späteren Einkommens abhängen.

Die Konzepte unterscheiden sich auch hinsichtlich der Zugänglichkeit für die Studierenden. Nicht jedes Angebot ist für alle Studenten zugänglich. Der Bildungsfonds von Career Concept zielt auf High Potentials in gefragten Studiengängen mit überdurchschnittlichen Studienleistungen und schließt Studierende bestimmter Studienfächer aus.

Das Angebot der Deutschen Kreditbank ist nur für Studenten im Hauptstudium zugänglich, während die KfW nur Studierende im Erststudium fördert.[9]

Die vorangegangene kurze Übersicht über den Markt von Studienkrediten hat gezeigt, dass die Produkte der Anbieter sehr unterschiedlich sind. In Bezug auf den db StudentenKredit ist das Produktmanagement der Deutschen Bank mit der aktuellen Entwicklung zufrieden und konnte schon eine große Anzahl neuer Kunden gewinnen.[10] Auch die KfW ist mit ihrem Produkt erfolgreich, denn 6.000 Studenten nutzten das Angebot in den ersten drei Monaten nach Angebotsbeginn (Mai, Juni, Juli 2005).[11]

Nach dieser kompakten Übersicht über den Markt von Studienkrediten wird im folgenden Abschnitt auf die Angebote der Deutschen Bank und den von Career Concept näher eingegangen. Diese beiden Konzepte eignen sich besonders gut um die Bandbreite der in Deutschland angebotenen Studienkredite darzustellen. Beide Anbieter sprechen die gleiche Zielgruppe an, haben aber eine sehr unterschiedliche Herangehensweise bei der Produktgestaltung und Zielsetzung. Im Folgenden werden die Finanzierungen in ihrer Ausgestaltung detailliert und objektiv dargestellt, bevor im weiteren Verlauf der Arbeit beide Konzepte durch die Studierenden subjektiv bewertet werden.

2.1.1 Der db StudentenKredit der Deutschen Bank

Am 1. September 2005 startete die Deutsche Bank PGK AG die Initiative „Studenten-Banking“. Mit dieser Kampagne soll die hochattraktive Zielgruppe der Studierenden in den Fokus gerückt werden. Ziel ist es, potenzialstarke Jungakademiker frühzeitig zu akquirieren und über den Berufseinstieg hinaus durch ein maßgeschneidertes Beratungs- und Angebotskonzept an die Bank zu binden. Darüber hinaus soll der Geschäftsbereich Privatkunden der Deutschen Bank AG verstärkt bei jungen Kunden positioniert werden. Um diese Ziele umzusetzen wurden in 68 hochschulnahen Filialen spezielle Berater für Jungakademiker eingesetzt. Diese Studenten-Berater betreuen ausschließlich Studierende und begleiten sie durch alle Studienphasen.[12]

Kernprodukt der Initiative „Studenten-Banking“ ist der im Oktober 2005 eingeführte db StudentenKredit – das Angebot zur Studienfinanzierung der Deutschen Bank.

Die Zielgruppe des Produkts sind Studenten mit ordentlichem Studienfortschritt an staatlich anerkannten deutschen Hochschulen, Fachhochschulen und Berufsakademien die nicht älter als 30 Jahre sind.[13] Der Kredit gliedert sich in drei Phasen:

- Die Auszahlungsphase von bis zu 60 Monaten
- Die rückzahlungsfreie Zeit bis zu 12 Monaten
- Die Rückzahlungsphase mit bis zu 144 Monaten Laufzeit

In der Auszahlungsphase handelt es sich um ein variabel verzinstes endfälliges Darlehen zum Zweck der Finanzierung von Lebensunterhalt und Studiengebühren während des Studiums, welches in monatlichen Raten ausgezahlt wird. Diese Raten können nur auf ein bei der Deutschen Bank geführtes Konto gezahlt werden. Die Verzinsung ist an den Zinssatz der Europäischen Zentralbank gekoppelt. Derzeit beträgt der effektive Jahreszins 5,9%. Die Darlehenshöhe ist auf 30.000 Euro begrenzt und als monatliche Auszahlung können Raten zwischen 200 und 800 Euro vereinbart werden. Studenten in den ersten beiden Fachsemestern erhalten maximal 200 Euro.[14]

Auf die Auszahlungsphase folgt eine rückzahlungsfreie Zeit von bis zu 12 Monaten. Sondertilgungen sind in diesen Phasen jederzeit und in jeder gewünschten Höhe möglich.

