Im ersten Teil wird zunächst der historische Werdegang der Erlebnispädagogik bis in die Gegenwart geschildert. Anschließend steht der Begriff Erlebnispädagogik selbst im Fokus, um ihn zu beleuchten und einzugrenzen. Darauf folgen die Darstellung von erlebnispädagogischen Grundlagen und Kriterien sowie die Beschreibung der Lernchancen durch erlebnispädagogische Aktivitäten im Allgemeinen und schließlich eine Betrachtung erlebnispädagogischer Erklärungsansätze und Wirkungsmodelle. Abschließend soll die Rolle von Körper und Risiko im erlebnispädagogischen Setting herausgehoben werden.
Bulimie und Anorexie sind zwei völlig unterschiedliche Störungen, es kommt jedoch nicht selten vor, dass eine bulimische Frau zuvor anorektisch war. Daher werden im zweiten Teil die Krankheitsbilder Bulimie und Anorexie darsgetellt. Die Beschreibung der Psychodynamik und der Familiendynamik soll eine Vorstellung von markanten Merkmalen der Eßstörung aus analytischer und systemischer Sicht vermitteln. Um das Bild zu ergänzen, werden anschließend eine Auswahl der verschiedenen Forschungs- und Therapieansätze vorgestellt.
Da Essstörungen immer auch in einem kulturellen und gesellschaftlichen Kontext zu betrachten sind, werden im dritten Teil die Zusammenhänge zwischen Geschlechterrollenwandel, Gesellschaftsumbrüchen und der Entstehung des bulimischen Krankheitsbildes aufgezeigt. Darauf folgt die Beschreibung verschiedener Phasen und Bereiche weiblicher Sozialisation, die nach diversen Autor*innen einen wesentlichen Einfluss hinsichtlich der Genese von Essstörungen haben und die auch bei erlebnispädagogischem Vorgehen mit Mädchen und Frauen berücksichtigt werden müssen.
In einem anschließenden Resümee werden die komplexen Zusammenhänge zwischen Sozialisation und Essstörungen überschaubar dargestellt und mögliche Dimensionen der Erlebnispädagogik für Bulimikerinnen betrachtet. Zur Ergänzung der vorangegangenen Ausführungen wird nochmals der Aspekt „Bewegung“ aufgegriffen und beschrieben, der in dieser Themenstellung eine zentrale Rolle spielt.
Der abschließende Teil der Arbeit verbindet auf den Grundlagen der Kapitel 1-4 sowohl Erlebnispädagogik und Bulimie als auch Theorie und Praxis. Es sollen am Beispiel „Klettern“ die Punkte herausgearbeitet werden, an denen die Erlebnispädagogik bei bulimischen Mädchen und Frauen ansetzen kann. Dabei werden Erlebnispädagoginnen und bulimische Frauen mit Klettererfahrungen zu Wort kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erlebnispädagogik
- Die Wegbereiter in der Geschichte der Erlebnispädagogik
- Jean-Jacques Rousseau
- David Henry Thoreau
- Kurt Hahn und die „Erlebnistherapie“
- Weg der Erlebnispädagogik - von 1945 bis heute
- Definitionen - Grundlagen - Lernchancen
- Begriffsklärung
- Grundlegende Kriterien der Erlebnispädagogik
- Ziele und Chancen des Lernens in erlebnispädagogischen Angeboten
- Erklärungsmodelle zur Wirkung erlebnispädagogischen Vorgehens
- Die Theorie der Erlernten Hilflosigkeit
- Das metaphorische Lernen nach Bacon
- Erlebnispädagogik aus systemtheoretischer Perspektive
- Körper, Risiko und Wagnis - ihre Rolle in der Erlebnispädagogik
- Die Rolle des Körpers
- Die Rolle von Risiko und Wagnis
- Die Wegbereiter in der Geschichte der Erlebnispädagogik
- Zu den Eẞstörungen - ein Einblick
- Anorexia nervosa - Diagnosekriterien, Psychodynamik und Familiendynamik
- Bulimia nervosa
- Diagnosekriterien
- Aspekte der Psychodynamik
- Familiendynamische Muster
- Forschungsansätze zur Bulimie
- Psychoanalytischer Ansatz
- Der familientherapeutische Ansatz
- Der feministische Ansatz
- Der kulturtheoretische Ansatz
