Betriebliche Gesundheitsförderung. Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter im Bürojob

Eine Beispielkampagne


Hausarbeit, 2020

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

0 Einleitung

1 Einstellungen
1.1 Definition und theoretische Zusammenhange
1.2 Funktion von Einstellungen
1.3 Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten
1.4 Spontanes und überlegtes Verhalten
1.4.1 Spontanes Verhalten
1.4.2 Überlegtes Verhalten
1.5 Erlernen von Einstellungen
1.6 Andern von Einstellungen
1.6.1 Kognitive Dissonanz
1.6.2 Persuasive Kommunikation
1.6.3 Einstellungsanderungen über Emotionen
1.6.4 AbschlieBende Informationen

2. Kampagne zur betrieblichen Gesundheitsförderung
2.1 Kampagne: Beispiel einer Design-Agentur
2.2 Zielsetzung der Kampagne
2.3 Umsetzung der Kampagne
2.3.1 Tabakentwöhnung
2.3.2 Pravention von Rückenschmerzen
2.3.3 Stressbewaltigung

3 Diskussion

4 Fazit

Literaturverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Elaborations-Likelihood-Modell. (Nach Petty & Cacioppo, 1986)

Abbildung 2: Anteile der zehn wichtigsten Krankheitsarten an den AU-Tagen. (Quelle: Au-Daten der DAK-Gesundheit 2018)

0 Einleitung

Durch die wachsenden Anforderungen und den Anstieg internationalen Wettbewerbs, welcher aus der Globalisierung resultiert, müssen Unternehmen ihre Performanz in allen möglichen Bereichen bestmöglich optimieren. Ein wichtiger Bestandteil eines Unter- nehmens sind seine Mitarbeiter, ohne die ein reibungsloser Ablauf undenkbar ware. Ein einzelnes defektes Zahnrad in einer Maschine kann dessen Versagen hervorrufen, ahn- lich verhalt es sich mit einem Unternehmen und seinen Mitarbeitern. Wenn Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen, fehlt eine unabdingbare Fachkraft, die zum Erfolg eines Teilprozesses des groBen Ganzen beitragt. Weitere Folgen gesundheitsschadigenden Verhaltens beeintrachtigen das Unternehmen in vielerlei Hinsicht. Die heimliche Rau- cherpause führt zu Leistungseinbrüchen, ebenso wie Kopf- oder Rückenschmerzen, sowie sonstige Körperliche Beschwerden, welche die Leistungsfahigkeit der Mitarbeiter langfristig beeintrachtigen. Statistiken zeigen, dass die Ursachen der Arbeitsunfahig- keitstage vermehrt auf Probleme mit Skelett und Muskeln, den Atemwegen und der Psyche zurückzuführen sind WIdO (2019). Obwohl Arbeitnehmern bewusst ist, dass ge- sundheitsschadigende Gewohnheiten ihre Leistung beeintrachtigen, versuchen nur die wenigsten, etwas an ihrem Lebensstil zu andern.

Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach raucht jeder vierte Deut­sche ab dem Alter von 14 Jahren (Brandt, M., 2013). In den letzten Jahren wurde versucht, durch abschreckende Bilder von Folgeerkrankungen des Zigarettenkonsums, die Zahl er Raucher zu verringern. In einer Umfrage in Österreich gaben 54% der Be- fragten die Option „Diese Schockbilder bewirken nichts“ an. (meinungsraum.at, 2017). Offensichtlich sind sich die Konsumenten also der Risiken ihres Konsums be­wusst.

