Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach der narratologischen Inszenierung von Erinnerungen in Uwe Johnsons "Jahrestagen". Dabei wird im Spezifischen untersucht, ob eine transgenerationale Weitergabe des Gedächtnisses in Johnsons Werk zu beobachten ist und, wie dies stilistisch dargestellt wird. Zentraler Gegenstand für diese Analyse soll exemplarisch die Hausnachbildung in dem Neujahr-Kapitel sein.
Die Einführung der theoretischen Diskurse muss der Arbeit vorangestellt werden, um eine wissenschaftliche Grundlage für die darauffolgende Analyse zu schaffen. Durch die zentrale Thematik des Erinnerns, wird zunächst auf das Ehepaar Assmann, sowie Maurice Halbwachs und deren Auseinandersetzung mit Gedächtniskonzeptionen verwiesen. Im Anschluss ist die Erläuterung des Phänomens der transgenerationalen Weitergabe von Traumata zwangsläufig notwendig, um darauf aufbauend die Forschungsfrage beantworten zu können. Des Weiteren sind die "Jahrestage" als eine Form der Vergangenheitsbewältigung anzusehen, weshalb sie in diesen Diskurs ebenso eingeführt werden soll. Im Anschluss folgt die konkrete Analyse, die sich zunächst auf die narratologische Inszenierung von Erinnerungen im gesamten Werk beziehen soll, da die erzähltheoretische Analyse gewinnbringend für Erkenntnisse bezüglich der Gedächtniskonzeption in den Jahrestagen ist. Auf dieses Kapitel folgt die Darstellung der Kommunikationssituation des Werkes, die die Erzählung maßgeblich prägt, weshalb sie einer genaueren Betrachtung bedarf.
Daran anschließend wird die Hausnachbildung differenziert analysiert, wobei mehrere Interpretationsansätze vereint werden, um einen möglichst umfassenden Eindruck darüber zu erlangen, welche Relevanz explizit die Hausnachbildung, aber auch das Elternhaus als literarisches Motiv, im Gesamtwerk besitzt. Gleichzeitig wird untersucht, inwiefern die Hausnachbildung die zentralen Themen des Romans in sich vereint. Schlussendlich wird die genauere Untersuchung der Erkenntnisse hinsichtlich einer möglichen transgenerationalen Weitergabe von Erinnerungen folgen. Diesbezüglich liegt der Fokus vor allem auf Johnsons Art und Weise diese mit Hilfe narratologischer Mittel zu inszenieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Diskurse in den „Jahrestagen“
- 2.1 Zusammenhang von individuellem und kollektivem Gedächtnis
- 2.2 Das Konzept der transgenerationalen Übertragung
- 2.3 Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit
- 3. Narrative Inszenierung von Erinnerungen
- 3.1 Zeit
- 3.2 Raum
- 3.3 Modus und Stimme
- 4. Analyse der Kommunikationssituation
- 4.1 Kommunikationsverhältnis zwischen Marie und Gesine
- 4.2 Maries Rolle in der Erzählung
- 5. „Das Haus\" als literarisches Motiv
- 5.1 Analyse der narratologischen Funktion
- 5.1.1 Die Hausnachbildung als „Geschenk“
- 5.1.2 Die Hausnachbildung als „Gedenkort“
- 5.1.3 Die Hausnachbildung als „Ergebnissicherung“
- 5.2 Funktion der Hausnachbildung für die Figuren
- 5.2.1 Maries Intention
- 5.2.2 Gesines Interpretation
- 5.3 Von der Hausnachbildung zum „Puppenhaus“
- 6. Untersuchung auf eine transgenerationale Weitergabe des Familiengedächtnisses
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die narratologische Inszenierung von Gedächtniskonzeptionen in Uwe Johnsons „Jahrestagen“, insbesondere im Hinblick auf eine transgenerationale Weitergabe von Erinnerungen. Sie analysiert, wie das Werk die Verknüpfung von individuellem und kollektivem Gedächtnis, die transgenerationale Übertragung von Trauma und die Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit darstellt.
- Die Verbindung von individuellem und kollektivem Gedächtnis
- Die Rolle der transgenerationalen Übertragung von Erinnerungen
- Die Darstellung von Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit
- Die narrative Inszenierung von Erinnerungen durch Zeit, Raum und Modus
- Die Bedeutung des literarischen Motivs „Das Haus“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: die Verknüpfung von individuellem und kollektivem Gedächtnis in Uwe Johnsons „Jahrestagen“ und deren Bedeutung für die Weitergabe von Erinnerungen über Generationen hinweg. Kapitel 2 führt in die relevanten theoretischen Diskurse ein, insbesondere die Arbeiten von Maurice Halbwachs und Aleida Assmann zur Gedächtnisforschung, das Konzept der transgenerationalen Übertragung von Traumata und die Thematik der Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit. Kapitel 3 analysiert die narrative Inszenierung von Erinnerungen im Werk, unterteilt in die Bereiche Zeit, Raum und Modus/Stimme. Kapitel 4 untersucht die Kommunikationssituation zwischen den Protagonistinnen Marie und Gesine und beleuchtet dabei Maries Rolle in der Erzählung. Kapitel 5 widmet sich dem literarischen Motiv „Das Haus“, insbesondere der Hausnachbildung, und analysiert deren narratologische Funktion sowie deren Bedeutung für die Figuren. Kapitel 6 konzentriert sich auf die Untersuchung einer möglichen transgenerationalen Weitergabe des Familiengedächtnisses in den „Jahrestagen“, wobei der Fokus auf Johnsons narratologische Mittel liegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des individuellen und kollektiven Gedächtnisses, der transgenerationalen Übertragung von Erinnerungen, der Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit, der narratologischen Inszenierung von Erinnerungen, der Kommunikationssituation in literarischen Texten und dem literarischen Motiv „Das Haus“ im Kontext von Uwe Johnsons „Jahrestagen“.
- Citar trabajo
- Kim Eileen Beckmannn (Autor), 2019, Gedächtniskonzeptionen in Uwe Johnsons "Jahrestagen". Die transgenerationale Weitergabe von Traumata, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/901902