Synoptischer Vergleich: Das Gleichnis von den bösen Winzern (Markus 12,1-12; Matthäus 21,33-46)


Seminar Paper, 2001

18 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Analytischer Teil
Analyse des Textes
Kontextanalyse
Aufbau des Textes

Auslegung
Synoptischer Vergleich

Aussage

Zusammenfassung

Redaktionsgeschichte

Literaturverzeichnis

Analytischer Teil

Analyse des Textes

Sämtliche hier verwendeten Kommentare begrenzen den Text auf Mk 12,1-12 / Mt 21,33-46. Die Literatur stimmt hiermit jedoch nicht überein: Jeremias schließt das Gleichnis bereits bei Mk 11,11 / Mt 33,44[1] und Weiser noch eher bei Mk 12,9 / Mt 21,41[2].

Jeremias verzichtet damit auf die Reaktion der Hohenpriester und Pharisäer, die erkennen, dass sie mit dem Gleichnis gemeint sind und Jesus gern ergreifen würden, fürchteten sie sich nicht vor dem Volk. Weiser nimmt auch nicht das von Jesus angeführte Psalmenzitat in den Komplex des Gleichnisses mit auf.

Ich schließe mich der Einteilung der Kommentare an, da die Psalmenstelle, die die christlichen Tradenten vermutlich schon vor Markus der Parabel anfügten[3], für diese wichtig war, indem sie in ihr nach der Tötung Jesu einen Hinweis auf seine Auferstehung sahen[4]. Außerdem fassen die Frage und die bei Markus vom Erzähler, bei Matthäus von den Zuhörern gegebene Antwort die Quintessenz der Geschichte zusammen und sind darum mit einzubeziehen[5].

Die Reaktion der Hohenpriester, Pharisäer und Schriftgelehrten gehört ebenfalls zu dem Gleichnis, denn sie sind schließlich die Adressaten, wie sie auch selbst erkennen (Mk 12,12b; Mt 21,45). Das Gleichnis ist ein letztes Angebot Jesu, verbunden mit einer Warnung, dass es wirklich das letzte ist, worauf bei Ablehnung die unerbittliche Strafe folgt[6]. Im Hinblick auf die bevorstehende Kreuzigung ist es wichtig, dass die Angesprochenen dieses Angebot verwerfen.

Würde man das Gleichnis nach Vers 41 enden lassen wollen, so fehlte der Bezug zum Alten Testament (Vers 42 und 44), aber durch ihn und die Reaktion der Hohenpriester und Schriftgelehrten wird die Interpretation der Erzählung sowohl für den damaligen als auch für den heutigen Leser des Gleichnisses einfacher.

Kontextanalyse

Jesus ist in Jerusalem. Kurz zuvor wurde erzählt, wie Jesus vergeblich nach Früchten gesucht und ihm dieses Geschehen zum Bild für den Tempelgottesdienst geworden war (Mk 11,12-14; Mt 21,18-19). Deshalb hatte er sich gegen den Tempelkult gewandt (Mk 11,15-19; Mt 21,12-13,22,33) und deshalb war er gefragt worden, wer ihm Vollmacht für seine Reden gegeben habe (Mk 11,28; Mt 21,23).

Die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten hatten jedoch eine Niederlage gegen Jesus hinnehmen müssen, als sie ihm mit der Frage nach seiner Vollmacht eine Falle stellen wollten (Mk 11,27-33; Mt 21,23-27). Jesus will sie nun mit dem Gleichnis über die Schwere ihrer Schuld noch wecken und sie vor ihrem drohenden Schicksal bewahren. Er gibt ihnen die zuvor verweigerte Antwort auf ihre Frage: Ich bin der Sohn Gottes, daher meine Vollmacht![7]

Matthäus fügt zwischen diese Geschehnisse und das Gleichnis von den bösen Winzern noch das Gleichnis von den beiden Söhnen, bei dem ebenfalls die heilsgeschichtliche Sinndimension im Vordergrund steht. Es ist ein Rückblick Jesu auf den Anfang der Spaltung Israels, die mit den Verkündigungen des Johannes begann und aus der immer wieder Gewalt gegen das Himmelreich folgte[8]. Damit leitet das Gleichnis von den beiden Söhnen zu dem hier behandelten Gleichnis über.

Jesus erzählt das Gleichnis von den bösen Weingärtnern in einer Entscheidungssituation. Es ist sein letzter Jerusalemaufenthalt, Verurteilung und Hinrichtung drohen, er steht am Ende seiner öffentlichen Wirksamkeit, in deren Verlauf ja auch er sich über den Sinn und den Weg seiner Sendung zunehmend klarer geworden war. Nun konnte er in diesem Gleichnis aussprechen: Er war der Sohn des Weinbergbesitzers, der durch ihn doch noch die langerwarteten Früchte gewinnen wollte[9]. Es bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Anerkennung des Anspruchs Jesu oder Ablehnung, die zur Erfüllung der Weissagung führt[10].

