Schattenwirtschaft. Ursachen und Wirkungen

Eine kritische Kurzanalyse


Hausarbeit, 2020

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einführung
1.1 Problematik
1.2 Zielsetzung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Rechtliche Grundlagen
2.1.1 Illegale Schattenwirtschaft
2.1.2 Legale Schattenwirtschaft
2.2 Ursachen und Wirkung
2.2.1 Beweggründe für die Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit
2.2.2 Auswirkungen auf die Gesellschaft, den Staat und die Wirtschaft
2.3 Schattenwirtschaft im Vergleich
2.3.1 Schattenwirtschaft in Deutschland
2.3.2. Schattenwirtschaft in den OECD-Staaten

3. Fazitarer Ausblick
3.1 Lösungsansatze
3.1.1 Mehr Kontrollen
3.1.2 Strengere Gesetze
3.1.3 Abschaffung des Bargelds
3.2 Schlussfazit
3.2.1 Risiken der Schattenwirtschaft
3.2.2 Chancen der Schattenwirtschaft

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Niveau der Schattenwirtschaft in ausgewahlten Industrielandern

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Teilbereiche der inoffiziellen Wirtschaft

Tabelle 2: Verhaltnis von Schattenwirtschaft zum offiziellen BIP in Deutschland

Tabelle 3: Die Entwicklung der Schattenwirtschaft in Deutschland von 2012 bis 2016

1. Einführung

Der Zoll hat bei einer Kontrolle im November 2019 zwölf Falle von Schwarzarbeit auf einem Weihnachtsmarkt in der Hamburger Innenstadt aufgedeckt. So haben diese Leistungen des Jobcenters erhalten, jedoch ihre Nebentatigkeit auf dem Weihnachtsmarkt nicht angemel- det (vgl. Süddeutsche Zeitung 2019).

Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen zahllose Razzien die 2019 deutschlandweit durchge- führt wurden, um Schwarzarbeit und andere Formen der Schattenwirtschaft aufzudecken und zu bekampfen.

Schattenwirtschaft ist ein Phanomen, welches die Wirtschafts- und Sozialpolitik schon seit vielen Jahren beschaftigt und durch ihren Anstieg auch haufig für Diskussionen sorgt. Zum einen, da sie eine Menge an wirtschaftspolitischen Problemen zu verantworten hat, wie beispielsweise die steigende Arbeitslosigkeit sowie die negativen Auswirkungen auf Sozial- versicherungstrager und den Staat durch entgangene Einnahmen. Zum anderen, da sie oftmals moralisch und ethisch zweifelhafte Beschaftigungsverhaltnisse mit sich bringt (vgl. Schneider 2004: 11).

Besonders im Bausektor hat sich in den letzten Jahren immer haufiger herauskristallisiert, dass sich kriminelle Netzwerke gebildet haben, die systematisch Steuern und Sozialabga- ben hinterziehen und Arbeitskrafte ausbeuten. Die Bundesregierung möchte daher nun ge- zielt durchgreifen (vgl. Horst 2017).

1.1 Problematik

Doch was genau ist Schattenwirtschaft? Oftmals ist vielen selbst nicht bewusst, ab wann man sich bereits in der Schattenwirtschaft befindet und ab wann man sich noch im gesetz- lichen Rahmen bewegt, weswegen dies haufig zu Verunsicherungen führt. Beispielsweise bei einem Kuchenverkauf für Vereine oder Schulklassen. Wie haufig darf ein solcher ver- anstaltet werden, um noch gesetzeskonform zu sein und ab wann befindet man sich bereits in einer juristischen Grauzone?

1.2 Zielsetzung

Das Ziel dieser Arbeit ist, den Unterschied zwischen illegaler und legaler Schattenwirtschaft zu definieren, sowie auch ihre Ursachen als auch Auswirkungen zu analysieren. Anschlie- Bend wird die Schattenwirtschaft in Deutschland betrachtet und mit den OECD-Staaten ver- glichen und etwaige Lösungsansatze zu ihrer Einschrankung eruiert. Am Ende wird ein Schlussfazit gezogen, indem sowohl die Chancen und Risiken der Schattenwirtschaft erör- tert werden.

