Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule

Kindgerechte Gestaltung der Schuleingangsphase


Term Paper, 2004

23 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorbereitung auf die Grundschule
2.1. Die Aufgaben des Kindergartens
2.1.1.Beobachten der Kinder
2.2. Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule
2.3. Elternarbeit
2.3.1. Elternabende

3. Schuleingangsdiagnostik
3.1. Schulpflicht
3.2. Schulreife und Schulfähigkeit
3.3. Anmeldung
3.4. Schulärztliche Untersuchung
3.5. Pädagogische Überprüfung/Schuleingangstests
3.6. Zurückstellung

4. Die ersten Wochen in der Schule
4.1. Einschulung
4.2. Anfangsunterricht
4.2.1. Eingewöhnungphase
4.2.2. Ablauf eines Unterrichtsvormittages

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang
7.1. Beobachtungsmethoden
7.2. Kieler Einschulungsverfahren

1. Einleitung

Die Einschulung stellt für jedes Kind eines der bisher wichtigsten Ereignisse in seinem Leben dar und wird meist mit Spannung und Vorfreude erwartet.

Der Kauf des Schulranzens, die feierliche Kleidung am ersten Schultag, die gut gefüllte Schultüte, das Einschulungsfest in der Schule, das erste Zusammentreffen mit der Lehrerin oder dem Lehrer sowie mit den neuen Mitschülern, all diese Eindrücke bleiben oft noch lange im Gedächtnis.

Beim Eintritt in die Grundschule und in den ersten Wochen in der neuen Umgebung werden wichtige Weichen für weiteren Bildungsweg eines Kindes gestellt.

Aus diesem Grund ist der Schulbeginn entsprechend vorzubereiten.

Im Rahmen meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit der Frage, was Erzieher, Eltern und Lehrer im Vorfeld der Einschulung aber auch in den ersten Schulwochen dazu beitragen können, den Übergang von Kindergarten zur Grundschule für das Kind so angenehm und problemlos wie möglich zu gestalten.

Zudem werden die einzelnen Abschnitte der Schuleingangsdiagnostik sowie bestimmte Methoden zur Feststellung der Schulfähigkeit näher erläutert.

Insgesamt soll die Hausarbeit einen kleinen Überblick über wichtige Aspekte, auf die vor, während und nach der Einschulung zu achten sind, geben.

2. Vorbereitung auf die Grundschule

2.1. Die Aufgaben des Kindergartens

Der Kindergarten bereitet die Kinder auf die Schule vor, allerdings ist es nicht Ziel und Aufgabe, am Ende der Kindergartenzeit bereits „schulfertige“ Kinder zu entlassen.

Vielmehr folgt der Kindergarten dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, die Kinder bei der Entwicklung emotionaler, sozialer und kognitiver Fähigkeiten und somit dem Erwerb von Lernkompetenz zu unterstützen.

Zudem haben die Kinder im Kindergarten die Möglichkeit sozialer Interaktion mit Gleichaltrigen, was hilfreich bei der Herausbildung einer eigenen Identität ist.

Im sozialen Miteinander erfahren sie außerdem die Notwendigkeit bestimmter Regeln und Absprachen und lernen, sich an diese zu halten.

Der Aufbau dieser Kompetenzen und Eigenschaften geschieht im Kindergarten spielerisch. So sollte zum Beispiel ein differenziertes Spielangebot zur Förderung kognitiver Fähigkeiten bereitstehen.

Ziel ist es, dass alle Kinder am Ende ihrer Kindergartenzeit bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt haben, die beim Eintritt in die Grundschule von ihnen erwartet werden bzw. hilfreich sind.

So sollen die Kinder unter anderem Freude am Lernen und Entdecken zeigen, ein angemessenes Selbstbewußtsein und Vertrauen in ihre eigene Leistung entwickeln, über ein stabiles Selbstvertrauen, welches ihnen die vorübergehende Trennung von Bezugspersonen ermöglicht, verfügen, Lösungsmöglichkeiten für Konflikte entwickeln können, eine angemessene Affektkontrolle bzw. -steuerung aufweisen, aufgeschlossen hinsichtlich der Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen sein und Gemeinschaftsfähigkeit entwickeln.

Voraussetzung für das Erreichen dieser Entwicklungsfortschritte ist es, dass den Kindern im Kindergarten Raum zur Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt sowie die Gelegenheit zu selbstverantwortlichem Handeln gegeben wird und dass die Erzieherinnen ein angemessenes Vertrauen in die Kinder und ihre Fähigkeiten besitzen.

Wichtig ist es auch, die Kinder bereits im Kindergarten an einen gewissen Tagesrhythmus zu gewöhnen, da die Umstellung nach der Einschulung sonst erschwert werden würde.

Nur so kann es gelingen, den Kindern Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie zur Bewältigung der neuen, unbekannten Situation, der sie in der Schule begegnen, benötigen.