Aufgrund dieser Befundlage wachst das Bewusstsein für die Einführung gesundheitsför- dernder MaBnahmen in Unternehmen, um über gesunde Mitarbeiter eine Optimierung der unternehmerischen Tatigkeiten zu bewirken. Da die Mitarbeiter nicht bereit sind, aus eigener Motivation zu handeln, versuchen Unternehmen ihnen dabei unter die Arme zu greifen. Diese Hausarbeit geht zunachst auf die theoretischen Hintergründe von Ein- stellungen und Einstellungsanderungen ein, um davon ausgehend eine Kampagne zur betrieblichen Gesundheitsförderung für ein Bürounternehmen vorzustellen. Dadurch sollen Arbeitnehmer dazu motiviert werden, gesundheitsbewusste Einstellungen zu bil­den, bzw. zu festigen und darauf aufbauend entsprechende Verhaltensabsichten ausführen zu können, welche gesundheitsfördernd ausfallen. Langfristig soll diese Kam- pagne eine indirekte Leistungssteigerung der Mitarbeiter bewirken, sowie eine Senkung von leistungsmindernden Folgen und damit einhergehenden Arbeitsunfahigkeitstagen.

1 Einstellungen

Der Mensch blickt nur in den seltensten Fallen mit einer neutralen Sichtweise auf die Dinge und Personen in seinem Umfeld. Man neigt generell dazu, sich eine Meinung über alle wahrgenommenen Dinge zu bilden. Damit wir uns nicht zu jedem einzelnen Objekt und über jede Person, auf die wir treffen, eine Meinung bilden müssen, kategorisieren wir diese nach bestimmten Merkmalen in zugehörige Gruppen, über die wir dann eine gene- relle Ansicht vertreten. Oft wird eine Brille als Metapher für unsere Einstellungen genutzt, weil wir unsere gesamte Umwelt durch unsere Einstellungen in einem bestimm- ten Licht sehen. Im Folgenden wird der Begriff Einstellungen definiert und in seinem theoretischen Kontext erlautert.

1.1 Definition und theoretische Zusammenhange

Einstellungen helfen uns also, eine Meinung über gewisse auBere Umstande und Gege- benheiten bilden zu können. Eine Einstellung ist also eine „psychologische Tendenz, die durch einen positiven oder negativen Bewertungsprozess gegenüber einer bestimmten Person, Sache oder Situation ausgedrückt wird.“ (Eagly und Chaiken , 1993).

Diese Definition beschreibt drei wichtige Komponenten von Einstellungen. Als erstes wird die „psychologische Tendenz“ genannt, welche den inneren Zustand der Person be- schreibt, wenn sie mit dem jeweiligen Gegenstand, der Person oder Situation konfrontiert wird. Dieser Zustand stellt keine Disposition dar, sondern ist lediglich in der derzeitigen Situation von Bedeutung. Folglich handelt es sich bei Einstellungen um aktuelle Tenden- zen, welche situationsbedingt unterschiedlich ausgepragt sind und dementsprechend langandauernd aber auch nur kurzzeitig prasent sein können. (Eaton, Majka & Visser, 2008). Ein weiterer Punkt ist der Bewertungsprozess bei einer Einstellung. Dieser sorgt dafür, dass entweder eine negative, positive oder neutrale Haltung zustande kommt. Die- ser Bewertungsprozess ist rein subjektiv und orientiert sich an dem Netzwerk unserer Einstellungen. Diese sind also nicht unabhangig voneinander zu betrachten, sondern ste- hen in Wechselwirkung zueinander.

Der Bewertungsprozess kann auf drei Ebenen erfolgen, welche am Beispiel einer Person mit Redeangst dargestellt werden sollen. Diese Person muss einen Vortrag vor ihren Kommilitonen halten, hat aber eine von Angst gepragte Einstellung gegenüber Vortragen. Die Bewertung der Vortragssituation kann zum einen kognitiv erfolgen. Dies könnte bei- spielsweise über bewusste Gedanken erfolgen, indem die Person denkt, dass sie im Falle eines unsicheren Auftretens von ihren Kommilitonen negativ bewertet wird. Sie stellt sich also vor, wie die Anderen über sie urteilen und was in deren Köpfen vorgeht. Demnach kommt sie zu dem Entschluss, dass der Vortrag sie in eine bedrohliche Lage versetzen wird und hat folglich eine negative Einstellung. Die affektive Ebene zeigt sich wahrend der Konfrontation mit dem Einstellungsobjekt. Im Falle des Vortrags könnte dies bei der Person ein starkes Angstgefühl mit physiologischen Reaktionen wie Erröten oder Zittern darstellen. Die verhaltensmaBige Ebene zeigt sich in dem Verhalten, welches die Person in Verbindung mit der Situation, der Person oder dem Einstellungsobjekt aufweist. Folg- lich würde die Person der Vortragssituation aus dem Weg gehen oder wahrenddessen aus dem Raum flüchten. Da sich unsere Bewertung auf etwas Bestimmtes beziehen muss, stellt das Einstellungsobjekt die dritte Komponente dar. Wie bereits in der Definition er- wahnt, beziehen sich unsere Einstellungen auf Personen, Objekte oder Situationen. (Fischer, P., Asal, K., Krueger, J., I., 2013).