2. Theoretische Grundlagen

Volkswirtschaften lassen sich in verschiedene Sektoren untergliedern. Namlich in den offi- ziellen Sektor, unter dem das regulare Wirtschaften mit Gütern und Dienstleitungen ver­standen wird und dem inoffiziellen Sektor, der Schattenwirtschaft (vgl. Enste/Schneider 2007: 252f). Schattenwirtschaft ist der Oberbegriff, unter dem alle ökonomischen Tatigkei- ten verstanden werden, aus denen Einkommen oder Wertschöpfung erzielt wird, jedoch staatliche Regulierungen, wie beispielsweise Mindestpreise, Steuer- und Sozialabgaben, sowie eine statistische Erfassung umgangen werden. Somit können diese wirtschaftlichen Leistungen nicht bei der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) berücksichtigt wer­den (vgl. Rumb et al.).

2.1 Rechtliche Grundlagen

Schattenwirtschaft wird in legale und illegale Auspragungen untergliedert. Diese beiden Formen werden folgendermaBen definiert:

2.1.1 Illegale Schattenwirtschaft

Die illegale Schattenwirtschaft wird hauptsachlich von der Schwarzarbeit und dem Schwarzmarkt dominiert (vgl. Piekenbrock 2014: 486). Zur illegalen Schattenwirtschaft zahlt somit nicht nur Einkommen, das aus illegalen Tatigkeiten erwirtschaftet wird, sondern auch aus legalen Tatigkeiten, die allerdings meist bewusst nicht angemeldet werden, um so Steuern und Sozialversicherungsabgaben einzusparen (vgl. Schneider 2004: S.34). Schwarzarbeit als eine Unterkategorie der Schattenwirtschaft wird im Gesetz zur Bekamp- fung der Schwarzarbeit und illegalen Beschaftigung (vgl. Schwarzarbeitsbekampfungsge- setz - SchwarzArbG) gemaB §1 (2) folgendermaBen definiert:

„Schwarzarbeit leistet, wer Dienst- oder Werkleistungen erbringt oder ausführen lasst und dabei

1. als Arbeitgeber, Unternehmer oder versicherungspflichtiger Selbststandiger seine sich auf Grund der Dienst- oder Werkleistungen ergebenden sozialversicherungs- rechtlichen Melde-, Beitrags- oder Aufzeichnungspflichten nicht erfüllt,
2. als Steuerpflichtiger seine sich auf Grund der Dienst- oder Werkleistungen erge- benden steuerlichen Pflichten nicht erfüllt,
3. als Empfanger von Sozialleistungen seine sich auf Grund der Dienst- oder Werk- leistungen ergebenden Mitteilungspflichten gegenüber dem Sozialleistungstrager nicht erfüllt,
4. als Erbringer von Dienst- oder Werkleistungen seiner sich daraus ergebenden Ver- pflichtung zur Anzeige vom Beginn des selbststandigen Betriebes eines stehenden Gewerbes (§ 14 der Gewerbeordnung) nicht nachgekommen ist oder die erforderli- che Reisegewerbekarte (§ 55 der Gewerbeordnung) nicht erworben hat oder
5. als Erbringer von Dienst- oder Werkleistungen ein zulassungspflichtiges Handwerk als stehendes Gewerbe selbststandig betreibt, ohne in der Handwerksrolle eingetragen zu sein (§ 1 der Handwerksordnung).

Schwarzarbeit leistet auch, wer vortauscht, eine Dienst- oder Werkleistung zu erbringen oder ausführen zu lassen, und wenn er selbst oder ein Dritter dadurch Sozialleistungen nach dem Zweiten oder Dritten Buch Sozialgesetzbuch zu Unrecht bezieht.“

Neben der in § 2 Absatz 1 und 2 festgelegten Schwarzarbeit ist auch die illegale Beschafti- gung ein Bestandteil der Schattenwirtschaft, welche gemaB §2 Absatz 3 Schwarzarbeits- bekampfungsgesetz wie folgt gesetzlich festgelegt ist:

„Illegale Beschaftigung übt aus, wer

1. Auslander und Auslanderinnen als Arbeitgeber unerlaubt beschaftigt oder als Entleiher unerlaubt tatig werden lasst,
2. als Auslander oder Auslanderin unerlaubt eine Erwerbstatigkeit ausübt,
3. als Arbeitgeber Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen

a) ohne erforderliche Erlaubnis nach § 1 Absatz 1 Satz 1 des Arbeitneh- merüberlassungsgesetzes oder
b) entgegen den Bestimmungen nach § 1 Absatz 1 Satz 5 und 6, § 1a oder § 1b des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes überlasst oder für sich tatig wer­den lasst,

4. als Arbeitgeber Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beschaftigt, ohne dass die Arbeitsbedingungen nach MaBgabe des Mindestlohngesetzes, des Arbeitnehmer- Entsendegesetzes oder des § 8 Absatz 5 des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach § 3a Absatz 2 Satz 1 des Arbeit- nehmerüberlassungsgesetzes eingehalten werden, oder
5. als Arbeitgeber Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu ausbeuterischen Arbeits- bedingungen beschaftigt.“

Aus diesen Gesetzestexten wird deutlich, dass das Wirtschaften mit legalen Gütern und Dienstleistungen, dann in die Illegalitat gerat, wenn die Tatigkeiten nicht gesetzeskonform durchgeführt wurden. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Tatigkeit nicht ord- nungsgemaB angemeldet wird, Steuern- und Sozialversicherungsbeitrage hinterzogen werden oder Arbeitnehmer eingestellt werden, die keine offizielle Arbeitsgenehmigung be- sitzen (vgl. Enste/Schneider 2017: 253). Eine besondere Variante der Schwarzarbeit stellt zudem die sogenannte Scheinselbststandigkeit dar. Dabei wird ein abhangiges Beschafti- gungsverhaltnis als vermeintlich selbstandig dargestellt (vgl. Albers, 2018, S.388). Daneben sind alle Aktivitaten der Untergrundwirtschaft im kriminellen Sektor gesetzeswidrig, da hier- bei bereits die Güter und Dienstleistungen, mit denen gewirtschaftet wird, illegal sind. Hierzu zahlen Hehlerei, Drogen-, Waffen-, Menschen- und Organhandel, Handel mit urhe- berrechtlich geschützteren Waren, illegaler Handel mit Kulturgütern oder Materialien, wie beispielsweise Elfenbein, Schmuggel, verbotene Glücksspiele und Betrug (vgl. Enste/Schneider 2017: 253). Eine genaue, einheitliche Definition für den Begriff der illega­len Schattenwirtschaft, ist jedoch schwierig, da es von Land zu Land stark variieren kann, welche Güter und Substanzen als illegal gelten.

Einen Überblick über die unterschiedlichen Bereiche der Schattenwirtschaft, sowie die Ein- teilung in Legalitat und Illegalitat veranschaulicht folgende Tabelle:

Tabelle 1: Teilbereiche der inoffiziellen Wirtschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Dominik H. Enste / Stefan Hardege, 2007,

https://www. iwkoeln.de/fileadmin/publikationen/200 7/53641/trends01 07 4. pdf )

Zwar wird in dieser Tabelle lediglich der mittlere Bereich als Schattenwirtschaft deklariert, jedoch zahlen auch der Haushaltssektor und der kriminelle Sektor beziehungsweise die Untergrundwirtschaft zu der Schattenwirtschaft (vgl. Enste/ Schneider 2007: 252f)

2.1.2. Legale Schattenwirtschaft

Grundsatzlich lasst sich sagen, dass Schattenwirtschaft nicht automatisch illegal sein muss. Es gibt Bereiche, die sich im legalen Rahmen bewegen, wie Gefalligkeitsleistungen unter Freunden und Verwandten. Diese sind im Gesetz (vgl. Schwarzarbeitsgesetz, § 1 Abs. 3) folgendermaBen festgelegt:

„Keine Schwarzarbeit sind Hilfeleistungen durch Angehörige oder Lebenspartner, Gefallig- keiten, Nachbarschaftshilfe, sowie Tatigkeiten, die nicht nachhaltig auf Gewinnerzielung gerichtet sind“ (Albers 2018, 388).