2.1.1. Beobachten der Kinder

Während der gesamten Kindergartenzeit und besonders im letzten Jahr vor der Einschulung ist eine Beobachtung der Kinder durch die Erzieherinnen unerläßlich.

Ziel der Beobachtung ist es, besondere Eignungen oder Entwicklungsfortschritte bzw. –rückstände rechtzeitig zu erkennen und somit über die weitere Unterstützung oder Förderung schwacher/begabter Kinder entscheiden zu können.

Besonders bei der Feststellung der Schulfähigkeit können die Beobachtungsergebnisse wichtige Entscheidungshilfen darstellen, da sie Aufschluß über das Vorhandensein grundlegender Fähigkeiten geben können.

Die Erzieherinnen können sich zwischen verschiedenen Beobachtungsmethoden entscheiden (siehe Anhang).

Das Beobachten kann zunächst beiläufig beim Basteln, Malen, Spiel im Freien beim Umgang mit anderen Kindern oder Erwachsenen erfolgen, dann wiederholt und schließlich mit Absicht zur Verfestigung eines bestimmten Eindrucks. Um eine annähernde Objektivität der Beobachtungsergebnisse zu erzielen, ist es ratsam, eine zweite Person in die Beobachtung miteinzubeziehen.

Wichtig ist es, den Eltern eine Rückmeldung über die bei der Beobachtung gewonnenen Eindrücke zu geben und ihnen Hilfe und Beratung im Bezug auf die Auswahl möglicher Förderungsangebote anzubieten.

Zusätzliche Hilfe besonders im Hinblick auf die Feststellung der Schulfähigkeit bieten bestimmte Testverfahren, die von den Erzieherinnen in Zweifelsfällen herangezogen werden können.

Im „Beurteilungsbogen für Erzieherinnen zur Diagnose der Schulfähigkeit“ (BEDS), der 1990 von Ingenkamp veröffentlicht wurde, sind 40 zu beobachtende Punkte in die drei Bereiche „Sprachlich-kognitive Leistungen“, „Sozial- und Arbeitsverhalten“ und „Allgemeine Schulfähigkeit“ unterteilt. Diese sind nun Mithilfe einer Einteilung in fünf Grade (von „Nein“ oder „Nicht erkennbar“ bis „Ja“ oder „Sehr ausgeprägt“) zu beurteilen.

Dem Ausfüllen des Bogens geht allerdings auf Empfehlung Ingenkamps eine Beobachtungszeit von mindestens sechs Monaten voraus, wodurch eine Fehleinschätzung aufgrund der Beantwortung mancher Fragen aus dem Gedächtnis möglich ist.

Der Bogen wird ca. drei Monate vor der endgültigen Entscheidung über die Schulfähigkeit eines Kindes eingesetzt.

Ein weiteres Testverfahren stellen „Die diagnostischen Einschätzskalen“ (DES) von Barth (1998) dar, welche im letzten Jahr vor der Einschulung zur Feststellung von Entwicklungsrückständen eingesetzt werden.

Hierbei werden die Bereiche Motorik, Bewegungsempfinden, visuelles und auditives Gedächtnis, visuelle und auditive Wahrnehmungsverarbeitung, Merkfähigkeit, Sprechen und Sprache, Körperschema, Konzentration, Ausdauer, emotionale Grundstimmung und Sozialverhalten berücksichtigt.

Um auf eine mögliche Beeinträchtigung bestimmter Funktionen schließen zu können, werden gezielte Beobachtungssituationen hergestellt.

Die Beobachtungsergebnisse werden direkt im Anschluss an die Beobachtung festgehalten.

Ein Nachteil ist allerdings die mögliche Beeinträchtigung der Ergebnisse durch die Tagesform des beobachteten Kindes, da Barth keine Angaben über die Notwendigkeit der Wiederholung der Beobachtungen macht.

Allerdings ist zu betonen, dass die Beobachtungen der Erzieherinnen meist ausreichend und so zuverlässig sind, dass in den meisten Fällen auf die Verwendung solcher oder ähnlicher Testverfahren verzichtet werden kann.[1]

2.2. Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule

Zur Kooperation zwischen diesen beiden Institutionen gibt es gesetzliche Empfehlungen, die aber leider nicht überall Beachtung finden und befolgt werden.

Da sowohl Kindergarten als auch Schule das Kind in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen und beiden Einrichtungen das Ziel verfolgen, den Schulanfang für das Kind so angenehm und reibungslos wie möglich zu gestalten, sollte eine gute Zusammenarbeit angestrebt werden.

Dazu gehört an erster Stelle eine gegenseitige Information über Ziele, Aufgaben und Arbeitsweisen, um die Arbeit in der Schule angemessen vorbereiten bzw. an die Lernprozesse des Kindergartens anknüpfen zu können.