1.2 Funktion von Einstellungen

Es lassen sich zwei Funktionen von Einstellungen unterscheiden:

Die Kognitiven Funktionen wurden bereits Am Anfang dieses Kapitels angeschnitten. Unser Gehirn gruppiert Dinge, Personen und Situationen mit einer Schnittmenge ahnli- cher Merkmale und erstellt somit Kategorien, zu denen eine generelle Meinung vertreten wird. Dadurch werden alltagliche Entscheidungen vereinfacht und können folglich schneller getroffen werden. Ein Vegetarier hat generell eine abgeneigte Einstellung ge- genüber Fleisch und muss sich nicht bei jeder Fleischsorte erneut die Frage stellen, ob er dieses Lebensmittel konsumieren möchte oder nicht.

Die Motivationale Funktion spielt eine besondere Rolle bei dem Selbstfindungsprozess. Anhand von Einstellungen distanziert man sich auf der einen Seite von bestimmten Din­gen und entscheidet sich auf der anderen Seite für die Identifikation mit Personen, Situationen und Dingen. Dadurch sucht man sich beispielsweise seinen Freundeskreis, seine Hobbys, das Lieblingsessen und den zukünftigen Beruf aus. Aus diesem Grund ist es der Person möglich, gewisse Aussagen über die eigene Person zu tatigen. Man sucht sich ruhige und vertrauenswürdige Freunde, favorisiert FuBball und Pizza und sieht sich zukünftig als engagierter Polizist, der die Gesellschaft vor Gefahren beschützt und so für eine bessere Welt sorgt. Man wird durch seine Einstellungen also motiviert, bestimmte Zustande für die eigene Person oder in der Welt hervorzurufen und handelt dementspre- chend. Dieser Prozess ist stetig im Wandel, denn wenn sich unsere Einstellungen andern, andert sich gleichzeitig auch unsere Vorstellung, wie die Welt oder unser Leben im Op- timalfall aussehen soll und wir sind erneut motiviert, diesen Zustand herbeizuführen. (Orth, H., 2017)

1.3 Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten

Die motivationale Funktion lasst darauf schlieBen, dass Einstellung und Verhalten in ei- nem engen Zusammenhang stehen. Denn wenn man sich durch seine Einstellungen einer bestimmten Sache verspricht und einen Zielzustand erreichen möchte, liegt die Vermu- tung nahe, dass man anschlieBend sein Verhalten an dieses Ziel anpasst. Diese Annahme wird schon langer von verschiedenen Wissenschaftlern vertreten. Allport, G., W. (1929) sah eine „Einstellung als eine Disposition zu handeln“. Für Cohen, A. R. (1960) stellten Einstellungen stets den Vorlaufer von Verhalten dar und er war der Ansicht, dass man über die Einstellung einer Person klar erkennen kann, wie sie sich im alltaglichen Leben verhalt.

