Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, genauer zu betrachten, welche konkreten Umstände den Weg ebneten, dass eine Fama wie die der Dolchstoßlegende ein so großes und vor allem gewalttätiges Potential entfalten konnte und wie sich dieses in einer direkten Linie mit den Attentaten an Vertretern der Republik nachzeichnen lässt. Die Anzahl der politischen Morde, die den erstarkten deutschnationalen Kräften zuzurechnen ist, lässt sich nur vage ermitteln, weshalb exemplarisch auf drei Repräsentanten unterschiedlicher politischer Lager eingegangen werden soll, die allesamt Opfer deutschnationaler Kräfte und der von ihnen veranlassten und verbreiteten Fama des Dolchstoßes geworden sind: Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann und Walther Rathenau.
Neben einer kontextualen historischen Einbettung, die, m.E., für ein vollumfängliches Verständnis unabkömmlich erscheint, auch wenn sie einige Seiten füllen wird, bildet die Entstehung der Legende selbst einen wichtigen Anknüpfungspunkt, von welchem man ihre mediale Aufbereitung und gezielte Verbreitung aus beobachten kann. Hierbei bildet insbesondere eine gut organisierte und inszenierte Öffentlichkeit eine herausgehobene Rolle, die mittels Zeitungsorganen und propagandistischen Mitteln der Kunst, wie Karikaturen, Schmähliedern und -gedichten die Ausbreitung der Fama begünstigen konnte.
Im weiteren Verlauf soll nachvollzogen werden, wie der gezielte Einsatz von Propaganda auf verschiedenen und unterschiedlichen Ebenen zu konkreten Hetzkampagnen führen und sich, von einer noch abstrakt gehaltenen Fama des „Dolchstoßes in der Heimat“, zu realen Fememorden ausweiten konnte. Die Propagandamaschinerie des Dolchstoßes ermöglichte wiederum selbst ein Konglomerat aus antirepublikanischem, völkisch-nationalistischem und antisemitischem Gedankengut und war damit auch Wegbereiter für künftige Ereignisse der deutschen Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITENDE WORTE
- KONTEXTUELLE EINBETTUNG
- DIE STILLE DIKTATUR- Die gesicherte Machtposition der Dritten Obersten Heeresleitung (OHL)
- „Die Hohenzollern haben abgedankt! Es lebe die deutsche Republik!“- Von der Demission des Kaisers und dem Beginn der Weimarer Republik
- Frieden unter erschwerten Bedingungen: Die zwiespältige Haltung der Weimarer Repräsentanten zum Versailler Friedensschluss
- DIE ENTSTEHUNG DER DOLCHSTOßLEGENDE
- ,,Sie meinen, dass Ihnen der Dolch in den Rücken gestoßen wurde?\"— Der Ursprung der Legende „im Ausland”
- Der Fokus verschärft sich: (mediale) Manipulationsstrategien und der Aufbau konkreter Feinbilder
- DIE MEDIALE HETZJAGD BEGINNT– AUSGEWÄHLTE KARIKATUREN, SCHMÄHLIEDER UND PERSÖNLICHE DIFFAMIERUNGEN AUF GRUNDLAGE DER DOLCHSTOßLEGENDE
- Scheidemann, Erzberger und der „ewige Jude“ in karikaturistischen Darstellungen
- ,,Fort mit Erzberger!“ Publizistische Hetzkampagnen gegen Matthias Erzberger
- „Der eine geht früher, der andere später, der Jude zuletzt\"- Verleumdung mit Strategie: Schmähgedichte und -lieder als Aufforderungen zum Mord an Philipp Scheidemann und Walther Rathenau
- SCHLUSSREFLEXION
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Dolchstoßlegende und ihre Rolle als Nährboden für politisch motivierte Attentate auf Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann und Walther Rathenau in der Weimarer Republik. Sie analysiert den Kontext, in dem die Legende entstand, ihre Verbreitung durch Propaganda und Medien und ihre konkreten Auswirkungen auf die politische Landschaft Deutschlands.
- Die Entstehung und Verbreitung der Dolchstoßlegende
- Die Rolle der Medien und Propaganda bei der Förderung der Legende
- Die Auswirkungen der Legende auf die politische Kultur der Weimarer Republik
- Die Attentate auf Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann und Walther Rathenau als Beispiele für die Gewalt, die aus der Legende resultierte
- Die Verbindung der Dolchstoßlegende mit antisemitischen und nationalistischen Ideologien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Dolchstoßlegende und ihren historischen Kontext. Sie beleuchtet die politische Situation in Deutschland während des Ersten Weltkriegs, die Schwäche des Kaisers und die wachsende Macht der Obersten Heeresleitung (OHL). Des Weiteren wird der Einfluss der OHL auf die Entscheidung für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und die damit verbundene Eskalation der Kriegslage beschrieben.
Im nächsten Kapitel wird die Entstehung der Dolchstoßlegende näher betrachtet. Die Arbeit analysiert die Rolle des Auslands und die Verbreitung der Legende durch verschiedene Medien und Propagandamittel. Die Arbeit beleuchtet die gezielten Manipulationsstrategien und den Aufbau von Feindbildern, die durch die Legende gefördert wurden.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der medialen Hetzjagd, die auf Grundlage der Dolchstoßlegende gegen prominente Repräsentanten der Weimarer Republik geführt wurde. Es werden Beispiele für Karikaturen, Schmählieder und persönliche Diffamierungen vorgestellt, die gegen Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann und Walther Rathenau gerichtet waren.
Das vierte Kapitel untersucht die Verbindung zwischen der Dolchstoßlegende und den politischen Morden an Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann und Walther Rathenau. Es analysiert die Rolle von antirepublikanischen, nationalistischen und antisemitischen Ideologien bei der Entstehung dieser Gewalt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Dolchstoßlegende, Weimarer Republik, politische Morde, Matthias Erzberger, Philipp Scheidemann, Walther Rathenau, Propaganda, Medien, Antisemitismus, Nationalismus, Erste Weltkrieg, Oberster Heeresleitung (OHL).
- Arbeit zitieren
- Julia Eydt (Autor:in), 2020, Zwischen Fama und Fememord, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/902710