Bei Matthäus wird das Gleichnis von zwei weiteren Gleichnissen (Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen Mt 21, 28 – 32; Gleichnis der königlichen Hochzeit Mt 22, 1-14) umrahmt, auf das vorangehende bin ich bereits oben näher eingegangen. Thematisch gemeinsam ist ihnen die heilsgeschichtliche Ablösung Israels durch „neue Gläubige“, die Früchte bringen werden, sowie der Hinweis auf Gottes Gericht an Israel.

Aufbau des Textes

Der Text gibt ein Gleichnis Jesu wieder und berichtet außerdem von seiner Auslegung und der Reaktion der Hörer.

Das Gleichnis handelt von einem Mann, der einen gut ausgestatteten Weinberg anlegt und ihn vor seiner Abreise an Bauern verpachtet. Sklaven, die seinen Anteil einfordern sollen, werden misshandelt und weggeschickt oder getötet. Zuletzt schickt der Mann seinen einzigen Sohn, der jedoch aus Habgier der Bauern ebenfalls getötet wird. Hier endet das Gleichnis und Jesus fragt seine Zuhörer, wie der Mann reagieren werde. Die Antwort, einmal von Jesus selbst, einmal von den Zuhörern gegeben, lautet, dass der Mann sie vernichten und den Weinberg anderen geben werde.

Daraufhin zitiert Jesus Psalm 118: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser wurde zum obersten Eckstein. Vom Herrn her geschah das, und es ist wunderbar in unseren Augen!“ Markus spricht nun noch deutlich aus, was damit gemeint ist: Gott wird sein Reich anderen geben.

Die Hohenpriester und Pharisäer erkennen den Sinn dieses Gleichnisses Jesu und würden ihn ergriffen, wäre nicht das Volk, das ihn für einen Propheten hält.

Jesus spricht in Gleichnissen, einer Redeweise, die für „Draußenstehende“ bestimmt ist[11]. Seine Adressaten sind bei Matthäus genannt, es sind die Hohenpriester und Pharisäer, die Gruppe, die später seinen Tod beschließen werden. Im Gleichnis selbst symbolisiert, in Anlehnung an das Weinberglied Jesajas (Jes. 5), der Weinberg das Volk Israel und der Weinbergbesitzer Gott. Die Knechte, die zu den Bauern, den Führern des Volkes, ausgesandt werden, sind Gottes Propheten und der zuletzt gesandte Sohn ist Jesus selbst, der Messias.

Durch wörtliche Rede besonders hervorgehoben wird die Stelle, in der es um den Sohn geht. Man erfährt von der Hoffnung des Weinbergbesitzers, dass sein Sohn als Respektsperson anerkannt und besser aufgenommen werden würde als seine Knechte (Mk 12,6; Mt 21,37). Auch die Reaktion der Bauern wird nicht einfach geschildert, sondern zuvor begründet. Sie sprechen deutlich aus, warum sie den Sohn töten wollen: „...und unser wird das Erbe sein!“ (Mk 12,7).

[...]


[1] Jeremias: Gleichnisse Jesu

[2] Weiser: Die Knechtsgleichnisse der synoptischen Evangelien

[3] Weil die Anreihungsformel in Mk 12,10 auch in Mk 2,25; 12,26 dem Evangelisten vorgegeben ist, wird dieser das Zitat bereits in Verbindung mit dem Gleichnis vorgefunden haben. (Gnilka: Das Evangelium nach Markus)

[4] Luz: Das Evangelium nach Markus

[5] Gnilka: Das Evangelium nach Markus

[6] Rienecker: Das Evangelium des Matthäus

[7] Rienecker: Das Evangelium nach Markus

[8] Gnilka: Das Evangelium nach Markus

[9] Limbeck: Markus-Evangelium

[10] Rienecker: Das Evangelium des Matthäus

[11] Gnilka: Das Evangelium nach Markus

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Synoptischer Vergleich: Das Gleichnis von den bösen Winzern (Markus 12,1-12; Matthäus 21,33-46)
College
University of Osnabrück
Grade
2,0
Author
Year
2001
Pages
18
Catalog Number
V90476
ISBN (eBook)
9783638047654
ISBN (Book)
9783638943727
File size
462 KB
Language
German
Keywords
Synoptischer, Vergleich, Gleichnis, Winzern, Matthäus
Quote paper
Sabine Schmid (Author), 2001, Synoptischer Vergleich: Das Gleichnis von den bösen Winzern (Markus 12,1-12; Matthäus 21,33-46), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90476

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