Die traditionelle Sichtweise der Sprachtypologie ist besonders durch die Annahme geprägt, Sprachen könne man nicht auf einer Skala wertend verteilen.
John McWhorter greift mit seinem 2001 erschienenen Aufsatz The world`s simplest grammars are creole grammars diese Auffassung an. Wie der Titel eindeutig zeigt, geht er davon aus, dass Kreolsprachen einfache, simple Sprachen sind – im Gegensatz zu allen älteren Sprachen.
McWhorter war zwar nicht der erste, der einen Vorstoß in diese Richtung wagte , gewann jedoch größte Aufmerksamkeit für seinen Artikel. Überraschenderweise erhielt er nicht nur Kritik, sondern ebenso Anerkennung für seine These.
Ich möchte mit meiner Arbeit zeigen, dass zwar in bestimmten Teilen der kreolischen Grammatik weniger Regeln existieren, als in älteren Sprachen, dies aber kein Maßstab für die Komplexität einer Sprache sein kann.
Zunächst gebe ich einen kurzen Überblick über McWhorters These und werde eine kritische Wertung der einzelnen Punkte vornehmen sowie der Frage nachgehen, ob es überhaupt möglich ist, die Komplexität einer Sprache (im Sinne von McWhorter) zu messen. Im Besonderen werde ich McWhorters Definition von Komplexität angreifen und aufzeigen, dass eben nicht die Masse an Regeln die Komplexität einer Sprache ausmacht, sondern vielmehr die Menge und Komplexität an Ausdrucksmöglichkeiten. Mein Ziel ist es also, den Begriff „Komplexe Sprache“ auf eine andere Ebene zu lenken, als es John McWhorter macht. John McWhorter erörtert in seinem 2001 erschienen Aufsatz The world`s simplest grammars are creole grammars seine Simplifikationsthese bzgl. der Kreolsprachen.
Er ist der Auffassung, dass Kreolsprachen weniger komplex sind, als ältere Sprachen und versucht dies anhand von vier Merkmalen zu beweisen. Komplexität definiert McWhorter wie folgt:
[…] a metric of complexity, determined by degree of overt signalling of various phonetic, morphological, syntactic, and semantic distinctions beyond communicative necessity. Zunächst legt er dar, dass nicht alle Sprachen die gleiche Komplexität aufweisen und erklärt, dass die Vorstellung, fehlende Komplexität in einem bestimmten Bereich einer Sprache werde in einem anderen Bereich ausgeglichen, unterliege einem Irrtum. Daneben erläutert er, dass Komplexität nur durch das lange Bestehen einer Sprache entstehen kann und schon dadurch Kreolsprachen einfache Sprachen sein müssen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Die Komplexitätsmatrix nach John McWhorter
- 1.1. Phonologisches Inventar
- 1.2. Syntax
- 1.3 Semantische Unterscheidungsmöglichkeiten
- 1.4 Flexionsmorphologie
- 2. Kritische Wertung
- 2.1. Kritik an McWhorters Messung von Komplexität
- 2.2. Kann die Komplexität einer Sprache gemessen werden?
- 2.3. Kritische Wertung des Komplexitätsbegriffs
- 1. Die Komplexitätsmatrix nach John McWhorter
- III. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Behauptung John McWhorters, Kreolsprachen seien einfacher als ältere Sprachen. Die Autorin analysiert seine Argumentation und widerlegt seine Behauptung, indem sie aufzeigt, dass die Komplexität einer Sprache nicht nur von der Anzahl der Regeln, sondern auch von der Menge und Komplexität der Ausdrucksmöglichkeiten abhängt.
- McWhorters Definition von Komplexität
- Kritik an McWhorters Messung von Komplexität
- Die Möglichkeit der Messung von Komplexität
- Der Begriff "Komplexe Sprache" im Vergleich zu McWhorters Sichtweise
- Die Rolle der Ausdrucksmöglichkeiten bei der Komplexität einer Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die These John McWhorters vor, dass Kreolsprachen weniger komplex sind als ältere Sprachen. McWhorter begründet diese Annahme mit vier Merkmalen, die er als Indikatoren für die Komplexität einer Sprache betrachtet: phonologisches Inventar, Syntax, semantische Unterscheidungsmöglichkeiten und Flexionsmorphologie.
Das zweite Kapitel befasst sich mit einer kritischen Wertung der Argumente McWhorters. Die Autorin stellt die Frage, ob die Komplexität einer Sprache überhaupt messbar ist und zeigt auf, dass McWhorters Definition von Komplexität zu eng gefasst ist.
Schlüsselwörter
Kreolsprachen, Sprachtypologie, Komplexität, Simplifikation, John McWhorter, Ausdrucksmöglichkeiten, phonologisches Inventar, Syntax, Semantik, Flexionsmorphologie.
- Arbeit zitieren
- Sandra Drlje (Autor:in), 2007, Die Komplexität von Kreolsprachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89955