Die Rückzahlungsphase besteht aus der Tilgung des endfälligen Gesamt-darlehensbetrages aus dem db StudentenKredit. Dieser Kredit zur Schuldentilgung kann von Jungakademikern bei jeder Bank aufgenommen werden, jedoch ist die Deutsche Bank bestrebt die Kunden auch nach dem Studienende an das Institut zu binden und bietet daher für diese Phase den db PrivatKredit für Hochschulabsolventen an. Dieses Produkt ist ein Kredit mit speziellen Konditionen zur Ablösung bestehender Verbindlichkeiten aus Studienfinanzierungen und das standardmäßige Folgeprodukt zum db StudentenKredit. Dieses fest verzinste Darlehen wird in gleich bleibenden monatlichen Raten zurückgezahlt.
Die Darlehenshöhe kann bis zu 50.000 Euro betragen. Die Laufzeit liegt zwischen 12 und 144 Monaten.

Die Effektivverzinsung beträgt derzeit 7,9% p. a., bei Laufzeiten über 72 Monaten beträgt der Effektivzins 8,9% p. a.[15] In der nachfolgenden Abbildung ist eine Beispielrechnung mit den derzeit gültigen Konditionen (12/2006) für den db StudentenKredit dargestellt. Berechnet wurde eine Auszahlung von 500 Euro über 48 Monate (acht Semester), zuzüglich einer tilgungsfreien Zeit von 12 Monaten und eine angenommene Rückzahlungszeit von zehn Jahren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Rechenbeispiel für den db StudentenKredit

Quelle: In Anlehnung an Deutsche Bank Studentenkreditrechner,
URL: http://www.deutsche-bank.de/pbc/content/studium_und_finanzen-einstieg.html, eingesehen am 28.11.2006

Mit dem db StudentenKredit bietet die Deutsche Bank erstmals ein Produkt ausschließlich für Studierende an. Ziel des Vertriebs und der produktbegleitenden Marketingmaßnahmen ist es, Neukunden zu akquirieren und die Hauptbankverbindung der Studierenden zu werden. So verfolgt die Deutsche Bank das Ziel, die potenzialstarken Akademiker von morgen schon heute an die eigene Bank zu binden.[16]

2.1.2 Der Bildungsfonds von Career Concept

Anleger haben Geld und Studenten brauchen es[17] - so lässt sich das Modell des Bildungsfonds kurz zusammenfassen. In einem Bildungsfonds zahlen Anleger Geld ein, mit dem Hochschüler ihr Studium finanzieren.

Nach dem Studienabschluss zahlen die Studenten einkommensabhängig an den Fonds zurück und die Investoren erhalten aus dieser Rückzahlung ihre Rendite.[18]

Die Firma Career Concept aus München gehört zu den bekanntesten Anbietern von Bildungsfonds. Das Unternehmen nimmt dabei eine Vermittlerrolle ein, indem es beide Seiten, Investoren und Studenten, zusammenbringt.[19] Der eigentliche Fonds und die Finanzierungen für Studierende werden von einer Bank oder Sparkasse verwaltet.

Der Bildungsfonds unterscheidet sich in seiner Konzeption stark von den herkömmlichen Angeboten zur Studienfinanzierung. Ausgangspunkt der Idee des Bildungsfonds waren Privathochschulen, die auch weniger finanzkräftige Studierende aufnehmen wollten. Diese Programme finanzieren die vergleichsweise hohen Studiengebühren der privaten Schulen und stehen nur den Studierenden der jeweiligen Hochschule offen.[20] Ein Beispiel für ein solches Programm in Zusammenarbeit mit einer privaten Hochschule, ist der Bildungsfonds der Handelshochschule Leipzig, der in Kooperation mit der Sparkasse Leipzig angeboten wird.