Bereits LaPiere, R. T. (1934) stellte allerdings fest, dass Einstellungen und Verhalten nicht immer übereinstimmten. Dies lasst sich bereits von vielen verschiedenen Alltagssi- tuationen ableiten. Obwohl uns bewusst ist, dass Zigaretten- und übermaBiger Fleischkonsum ungesund sind und generell die Einstellung vorherrscht, dass ein gesunder Körper essenziell ist, zeigen Statistiken, dass sich entgegen dieser Einstellung verhalten wird. Laut einer Statistik der BLE (2019) wurde 2018 in Deutschland pro Kopf 60,2 Ki­logramm Fleisch konsumiert. Die Zahl der konsumierten Zigaretten pro Tag in Deutschland belief sich 2018 auf 204 Millionen Stück (Statistisches Bundesamt, 2019). Dies sind nur zwei der unzahligen Beispiele für die Tatsache, dass wir uns oft entgegen unserer eigentlichen Einstellung verhalten. Fischer & Wiswede (2009) kommen zu dem Entschluss, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten be- steht, der allerdings von bestimmten Faktoren abhangt (Orth, H., 2017). Dazu zahlen unter anderem, wie überzeugt man von der eigenen Einstellung ist, in welchem MaBe diese Einstellung der Person bewusst ist, ob die Einstellung aus eigener Erfahrung resul- tiert und wie sehr Emotionale und kognitive Aspekte im Einklang sind. Des Weiteren lassen sich groBe Unterschiede vermerken, je nachdem ob das Verhalten spontan oder überlegt erfolgt.

1.4 Spontanes und überlegtes Verhalten

Jeder Mensch hat eine Persönlichkeit, mit der er sich identifiziert und mit deren Hilfe er sich selbst beschreiben kann. Unsere Persönlichkeit beinhaltet verschiedene Dispositio- nen, die zeitlich und situativ relativ stabil sind. Trotzdem verhalten wir uns in ahnlichen Situationen nicht immer auf dieselbe Art und Weise, sondern können situativ bedingt ein für uns untypisches Verhalten aufweisen. Auch wenn sich viele Menschen positiv über Spenden an Menschen in Not auBern, sind die Meisten nicht bereit, eine der Organisatio- nen zu unterstützen. Das kann jedoch anders aussehen, wenn man auf der StraBe angesprochen wird und die positive Einstellung über Spenden wieder zuganglich wird. Auf der anderen Seite steht man manchmal vor Entscheidungen, die mehr Überlegung verlangen, wie die Aufnahme eines Kredits für den Kauf eines Hauses.

1.4.1 Spontanes Verhalten

Wir kommen immer wieder in Situationen, in denen wir uns spontan verhalten müssen. Dabei handelt es sich des Öfteren um belanglose Sachen, wie beispielsweise was man beim Ablauf der Supermarktgange am jeweiligen Abend essen möchte, allerdings auch um kleinere Verbindlichkeiten, wie wenn man plötzlich auf der StraBe von einer Spen- denorganisation angesprochen wird. Bei solch spontanen Entscheidung, kann man sich nicht die Zeit für eine überlegte Entscheidung nehmen, weshalb hier die Zuganglichkeit der Einstellungen (siehe 1.3) eine entscheidende Rolle spielt. Da schnell eine Entschei- dung erfolgen muss, wird sich also auf die Einstellung berufen, welche dem Bewusstsein in diesem Moment am zuganglichsten sind. Befindet man sich also im Supermarkt und ist auf der Suche nach einem geeigneten Abendessen, kann man sich auf das Rezept be- rufen, welches man einige Stunden zuvor zufallig im Internet sah und welches eine positive Einstellung hinterlassen hat. Wird man auf der StraBe nach einer Spende gefragt, wird eventuell die positive Einstellung gegenüber Spenden zuganglich und obwohl man finanzielle Einschrankungen machen muss entscheidet man sich spontan für eine Spende. Hat man kurz zuvor jedoch seine Kontoauszüge betrachtet und ist sich seiner finanziellen Lage bewusst, ist dies dem Bewusstsein eher zuganglich und man entschlieBt sich gegen eine Spende.

1.4.2 Überlegtes Verhalten

Um ausgehend von den Einstellungen einer Person bessere Aussagen über ihr zukünftiges Verhalten ermöglichen zu können, veröffentlichte Ajzen (1985) die Theorie des geplan- ten Verhaltens. Ein zentraler Aspekt dieser Theorie stellt die konkrete Verhaltensabsicht dar. Im Gegensatz zum spontanen Verhalten, in der die Person plötzlich dazu gedrangt wird, ein Verhalten aufzuweisen, werden hier Argumente abgewogen und Aspekte ver- glichen, bevor bewusst eine Entscheidung erfolgt.

