Ludwig IV. ("Ludwig der Bayer") und seine Zeit. Die Königswahl im Jahre 1314


Exégesis, 2020

12 Páginas

Mansur Karimi (Autor)


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Leitfrage der Quellenanlyse

Analyse der Quelle: „Quellen zur Verfassungsgeschichte des römischen-deutschen Reiches im Spätmittelalter (1250 – 1500): 80. Aus den Wahldekreten über die Doppelwahl von 1314“
Zum Übersetzer und zu den Autoren des Textes
Zur Quelle
Zur Zielgruppe der Quelle

Die inhaltlichen Aspekte der Quelle
Die wesentlichen Textaussagen, Schlüsselbegriffe und Gliederung der Quelle
Für Friedrich den Schönen
Für Ludwig den Bayern
Zur Textsprache der Quelle
Zur Kernaussage und zum historischen Kontext des Textes
Für Friedrich den Schönen
Für Ludwig den Bayern

Beurteilung der Quelle

Zum Standpunkt und zur Intention des Verfassers der Quelle
Zur Glaubwürdigkeit und Wirkung der Quelle
Zur Bewertung der Quelle aus heutiger Sicht

Quellen
Primärquelle:
Grundlagenliteratur:
Sekundärquellen:

Leitfrage der Quellenanlyse

Ludwig IV., genannt Ludwig der Bayer, ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten der mittelalterlichen Geschichte. Es gelang ihm, zunächst mit, später gegen seinen älteren Bruder Rudolf I., seine Herrschaft als König durchzusetzen und die Rivalität zu Friedrich dem Schönen in Verbindung mit den Zwistigkeiten der beiden Häuser Wittelsbach und Habsburg zu seinen Gunsten entscheiden. Damit bewies er schon früh unbedingten Drang und Fähigkeit zur Macht.

Die zentrale Fragestellung, die dieser Quellenanalyse zu Grunde liegt, lautet demnach:

- Wie kann die Doppelwahl des Jahres 1314 in den historischen Kontext der Machtergreifung Ludwig des Bayern eingeordnet werden?

Der Hauptteil der Arbeit wird sich somit auch inhaltlich auf diese Aspekte konzentrieren und sich mit folgenden daraus ableitbaren Fragestellungen beschäftigen:

- Welches sind die inhaltlichen Aussagen der Quelle?
- Welche Schlüsselbegriffe finden dabei Gebrauch?
- Welche Textsprache findet Verwendung?
- Welche Kernaussage trifft der Text?
- In welchen historischen Kontext lässt sich die Quelle stellen?1

Analyse der Quelle: „Quellen zur Verfassungsgeschichte des römischen-deutschen Reiches im Spätmittelalter (1250 – 1500): 80. Aus den Wahldekreten über die Doppelwahl von 1314“

Die Grundlage dieser Quellenanalyse bildet der Text: “Quellen zur Verfassungsgeschichte des römischen-deutschen Reiches im Spätmittelalter (1250 – 1500): 80. Aus den Wahldekreten über die Doppelwahl von 1314“ – ausgewählt und übersetzt von Lorenz Weinrich, der im Jahr 1983 im Verlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt veröffentlicht wurde.2

Zum Übersetzer und zu den Autoren des Textes

Der Übersetzer der Quelle, Lorenz Weinrich, arbeitete als Lehrer und unter anderem als Dozent für Mittellatein an der Freien Universität Berlin und machte sich als Herausgeber und Übersetzer verschiedener historischer Quellen einen Namen und verfasste die Aufsätze „Laurentius-Verehrung in Ottonischer Zeit“, erschienen im Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands (Band 21, 1972) und „Der Slawenaufstand von 983 in der Darstellung des Bischofs Thietmar von Merseburg“, erschienen in „Historiographia Mediaevalis. Studien zur Geschichtsschreibung und Quellenkunde des Mittelalters. Festschrift für Franz-Josef Schmale zum 65. Geburtstag“ (herausgegeben von Dieter Berg und Hans-Werner Goetz in der Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988, S. 77-87).3

Die benannte Quelle ist in den Teil „a. Für Friedrich den Schönen. 1314, Oktober 19“ und in den Teil „b. Für Ludwig den Bayern, 1314, Oktober 23“ unterteilt.