- Weibliche Sozialisation – ein Rundblick
- Der Wandel geschlechtsspezifischer Sozialisationsforschung
- Wandel der Geschlechterrollen durch gesellschaftliche Umbrüche
- Sozialisationsaspekte, die Mädchen zu „Mädchen“ und „Frauen“ werden lassen
- Familie und frühe Kindheit
- "peer groups"
- Mädchen in der Schule
- Zur Pubertät
- Menstruation
- Veränderungen des Körpers
- Die besondere Rolle der heterosexuellen Beziehung
- Erfahrungen sexueller Gewalt
- Resümee - Exkurs - Ergänzung
- Wie sich der Kreis zur Bulimie schließt
- Exkurs: Bewegung in der Therapie
- Zur Rolle von Bewegung und Sport bei bulimischen Mädchen und Frauen
- Ausblick: Erlebnispädagogik für Mädchen mit Eẞstörungen
- Die Interviews
- Auswahl der Interviewpartnerinnen - Erkenntnisinteresse
- Zu qualitativer Methode und Interviewstruktur
- Vorgehen und Rahmenbedingungen
- Darstellung der Praxis: das Medium Felsklettern mit bulimischen Mädchen
- Grenzen – Innen und Außen
- Dimensionen des Zeiterlebens
- Wahrnehmung: Innen und Außen - Emotionen und Körper
- Aufbau eines positiven Körperbezugs
- Kontrolle, Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen
- Naturerfahrung
- "Urlaub von der Bulimie"
- Rahmenbedingungen für erlebnispädagogische Projekte mit bulimischen Mädchen
- Schutz besonderer Bedürfnisse bulimischer Mädchen
- Die Rolle der Leiterin
- Kontinuität - Zeitfaktor - Verbindlichkeit
- Die Interviews
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz von Erlebnispädagogik in der Sozialarbeit und untersucht, ob Klettern als Methode dazu beitragen kann, die Bulimie zu überwinden. Die Arbeit analysiert die theoretischen Grundlagen der Erlebnispädagogik und die Entstehung von Eẞstörungen wie Bulimie. Sie beleuchtet insbesondere die Rolle von Bewegung und Sport bei bulimischen Mädchen und Frauen und setzt diese Erkenntnisse in Bezug zur Erlebnispädagogik. Darüber hinaus werden Interviews mit betroffenen Mädchen durchgeführt, um deren Erfahrungen mit Klettern und dessen Auswirkungen auf ihre Eẞstörung zu beleuchten.
- Erlebnispädagogik als Methode der Sozialarbeit
- Klettern als Mittel zur Überwindung von Bulimie
- Zusammenhänge zwischen Eẞstörungen und sozialer und körperlicher Entwicklung
- Rollen von Bewegung und Sport bei bulimischen Mädchen und Frauen
- Praxisbeispiele und Interviewergebnisse aus der Arbeit mit bulimischen Mädchen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Diplomarbeit vor und skizziert den Forschungsansatz.
- Kapitel 1 beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Erlebnispädagogik, ihre Geschichte, Definitionen, Lernchancen und Erklärungsmodelle.
- Kapitel 2 widmet sich den Eẞstörungen, insbesondere der Bulimie, und untersucht ihre Diagnosekriterien, Psychodynamik und Familienmuster.
- Kapitel 3 betrachtet die weibliche Sozialisation und ihren Einfluss auf die Entstehung von Eẞstörungen.
- Kapitel 4 analysiert die Rolle von Bewegung und Sport bei bulimischen Mädchen und Frauen und zeigt den Zusammenhang zu den Eẞstörungen auf.
- Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Interviews mit Mädchen, die an Kletterprojekten teilgenommen haben, und beleuchtet deren Erfahrungen und Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Erlebnispädagogik, Sozialarbeit, Bulimie, Eẞstörungen, Klettern, Bewegung, Sport, weibliche Sozialisation, Mädchen, Körper, Risiko, Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen.
- Arbeit zitieren
- Susanne Schoen (Autor:in), 1999, Erlebnispädagogik als Methode der Sozialarbeit. Klettern - ein Weg, die Bulimie gehen zu lassen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/901440