Indonesien ist, an der Bevölkerung gemessen, mit über 245 Millionen Einwohnern das viertgrößte Land der Erde. Von den Bewohnern bekennen sich etwa 90% zum Islam, womit es zugleich auch das größte muslimische, jedoch nicht islamisch regierte Land ist. Mit seiner strategisch wertvollen Lage im Pazifik Südosasiens ist Indonesien mit seinen über 17000 zum größten Teil unbewohnten Inseln ein spannendes Land. Denn Indonesien nimmt in dieser Region und auch in der ASEAN eine dominierende Stellung ein. Die Kolonialzeit sowie die nationale Auferstehung und die versuchte, im Endeffekt aber gescheiterte Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg sind in der westlichen Welt heutzutage weitestgehend unbekannt. Doch ist gerade dieser Zeitabschnitt für das Verständnis des heutigen Indonesien und seiner Eigenheiten sehr wichtig. Dies beginnt schon bei der ethnischen Zusammensetzung, die sehr heterogen ausfällt. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass es etwa 300 verschiedene Ethnien mit zum Teil eigenen Sprachen in Indonesien gibt. Dementsprechend lautet das nationale Motto: „Unity in Diversity“, wobei den Javanern mit etwa 45% der Gesamtbevölkerung eine dominante Stellung in den meisten Bereichen zukommt.
In dieser Arbeit möchte ich mich mit einem berühmten und bedeutenden Javaner auseinandersetzen, nämlich Sukarno. Ihn nur Sukarno zu nennen ist keine Unhöflichkeit, sondern normal, er besitzt nämlich keinen Vornamen, was in Indonesien nicht untypisch ist. Ihm kommt in der Geschichte und Politik Indonesiens im 20. Jahrhundert ein bedeutender Platz zu. So war er, noch in der Kolonialzeit unter den Niederländern, einer der Vordenker der nationalen Einheit und später der erste Präsident des dann unabhängigen Indonesiens. Er führte das Land in seinem eigenen und bisweilen eigenwilligen Stil bis in die Mitte der 1960er Jahre. Der anfänglichen Phase der liberalen Demokratie folgte ab Ende der 1950er Jahre die „gelenkte Demokratie“, ein gedankliches Kind Sukarnos. Eben diese Phase, die Indonesien und seine politische Kultur maßgeblich prägte, möchte ich in dieser Arbeit genauer untersuchen. Zur Beurteilung der auftretenden Defekte dient als theoretische Grundlage die Theorie der „Defekten Demokratie“ von Merkel.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- Kurzer Abriss der Geschichte Indonesiens
- Die Kolonialzeit
- Die japanische Besetzung 1942-45
- Die Unabhängigkeitserklärung 1945
- Der Befreiungskampf bis 1950
- Die Entstehung der Armee im Befreiungskampf
- Die fünf Prinzipien der Pancasila
- Phase der parlamentarischen Demokratie 1950-1957
- Die Parlamentswahlen im September 1955
- Die Rolle des Militärs
- Warum scheiterte die parlamentarische Demokratie?
- Die Phase der `gelenkten Demokratie' 1957-1967
- Wiedereinsetzung der Verfassung von 1945
- Das Konzept der `gelenkten Demokratie'
- Rolle der Armee
- Der Staat unter Sukarno
- Der Putsch 1965 und das Ende Sukarnos
- Einordnung der Defekte nach Merkel
- Die Demokratisierung Indonesiens seit 1998
- Das Ende der Ära Suharto
- Die Parlamentswahlen im Juni 1999
- Die Präsidentschaften Megawati und Yudhoyono
- Das Militär im heutigen Indonesien
- Bewertung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Phase der „gelenkten Demokratie“ in Indonesien unter der Führung von Sukarno, die von Ende der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre dauerte. Ziel ist es, die Entstehung, die Funktionsweise und die Defekte dieser politischen Phase zu untersuchen und in Bezug zur Theorie der „Defekten Demokratie“ von Merkel zu setzen.
- Die historische Entwicklung Indonesiens von der Kolonialzeit bis zur „gelenkten Demokratie“
- Die Rolle Sukarnos als Staatsmann und die ideologische Grundlage der „gelenkten Demokratie“
- Die Bedeutung der Armee in der politischen Landschaft Indonesiens während dieser Phase
- Die Analyse der Defekte der „gelenkten Demokratie“ anhand der Theorie von Merkel
- Die Auswirkungen der „gelenkten Demokratie“ auf die politische Kultur Indonesiens und die Herausforderungen für die Demokratisierung nach 1998
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem kurzen Überblick über die Geschichte Indonesiens, der die Kolonialzeit, die japanische Besatzung und die schwierige Etablierung der Unabhängigkeit beleuchtet. Die Kapitel erörtern anschließend die Staatsphilosophie der „Pancasila“, die Sukarno entworfen hat, und die Phase der parlamentarischen Demokratie, die in Indonesien von 1950 bis 1957 bestand. Besonderes Augenmerk liegt auf den Ursachen für das Scheitern der parlamentarischen Demokratie. Die Arbeit konzentriert sich dann auf die „gelenkte Demokratie“ von 1957 bis 1967, wobei Sukarnos Rolle und die Bedeutung der Armee im Fokus stehen. Die Defekte der „gelenkten Demokratie“ werden anhand der Theorie von Merkel analysiert.
Schlüsselwörter
Indonesien, Sukarno, „gelenkte Demokratie“, Pancasila, Armee, Defekte Demokratie, Merkel, Demokratisierung, Politik, Geschichte, Kolonialismus, Unabhängigkeit, Verfassung.
- Arbeit zitieren
- Petra Dutt (Autor:in), 2007, Indonesien – Die gelenkte Demokratie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90506