In dieser Arbeit möchte ich mich mit der Frage der Existenzberechtigung der Nordatlantiorganisation (NATO) auseinandersetzen und dabei zunächst einmal ergründen, warum sich jene Frage für diese Militärallianz überhaupt stellt.
Doch was heißt der Begriff `Allianz´ nach der klassischen Allianztheorie eigentlich? Der Begriff ist nicht eindeutig definiert und gilt als Synonym für Bündnis, Koalition oder Pakt. Nach Adolf Wolfers ist eine Allianz „a promise of mutual military assistance between two or more sovereign states. [And is an] instrument of national security.” D.h. ein völkerrechtlicher, zeitlich befristeter oder unbefristeter, organisierter oder nichtorganisierter und kündbarer Zsammenschluss zum Erreichen eines spezifischen Ziels. Zudem ist eine Allianz nach klassschem Verständnis gegen einen potenziellen Gegner gerichtet, was sie von einem System der kollektiven Sicherheit unterscheidet.
Nach diesem Verständnis entstehen Defensivbündnisse aus folgenden Gründen, a) die Geselschaftsordnungen basieren auf gemeinsamen Wertvorstellungen, das trifft auf die NATO zu einem großen Teil zu, doch nach Reinhard Wolf war dieser Punkt nicht ausschlaggebend, b) zur Erhaltung/Wiederherstellung des Kräftegleichgewichts, c) zum Ausbalancieren von Bdrohungspotentialen. In jedem Fall kommt dem Kosten-Nutzen-Kalkül eine große, bei der NATO sogar entscheidende Bedeutung zu. Sie ermöglicht durch ihre integrierte Militästruktur ihren Mitgliedern Abschreckung und Verteidigung zu möglichst geringen Kosten. Allerdings ersparten sich dadurch auch einige Länder den Aufbau von spezielleren Kapaztäten, die in anderen Ländern schon vorhanden waren. Auf dieses Problem komme ich aber später noch zu sprechen. Allgemein lassen sich für Allianzen 8 Charakteristika feststellen: a) sie werden von Staaten gebildet, b) sie sind explizite Abmachungen, c) sie beziehen sich auf das Verhalten in einer bestimmten Eventualität (casus foederis) in der Zukunft, d) das Eintreten dieser Eventualität ist ungewiss, e) Allianzen sind Versprechen, f) und beinhalten Beistandsleistungen, g) diese Versprechen sind gegenseitig und h) beziehen sich auf den Bereich der nationalen Sicherheit. Ein Beispiel hierfür wäre die West Europäische Union (WEU).
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Entwicklung der NATO bis 1989
- Vorlauf bis 1949
- Der Nordatlantikvertrag
- Entwicklung der NATO
- Ungewisse Zukunft der NATO nach 1989
- NATO am Ende?
- NATO überlebt!
- Transformation der NATO seit 1989
- Erste Schritte
- Neue strategische Konzepte 1991 und 1999
- Nato-Gipfel Prag 2002 und Istanbul 2004
- Verhältnis NATO/EVSI
- Bewertung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die NATO nach dem Ende des Kalten Krieges noch eine Existenzberechtigung hat und wie sich die Allianz seit 1990 transformiert hat.
- Entwicklung der NATO bis 1989
- Herausforderungen für die NATO nach dem Kalten Krieg
- Transformation der NATO seit 1989
- Die Rolle der NATO in der neuen Sicherheitsordnung
- Die zukünftige Bedeutung der NATO
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Problemstellung und stellt die Frage nach der Existenzberechtigung der NATO im Kontext der klassischen Allianztheorie. Es werden die Gründe für die Entstehung von Defensivbündnissen und die Besonderheiten der NATO als kollektives Verteidigungsbündnis diskutiert. Das zweite Kapitel skizziert die Geschichte und Entwicklung der NATO bis 1989. Dabei werden der Vorlauf zur Gründung des Nordatlantikvertrages, die Entstehung der NATO und ihre Entwicklung im Kalten Krieg beleuchtet. Im dritten Kapitel werden die Zukunftsprognosen für die NATO nach 1989 diskutiert. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die NATO am Ende ihres Daseins steht oder ob sie eine Zukunft hat. Das vierte Kapitel analysiert die Transformation der NATO seit 1989. Es werden die ersten Schritte, die neuen strategischen Konzepte, die Nato-Gipfel Prag 2002 und Istanbul 2004 sowie das Verhältnis zwischen NATO und Europäischer Sicherheits- und Verteidigungsidentität (ESVI) betrachtet. Das letzte Kapitel, das in dieser Zusammenfassung nicht dargestellt wird, bietet eine Bewertung und einen Ausblick auf die Zukunft der NATO.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Nordatlantikorganisation (NATO) und ihren Transformationsprozessen seit dem Ende des Kalten Krieges. Die wichtigsten Themen sind die Existenzberechtigung der NATO, die Herausforderungen der neuen Sicherheitsordnung, die Rolle der NATO in der internationalen Sicherheitspolitik, die strategischen Konzepte der NATO, die Beziehung zwischen NATO und Europäischer Sicherheits- und Verteidigungsidentität (ESVI) sowie die Zukunft der Allianz.
- Citation du texte
- Petra Dutt (Auteur), 2005, Hat die NATO noch eine Existenzberechtigung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90509