AuBerdem wird Haus- beziehungsweise Gartenarbeit, hausliche Selbstversorgung, sowie ehrenamtliche Leistungen zur legalen Schattenwirtschaft hinzugezahlt. Diese Selbstversor- gungswirtschaft wird nicht statistisch erfasst und flieBt somit auch nicht in das Bruttoinlands- produkt (Sozialprodukt) (vgl. Pollert 2010: 43).

2.2 Ursachen und Wirkung

Umfragen zufolge gilt Schattenwirtschaft oder Schwarzarbeit im Freundes- und Bekannten- kreis für viele als Kavaliersdelikt und wird gesellschaftlich gröBtenteils akzeptiert. Daher ist die Hemmschwelle für viele Menschen in Deutschland selbst in der Schattenwirtschaft tatig zu werden oder schattenwirtschaftliche Dienste in Anspruch zu nehmen nach wie vor nied- rig (vgl. Friedrich 2004: 12). Es gibt unterschiedliche Faktoren, welche das Wirtschaften im Schatten für viele so attraktiv machen. Jedoch haben diese auch Einflüsse auf den Staat.

2.2.1 Beweggründe für die Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit

Ganz klassisch sind Verbote ein Grund für (illegale) Schattenwirtschaft. Gut zu beobachten, war dies zur Zeit der Prohibition in den USA, in denen die Untergrundwirtschaft und die Kriminalitat durch die Mafia rapide zunahmen. Aber auch heute ist die Nachfrage nach ille­galen Gütern und Substanzen, eine Ursache für ein kontinuierliches Wirtschaften im Schat­ten.

Mit einer der Hauptursachen für die Schattenwirtschaft ist die hohe Abgabenbelastung durch Steuern und Sozialversicherungsbeitrage auf Löhne und Gehalter (vgl. Schneider 2004: 27). Diese Belastungen auf ihr Einkommen empfinden viele Arbeitnehmer als unver- haltnismaBig im Vergleich zu den Marktpreisen der dafür real erwerblichen Waren und Dienstleistungen (vgl. Schneider 2004: 29). Besonders die stetige Erhöhung der Abgaben- last, kann dazu verleiten, das Einkommen von diesen befreien zu wollen und somit die persönliche finanzielle Situation zu optimieren. Auch wechseln Arbeitnehmer in den inoffi- ziellen Sektor, wenn diese im regularen offiziellen Wirtschaftssektor zu stark steuerlich belastet werden. AuBerdem spielt die subjektive Wahrnehmung der Erhöhungen eine mit- entscheidende Rolle, wenn es um einen Einstieg in die Schattenwirtschaft geht. Übersteigt die staatliche Fiskallast, die selbst festgelegte Höchstgrenze so wird damit für viele ein An- reiz gesetzt in die Schwarzarbeit überzuwechseln (vgl. Schneider 2004: 24 ff). Steigen jetzt beispielsweise zusatzlich zu dieser Erhöhung auch noch die Marktpreise der Lebenshal- tungskosten, fühlen sich viele gezwungen in die Schattenwirtschaft auszuweichen, auch wenn dies nur dem steuerfreien Nebenerwerb dient (vgl. Schneider 2004: 92).

Auch hat die Wirtschaftslage einen Einfluss darauf, ob die Schattenwirtschaft ansteigt. Durch die aktuell positive konjunkturelle Wirtschaftslage, steigende Löhne, sowie aufgrund der positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, kann seit einigen Jahren ein Rückgang der Schattenwirtschaft verzeichnet werden. Wird dies allerdings mit den Jahren der Finanz- krise 2008 und 2009 verglichen, war in diesen beiden Jahren Schatzungen zufolge ein An- stieg der Schattenwirtschaftsquote von 13,5% auf 14,3% vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu verzeichnen (vgl. Schneider 2019).