Als Sprecher und damit Autoren treten im Teil „a“ Heinrich VI., Herzog von Kärnten, König von Böhmen (1307 – 10) und Rudolf I von Wittemberg (1298 – 1356) auf.4

In Teil „b“ treten Balduin (Erzbischof von Trier und Erzkanzler des Heiligen Reiches für Gallien), Johann (König von Böhmen und Polen), Waldemar (Markgraf von Brandenburg) und Johann II. von Lauenburg als Sprecher und Autoren auf.5

Zur Quelle

Die hier zur Bearbeitung herangezogene Quelle „Aus den Wahldekreten über die Doppelwahl von 1314“ erschien im Zusammenhang mit einer Reihe anderer Quellen zur Verfassungsgeschichte des römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter und befassen sich alle mit dem Zeitraum von 1250 bis 1500. Der hier bearbeitet Teil betrifft die Doppelwahl aus dem Jahr 1314.6

Der Text ist zweisprachig einerseits auf Latein und andererseits ins Deutsche übersetzt publiziert worden.

Zur Zielgruppe der Quelle

Bei den beiden hier gemeinschaftlich erschienen Texten handelt es sich um die Wahldekrete der benannten Doppelwahl. Sie sind auf Lateinisch verfasst und können auch aufgrund der inhaltlichen Thematik als rechtswissenschaftliche Schrift en eingeordnet werden und richtet sich daher an eine in diesem Sinne gebildete Zielgruppe, die aus dem damaligen Klerus und Adel bestanden haben dürfte:

„Ende des 11.Jahrhunderts wurden die Digesten in Oberitaien wieder entdeckt und dann schnell verbreitet, und diese Entdeckung vor allem war es, die zu einer stürmischen Entwicklung der Rechtswissenschaft und zur Bildung von Rechtsschulen, den späteren Universitäten, in Oberitalien führte (…) Für moderne Vorstellungen ist dieser Vorgang unverständlich. Daß die Entdeckung eines mehrhundertjährigen Rechtstextes Auswirkungen auf die Rechtsprechung hat, daß man diesen Text nicht als eine historische Quelle zur Kenntnis nimmt, sondern im wachsendem Maße anwendet, d. h. Als geltendes Recht behandelt, wäre heute undenkbar. Daß man im hohen und späten Mittelalter anders verfuhr, hat mehrere Gründe. (…) Da man im römischen Reich zu leben meinte, konnte das römische Recht nicht fremd sein. (…) Der Rechtssatz ecclesia vivit lege Romana (Die Kirche lebt nach Römischen Recht) beschrieb tatsächlich eine Realität wenn freilich auch nicht die ganze Realität der mittelalterlichen Kirche“.7

Die inhaltlichen Aspekte der Quelle

Die inhaltlichen Aspekt der Quelle sollen hier vor allem in Bezug gesetzt werden zu der anfangs gestellten Leitfrage:

- Wie kann die Doppelwahl des Jahres 1314 in den historischen Kontext der Machtergreifung Ludwig des Bayern eingeordnet werden?

Dazu sollen die wesentlichen Textaussagen, verwendete Schlüsselbegriffe, die Textsprache und die Kernaussage des Textes analysiert werden und die Quelle in einen historischen Zusammenhang gesetzt werden

Die wesentlichen Textaussagen, Schlüsselbegriffe und Gliederung der Quelle

Die Quelle ist in zwei Teile unterteilt: In den Teil „a. Für Friedrich den Schönen. 1314, Oktober 19“ und in den Teil „b. Für Ludwig den Bayern, 1314, Oktober 23“. Bei den Texten handelt es sich jeweils um ein Wahldekret:

„Ein Dekret bedeutet im Allgemeinen (aus dem Lateinischen abgeleitet dekretum = entscheidung, Erlass) zum einen den Synodal- oder Konzilbeschlussund zum anderen den königlichen oder kaiserlichen Erlass“.8

Das Papstwahldekret von 109 folgte zum Vergleich folgendem formalen Aufbau:

„Das Papstwahldekret ist eine Synodalakte, vergleichbar ist sie mit einer kanzleigemäßen Papsturkunde. Zu Beginn steht wie in jeder Urkunde die Invokation. Neben Orts- und Datumsangabe sind alle auf der Synode Anwesenden und natürlich der vorsitzende Papst (…) aufgeführt. Im Eschatokoll finden sich die Unterschriften wieder. Das Eschatokoll hält sich an die hierarchische Reihenfolge, zuerst steht der name des Papstes und die Mitglieder der römischen Kirche, als dann die der Erzbischöfe und zuletzt die der Bischöfe.“9

Die hier als Quelle angeführten Texte „a“ und „b“ benennen zunächst als Überschrift die Person, um die es geht und führen das Datum an.