Anders als in 1.3.1.1 kann beispielsweise ein Abendessen für den Weihnachtsabend be- wusst geplant sein. Dabei werden Rezepte verglichen, Familienmitglieder befragt und anschlieBend eine Einkaufsliste geschrieben, um bewusst bestimmte Lebensmittel einzu- kaufen. Im Hinblick auf das „Spenden-Beispiel“ gibt es auch Unternehmen oder Personen, welche bewusst etwas spenden wollen. Sie vergleichen Hilfsorganisationen, deren Programme und füllen eigenstandig Formulare aus. Der Unterschied liegt also maB- geblich in der intrinsischen Motivation der Person, welche bereit ist, sich mit der Thematik zu beschaftigen. Je höher diese Verhaltensintention, desto eher kann auch das jeweilige Verhalten vorhergesagt werden. Jemand, der sich mit den Spendenorganisatio- nen in Verbindung setzt und sich für ihre Programme interessiert, wird eher gewillt sein, wirklich eine Spende zu tatigen, als eine Person, welche lediglich von dieser Verhaltens- absicht redet. Die Verhaltensabsicht wird von drei Faktoren beeinflusst:

In Kapitel eins wurde erklart, dass jeder Mensch seine eigenen subjektiven Bewertungs- mechanismen aufweist, welche die kognitive Grundlage der Einstellungen bilden. Diese subjektiven Einflüsse spielen zusatzlich bei der Verhaltensabsicht eine signifikante Rolle. Grundsatzlich wirkt sich unsere Bewertung einer Sache, Person oder Situation auf unsere Verhaltensabsicht aus, da wir bei einer negativen Einstellung eher abgeneigt sind, uns einer Gegebenheit anzunahern. Jemand der zum veganen Lebensstil eine negative Ein- stellung verinnerlicht hat, wird nicht auf die Idee kommen, sich vegan zu ernahren und somit auch keine Verhaltensabsicht in Form von Informationssuche über die vegane Er- nahrung aufweisen.

Als zweiter Punkt ist die soziale Norm zu nennen. Abgesehen von unseren eigenen Ein- stellungen ist für den Menschen auch die Meinung der Familie, des engsten Freundeskreises oder der Gesellschaft generell von Bedeutung. Wenn sich unser Umfeld offensichtlich gegen unsere eigene Einstellung stellt, ist es schwieriger diese Einstellung zufrieden und stolz zu vertreten. In einem Freundeskreis, der den Veganismus ablehnt, ist es also schwieriger, seinen Veganismus offen auszuleben geschweige denn diesen in sei­nen Lebensstil zu integrieren. Wird man dann in einen Freundeskreis integriert, der den Veganismus selbst auslebt, wird die eigene Einstellung positiv verstarkt und man kann sie voller Zufriedenheit ausleben.

Die Wahrgenommene Verhaltenskontrolle stellt die dritte Komponente dar. Es ist offen- sichtlich, dass eine Person ein gewisses Verhalten nur dann an den Tag legen wird, wenn sie sich auch dazu im Stande fühlt. Erscheint es einer Person unmöglich, auf die tagliche Schokolade oder Chipstüte zu verzichten, wird es schwierig sein, einen Diatplan in ihren Alltag zu integrieren, um abnehmen zu können.

1.5 Erlernen von Einstellungen

Einstellungen werden durch vier verschiedene Einflüsse gefestigt, welche im Folgenden erlautert werden.

1. Genetik

Hauptsachlich werden Einstellungen auf Lernprozesse zurückgeführt, allerdings spielen biologische Ursachen, welche der Genetik zugrunde liegen auch eine Rolle. Dies konnte über Studien an eineiigen Zwillingen gezeigt werden, aus denen hervorging, dass diese ahnlichen Tendenzen für gewisse politische Einstellungen oder Praferenzen für Inte­resse und Vorlieben im Bereich Musik, Speisen und Hobbys zeigen. (Olson, Vernon, Harris & Jang, 2001). Allerdings konnte kein spezifisches Gen für diese Gemeinsamkei- ten verantwortlich gemacht werden.

