Palästina – Geschichte, Wirtschaft, Politik


Dossier / Travail, 2007

26 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Was ist Palästina?

2. Geschichte Palästinas

3. Wirtschaft der palästinensischen Autonomiegebiete

4. Politische Perspektiven

5. Anhang
5.1 Abkürzungsverzeichnis
5.2 Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Das Thema Palästina beherrscht seit mehreren Jahrzehnten immer wieder die Schlagzeilen, wobei es meist um Krieg und Vertreibung, Anschläge und Massaker aber nur selten um die ökonomische Basis des Landes geht. In dieser Untersuchung möchte ich darstellen, welche wirtschaftlichen Grundlagen in den heute als Palästina verstandenen Gebieten vorhanden sind um als Potential für eine zukünftige Prosperität Palästinas in Frage zu kommen. Hierzu bedarf es zuerst der im ersten Kapitel Klärung der Frage, was unter wirtschaftswissenschaftlichem Gesichtspunkt heute unter Palästina zu verstehen ist. Da die wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht unwesentlich durch die Geschichte mit beeinflusst sind, wird im zweiten Kapitel ein kurzer Überblick über die historischen Ereignisse und Tendenzen gegeben, die für die heutige ökonomische Situation Palästinas maßgeblich sein könnten. Die aktuelle Realität der Wirtschaft in Palästina wird im dritten Kapitel analysiert und abschließend erfolgt die Erörterung eventueller Möglichkeiten der politischen Veränderung zu Gunsten einer beschleunigten ökonomischen Entwicklung Palästinas.

1. Was ist Palästina?

Palästina kann historisch gesehen als das geographische Gebiet verstanden werden, welches durch Syrien und Libanon im Norden, das Mittelmeer im Westen und Jordanien im Osten sowie den Sinai und den Golf von Akaba im Süden begrenzt wird. Der Name Palästina stammt von dem biblischen Volk der Philister, lange Zeit aber gab es keinesfalls eine politische oder ethnische Einheit in dem Gebiet, welches im 20. Jahrhundert von den britischen Kolonialherren als Palästina zusammengefasst wurde. "Die Grenzen und Namen wechselten und ebenso wechselte die Bevölkerung."[1]

Sowohl Juden als auch Palästinenser gehen immer wieder von der quasi ewigen Anwesenheit ihrer Völker bzw. deren Vorfahren in diesem Gebiet aus, versuchen damit territoriale Besitzansprüche zu untermauern. So versucht auch der Zionismus das Anrecht der Juden auf Israel nicht religiös als verheißenes Land, sondern damit zu begründen, dass es das historische Siedlungsland der Juden gewesen sei, die von dort zwar von den Römer vertrieben wurden, aber trotzdem immer, wenn auch nur in kleiner Zahl, dort gesiedelt haben.[2]

Unter wirtschaftswissenschaftlichen Gesichtspunkten ist allerdings nicht die historische Zugehörigkeit entscheidend oder eine völkerrechtliche Betrachtung, Gebietsansprüche fallen wirtschaftlich nur dort ins Gewicht, wo sie zu Handelshemmnissen werden. Für die Wirtschaft ansonsten zählen allein die Tatsachen, so dass heutzutage unter Palästina allein die palästinensischen Autonomiegebiete, d.h. der Gazastreifen und die Westbank zu fassen sind. Auf diese werde ich mich bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Struktur und der Entwicklungsmöglichkeiten beschränken. Nicht immer möglich ist eine solche Beschränkung bei der Betrachtung der palästinensischen Geschichte, da diese oft den heutigen engen territorialen Rahmen überschritt.

2. Geschichte Palästinas

Das Gebiet des späteren britischen Mandatsgebiets Palästina war in der Geschichte meist als Provinz einem der großen Reiche eingegliedert, bildete nur selten eine unabhängige politische Einheit.[3]

Auch das britische Mandatsgebiet Palästina wurde so 1920 bei einer Aufteilung des Osmanischen Großsyrien zwischen Frankreich und Großbritannien geschaffen, wobei die Grenze zwischen Palästina und dem damaligen Transjordanien, dem heutigen Jordanien, von der britischen Verwaltung 1922 einseitig festgelegt wurde. Die südliche Grenze wurde 1906 durch ein Abkommen zwischen dem Osmanischen Reich und Ägypten umrissen.[4] Palästina war damals "eine entlegene Region des Osmanischen Reiches – ohne eigene Zentralregierung und mit nur wenigen verbindlichen Normen."[5] Innerhalb des Osmanischen Reiches gehörten die Gebiete des späteren britischen Mandatsgebiets Palästina zu verschiedenen Verwaltungsbezirken (Vilayet), und zwar der nördliche Teil zu Beirut, der südliche zu Jerusalem und der transjordanische zu Syrien.[6] Im Sykes-Picot-Abkommen vom Mai 1916 hatten sich Großbritannien und Frankreich insgeheim auf die Aufteilung Großsyriens verständigt, wobei die Briten offensichtlich einen Betrug an bzw. einen Wortbruch planten, wie Gudrun Krämer feststellt:

"Die Briten waren sich der Diskrepanz zwischen den Zusagen an die Araber auf der einen Seite und die Franzosen auf der anderen durchaus bewußt."[7]

Öffentliche Versprechungen allerdings wurden den Arabern weiterhin gemacht, und diese nahmen immer weitergehenden Charakter an. Auch den Juden aber wurden Hoffnungen gemacht. Bereits 1917, in dem Jahr, in dem Palästina durch die britischen Truppen unter christliche Herrschaft geriet, was Erinnerungen an die Kreuzritter wach werden ließ, hatte Großbritannien in der Balfour-Deklaration vom November seine Zustimmung für einen jüdischen Staat in Palästina signalisiert. Die Franzosen hatten ihr Wohlwollen zu einem solchen Projekt bereits im Juni 1917 signalisiert.[8] Auch bei den Arabern aber hatten die Briten den Eindruck erweckt, sie könnten als Dank für die Unterstützung im Kampf gegen das Osmanische Reich mit britischer Duldung oder gar Hilfe ein unabhängiges Palästina erhalten.[9] So war der Boden Palästinas von vornherein durch widersprüchliche Ansprüche abgedeckt, der Konflikt also quasi vorprogrammiert.