Für Friedrich den Schönen

Diesem folgt in Text „a“ als Einleitung die Vorstellung der anwesenden Personen mit Ehrung des Papstes. Danach wird der Sachverhalt der zu entscheidenden Wahl in einen Kontext gestellt und in sieben Abschnitte unterteilt, die jedoch nicht vollständig wiedergegeben werden, sondern zum Teil nur in einem Satz zusammenfassend dargestellt sind.

Der erste Abschnitt erläutert die Umstände und den Grund der Zusammenkunft: Den Tod Heinrichs und das Vorhaben einen neuen König zu wählen, der zudem zum Kaiser erhoben werden soll. Betont wird hier der Ort der Zusammenkunft – Frankfurt – und die Berechtigung der Anwesenden, diese Wahl zu treffen. Danach wird in einem Satz erwähnt, dass nun die Verlautbarung über die Wahlhandlung folgte.

Der mit 3 bezeichnete Abschnitt fasst die Einigung zusammen, „Herrn Friedrich Herzog von Österreich und Steiermark“ zum König und Kaiser zu wählen, wobei auch auf dessen charakterliche Stärken, die ihn zu diesem Amt befähigen würden, eingegangen wird.

Der Abschnitt 5 betont die Gesetzmäßigkeit der Handlung, nennt nochmals die entscheidenden anwesenden Personen und das Ergebnis der Wahl, dem der Kürspruch folgte, dem der Gewählte zustimmte.

Abschnitt 6 behandelt das Vortragen der Bitte an den Papst, diese Wahl anzunehmen und Friedrich durch die Kirche als König und Kaiser zu bestätigen.10

Für Ludwig den Bayern

Wie bei Abschnitt „a“ wird auch in „b“ in der Überschrift die Person angegeben, mit der sich die Quelle thematisch beschäftigt, und das Datum, an dem das Ereignis stattfindet.

Es folgt ebenfalls wie im ersten Abschnitt eine Aufzählung der anwesenden Personen mit Ehrenbezeigung an den Papst.

Es folgen acht mit Ziffern benannte Absätze, die eine thematische Gliederung beinhalten:

Der erste beschreibt wiederum das Ereignis, das zu dieser Zusammenkunft geführt hat und zudem wird die Absicht genannt, einen neuen König zu wählen. Berufen wird sich dabei auf die Personen, die „sowohl von Rechts wegen wie nach alter und anerkannter Gewohnheit“ das Recht hätten den König, der danach zum Kaiser ernannt werden solle, zu wählen, die dann auch namentlich benannt werden. Auch das festgelegt Datum für diese wird bekannt gegeben und begründet.

Der zweite Abschnitt beschreibt die Vorgänge an diesem Tag, der als der Wahltag beschrieben wird. Die genannten Personen trafen sich in der Königsstadt Frankfurt „dem wahrlich dafür gewohnten und gewöhnlichen Ort“ zusammen mit zwei namentlich genannten Bischöfen, um die Wahl abzuhalten. Es wird ausführlich darauf hingewiesen, dass auch weitere hochrangige Kirchenvertreter von der Absicht informiert wurden, diese Wahl abzuhalten und eingeladen wurden, an dieser Wahl teilzunehmen.

Abschnitt drei erwähnt dann den entsprechenden Tag, an dem auf diese benachrichtigten Personen gewartet „genügend“ gewartet wurde. Die folgende Verlautbarung über die Wahlhandlung wird in einem Satz zusammengefasst.

Abschnitt vier beschreibt die Erörterungen, Gründe und die charakterlichen Eigenschaften, die Ludwig nach Meinung der Anwesenden zum König und Kaiser prädestinieren und die Einigung auf ihn als die richtige Wahl.

Abschnitt fünf beschreibt die vollzogene Wahl. Der erfolgte Kürspruch wird wieder in einem Satz zusammengefasst.

