1919 wurde die Separation von Staat und Kirche eingeführt. Jedoch kam es durch eine allzu ‚harmonische Trennung‘ in Deutschland zu einem ‚hinkenden Verhältnis‘ - das heißt, dass es nie eine vollständige Trennung gab: Der Staat zieht weiterhin die Kirchensteuer ein, christliche Feiertage werden gesetzmäßig abgesichert und es werden – seit Mauerfall und Osterweiterung vermehrt – bilaterale Verträge mit der katholischen Kirche, so genannte Konkordate, geschlossen, die „(…) in der Bundesrepublik faktisch eine herausgehobene Bedeutung haben. Es gibt keine anderen wichtigen gesellschaftlichen Organisationen, mit denen der Staat derartige Vereinbarungen in oft feierlicher Form trifft, als nur die Religionsgemeinschaften.“ Solche Vereinbarungen haben in Deutschland die Besonderheit, dass sie von den einzelnen Ländern ohne Zustimmung des Bundes getroffen werden dürfen. Die Frage der Seminararbeit ist nun diese: Haben Konkordate eine Zukunft? Diese Frage ist allgemein gestellt und soll auch im Allgemeinen behandelt werden. Es geht also nicht allein um ein bestimmtes Bundesland oder um ein bestimmtes Konkordat – etwa das Badische. Vielmehr soll die Vertragsform des Konkordats auf Nachhaltigkeit und eventuelle Mängel hin ‚abgeklopft‘ werden. Die Seminararbeit stellt damit die Verschriftlichung des in Sankt Peter gehaltenen Referats dar und wurde mit den in der darauf folgenden Diskussion heraus-gearbeiteten Details erweitert. Weiterhin wurden aus entsprechenden Aufsätzen ausführliche Zitationen hinzugefügt, da das glatte Eis sowohl völkerrechtlicher, als auch kirchenrechtlicher Regelsysteme nicht ohne kompetente Stützen beschritten werden sollte – hier allerdings wurde, mit Rücksicht auf ein gewisses ‚ideologisches‘ Gleichgewicht, vermehrt aus den Schriften des konkordatären Kirchenkritikers Gerhard Czermak quotiert.
Im Einzelnen bemüht sich die Seminararbeit um folgende Probleme:
So soll zuerst nach den Gründen für den Vertragsschluss gefragt werden: Wer profitiert mehr? Die Kirche oder der Staat, oder ist das Verhältnis ausgewogen? Auch soll gefragt werden, ob das Konkordat überhaupt ein Völkerrechtsvertrag ist – als was es sich ja definiert oder, ob es nicht andere Möglichkeiten staatlich-klerikaler vertraglicher Vereinbarungen gibt. Weiterhin soll der innerkirchliche Konkordatsstatus nach dem Zweiten Vatikanum analysiert werden, um dann noch einmal auf das historische Wesen der Konkordate einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Gründe für den Vertragsschluss
- III. Ist das Konkordat überhaupt ein Völkerrechtsvertrag?
- IV. Vorwurf der Überflüssigkeit
- V. Konkordate nach dem Vatikanischen Konzil?
- VI. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Konkordate eine Zukunft haben. Dabei wird die Vertragsform des Konkordats auf Nachhaltigkeit und eventuelle Mängel hin untersucht. Die Arbeit beleuchtet die Gründe für den Vertragsschluss, die rechtliche Natur des Konkordats, seine Bedeutung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und das historische Wesen der Konkordate.
- Gründe für den Vertragsschluss und Vorteile für Kirche und Staat
- Rechtliche Natur des Konkordats als Völkerrechtsvertrag
- Konkordate nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
- Historische Bedeutung der Konkordate
- Potentielle Mängel und Herausforderungen der Konkordatsform
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Seminararbeit dar und erläutert die Problematik der Konkordate im Hinblick auf die Trennung von Staat und Kirche. Sie beleuchtet die Entwicklung der Beziehung zwischen Kirche und Staat in Deutschland und stellt die Relevanz von Konkordaten im heutigen Kontext heraus.
II. Gründe für den Vertragsschluss
Dieses Kapitel untersucht die Gründe für den Abschluss von Konkordaten, wobei die Vorteile für beide Seiten, Kirche und Staat, im Vordergrund stehen. Die Seminararbeit analysiert die Funktion der Konkordate bei der Festigung der Beziehung zwischen Staat und Kirche, der Förderung des Dialogs zwischen weltlicher und geistiger Instanz und der Sicherung des Konfessionsfriedens. Darüber hinaus wird die Rolle der Konkordate in der Errichtung einer dauerhaften Friedensordnung und im Kontext der Religionsfreiheit beleuchtet.
III. Ist das Konkordat überhaupt ein Völkerrechtsvertrag?
In diesem Kapitel wird die rechtliche Natur des Konkordats als Völkerrechtsvertrag diskutiert. Es werden die Argumente für und gegen diese Definition des Konkordats beleuchtet und alternative Formen staatlich-klerikaler vertraglicher Vereinbarungen in Betracht gezogen.
IV. Vorwurf der Überflüssigkeit
Dieses Kapitel befasst sich mit der Kritik an Konkordaten, die als überflüssig betrachtet werden. Es wird der Frage nachgegangen, ob Konkordate in der heutigen Zeit noch relevant sind und ob es nicht andere, effektivere Wege gibt, um die Beziehung zwischen Kirche und Staat zu regeln.
V. Konkordate nach dem Vatikanischen Konzil?
In diesem Kapitel wird der innerkirchliche Status von Konkordaten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil analysiert. Es werden die Auswirkungen des Konzils auf die Beziehung zwischen Kirche und Staat und die Relevanz von Konkordaten im Kontext der modernen Kirche diskutiert.
Schlüsselwörter
Konkordate, Staat, Kirche, Religionsfreiheit, Konfessionsfrieden, Vatikanisches Konzil, Völkerrecht, Kirchenrecht, Vertragsrecht, Deutschland, Geschichte, Moderne, Zukunft.
- Quote paper
- David Liebelt (Author), 2007, Konkordate – Vertragsform der Zukunft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90594