Die Weiße Rose war eine der Widerstandsgruppen1 während des Nationalsozialismus, zu der es viele Quellen und Bücher gibt. Vor allem weil die ältere Schwester von Sophie und Hans Scholl, Inge Scholl, sich früh bemühte, die Erinnerungen an die beiden Geschwister und die anderen Mitglieder der Weißen Rose aufrecht zu erhalten. Schon zehn Jahre nach dem Kriegsende 1945 erschien ihre Monografie "Die Weiße Rose", welche bis heute als "Klassiker" (Moll 1994:444) gilt.
Neben vielen Büchern, die sich mit der gesamten Gruppe auseinandersetzen, gibt es nur wenige, die nur den Namen "Sophie Scholl" im Titel tragen (Leisner 2000, Vinke 1980). Dabei bleibt die Frage offen, was für Unterschiede es zwischen den beiden Geschwistern gab. Christl Wickert fragt konkreter: "Gibt es Unterschiede in den Motiven und Anlässen von Frauen und Männern für Kritik am Nationalsozialismus und zum Rückzug aus der Volksgemeinschaft?" (Wickert 1995:18)
Im Folgenden soll untersucht werden, ob es diese Unterschiede in den Motiven gab und auch, ob es während des Aktionszeitraumes der Weißen Rose geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Sophie und Hans Scholl gab. Dabei soll vor allem auch die Zeit vor dem Widerstand beleuchtet werden, da das für Motivationen für den Widerstand eine wichtige Rolle spielt.
Inhalt
1. Einleitung
2. Kindheit, Unterstützung, Widerstand
2.1 Sophies Kindheit
2.2 Sophie als Unterstützerin des Nationalsozialismus
2.3 Sophies Bruch mit dem Nationalsozialismus
2.4 Hans Scholl als Unterstützer des Nationalsozialismus
2.5 Hans' Bruch mit dem Nationalsozialismus
2.6 Hans Scholl in der Weißen Rose
2.7 Sophie Scholl in der Weißen Rose
3. Vergleich von Hans und Sophie Scholl
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Weiße Rose war eine der Widerstandsgruppen1 während des Nationalsozialismus, zu der es viele Quellen und Bücher gibt. Vor allem weil die ältere Schwester von Sophie und Hans Scholl, Inge Scholl, sich früh bemühte, die Erinnerungen an die beiden Geschwister und die anderen Mitglieder der Weißen Rose aufrecht zu erhalten. Schon zehn Jahre nach dem Kriegsende 1945 erschien ihre Monografie "Die Weiße Rose", welche bis heute als "Klassiker" (Moll 1994:444) gilt.
Neben vielen Büchern, die sich mit der gesamten Gruppe auseinandersetzen, gibt es nur wenige, die nur den Namen "Sophie Scholl" im Titel tragen (Leisner 2000, Vinke 1980). Dabei bleibt die Frage offen, was für Unterschiede es zwischen den beiden Geschwistern gab. Christl Wickert fragt konkreter: "Gibt es Unterschiede in den Motiven und Anlässen von Frauen und Männern für Kritik am Nationalsozialismus und zum Rückzug aus der Volksgemeinschaft?" (Wickert 1995:18)
Im Folgenden soll untersucht werden, ob es diese Unterschiede in den Motiven gab und auch, ob es während des Aktionszeitraumes der Weißen Rose geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Sophie und Hans Scholl gab. Dabei soll vor allem auch die Zeit vor dem Widerstand beleuchtet werden, da das für Motivationen für den Widerstand eine wichtige Rolle spielt.
2. Kindheit, Unterstützung, Widerstand
2.1 Sophies Kindheit
Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren. Erst gute zwei Jahre vorher, am 19. Januar 1919, durften Frauen im Deutschen Reich erstmals bei Wahlen zur Nationalversammlung abstimmen.
Für die Mutter war Sophie ihr geheimer Liebling (Leisner 2000:20) und wurde von ihr "verzärtelt" (ebd.:63). Im Vergleich zu den anderen Geschwistern wurde Sophie öfter krank (Vinke 1980:28). Da die Mutter das Puppenspielen als Kinder-Hobby geradezu kultivierte, spielte auch Sophie gerne mit Puppen und konnte besonders gut damit umgehen (ebd.:20).
In der Schule saß sie mit ihrer ca. ein Jahr älteren Schwester Liesl in einer Klasse. Als diese an ihrem Geburtstag um einen Sitz zurückgesetzt werden sollte, stand Sophie auf und protestierte beim Lehrer: "[...] die setze ich wieder hinauf!" (ebd.:24). Ob des Erfolges dieser Aktion unterscheiden sich die Darstellungen (Vinke 1980:24, Leisner 2000:21).
