Warum nun eine weitere Arbeit zum selben Thema, der CPGB in den 1920er Jahren? Zwar ist seit 1991 einiges geschehen, aber wie erwähnt steckt die Forschung noch in ihren Anfängen. Das bedeutet, dass von den möglichen sujets d’interêt bis heute vielleicht eine Handvoll abgehandelt wurde, und auch anhand der bereits vorhandenen Literatur und der besser zugänglichen Quellen lässt sich wertvolles Lückenfüllen betreiben. Nötig ist das insofern, als die meisten erschienenen Werke sich auf die Untersuchung von Verbindungen und Verhältnissen zwischen der CPGB und dieser oder jener Organisation konzentrieren (oft der Komintern) oder ihren Schwerpunkt zeitlich anders setzen; hingegen ist zum Wirken der Partei selbst wenig nennenswerte Literatur vorhanden. Die wesentliche Ausnahme stellt KLUGMANNs offizielle Geschichte der Partei dar, die bereits in den 1970er Jahren mit exklusivem Quellenmaterial aufwarten konnte und die trotz ihrer deutlichen Parteilichkeit (bei hauseigenen Historikern wohl nicht zu vermeiden) einen wertvollen Beitrag zu dieser Arbeit geleistet hat.
Hier soll es nun darum gehen, das Wie und das Wodurch der Versuche der CPGB zur Beeinflussung zeitgenössischer Arbeitskämpfe exemplarisch bis zum Generalstreik 1926 zu untersuchen. Dies wird neben einer Betrachtung des Umfeldes der Partei und der entsprechenden Handicaps eine Analyse der Grundlagen dieser Haltungen (also das ideologische Fundament der CPGB) ebenso einschließen wie gegebenenfalls Explikationen im Einzelfall. Auch werden zwei Organisationen einbezogen werden, in denen die Partei einigen Einfluss besaß, namentlich das National Minority Movement (NMM) und das National Unemployed Worker’s Commitee Movement (NUWCM). Diese sind als direkt in die Arbeits(losen)kämpfe verwickelte Organisationen eine gute Messlatte für die Umsetzung der Linie aus der King Street und für deren Praktikabilität. Es wird sich dabei zeigen, dass erstens der Erfolg der britischen Kommunisten immer dort am größten war, wo sie am wenigsten bei „sich selbst“, also der versuchten Umsetzung der proletarischen Revolution waren, und dass zweitens selbst dieser beschränkte Erfolg Strategien geschuldet war, die im entscheidenden Moment einen möglichen wirklichen Erfolg zunichte machten.
Inhaltsverzeichnis
- Verwendete Abkürzungen
- Einleitung
- I. Die Situation der CPGB in ihren Anfängen
- I.1 Gründungsumstände
- I.2 Weltanschauung 1: Marxismus und Labour Socialism - die Grundlagen
- I.3 Steine im Weg
- II. Die CPGB in revolutionärer Aktion: 1920/21
- II.1 Das Jahr 1920: Der letzte Schwung
- II.2 1921: CPGB vs. roll back
- III. Umorientierung und Ausweitung der Basis: Die CPGB 1922-26
- III.1 Weltanschauung 2: Reflektion und Linienwechsel
- III.2 Die Arbeitslosenbewegung: „A patch of light in the darkness“?
- III.3 Das Minority Movement
- IV. Die Bewährungsprobe: Der Generalstreik 1926
- IV.1 Die Entwicklung bis 1926
- IV.2 Der Streik
- IV.3 Der Weg in die Isolation
- Schlussbetrachtung
- Quellentexte
- Verwendete Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Versuche der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) zur Beeinflussung zeitgenössischer Arbeitskämpfe bis zum Generalstreik 1926. Die Untersuchung umfasst die Betrachtung des Umfeldes der Partei, die Analyse der ideologie-logischen Grundlagen der CPGB und die Erläuterung ihrer Strategien und Taktiken im Kontext der Arbeitskämpfe.
- Die CPGB und ihr Verhältnis zur Komintern und zur Labour Party.
- Die Rolle der CPGB in der Arbeitslosenbewegung und im National Minority Movement (NMM).
- Die Strategien der CPGB im Vorfeld und während des Generalstreiks 1926.
- Die Herausforderungen und Grenzen der CPGB in der Umsetzung ihrer politischen Ziele.
- Der Einfluss der CPGB auf das zeitgenössische Denken und die Arbeitskämpfe.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beleuchtet zunächst die Gründungsumstände der CPGB und ihre weltanschaulichen Grundlagen. Im Anschluss wird die Rolle der Partei in den Arbeitskämpfen der 1920er Jahre beleuchtet, insbesondere die revolutionäre Aktion in den Jahren 1920/21, die Umorientierung und Ausweitung der Basis in den Jahren 1922-26 sowie die Bewährungsprobe des Generalstreiks 1926.
Kapitel 1 analysiert die Gründungskonferenz der CPGB im Kontext der damaligen Zeit, insbesondere des Erfolgs der russischen Revolution und der kritischen Situation in Deutschland. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung Großbritanniens im Konzept des revolutionären Exports sowie die Entstehung der CPGB aus verschiedenen sozialistischen Splittergruppen.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der CPGB in revolutionärer Aktion in den Jahren 1920/21, einschließlich des Jahres 1920, das als „letzter Schwung“ bezeichnet wird, und des Jahres 1921, das durch den „roll back“ der Revolution gekennzeichnet ist.
Kapitel 3 beschreibt die Umorientierung und Ausweitung der Basis der CPGB in den Jahren 1922-26. Das Kapitel befasst sich mit den neuen weltanschaulichen Perspektiven der Partei, der Rolle der CPGB in der Arbeitslosenbewegung sowie der Gründung des National Minority Movement (NMM).
Kapitel 4 untersucht die CPGB im Kontext des Generalstreiks 1926. Das Kapitel analysiert die Entwicklungen bis 1926, die Durchführung des Streiks und die Isolation der Partei nach dem Streik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB), dem Marxismus, dem Labour Socialism, dem Generalstreik 1926, der Arbeitslosenbewegung, dem National Minority Movement (NMM), der Komintern, der Labour Party (LP) und dem revolutionären Export.
- Citation du texte
- Patrick Hesse (Auteur), 2005, Die Kommunistische Partei Großbritanniens in den Arbeitskämpfen der 1920er Jahre bis zum Generalstreik 1926, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90430