Der sechste Abschnitt beschreibt die abschließenden Feierlichkeiten der Wahl und die Zustimmung des Gewählten, die Wahl anzunehmen. Direkt im Anschluss wurde der gewählte nun in die Stadt Frankfurt geführt „und in die St. Bartholomäuskirche geleitet und ihn auf dem Hochaltar, so wie es dem Brauch und der Gewohnheit entspricht, mit der Aufbietung der für derlei angemessenen und gewohnten Feierlichkeiten gesetzt unter dem neuerlichen Gesang des >Tedeum Laudamus<.“11 Im Anschluss wurde der Gewählte dem Volk und der Geistlichkeit vorgestellt.

Abschnitt sieben beinhaltet die Bitte an den Papst, diese Wahl anzuerkennen und dem Gewählten den Segen der Kirche zu erteilen. Abschließend wird auf die Einstimmigkeit der Wahlmänner hingewiesen. Unterzeichnet mit Ort und Datum des Schreibens.12

In beiden Teilen kommen den verwendeten Begriffen der Gewohnheit, der Heiligkeit und der Rechtschaffenheit die Funktion von Schlüsselbegriffen zu, da sie als Argumente für die Rechtmäßigkeit der Wahl der bestimmten Person angeführt werden.

Zur Textsprache der Quelle

Die Quelle ist im Original in Mittellatein verfasst und wurde von Weinrich ins Deutsche übersetzt. Sie richtet sich demnach an ein gebildetes Publikum und versucht, dem mittellateinischen Ausgangstext zu entsprechen.13

Laut Boshof liegt die besondere Schwierigkeit dabei darin, die jeweiligen Termini, die es im Hochlatein nicht gab, entsprechend zu übersetzen, da hier nicht überall einheitliche Neuschöpfungen erfolgten:

„Man hilft sich, indem man einheimische, also z. B. fränkische Wörter lateinisiert, etwa durch ein Suffix angleicht (z. B. bannus = Bann, Gewalt, oder grafio = Graf). Eine starke Einbuße an Einheitlichkeit ist die Folge: Die irische oder angelsächsische Lateinität ist zu unterscheiden von den Verhältnissen in Italien, Gallien oder auf der iberischen Halbinsel, wo die Entwicklung fortschreitet zur Bildung der romanischen Sprachen, und das 'Frankenlatein' stellt wiederum eine eigene Stufe der Entfaltung dar. (…) Die Harmonisierung war ein Ergebnis der Gelehrsamkeit, nicht der lebendigen Sprachentwicklung. Bestimmte Sachverhalte des politischen, sozialen und rechtlichen Lebens (…) wurden nun im verstärkten Maße in Begriffen der klassischen Latinität wiedergegeben; dem jeweiligen Autor oder Schreiber ist dabei die aktuelle Bedeutung völlig klar.“14

[...]


1 Weinrich, Lorenz, Quellen zur Verfassungsgeschichte des römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter, Darmstadt 1983, S. 254 – 265.

2 Weinrich, 1983, S. 254 – 265.

3 Weinrich, Lorenz, historiographia Mediavalis, Darmstadt 1972 & 1988.

4 Weinrich, 1983, S. 255.

5 Weinrich, 1983, S. 259.

6 Vgl.Weinrich, 1983, S. 254 – 265.

7 Boockmann ,Hartmut, Einführung in die Geschichte des Mittelalters“ Beckverlag, München 1996, S. 87.

8 König ,Nicole Das Papstwahldekret von 1059, Darmstadt 2003, S. 11.

9 König, 2003, S. 11.

10 Weinrich, 1983, S. 255 – 259.

11 Weinrich, 1983, S. 263.

12 Weinrich, 1983, S. 254 – 265.

13 Weinrich, 1983, S. 259 – 265.

14 Boshof, Egon, Grundlagen des Studiums der Geschichte, Köln 1997, S. 143.

Final del extracto de 12 páginas

Detalles

Título
Ludwig IV. ("Ludwig der Bayer") und seine Zeit. Die Königswahl im Jahre 1314
Autor
Año
2020
Páginas
12
No. de catálogo
V899957
ISBN (Ebook)
9783346199065
ISBN (Libro)
9783346199072
Idioma
Alemán
Palabras clave
bayer, jahre, königswahl, ludwig, zeit
Citar trabajo
Mansur Karimi (Autor), 2020, Ludwig IV. ("Ludwig der Bayer") und seine Zeit. Die Königswahl im Jahre 1314, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/899957

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