2. Kognitive Prozesse

Kognitiv basierte Einstellungen entstehen durch bewusstes nachdenken über eine Gege- benheit, indem beispielsweise Vor- und Nachteile abgewogen werden. Steht man vor der Entscheidung, welche Universitat nach der Schule besucht werden soll, werden diese verglichen und ihre Vor- und Nachteile abgewagt. So werden Einstellungen ge­wonnen, die entweder für oder gegen eine Universitat sprechen.

3. Affektiv basierte Einstellungen

Bei diesen Einstellungen stellt die Gefühlslage, in Verbindung mit dem Einstellungsob- jekt, die Grundlage für die Einstellung dar. Aufgrund dessen, scheinen diese Einstellungen immun gegen rationale Erklarungen zu sein, da sie nur auf der affektiven Ebene funktionieren, ohne einer wirklichen Logik zugrunde zu liegen. Demnach kann ein Film, welcher einer Person im Normalfall nicht gefallen würde, mit einer positiven Einstellung verbunden sein, wenn wahrenddessen die geliebte Person im Arm liegt und man sich bei ihr wohl fühlt. Hatte man denselben Film allein angesehen, hatte er ver- mutlich eine negative Einstellung hinterlassen. Einstellungen dieser Art werden über operante und klassische Konditionierung erlernt.

Das Beispiel des Films mit dem geliebten Partner liegt der klassischen Konditionierung zugrunde. Dabei treten das Einstellungsobjekt zusammen mit einem Reiz auf, welcher entweder positiv oder negativ wahrgenommen wird. In diesem Fall wird der eigentlich wenig interessante Film mit dem Gefühl der Verliebtheit verbunden. Umgekehrt kann ein Film mit einer negativen Einstellung verbunden werden, wenn man gezwungen ist, ihn mit einer verhassten Person anzusehen.

Bei der operanten Konditionierung wird einstellungsrelevantes Verhalten belohnt oder bestraft, wodurch eben dieses Verhalten folglich vermehrt oder gemindert auftritt. Stellt ein Schüler fest, dass das Tragen teurer Markenklamotten auf Zustimmung bei den Mit- schülern stöBt, wird er eine positive Einstellung dieser Art von Kleidung gegenüber entwickeln, sofern ihm diese soziale Zustimmung wichtig erscheint. Reagieren die Mit- schüler mittels Verachtung auf seine Klamotten, wird er diesen gegenüber eher eine negative Einstellung entwickeln und sie folglich nicht mehr anziehen.

4. Verhaltensbezogene Einstellungen

Diese Einstellungen resultieren aus der Reflektion des eigenen Verhaltens gegenüber dem Einstellungsobjekt und greifen dann, wenn mit bewusstem Nachdenken keine Ein- stellung gefunden werden kann. Sofern keine klare Einstellung gegenüber Liebesfilmen gefunden werden kann, sollte überlegt werden, wie in der Vergangenheit auf diese Filme reagiert wurde. Hat man bei jedem dieser Filme aus Langeweile das Kino verlas­sen oder umgeschaltet, kann man daraus eine negative Einstellung gegenüber Liebesfilmen schlussfolgern. (Fischer et al, 2013).

1.6 Andern von Einstellungen

Aus der Definition in Kapitel 1.1 geht hervor, dass es sich bei Einstellungen nicht um Dispositionen, sondern um psychologische Tendenzen handelt, welche veranderbar sind. Um eine Einstellungsanderung hervorzurufen eignen sich verschiedene Methoden