Arbeitszeitverkürzungen sind ein weiterer Faktor, der die Schwarzarbeit potenziell fördern kann. Wird zum Beispiel durch tarifvertragliche oder gesetzliche Regelungen die offizielle Wochenarbeitszeit von 40 Stunden auf 35 Stunden herabgesetzt, kann dies den Effekt ha- ben, dass die dazugewonnene Freizeit genutzt wird, um zusatzlich in der Schattenwirtschaft zu agieren. Jedoch ist es auch möglich, dass ein anderer Effekt eintritt, namlich dass diese Zeit schlichtweg als Freizeit genutzt wird (vgl. Schneider, 2004, S.22ff). Hierzu muss auch darauf eingegangen werden, dass zusatzliche gewonnene Zeit auch durch den Verlust ei­nes Arbeitsplatzes mit sich bringen kann. Verliert nun jemand seine Arbeitsstelle, erhalt er staatliche Transferleistungen in Form von Arbeitslosengeld. Da diese allerdings bei weitem nicht so hoch sind wie das Ursprungsgehalt, versuchen viele, durch Nebenerwerbstatigkei- ten ihre Einkünfte zu erhöhen, welche sie üblicherweise anmelden müssten. Jedoch hatte dies zur Folge, dass sie mit Kürzungen der Sozialleistungen rechnen müssten, weswegen sich viele dazu hinreiBen lassen, in die Schwarzarbeit auszuweichen, da der zusatzliche Nebenverdienst ansonsten nicht rentabel ware (vgl. Schneider 2004: 26).

Auch staatliche Regulierungen sind eine zentrale Ursache, wenn es um diese Thematik geht. Zwar wird durch staatliches Eingreifen in die Wirtschaft versucht, positive Auswirkun- gen zu erzielen, wie zum Beispiel die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Arbeitneh- mer durch Mindestlöhne, sowie eine Eindammung der Schwarzarbeit, jedoch kann es auch passieren, dass das gegenteilige Ereignis eintritt. Denn durch diese steigenden Lohn- und Gehaltskosten können oder wollen manche Arbeitgeber keine Arbeitskrafte mehr beschaf- tigen. So kann es auch passieren, dass es zu Entlassungen kommt (vgl. Schneider 2004: 24). Hierzu können noch weitere Beispiele aufgelistet werden. Setzt der Staat für bestimmte Waren und Güter einen Mindestpreis fest, kann im offiziellen Wirtschaftssektor niemand unter diesem Wert verkaufen, was unter Umstanden zu NachfrageeinbuBen führen kann. Im Untergrundsektor sieht dies anders aus. Hier legt der Verkaufer trotz staatlicher Ein- schrankungen seinen Preis selbst fest und hat somit einen entscheidenden Wettbewerbs- vorteil. Auch aktuelle Debatten bezüglich einer Mietpreisbremse in Deutschland könnten dafür sorgen, dass die Schattenwirtschaft in diesem Bereich einen Anstieg erlebt. Für viele Vermieter würde die Rentabilitat ihre Wohnungen zu vermieten dadurch abnehmen. Entwe- der sie lassen ihre Wohnungen leer stehen oder vermieten diese als Urlaubsunterkünfte, da sie somit mehr Geld verlangen können als bei regularen Mieten. Da allerdings die Wohn- situation in Deutschland besonders in GroBstadten schwierig ist, könnte es nun sein, dass Abmachungen getroffen werden, den staatlichen Mietpreis im Mietvertrag festzuhalten, je- doch inoffiziell dennoch eine höhere Miete bezahlt wird, indem sich der Vermieter die Diffe- renz monatlich in bar auszahlen lasst.

Ein weiterer Grund für Schattenwirtschaft im Besonderen aber für die Schwarzarbeit, ist, dass viele, die keine Arbeitsgenehmigung besitzen, gar keine andere Möglichkeit haben, als einer Tatigkeit im inoffiziellen Wirtschaftssektor nachzugehen. Besonders Migranten und Asylanten, haben es schwer auf legalem Weg eine Arbeitsstelle zu finden, da es in den meisten Fallen sehr lange dauert, bis die Identitat, sowie der Aufenthaltsstatus geklart wurde. Viele illegale Einwanderer und Geflüchtete, registrieren sich daher oftmals gar nicht erst, um dieser langwierigen Prozedur zu entgehen und eine eventuelle Abschiebung zu vermeiden. Dies lasst sich nicht nur in Deutschland feststellen, sondern besonders auch in den USA. Hier gibt es sogar viele in den USA illegal Lebende, die sich in schattenwirtschaft- lichen Mietverhaltnissen befinden. Auf der Arbeitgeberseite ist die illegale Auslanderbe- schaftigung eine lukrative Möglichkeit kostengünstig an Arbeitskrafte heranzukommen, da sie sich einerseits Sozialversicherungsabgaben einsparen können und sich andererseits nicht an gesetzlich festgelegt Mindestlöhne halten müssen. Somit entsteht auf den ersten Blick eine vermeintliche Win-Win-Situation. Allerdings sieht die Realitat meistens anders aus und zwar, dass oftmals unter extremen Bedingungen gearbeitet werden muss, da Ar- beitnehmer nicht tarifvertraglich geschützt sind (vgl. Gesemann 2001: 209f).