Vor dem Hintergrund der Einführung allgemeiner Studiengebühren wurde zum Wintersemester 2005/2006 der erste bundesweite Bildungsfonds „Exklusiv I“ der Firma Career Concept in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Leipzig aufgelegt. Im Vorfeld wurden bis Ende Juni 2005 zehn Millionen Euro in diesen Fonds investiert. 2.000 Studenten sollen mit den Mitteln dieses Fonds im Zeitraum 2005 bis 2026 gefördert werden.[21]

Um das Risiko für die Anleger möglichst gering zu halten, kommt der Auswahl der Studenten eine hohe Bedeutung zu. Career Concept selektiert die Studenten mit einem sehr umfangreichen fünfstufigen Auswahlverfahren. Das Angebot richtet sich primär an gute bis sehr gute Studenten in gefragten Studiengängen, wie Wirtschafts-, Natur- oder Ingenieurwissenschaften, die aufgrund ihrer Ausbildung überdurchschnittliche Einstiegs- und Verdienstmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben. Studierende in Studiengängen mit weniger guten Aussichten, wie z.B. Sozial- oder Geisteswissenschaftler, sind von der Förderung potentiell ausgeschlossen.[22]

Der Bildungsfonds von Career Concept gliedert sich in drei Phasen: Die Auszahlungsphase, eine rückzahlungsfreie Zeit und die Rückzahlung des Darlehens. In der ersten Phase sind Auszahlungen von bis zu 1.000 Euro monatlich möglich. Die Förderung ist dabei nicht zweckgebunden und die Verwendung wird nicht überprüft. Darüber hinaus sind Einmalzahlungen für außerordentliche Aufwendungen in Höhe von maximal 5.000 Euro möglich und Sonderzahlungen für anfallende Studiengebühren können beantragt werden. Die Gesamtdarlehenssumme ist auf 30.000 Euro begrenzt. Die Dauer der Auszahlungsphase ist auf die Regelstudienzeit des jeweiligen Studiengangs, zuzüglich einer Zahlung für ein weiteres Semester, begrenzt.[23]

Die Rückzahlung beginnt, anders als bei anderen Angeboten, nicht nach einer festen Karenzzeit, sondern mit dem ersten Verdienst nach dem Studienabschluss. Die rückzahlungsfreie Zeit ist somit nicht auf eine bestimmte Dauer festgelegt, sondern wird bei jedem Studierenden durch die Situation nach dem Studium individuell bestimmt. So kann bei einer Promotion oder einem Post-Graduate-Studium die Rückzahlung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.[24]

Eine weitere Besonderheit des Bildungsfonds ist die verdienstabhängige Rückzahlung des aufgenommenen Darlehens. Die Höhe der Rückzahlung lässt sich nicht pauschal benennen und wird bei jedem Geförderten individuell ermittelt. Welche Summe zurückgezahlt werden muss, ist abhängig von der Darlehenssumme, der Förderungsdauer und des zukünftigen Monatseinkommens. Die von Career Concept geförderten Studenten erhalten vor Förderbeginn einen festen Rückzahlungsplan der zwei verschiedene Varianten vorsieht. In der Regel werden vier bis zehn Prozent des Monatseinkommens über einen Zeitraum von drei bis neun Jahren zurückgezahlt.[25] Je nach der Höhe des späteren Einkommens können sich verschiedene Effektivverzinsungen ergeben.[26]

Das Konzept des Bildungsfonds unterscheidet sich wesentlich vom Angebot der Deutschen Bank. Insbesondere die begrenzte Verfügbarkeit des Bildungsfonds und die damit verbundene Fokussierung auf besonders leistungsstarke Studenten in zukunftsträchtigen Studiengängen, sowie die einkommensabhängige variable Rückzahlung stellen markante Unterschiede in der Produktgestaltung dar.

Wie beide Konzepte im Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) abgeschlossen haben, zeigt der folgende Abschnitt.

2.2 CHE-Studienkredit-Test Mai 2006

Der Markt für Studienkredite hat sich in den letzten Monaten rasch entwickelt. Im Dezember 2006 konnten die Studierenden zwischen sechs deutschlandweit verfügbaren und einer Vielzahl regional angebotener Studienkredite wählen. Zur Bewertung und Strukturierung dieses heterogenen Marktes sowie als Entscheidungs-hilfe für Studenten, haben einige Institutionen und Zeitschriften Vergleichstests durchgeführt. So haben z.B. die Zeitschrift Finanztest oder das Handelsblatt Studienkredite miteinander verglichen. Diese Tests stellen aber eher einen kompakten Überblick über die existierenden Angebote dar, und sind in Ihren Aussagen und Bewertungen sehr allgemein gehalten. Aus diesen Gründen verzichtet der Verfasser auf die Darstellung der Ergebnisse dieser Tests im Rahmen dieser Arbeit.[27]

Eine sehr umfangreiche, transparente und nachvollziehbare Analyse und Bewertung des Marktes für Studienkredite nahm das CHE im Mai 2006 in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Capital vor. Die Methodik und Ergebnisse dieses Tests werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt. Dabei wird explizit auf den Bildungsfonds von Career Concept und den Studienkredit der Deutschen Bank eingegangen.

