Die Komplexität von Kreolsprachen


Dossier / Travail de Séminaire, 2007

14 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Die Komplexitätsmatrix nach John McWhorter
1.1. Phonologisches Inventar
1.2. Syntax
1.3 Semantische Unterscheidungsmöglichkeiten
1.4 Flexionsmorphologie
2. Kritische Wertung
2.1. Kritik an McWhorters Messung von Komplexität
2.2. Kann die Komplexität einer Sprache gemessen werden?
2.3. Kritische Wertung des Komplexitätsbegriffs

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die traditionelle Sichtweise der Sprachtypologie ist besonders durch die Annahme geprägt, Sprachen könne man nicht auf einer Skala wertend verteilen.

John McWhorter greift mit seinem 2001 erschienenen Aufsatz The world`s simplest grammars are creole grammars[1] diese Auffassung an. Wie der Titel eindeutig zeigt, geht er davon aus, dass Kreolsprachen einfache, simple Sprachen sind – im Gegensatz zu allen älteren Sprachen.

McWhorter war zwar nicht der erste, der einen Vorstoß in diese Richtung wagte[2], gewann jedoch größte Aufmerksamkeit für seinen Artikel. Überraschenderweise erhielt er nicht nur Kritik, sondern ebenso Anerkennung für seine These.

Ich möchte mit meiner Arbeit zeigen, dass zwar in bestimmten Teilen der kreolischen Grammatik weniger Regeln existieren, als in älteren Sprachen, dies aber kein Maßstab für die Komplexität einer Sprache sein kann.

Zunächst gebe ich einen kurzen Überblick über McWhorters These und werde eine kritische Wertung der einzelnen Punkte vornehmen sowie der Frage nachgehen, ob es überhaupt möglich ist, die Komplexität einer Sprache (im Sinne von McWhorter) zu messen. Im Besonderen werde ich McWhorters Definition von Komplexität angreifen und aufzeigen, dass eben nicht die Masse an Regeln die Komplexität einer Sprache ausmacht, sondern vielmehr die Menge und Komplexität an Ausdrucksmöglichkeiten. Mein Ziel ist es also, den Begriff „Komplexe Sprache“ auf eine andere Ebene zu lenken, als es John McWhorter macht.

II. Hauptteil

1. Die Komplexitätsmatrix nach John McWhorter

John McWhorter erörtert in seinem 2001 erschienen Aufsatz The world`s simplest grammars are creole grammars seine Simplifikationsthese bzgl. der Kreolsprachen.

Er ist der Auffassung, dass Kreolsprachen weniger komplex sind, als ältere Sprachen und versucht dies anhand von vier Merkmalen zu beweisen. Komplexität definiert McWhorter wie folgt:

[ … ] a metric of complexity, determined by degree of overt signalling of various phonetic, morphological, syntactic, and semantic distinctions beyond communicative necessity.[3]

Zunächst legt er dar, dass nicht alle Sprachen die gleiche Komplexität aufweisen und erklärt, dass die Vorstellung, fehlende Komplexität in einem bestimmten Bereich einer Sprache werde in einem anderen Bereich ausgeglichen, unterliege einem Irrtum.[4] Daneben erläutert er, dass Komplexität nur durch das lange Bestehen einer Sprache entstehen kann und schon dadurch Kreolsprachen einfache Sprachen sein müssen.[5]

Im Folgenden werden die vier von McWhorter ausgewählten Merkmale, die die geringe Komplexität von Kreolsprachen ausmachen, kurz dargestellt.

1.1. Phonologisches Inventar

Ein Maßstab für die Messung von Komplexität ist nach McWhorter das phonologische Inventar. Verfügt eine Sprache über markierte Laute, zeugt dies von einer höheren Komplexität als es bei einer Sprache der Fall ist, die nur mit unmarkierten Lauten arbeitet. Seine Begründung geht auf Greenberg zurück: Existieren in einer Sprache markierte Laute so impliziert dies, dass es auch unmarkierte Laute gibt, somit das Inventar größer ist und das gesamte System eine hohe Komplexität aufweist.[6]

Laut McWhorter verfügen Kreolsprachen nur über ein eingeschränktes phonologisches Inventar. Daher handelt es sich bei ihnen um simple Sprachen, wobei er auf das Saramaccan verweist.[7]

1.2. Syntax

Der zweite Punkt, der für McWhorter eine einfache Sprache kennzeichnet, ist eine simple Syntax. Sie ist gekennzeichnet durch wenige Regeln und enthält beispielsweise keine Nebensätze.[8]

1.3 Semantische Unterscheidungsmöglichkeiten

Nach McWhorters These ist eine Grammatik komplexer als die einer anderen Sprache, wenn sie es durch grammatische bzw. grammatikalisierte Ausdrücke ermöglicht, feine semantische und pragmatische Unterschiede auszudrücken. Als Beispiel erwähnt er die Verwendung der existential verbs im Koasati, das im Vergleich zum Englischen vier verschiedene Formen aufweist und somit komplexer sei.[9]

[...]


[1] McWhorter, John (2001). The world’s simplest grammars are creole grammars. In: Linguistic Typology 5, S. 125 - 166

[2] Vgl. Heil, Anett (1994). Grammatische Reduktion in Frankokreolsprachen und Plansprachen. Frankfurt/Main. Rostocker Romanistische Arbeiten. Band 2,
Seite 193 - 204

[3] McWhorter, John (2001), S. 125

[4] Vgl. McWhorter, John (2001), S. 127

[5] Vgl. McWhorter, John (2001), S. 141

[6] Vgl. McWhorter (2001), S. 135 - 136

[7] Vgl. McWhorter (2001), S. 139

[8] Vgl. McWhorter (2001), S. 136

[9] Vgl. McWhorter (2001), S. 136 - 137

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Die Komplexität von Kreolsprachen
Université
LMU Munich  (Institut für Deutsche Philologie)
Cours
Sprache und Evolution
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
14
N° de catalogue
V89955
ISBN (ebook)
9783638044011
ISBN (Livre)
9783638940917
Taille d'un fichier
396 KB
Langue
allemand
Mots clés
Komplexität, Kreolsprachen, Sprache, Evolution
Citation du texte
Sandra Drlje (Auteur), 2007, Die Komplexität von Kreolsprachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89955

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