1.6.1 Kognitive Dissonanz

Die Theorie der kognitiven Dissonanz stammt von Leon Festinger (1919-1989) und be- schreibt einen inneren Spannungszustand, welcher entsteht, wenn sich mehrere Kognitionen einer Person widersprechen. (Festinger, L., 1963) Ein typisches Beispiel ware eine Person, welche sich nach Jahren der Faulheit vornimmt, wieder mehr Sport treiben zu wollen. Kurz bevor sie sich zum Sport aufrafft, verspürt sie allerdings eine starke Unlust, welche diesem Vorhaben widerspricht. Es widersprechen sich also der Gedanke, seinem Körper etwas Gutes tun zu wollen und die Empfindung der Unlust und es entsteht ein Spannungszustand. Diese können durch das Aufheben der schwache- ren Konditionen oder das Hinzufügen neuer, positiver Kognitionen geschehen. In diesem Fall ist der Gedanke Sport treiben zu wollen schwacher und kann somit abgean- dert werden, indem man sagt, dass es keinen Sinn macht, bei Regen Laufen zu gehen. Auf der anderen Seite kann das Gefühl der Unlust gestarkt werden, weil man sich nach der anstrengenden Arbeitswoche eine Pause verdient hatte und der Sport in diesem Mo­ment zu anstrengend sei. Ausgehend von dieser Theorie lassen sich Einstellungen andern, wenn man Personen dazu bringt, sich gegen ihre eigene Einstellung auszuspre- chen, ohne dass es dafür einen sinnvollen Grund in Form von Bezahlung oder anderen Vorteile für sie gibt. Dadurch müssen sie sich ihr Handeln erklaren und werden somit etwas an ihrer ursprünglichen Einstellung andern. Da diese Methode allerdings eher für einzelne Personen geeignet ist, wird anschlieBend die Methode der persuasiven Kom- munikation erlautert.

1.6.2 Persuasive Kommunikation

Des Weiteren wurden Modelle entwickelt, welche hinterfragen, unter welchen Umstan- den eine Einstellungsanderung erfolgen kann. Das folgende Modell unterscheidet dabei zwischen dem zentralen und peripheren Weg und gilt deshalb als zwei-Prozess-Mo- delle.

Das „Elaboration-Likelihood-Modell“ misst den Erfolg eines Einstellungsanderungsver- such an der vorliegenden Motivation und Fahigkeit zur Verarbeitung. (Petty & Cacioppo, 1986) Sind die Zuhörer eines Vortrags wenig motiviert und ist zusatzlich ihre Fahigkeit konzentriert zuzuhören durch Zeitdruck oder Ablenkung eingeschrankt, so eignet sich eher der periphere Weg. Personen reagieren in diesem Fall vermehrt auf situ- ative oder emotionale Reize und können eher auf oberflachlicher Ebene erreicht werden. Entscheidender ist, welche Person die Rede halt, wie angenehm das Klima im Raum ausfallt und welche Getranke und Speisen angeboten werden. Die Qualitat der dargebo- tenen Informationen spielt in diesem Fall eine untergeordnete Rolle.

Auf dem zentralen Weg sind die Zuhörer am Thema interessiert und es liegen Umstande vor, welche ein konzentriertes Zuhören ermöglichen. Folglich werden diese Personen auf die Qualitat der Informationen achten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Elaborations-Likelihood-Modell. (Nach Petty & Cacioppo, 1986)

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Betriebliche Gesundheitsförderung. Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter im Bürojob
Untertitel
Eine Beispielkampagne
Hochschule
SRH Fernhochschule
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
28
Katalognummer
V901591
ISBN (eBook)
9783346224484
ISBN (Buch)
9783346224491
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentare des Dozenten: Der Theorieteil ist gut gelungen. Gefehlt hat lediglich eine schlüssige Zusammenfassung des Theorieteils. Die praktische Darstellung war ebenfalls gut, könnte jedoch noch einen deutlicheren Bezug zum Theorieteil haben. Der Bezug war zum Teil vorhanden und gut, allerdings hatte nicht jedes Beispiel einen Rückgriff auf die dargestellten Theorien. Insgesamt eine gute Arbeit.
Schlagworte
Sozialpsychologie, Einstellung, Einstellungsänderung, Einstellungsänderungen, Kampagne, Gesundheitsförderung
Arbeit zitieren
Marc Schwinn (Autor:in), 2020, Betriebliche Gesundheitsförderung. Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter im Bürojob, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/901591

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