2.2.1 Die Methodik

Im CHE-Studienkredit-Test Mai 2006 haben die Autoren versucht, die individuelle Sichtweise der Studierenden einzunehmen und die bestehenden Angebote aus deren Perspektive zu beurteilen. Der Test basiert auf Informationen einer im März 2006 durchgeführten Befragung unter mehr als fünfzig Kreditinstituten. Die Angebotsvielfalt und der Wunsch nach einem einheitlichen und nachvollziehbaren Maßstab machte eine Bewertung in verschiedenen Dimensionen erforderlich. Dabei sollten die bewerteten Dimensionen die wesentlichen Fragestellungen abdecken, die interessierte Studenten an ein solches Angebot haben. Fünf Dimensionen wurden im Rahmen dieses Tests betrachtet:

Zugang: Wie leicht ist der Kredit erhältlich? Welche Einschränkungen gibt es?

[...]


[1] Vgl. Raab, Markus (2002): S.101

[2] Vgl. Schütte, Martin (1991): S. 216

[3] Vgl. Langer, Markus; Müller, Ulrich; Rölle, Daniel (2006): S. 5

[4] Vgl. Keller, Steffen, Marktregionsleiter der Region Chemnitz (mündliche Auskunft vom 01.11.2006)

[5] Vgl. Scheer J.W., Catina, A. (1993): S.9

[6] Vgl. Büschgen, Hans E. (2006): S. 868

[7] Vgl. o.V. (2006): S. 15 ff.

[8] Vgl. Langer, Markus; Müller, Ulrich; Rölle, Daniel (2006): S. 6

[9] Vgl. Anlage 1 im Anhang

[10] Mündliche Auskunft vom 06.03.2007 durch Herrn Weiss, Produktmanagement Studentenbanking der Deutschen

Bank PGK AG

[11] Vgl. Mönninghoff, P. (2006): S. 28

[12] Vgl. Deutsche Bank PGK AG (Hrsg.) (2005a): S.1

[13] Deutsche Bank PGK AG (Hrsg.) (2005c): S. 1

[14] Deutsche Bank PGK AG (Hrsg.) (2005b): S. 1

[15] Vgl. Deutsche Bank PGK AG (Hrsg.) (2006): S.1

[16] Mündliche Auskunft vom 06.03.2007 durch Herrn Weiss, Produktmanagement Studentenbanking der Deutschen

Bank PGK AG

[17] Vgl. o.V., Investieren in Köpfe 2005: S. 30

[18] Vgl. o.V., Erster Bildungsfonds für ganz Deutschland 2005: S. 13

[19] Vgl. Anlage 2 im Anhang

[20] Vgl. Iost, Oliver, 2006: o.S.

[21] Vgl. Sparkasse Leipzig (Hrsg.) (2005): o.S.

[22] Vgl. o.V. Erster Bildungsfonds für ganz Deutschland, 2005: S.13

[23] Vgl. Career Concept (Hrsg.) (2006a): S. 2

[24] Vgl. Career Concept (Hrsg.) (2006a): S. 2

[25] Vgl. Career Concept (Hrsg.) (2006a): S. 2

[26] Vgl. Anlage 3 im Anhang

[27] Vgl. Langer, Markus; Müller, Ulrich; Rölle, Daniel (2006): S. 10 ff.

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Wahrnehmung von Studienkrediten
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Betriebswirtschaft insb. Marketing)
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
77
Katalognummer
V89879
ISBN (eBook)
9783638042031
ISBN (Buch)
9783638939959
Dateigröße
770 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Arbeit ist im Auftrag des Praxispartners Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG entstanden und war Teil der Marktanalyse zur Wahrnehmung des Produkts der Deutschen Bank im Vergleich zu den Konkurrenzangeboten. Um den subjektiven Begriff "Wahrnehmung" wissenschaftlich zu analysieren, wurde die Repertory-Grid Technik, eine Methode aus der Psychologie, angewandt.
Schlagworte
Wahrnehmung, Studienkrediten
Arbeit zitieren
Lars Benack (Autor:in), 2007, Wahrnehmung von Studienkrediten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89879

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Wahrnehmung von Studienkrediten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden