Abhandlung über die Geschichte und den Umgang mit der großen Halle des Gauforums in Weimar, die heute ein Shoppingcenter ist. In Thüringen und ganz besonders in Weimar feierten die Nationalsozialisten schon ab Mitte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts Erfolge, zu einer Zeit, in der sie im Rest Deutschlands noch mit Verboten zu kämpfen hatten. Die Gau- und Landeshauptstadt gehörte daher zu den favorisierten Städten der NSDAP und Hitlers. Um die Bedeutung der nationalsozialistischen Bewegung in Weimar zu manifestieren machte Reichsstatthalter und Gauleiter Fritz Sauckel
1933 Adolf Hitler den Vorschlag für ein Bauprojekt der NSDAP in der Klassikerstadt.
Hitler nahm sich der Idee an und es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Hermann Giesler gewann. Er entwarf für das Grundstück in der Nordvorstadt, zwischen Bahnhof und Altstadt gelegen, ein Ensemble aus drei überdimensionierten Verwaltungsbauten zur Unterbringung von Gauleitung und Reichstatthalter, NSDAP, HJ, BDM, SS, SA und anderen Organisationen. Die Bauten wurden um einen 92 mal 163m großen Platz gruppiert, den „Platz Adolf Hitler“. Hitler selbst erweiterte das Bauvorhaben um eine Halle für etwa 15.000 Personen , an der Stirnseite des repräsentativen Aufmarschplatzes. Dieses „Halle der Volksgemeinschaft“ genannte „Geschenk des Führers“ an die Stadt sollte als Kult- und Versammlungshalle der Inszenierung der Partei dienen. 12.000 Sitz- oder 20.000 Stehplätze sollte das Bauwerk auf einer Grundfläche von 65 mal 120m bieten. Die Stahlbeton- Fachwerkkonstruktion des 25m hohen Baus überspannte 52m und galt als technische Höchstleistung. An der Stirnseite zum Platz hin war eine offene Eingangshalle mit sechs quadratischen, profilierten Säulen geplant, darüber eine hohe Attika die das 4500m² große Walmdach verdecken sollte. Die am Klassizismus orientierte Fassade wurde in hellem Werkstein und teilweise in dunklem Muschelkalk geplant. Nachdem für die Realisierung des Projektes das Asbachtal eingeebnet, ein Park vernichtet und 150 Altstadthäuser des Jacobviertels abgerissen waren erfolgte am 1. Mai 1937 die Grundsteinlegung für das „Gauforum“. Es galt als prototypisch für die Gestaltung weiterer Städte im Sinne der nationalsozialistischen Architektur.
Inhaltsverzeichnis
- Ideologie
- Pragmatismus
- Isolation
- Ideen
- Resonanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Geschichte des ehemaligen „Gauforums“ in Weimar, einem architektonischen Monument der NS-Zeit, und beleuchtet die verschiedenen Phasen seiner Nutzung und Umgestaltung. Er befasst sich mit den ideologischen Wurzeln des Bauprojekts, dem pragmatischen Umgang mit der Ruine in der DDR und der isolierten Position des Gebäudes in der Stadtlandschaft.
- Die Rolle der nationalsozialistischen Ideologie bei der Gestaltung des „Gauforums“
- Die Umnutzung des Gebäudes nach dem Zweiten Weltkrieg und in der DDR
- Die isolierte Position des ehemaligen „Gauforums“ im städtebaulichen Kontext Weimars
- Die Debatte um den Umgang mit dem „Gauforum“ in der Gegenwart
- Die Bedeutung des Gebäudes als Geschichtszeugnis und Denkmal
Zusammenfassung der Kapitel
Ideologie
Dieses Kapitel beleuchtet den ideologischen Hintergrund des „Gauforums“ und beschreibt die Rolle des Bauprojekts in der nationalsozialistischen Propaganda. Es geht insbesondere auf die Bedeutung des „Platzes Adolf Hitler“ und die Funktion der „Halle der Volksgemeinschaft“ als Kult- und Versammlungshalle der NSDAP ein. Des Weiteren werden die architektonischen Merkmale des Gebäudes im Kontext der nationalsozialistischen Architektur analysiert.
Pragmatismus
Das Kapitel beschreibt den pragmatischen Umgang mit dem „Gauforum“ nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es wird auf die Nutzung des Gebäudes durch die Sowjetische Militäradministration und später durch die DDR eingegangen. Es beleuchtet die Umnutzung der Verwaltungsgebäude und die pragmatische Umwandlung der großen Halle zu einem Mehrzweckgebäude.
Isolation
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der isolierten Position des ehemaligen „Gauforums“ in der Stadtlandschaft Weimars. Es geht auf die räumliche Trennung des Gebäudes vom Rest der Stadt ein und analysiert die Gründe für die fehlende Integration des Baus in den städtischen Alltag. Darüber hinaus werden die verschiedenen Perspektiven auf das Gebäude und dessen wahrgenommene Größe und Bedeutung thematisiert.
Ideen
In diesem Kapitel werden verschiedene Ideen und Entwürfe für die Umgestaltung des ehemaligen „Gauforums“ vorgestellt. Es wird auf den Wettbewerb zur Umgestaltung des Weimarplatzes eingegangen und die verschiedenen Vorschläge für die Nutzbarmachung und Umgestaltung der Mehrzweckhalle diskutiert.
Resonanz
Das Kapitel beleuchtet die Reaktionen der Bevölkerung auf die Baupläne der Nationalsozialisten und auf die Diskussionen um den Umgang mit dem „Gauforum“ in den verschiedenen Epochen. Es geht auf Kritik und Befürwortung des Projekts ein und untersucht die unterschiedlichen Meinungen zur Zukunft des Gebäudes.
Schlüsselwörter
„Gauforum“, Weimar, Nationalsozialismus, Architektur, Propaganda, „Platz Adolf Hitler“, „Halle der Volksgemeinschaft“, Mehrzweckgebäude, Stadtentwicklung, Geschichtszeugnis, Denkmal, DDR, Umnutzung, Isolierung, Akzeptanz, Wettbewerb, Umgestaltung.
- Citar trabajo
- Kerstin Regenhardt (Autor), 2005, Halle der Volksgemeinschaft, Mehrzweckgebäude und Shoppingcenter, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90246