Außerdem sollten sowohl die Erzieherinnen als auch die Lehrer den Eltern in der Zeit vor der Einschulung als Gesprächspartner zur Seite stehen und sich deshalb in diesem Punkt absprechen.

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen oder die Teilnahme an Besprechungen in der jeweils anderen Institution können dazu führen, dass Vorurteile, die aufgrund der unterschiedlichen Ausbildung, des Gehalts, der Arbeitsbedingungen oder dem Ansehen in der Öffentlichkeit entstehen, abgebaut werden.

Dem Kindergarten wird zudem häufig vorgeworfen, dass die Kinder dort nur spielen würden und umgekehrt wird die Schule als Ort des Lernens angesehen und mit Strenge und Leistungsdruck assoziiert.

Auch diese falschen Annahmen, die oft zu Unterlegenheitsgefühlen der Erzieherinnen führen, müssen ausgeräumt werden.

Denn häufig sind diese Vorurteile und das Statusdenken der Grund für ein unzureichendes Kooperationsverhältnis und gerade in diesem Bereich ist ein Umdenken aller Betroffenen notwendig.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule sind gegenseitige Besuche.

So kann zum Beispiel der zukünftige Klassenlehrer alleine oder in Begleitung einiger Schüler in den Kindergarten kommen und die Fragen der Kinder beantworten. Vorteil der Anwesenheit von Schülern ist, dass diese aus Schülersicht von ihren ersten Erfahrungen in der Schule berichten können.

Das Erhalten von Informationen über die Schule und das Kennenlernen des Lehrers vor dem ersten Schultag führt dazu, dass eventuell vorhandene Ängste und Gefühle von Unsicherheit abgebaut werden.

Ein wichtiges Erlebnis für die Kinder ist der erste Besuch der Schule, der meist zusammen mit der Erzieherin erfolgt und bei dem sie die Möglichkeit haben, das Schulgebäude und die Klassenräume kennenzulernen und vielleicht schon an einer ersten Unterrichtsstunde teilzunehmen.

Auch dies hat den Abbau von Ängsten und Hemmungen zur Folge und führt im optimalen Fall zum Aufbau von Vorfreude und Neugier auf die Schule.

Es kann hilfreich sein, mehrere Besuche in der Schule mit unterschiedlicher Akzentsetzung (Raumwahrnehmung, Unterrichtssituation, Gespräch mit Lehrer/Lehrerin) durchzuführen, weil es den Kindern dann leichter fällt, die Vielfalt der neuen Erfahrungen und Eindrücke zu verarbeiten.

Kooperation in dieser oder ähnlicher Form wäre überall wünschenswert.

Aber um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu ermöglichen müssen wie schon erwähnt die Vorurteile gegenüber der anderen Institution abgebaut, Probleme bei der Organisation überwunden werden und bei allen Beteiligten die Bereitschaft, Zeit und Arbeit zu investieren, vorhanden sein.

2.3. Elternarbeit

Auch auf die Eltern der zukünftigen Schulkinder kommen mit dem Übergang vom Kindergarten in die Grundschule neue Anforderungen, Chancen, Ansprüche, Rechte und Pflichten zu.

Sie werden aufgrund der neuen Situation mit Einschränkungen im Familienleben konfrontiert (z.B. Urlaub nur noch in den Schulferien, andere Planung des Alltags), erleben Gefühle wie Stolz und Freude, aber vielleicht auch Unsicherheit (z.B. Ist mein Kind den Anforderungen gewachsen?) oder emotionale Belastungen aufgrund der „Trennung“ vom Kind.

Ein wichtiges Ziel der Elternarbeit von Kindergarten und Schule ist es, zusammen mit den Eltern eine positive Einstellung zur Schule zu entwickeln und mögliche negative Erinnerungen und Vorstellungen zu überdenken, da sich die Gefühle der Eltern schnell auf die Kinder übertragen.

Damit die Kinder die auf sie zukommenden Anforderungen als Herausforderung ansehen und dieser Aufgabe mit Vorfreude begegnen können, müssen die Eltern Vertrauen in das Kind und seine Leistung haben. Sie müssen ihm zutrauen, die neue Situation zu meistern und lernen, ihr Kind loszulassen.

Wenn die Eltern mit dem Thema „Einschulung“ zuversichtlich, unverzagt und selbstsicher umgehen, wird auch das Kind schnell realisieren, dass es vor dem Eintritt ins Schulleben keine Angst haben muss.

[...]


[1] Vgl. Bründel (2001), S.72ff

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Details

Title
Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule
Subtitle
Kindgerechte Gestaltung der Schuleingangsphase
College
University of Osnabrück
Grade
2,0
Author
Year
2004
Pages
23
Catalog Number
V90516
ISBN (eBook)
9783638047869
ISBN (Book)
9783640204625
File size
467 KB
Language
German
Keywords
Kindergarten, Grundschule
Quote paper
Sarah Mösker (Author), 2004, Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90516

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