Seit Ende der 70er Jahre genieβen die sogenannten "Jugendsekten" in der Bundesrepublik besondere Aufmerksamkeit. In der Folgezeit wurde das besagte Thema immer wieder aufgegriffen und in öffentlichen Informationsträgern, Verlautbarungen politischer Vertretungen oder wissenschaftlichen Beiträgen behandelt. Eine im Rahmen der nachstehenden Abschnitte vorzunehmende Inhaltsanalyse der genannten, die Auseinandersetzung um Neue Spirituelle Bewegungen konstituierenden Literaturgattungen wird deutlich machen, daβ sich auf allen drei "Ebenen" der betreffenden Diskussion ein analoges Image von den "Jugendsekten" verfestigt hat.
Die zu diesem Zweck herangezogenen Beispiele erheben Anspruch auf Repräsentativität, ohne der Vielfalt der inzwischen vorgelegten Stimmen zur "Jugendsekten" Problematik in allen Details gerecht werden zu wollen. Obwohl die Gesamtdebatte in den letzten Jahren differenzierter geworden ist und sich die Versuche mehren, das vorgezeichnete Bild von den Neuen Spirituellen Bewegungen zu relativieren, bestimmt der bereits in den Anfängen der "Jugendsekten" Diskussion gesetzte Grundtenor nach wie vor die Auseinandersetzung mit den besagten Gruppierungen. Eben dieser Grundtenor soll im Anschluβ wiedergegeben werden.
Die Gefahr einer Überzeichnung dieses Grundtenors gemessen an einzelnen Beiträgen, die sich bewuβt vom herrschenden Konsens distanzieren ist in der folgenden Darstellung aus didaktischen Gründen einkalkuliert.
Die Auswahl ist so getroffen, daβ die dominante Inhalstendenz der bundesrepublikanischen "Jugendsekten" Debatte plastisch hervortritt. Redundanz hinsichtlich des denotativen Gehalts der zusammengestellten Zitate ist dabei sowohl ein bewuβt eingesetztes Stilmittel als auch Ausdruck des weitgehend stereotypen literarischen Umgangs mit Neuen Spirituellen Bewegungen. Drei Gründe rechtfertigen die Breite, in der das zugrundegelegte Material auf den folgenden Seiten dargestellt wird.
Erstens zielt die Fragestellung dieser Arbeit auf die "Jugendsekten" Debatte ab. Stellungnahmen über Neue Spirituelle Bewegungen konstituieren also den relevanten Objektbereich und müssen entsprechend ausführlich behandelt werden.
Zweitens erschlieβt sich der herauszuarbeitende Grundtenor als sprachliches Phänomen dem Leser am besten über charakteristische, häufig wiederkehrende und deshalb quantitativ angemessen zu zitierende Formulierungen.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgangslage und Problemstellung
- Die dominante Inhaltstendenz der "Jugendsekten"-Debatte
- Ziel der Arbeit
- Begründung der Zielperspektive
- Theoretische Grundlagen der Kritik an der "Jugendsekten"-Debatte
- Vorbemerkungen
- Der Etikettierungsansatz als devianzsoziologischer Gegenentwurf
- Auf die "Jugendsekten"-Debatte zu transferierende Theorieaspekte
- Theoriegeleitete Kritik der "Jugendsekten"-Debatte
- Identifikation von Initiatoren der "Jugendsekten"-Debatte
- Theoriebezug und Antizipation des weiteren Vorgehens
- Zur Definitionsmacht der Kirchen
- Vorwürfe gegenüber Neuen Spirituellen Bewegungen im Lichte empirischer Forschungsergebnisse
- Thesen zu den der "Jugendsekten"-Debatte zugrundeliegenden Interessen
- Zu den Strategien der Initiatoren des "Jugendsekten"-Konstrukts
- Resümee und Ausblick
- Rekapitulation des Untersuchungsgangs und Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse
- Die Bedeutung der gewonnenen Ergebnisse für die Religionswissenschaft
- Impulse für eine alternative Erforschung Neuer Spiritueller Bewegungen
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die öffentliche "Jugendsekten"-Debatte in der Bundesrepublik Deutschland aus den 1980er Jahren. Sie stellt die Stigmatisierung Neuer Spiritueller Bewegungen als dominanten Diskursansatz in den Vordergrund und untersucht die zugrundeliegenden Interessen und Strategien der Akteure.
- Kritische Auseinandersetzung mit der "Jugendsekten"-Debatte
- Analyse der Stigmatisierung Neuer Spiritueller Bewegungen
- Identifizierung der Interessen und Strategien der Akteure
- Bedeutung empirischer Forschungsergebnisse
- Entwicklung eines alternativen Ansatzes zur Erforschung Neuer Spiritueller Bewegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die dominante Inhaltstendenz der "Jugendsekten"-Debatte und definiert das Ziel der Arbeit, die Stigmatisierung Neuer Spiritueller Bewegungen zu analysieren. Es werden die theoretischen Grundlagen der Arbeit vorgestellt, insbesondere der Etikettierungsansatz, der als Gegenentwurf zur devianzsoziologischen Sichtweise dient. Das dritte Kapitel setzt die Kritik an der "Jugendsekten"-Debatte fort. Es werden die Initiatoren der Debatte identifiziert und deren Interessen sowie Strategien untersucht. Empirische Forschungsergebnisse werden herangezogen, um die Vorwürfe gegenüber Neuen Spirituellen Bewegungen zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Stigmatisierung, "Jugendsekten"-Debatte, Neue Spirituelle Bewegungen, Etikettierungsansatz, devianzsoziologische Forschung, empirische Forschungsergebnisse, Interessen der Akteure, Strategien der Akteure.
- Citation du texte
- Prof. Dr Frank Usarski (Auteur), 1987, Die Stigmatisierung Neuer Spiritueller Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89927