Verfolgt man die Diskussion um die Filme von David Lynch, so trifft man auf Schlagwörter wie Voyeurismus, Gewalt, sexuelle Perversionen, Horror, Ekel etc. und was die filmische Gestaltung betrifft, so wird v. a. über die Mischung der Genres, das postmoderne Spiel mit Zitaten und Klischees, die nicht-lineare Erzählweise, die Bedeutung der Tonspur und Lynchs Umgang mit Kontrasten gesprochen. Ein Element, von dem Lynch selber behauptet, dass es sich in all seine „Filme eingeschlichen (...)“ hat, wird dabei häufig vernachlässigt: der Humor, die Komik. Er selbst misst dem Humor eine durchaus wichtige Position in seinem Werk bei, wenn er sagt: „Ich finde es höchst interessant, wie der Humor in unmittelbarer Nachbarschaft mit der Gewalt und dem Horror des Lebens existiert. Die Nähe dieser nur scheinbaren Gegensätze reizt mich“, oder: „Humor macht es meiner Meinung nach möglich, sozusagen als Nachbar neben all den horrorigen, brutalen und schwarzen Dingen leben zu können. Ich mag Humor ganz einfach.“
Diese Arbeit nun soll untersuchen, welche Art von Komik David Lynch in seinen Filmen „Eraserhead“, „Blue Velvet“ und „Lost Highway“ einsetzt und auf welche spezifische Weise er das tut. Besonders spannend ist an diesem Thema, dass die drei ausgewählten Filmen auf den ersten Blick alles andere als lustig erscheinen und dennoch, wie zu zeigen sein wird, Humor eine wichtige dramaturgische Rolle darin spielt. Wir werden dabei sogar feststellen, dass es eine Affinität zwischen der „Methode Lynch“ , wie Georg Seeßlen David Lynchs spezielle Art des Filmemachens nennt, und bestimmten Komisierungsstrategien gibt. Schon in „Eraserhead“, Lynchs erstem Langfilm aus dem Jahre 1977, der häufig als sein persönlichster Film bezeichnet wird, findet sich eine Vielzahl von komischen Elementen. Für Robert Fischer ist das „vielleicht Erstaunlichste an ERASERHEAD überhaupt (...) der Humor, der ganz ungezwungen und wie selbstverständlich zwischen diesen Bildern aus dem Unterbewusstsein seinen Platz findet“. Tatsächlich ist Lynch hier eine echte Synthese von Komik und erdrückender Stimmung gelungen, die innerhalb seines Werkes wohl als einzigartig anzusehen ist. Entscheidend für „Eraserhead“ sind drei verschiedene Arten von Komik. Bemerkenswerter Weise lassen sich diese neben ihrer eigentlichen Funktion im Film zugleich als Spuren in die Film-und Theatergeschichte zurückverfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Komische bei David Lynch
- Die Kinofilme: Eraserhead, Blue Velvet und Lost Highway
- Eraserhead
- Blue Velvet
- Lost Highway
- Zusammenfassung und Schlussfolgerung
- Die Kinofilme: Eraserhead, Blue Velvet und Lost Highway
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Art von Komik, die David Lynch in seinen Filmen "Eraserhead", "Blue Velvet" und "Lost Highway" einsetzt. Sie analysiert die spezifische Weise, wie Lynch Humor in diesen Filmen verwendet, die auf den ersten Blick alles andere als lustig erscheinen. Die Arbeit zeigt, dass Humor eine wichtige dramaturgische Rolle in diesen Filmen spielt und es sogar eine Affinität zwischen Lynchs filmischer Methode und bestimmten Komisierungsstrategien gibt.
- Analyse der Komik in den Filmen "Eraserhead", "Blue Velvet" und "Lost Highway"
- Untersuchung der Rolle des Humors in Lynchs Filmen
- Beziehung zwischen Lynchs filmischer Methode und Komisierungsstrategien
- Vergleich von Lynchs Komik mit anderen Filmgenres und -stilen
- Analyse der spezifischen komischen Elemente in den Filmen, z. B. Figurenzeichnung, Dialoge, Kameraführung, Musik und Sounddesign
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die gängigen Interpretationsansätze zu David Lynchs Filmen und führt den Leser in das Thema der Komik ein. Sie präsentiert Lynchs eigene Sichtweise auf Humor und seine Bedeutung in seinem Werk. Die Einleitung stellt die drei untersuchten Filme vor und definiert den Fokus der Analyse.
Das Komische bei David Lynch
Die Kinofilme: Eraserhead, Blue Velvet und Lost Highway
Eraserhead
Dieses Kapitel analysiert die komischen Elemente in "Eraserhead" und deren Funktion im Film. Es werden drei Arten von Komik identifiziert und ihre Verbindungen zu Film- und Theatergeschichte untersucht. Besonderes Augenmerk liegt auf der Figur des Henry Spencer und seiner Darstellung als kindlicher Erwachsener. Der Einfluss von Henri Bergson, Jacques Tati und Stummfilmkomikern wie Charlie Chaplin und Harry Langdon wird beleuchtet.
- Citation du texte
- M.A. Johannes Schmid (Auteur), 1999, Das Komische bei David Lynch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90275