Die Arbeit richtet sich an alle jungen Erwachsenen. Ihnen soll aufgezeigt werden, wie wichtig eine vom Partner oder der Partnerin materiell unabhängige Lebensplanung ist. Die daraus sich ergebenden Erkenntnisse sollen zu der konsequenten Forderung an die Gesellschaft führen, Möglichkeiten zu schaffen, Beruf, Familie und Elternschaft parallel zu realisieren.
Zwischen heutigen Männern und Frauen und auch Eltern und erwachsenen Kindern herrschen in intakten Familien partnerschaftliche Beziehungen mit gegenseitigen Rechten und Pflichten. Ausgangspunkt für eine Analyse ist deshalb die Frage nach der moralischen Legitimität der gerichtlichen Erzwingung von Unterhaltszahlungen zwischen Erwachsenen. Meist handelt es sich um folgende Fallkonstellationen:
1.die Erzwingung von Unterhaltszahlungen der Kinder für sozialhilfepflichtige oder pflegebedürftige Eltern,
2.die Erzwingung von Unterhaltszahlungen der Eltern für sozialhilfepflichtige Kinder, manchmal auch der Großeltern für die Enkel.
3.die Erzwingung von Unterhaltszahlungen der früheren Ehepartner, in der Regel der Männer, nach Trennung oder Scheidung.
Das geltende Unterhaltsrecht ist da umstritten, wo es bei allen drei Fallkonstellationen regelmäßige Geld- oder Vermögensleistungen für einen Familienangehörigen oder Partner oder Partnerin auch dann noch vorsieht, wenn die familiären Bindungen bzw. die Partnerschaft aber immer häufiger auch die Eltern-Kind-Beziehung beendet wurde und weder eine äußere noch eine emotionale Verbundenheit mehr gegeben ist. Die Diskussionen werden dabei allerdings hauptsächlich im Familienrecht, kaum jedoch in Sozialphilosophie und Ethik geführt. Das Thema darf jedoch nicht nur unter pragmatischen Gesichtspunkten – etwa in der Hinsicht, dass das geltende Unterhaltsrecht zu einer allgemeinen Skepsis gegenüber partnerschaftlichen beziehungsweise familiären Bindungen führen könnte – sondern es muss auch aus der genuin philosophischen Perspektive des Problems der Gerechtigkeit, speziell der Verteilungsgerechtigkeit, diskutiert werden.
Das Buch verfolgt hierbei das Ziel, die dem gültigen Unterhaltsrecht zugrundeliegenden und die Ansprüche begründenden sozialen Strukturen im Blick auf deren reale Charakteristik und ethischer Dimension kritisch zu hinterfragen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil: Vereinbarkeit geltenden Unterhaltsrechts mit Gerechtigkeitstheorien in der gegenwärtigen Praktischen Philosophie
- 2.1 Aktuelle Ansätze von Gerechtigkeitstheorien
- 2.1.1 John Rawls und seine Gerechtigkeit als Fairness
- 2.1.2 Robert Nozick und die Gerechtigkeit bei den Besitztümern
- 2.1.3 Otfried Höffe und die soziale Gerechtigkeit als Tausch
- 2.2 Realität der sozialen Gegebenheiten als Rahmenbedingungen
- 2.2.1 Soziale Beziehung nach Max Weber
- 2.2.2 Normstrukturen (Handlungsmuster) innerhalb der sozialen Beziehungen nach Heinrich Popitz
- 2.2.3 Geltende Rechtsnormen
- 2.2.3.1 Das Grundgesetz
- 2.2.3.2 BGB
- 2.2.3.3 Strafgesetzbuch
- 2.2.3.4 Europäische Sozialcharta
- 2.1 Aktuelle Ansätze von Gerechtigkeitstheorien
- 3. Zwischenanmerkungen zu Platons Aufbau des Staates
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Vereinbarkeit des geltenden Unterhaltsrechts mit aktuellen Gerechtigkeitstheorien der Praktischen Philosophie. Sie analysiert, ob die rechtlichen Regelungen zur Unterhaltspflicht mit den Prinzipien der Fairness, der gerechten Verteilung von Ressourcen und der Berücksichtigung sozialer Beziehungen in Einklang stehen.
- Gerechtigkeitstheorien in der gegenwärtigen Philosophie
- Der Rechtsanspruch auf Unterhalt in der Bundesrepublik Deutschland
- Die Entwicklung von Familienformen und ihre Bedeutung für die Unterhaltspflicht
- Soziale Beziehungen und Normstrukturen als Rahmenbedingungen des Unterhaltsrechts
- Die Vereinbarkeit des Unterhaltsrechts mit den Prinzipien der Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und definiert den Begriff „Unterhalt“ im Kontext des deutschen Rechts. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen Unterhaltsformen und ihre historische Entwicklung. Das Hauptteil der Arbeit befasst sich mit der Vereinbarkeit des geltenden Unterhaltsrechts mit aktuellen Gerechtigkeitstheorien. Es werden die Ansätze von John Rawls, Robert Nozick und Otfried Höffe zur Gerechtigkeit dargestellt und im Kontext des Unterhaltsrechts analysiert. Der Abschnitt 2.2 untersucht die sozialen Gegebenheiten als Rahmenbedingungen für das Unterhaltsrecht, indem er die Konzepte der sozialen Beziehung nach Max Weber und der Normstrukturen nach Heinrich Popitz einbezieht. Die relevanten Rechtsnormen des Grundgesetzes, des BGB, des Strafgesetzbuches und der Europäischen Sozialcharta werden analysiert. Das Kapitel „Zwischenanmerkungen zu Platons Aufbau des Staates“ setzt die Thematik der Gerechtigkeit in einen historischen Kontext, indem es Platons Gedanken zum Staat und zur gerechten Ordnung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Unterhaltsrecht, Gerechtigkeitstheorien, John Rawls, Robert Nozick, Otfried Höffe, soziale Beziehungen, Normstrukturen, Familienformen, Rechtsnormen, Grundgesetz, BGB, Strafgesetzbuch, Europäische Sozialcharta, Platon, Staat, Gerechtigkeit.
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- Maria Drews M.A. (Author), 2006, Ethische Probleme beim Rechtsanspruch auf Unterhalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90425