Der Verpflichtung des Völkerbunds für das britische Mandatsgebiet, dort einen Staat zu entwickeln, der die Unabhängigkeit erlangen sollte, kam die britische Verwaltung nicht nach.[10] Allerdings kann diese Verpflichtung durchaus als Vorwand angesehen werden, die den Kern des Mandats nicht trifft, wie Krämer konstatiert:

"Zentrales Anliegen der europäischen Siegermächte war die Abgrenzung ihrer überseeischen Kontroll- und Einflußsphären im Einvernehmen mit den USA, die dem 1919 neu geschaffenen Völkerbund nicht beigetreten waren. Dieses Anliegen wurde in eine quasi-religiöse Sprache der Verantwortung gekleidet, die sehr deutlich auf die <<Bürde des weißen Mannes>> anspielte."[11]

Seit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 gab es Grenzstreitigkeiten des neuen Staates mit seinen arabischen Nachbarn, zahlreiche Gebiete sind umstritten und werden von beiden Seiten als die ihren betrachtet.[12] Auf dem Gebiet des Staates Israel kam es zu einer groß angelegten Vertreibung des palästinensischen Bevölkerungsteils, der keineswegs etwa freiwillig seinen bisherigen Siedlungsraum verließ, sondern vielmehr der brutalen Gewalt der Israelis wich.

"Die meisten Palästinenser flohen nicht deshalb, weil ihre Führung sie dazu aufgerufen hatte; sie verliessen ihre Dörfer und Städte, weil sie aktiv und mit Gewalt vertrieben wurden oder weil sie fürchteten massakriert zu werden wie die Frauen, Kinder und Männer im Dorf Deir Yassin."[13]

Zu einer weiteren großen Fluchtwelle kam es nach dem Junikrieg 1967, von den ca. 1,3 Millionen Palästinensern, die dort noch lebten, verließen ungefähr 500 000 während des Kriegs die Westbank und den Gazastreifen, flohen in die arabischen Nachbarländer und nur ungefähr zehn Prozent von ihnen kehrten nach Kriegsende zurück.[14]

Von der Weltöffentlichkeit bzw. den westlichen Ländern wurden die Palästinenser nur allzu oft als Urheber von Blutvergießen und Terror portraitiert, was aber keineswegs die gesamte Wahrheit ist. Es ist gerade der anhaltenden Gewalt gegen die Palästinenser zu verdanken, dass Arafat 1968 die Charta der am 1. Juni 1964 gegründeten Palestinian Liberation Organisation (PLO) dahingehend umschreiben ließ, dass allein der bewaffnete Kampf als politisches Mittel zur Befreiung Palästinas akzeptiert wurde, auch wenn dies nicht viel mehr als eine romantische Erklärung blieb, da die militärischen Voraussetzungen dafür kaum gegeben waren. Dies war keineswegs ein aggressiver Akt, sondern vielmehr Reaktion auf die bisherigen Erfahrungen, auch wenn die Palästinenser oft als die Aggressoren dargestellt werden.

"Die Tatsache, dass einige der gravierendsten Terrorakte der nahöstlichen Geschichte nicht von, sondern an Palästinensern verübt wurden, hat man stillschweigend übergangen."[15]

So wurde zwar der Anschlag der Organisation 'Schwarzer September' auf die israelische Olympiademannschaft 1972 in München zur Vorlage für einen Hollywoodfilm, die Massaker des 'Schwarzen September' 1970 aber, nach denen sich die Organisation benannte, und bei denen Zehntausende von Zivilisten der jordanischen Armee und deren Verbündeten zum Opfer fielen, scheint nur selten einer Erwähnung wert.

[...]


[1] Vgl. Krämer (2006), S. 11.

[2] Vgl. Herz (2003), S. 19.

[3] Vgl. Krämer (2006), S. 11.

[4] Vgl. Herz (2003), S. 11.

[5] Vgl. Segev (1999), S. 7.

[6] Vgl. Herz (2003), S. 28.

[7] Vgl. Krämer (2006), S. 177.

[8] Vgl. Krämer (2006), S. 179.

[9] Vgl. Segev (1999), S. 11.

[10] Vgl. Herz (2003), S. 28.

[11] Vgl. Krämer (2006), S. 195.

[12] Vgl. Herz (2003), S. 11.

[13] Vgl. Vogel (1995), S. 12.

[14] Vgl. Herz (2003), S. 47.

[15] Vgl. Vogel (1995), S. 11.

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Palästina – Geschichte, Wirtschaft, Politik
Université
University of Applied Sciences Berlin
Note
1,7
Auteur
Année
2007
Pages
26
N° de catalogue
V90305
ISBN (ebook)
9783638070720
Taille d'un fichier
548 KB
Langue
allemand
Mots clés
Palästina, Geschichte, Wirtschaft, Politik
Citation du texte
Mohamed Zarifi (Auteur), 2007, Palästina – Geschichte, Wirtschaft, Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90305

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