Mit 14 Jahren hatte Sophie ihre erste Periode und im Gegensatz zu ihrer Schwester Inge, der "diese Schweinerei" unangenehm war, war Sophie darauf "stolz wie eine Königin" (Vinke 1980:27f.). Später hat sie es jedoch als ungerecht empfunden, dass Jungen diese Blutungen nicht haben, weil sie jedes Mal Schmerzen empfand.
Sophie schrieb in ihrem kurzen Leben viele Briefe, führte Tagebuch, malte und zeichnete sehr gern. Selbst ihr Testament schrieb sie schon als sie noch zu Hause wohnte. Am liebsten malte Sophie Kinder, "wahrscheinlich weil sie Kinder so sehr mochte" (ebd.:29f.) Im Gymnasium belegte sie das Fach "Künstlerisches Zeichnen". "Einer Freundin teilte sie im November 1938 mit, dass sie beim Aktmalen immer noch Männer zeichnen müsse. Der Maler, der ihr dies beibringe, habe gesagt, die Männer seien beim Aktmalen das Brot und die Frauen der Kuchen. Sophie schrieb an ihre Freundin: Ich möchte aber viel lieber Kuchen!" (ebd.:62f.)
2.2 Sophie als Unterstützerin des Nationalsozialismus
Mit 12 Jahren trat das erste Mal Politik in Sophies Leben: Hitler kam 1933 an die Macht. Der Vater Robert Scholl war von Anfang an Hitler abgeneigt. Die Geschwister, auch Sophie, hingegen fühlten sich von den Jugendkolonnen Hitlers mit ihren Fahnen, Trommeln und Gesängen magisch angezogen (Scholl 1988:14f.).
Im Januar 1934 trat Sophie mit knapp 13 Jahren in die Jungmädelschaft des Bund Deutscher Mädel (BDM) ein. Inge Aicher-Scholl erinnert sich aber auch, dass diese Dinge Sophie nie ganz vereinnahmen konnten und der Begeisterungssturm von 1933/43 sie nicht so mitgerissen hat wie Hans. Dass ihre jüdische Freundin dem BDM nicht beitreten durfte, empörte sie: "Warum darf Luise, die blonde Haare und blaue Augen hat, nicht Mitglied sein, während ich mit meinen dunklen Haaren und dunklen Augen BDM-Mitglied bin?" (Vinke 1980:42).
1935 schon wurde Sophie Jungmädelschaftsführerin, das Jahr darauf Scharführerin und im nächsten Jahr Gruppenführerin.
In der Mädelrunde konnte Sophie sich endlich sportlich betätigen und mit anderen Mädchen balgen. "Sie genossen es, ganz unmädchenhaft ihre Kräfte miteinander zu messen" (Leisner 2000:63). In einem Brief 1938 drohte sie ihrem Freund Fritz Hartnagel ebenfalls Prügel an: "Wenn ich mich Dir, Dir mich jetzt vorstelle, dann grinst Du jetzt, und deshalb möcht' ich Dich ganz fürchterlich verhauen" (Jens 1988:152)
Als bei der Sonnenwendfeier am 21. Juni 1934 die Jungen über die Glut des Feuers sprangen, machten die mutigsten Mädchen es ihnen nach. Sophie war natürlich darunter (Leisner 2000:78).
Die Mutter wollte ihre Kinder davon überzeugen, dass auch schwerbehinderte Kinder glücklich sein können. Sie mietete ein Auto, um nach Schwäbisch Hall in die Diakonissenanstalt zu fahren, in der sie früher gearbeitet hat. Danach waren sie aber überzeugt, dass es ganz richtig sei, "dass Erbkranke keinen Nachwuchs zeugen durften, damit nicht solche schrecklichen Kinder auf die Welt kommen konnten" (ebd.:68).
In den Verhörprotokollen der Gestapo sagte Sophie: "Den BDM-Dienst habe ich ziemlich regelmäßig besucht. In diesem Zusammenhang gebe ich ganz ehrlich zu, dass ich in den letzten 2 Jahren meiner Zugehörigkeit zum BDM mit dem Herzen nicht mehr bei der Sache war. Die erste Abneigung gegen den BDM war darauf zurückzuführen, dass ich den Dienst langweilig und vom pädagogischen Standpunkte aus unrichtig fand." (Scholl 1994:240)
[...]
1 Der Begriff 'Widerstand' soll hier verwendet werden, ohne die verschiedenen Unterstufen wie Dissens oder Resistenz zu berücksichtigen. Das ist insofern akzeptabel, weil Menschen jugendlichen Alters lange nicht über die Möglichkeiten und Mittel verfügen wie Erwachsene und demzufolge deren Handlungsspielräume geringer ausfallen (Schmitt o. J.:110) Auch das Politiklexikon (Schubert/Klein 2001:318) definiert politischen Widerstand als "ein politisches Verhalten, das sich gegen eine ale bedrohlich und nicht legitim empfundene Herrschaft richtet". Demnach kann das Verhalten der Geschwister Scholl als Widerstand betrachtet werden.
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