2.2.2 Auswirkungen auf die Gesellschaft, den Staat und die Wirtschaft

Staatliche Auswirkungen der illegalen Schattenwirtschaft sind in erster Linie steuerliche Ab- gabeeinbuBen, die für staatliche Ausgaben benötigt werden. Dies sorgt dafür, dass der Staat versuchen muss dieses Defizit zu kompensieren beispielsweise durch die Aufnahme von Schulden. Das heiBt, dass die Schattenwirtschaft mit verantwortlich an einer zunehmenden Staatsverschuldung sein kann und damit letztendlich auch der Gesellschaft selbst schadet, da Steuererhöhungen eine Konsequenz für den Anstieg der Staatsverschul- dung sein können. Auch die Sozialversicherungstrager, die ebenso einen finanziellen Aus- fall aufgrund der Schattenwirtschaft erleiden, haben es somit auch immer schwerer, ihre Leistungsfahigkeit aufrechtzuerhalten. Wobei dies sich tendenziell nicht verallgemeinern lasst und kritisch analysiert werden muss, da Einnahmeausfalle nur dann als legitim gezahlt werden, wenn schattenwirtschaftliche Tatigkeiten, die des offiziellen Wirtschaftssektors 1:1 ersetzen, was jedoch in Deutschland höchstens zu einem Drittel der Fall ist (vgl. Schneider 2004: 74f).

Im Bereich Wirtschaft können Unternehmen durch den Wettbewerbsvorteil der Schatten- wirtschaft von UmsatzeinbuBen betroffen sein und empfinden die staatlichen Vorschriften und Regelungen als wirtschaftlichen Nachteil (vgl. Schneider 2004: 77).

Schattenwirtschaft kann sich jedoch auch positiv auf den offiziellen Wirtschaftssektor aus- wirken, da es durch Synergien zu Effizienzsteigerungen und zu einem Anstieg in der offizi- ellen gesamtwirtschaftlichen Produktion kommen kann, sowie auch zu einer Ankurbelung des Marktwettbewerbs (vgl. Schneider 2004: 74).

2.3 Schattenwirtschaft im Vergleich

Das tatsachliche AusmaB der Schattenwirtschaft, kann statistisch nicht genau ermittelt wer­den, weswegen Schatzungen von Experten eingeholt werden müssen, die sich prozentual auf das Bruttoinlandsprodukt BIP beziehen, um Entwicklungen einschatzen und Staaten miteinander vergleichen zu können (vgl. Schneider 2015: 4).

2.3.1 Schattenwirtschaft in Deutschland

Anhand der folgenden Tabelle kann verdeutlicht werden, dass von 1996 bis 2003 ein kon- tinuierlicher Anstieg der Schattenwirtschaft in Deutschland zu bemerken war. Seit 2003 ist bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch ein jahrlicher Rückgang zu verzeichnen. Zwar lasst sich bis heute ein monetarer Anstieg der Schattenwirtschaft feststellen, allerdings hat sich der prozentuale Anteil am offiziellen BIP sich von Jahr zu Jahr verringert. Laut Einschatzung von Experten hat 2019 sich die Schattenwirtschaft in Deutschland um ca. 5 Mrd. Euro ver- ringert (vgl. Schneider 2015: 1).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Schattenwirtschaft. Ursachen und Wirkungen
Untertitel
Eine kritische Kurzanalyse
Hochschule
Hochschule Offenburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
21
Katalognummer
V901545
ISBN (eBook)
9783346224385
ISBN (Buch)
9783346224392
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schattenwirtschaft, ursachen, wirkungen, eine, kurzanalyse
Arbeit zitieren
Anna Melanie Heidt (Autor:in), 2020, Schattenwirtschaft. Ursachen und Wirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/901545

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