Seit dem 1. Januar 2005 wird, wie 2001 im Bundestag verabschiedet, nach etlichen vor allem technischen Anlaufschwierigkeiten auf deutschen Bundesautobahnen eine fahrleistungsabhängige Benutzungsgebühr (Maut) erhoben. Dem Bund sind dadurch im ersten Monat bereits 209 Mio. € zugeflossen. Die vorliegende Arbeit untersucht inwieweit die Berechnung der Mauthöhe mit Ergebnissen der wissenschaftlichen Diskussion um Wegerechnungen zu vereinen ist. Dazu wird in Kapitel 2 zunächst ein Überblick über mögliche und anzustrebende Ausgestaltungen von Wegerechnungen gegeben (Soll-Zustand), bevor in Kapitel 3 die tatsächliche Berechnung erläutert wird (Ist-Zustand). In Kapitel 4 erfolgt dann eine kritische Gegenüberstellung (Soll-Ist-Vergleich). Ergebnisse von Wegerechnungen sind stark abhängig von den zugrunde gelegten Rechungsverfahren, -prinzipien, verwendeten Einflussgrößen und deren Höhe. Sinnvollerweise sollte die Zielsetzung der Rechnung deren Ausgestaltung be-stimmen. Methodenfestlegungen ohne gleichzeitige Angabe der Rechnungsziele verringern die Beurteilungsfähigkeit und Plausibilität der Rechnung. Es sind fol-gende grundlegende Zielsetzungen zu unterscheiden, die jeweils unterschiedliche Ausgestaltungen erfordern:
- Ermittlung der in der Verkehrsinfrastruktur gebundenen Ressourcen
- Ermittlung der Erlös-Kosten-Situation für die Bereitstellung der Verkehrswege
- Ermittlung des Finanzierungsbeitrags der Verkehrsinfrastrukturnutzer
Die Ziele der Wegerechnungen lassen sich darüberhinaus hinsichtlich ihres zeit-lichen Bezugs in retrospektive (vergangenheitsbezogene) und prospektive (zu-kunftsgerichtete) Ziele systematisieren. Retrospektive Zielsetzungen im Sinne einer ex post-Kontrolle (z.B. Ermittlung von Deckungsgraden) dominieren dabei, während prospektive Zielsetzungen – ex ante – auf Prognose und Planung, etwa der Ermittlung von Preisen oder das Aufzeigen künftigen Handlungsbedarfs, bei-spielsweise bei Investitionen in die Infrastruktur, setzen. Wegerechnungen lassen sich hinsichtlich der Betrachtungsbreite zunächst grob in verkehrsträgerübergreifende (sog. vergleichende) und verkehrsträgerinterne Wegerechnungen klassifizieren. Vergleichende Wegerechnungen versuchen im Kontext intermodaler Wettbewerbsbedingungen einheitliche Kriterien für Berechnungen verschiedener Verkehrsträger zu finden und sie so vergleichbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1 Ziele von Wegerechnungen
- 2.2 Klassifikation von Wegerechnungstypen
- 2.2.1 Verkehrsträgerinterne vs. Verkehrsträgerübergreifende Wegerechnung
- 2.2.2 Bottom Up-Ansatz vs. Top Down-Ansatz
- 2.2.3 Kosten- vs. Ausgabenorientierte Rechnung
- 2.2.4 Globalrechnung vs. Kategorialrechnung
- 2.2.5 Weitere Einflussgrößen
- 3. Berechnungsgrundlagen der deutschen LKW-Maut
- 3.1 Ziele, Annahmen und Rechnungsprinzipien
- 3.2 Gebührenerhebung auf betriebswirtschaftlicher Kostenbasis
- 3.3 Bestimmung der Gesamtkosten
- 3.4 Zurechnung der Kosten auf die Fahrzeugkategorien
- 4. Deutsche LKW-Maut - fair und effizient oder Provisorium?
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Berechnungsgrundlagen der deutschen LKW-Maut im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion um Wegerechnungen. Ziel ist es, die Berechnung der Mauthöhe mit Ergebnissen der Wegerechnungsdiskussion zu vergleichen.
- Ziele von Wegerechnungen
- Klassifikation von Wegerechnungstypen
- Berechnungsgrundlagen der deutschen LKW-Maut
- Fairness und Effizienz der deutschen LKW-Maut
- Soll-Ist-Vergleich der Mautberechnung
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen von Wegerechnungen. Es werden die Ziele von Wegerechnungen sowie verschiedene Klassifikationen von Wegerechnungstypen vorgestellt. Im dritten Kapitel werden die Berechnungsgrundlagen der deutschen LKW-Maut erläutert. Hierbei werden die Ziele, Annahmen und Rechnungsprinzipien der Maut sowie die Gebührenerhebung auf betriebswirtschaftlicher Kostenbasis betrachtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themengebiete der Arbeit sind Wegerechnungen, LKW-Maut, Verkehrsträgerinterne und Verkehrsträgerübergreifende Wegerechnungen, Bottom Up- und Top Down-Ansatz, Kosten- und Ausgabenorientierte Rechnung, sowie die Vergleichbarkeit der Mautberechnung mit Ergebnissen der wissenschaftlichen Diskussion um Wegerechnungen.
- Quote paper
- René Romero-Bastil (Author), 2005, Berechnungsgrundlagen der deutschen LKW-Maut im Kontext der Wegerechnungsdiskussion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90038