Die ideale Weise, Kindern das Lesen und Schreiben zu lehren, gehört nach wie vor zu den spannenden Themen der Grundschule und Sprachheilschule. Von Ausnahmen abgesehen, wird Lesen und Schreiben überwiegend in Fibellehrgängen vermittelt, die von ganzheitlichen oder „einzelheitlichen“ Verfahren ausgehen. Obwohl diese beiden Methoden, auch als klassische Lese- bzw. Schreiblehrmethoden bezeichnet, historische Lehrverfahren sind, haben sie sich bis heute behauptet.
Dabei gab es schon gegen Ende der 70er Jahre massive Kritik an den straff gelenkten, systematischen und von einer Fibel vorgegebenen Lehrgängen. Diese Kritik führte zumindest in der Forschung zu einem didaktischen Paradigmawechsel. Neben den traditionellen Lehrgängen entwickelten sich freiere Lernformen, die mehr die psychologischen Besonderheiten des Schulanfängers und seine individuellen Lernvoraussetzungen berücksichtigten. Man verstand den Schriftspracherwerb nun, analog zum Spracherwerb, als aktiven Denk- und Entwicklungsprozess des einzelnen Kindes, der sich in einzelnen, nacheinanderfolgenden Lernstufen bzw. Phasen vollzieht.
Gerade für die Sprachheilschule ist zu hoffen, dass diese neuen Erkenntnisse zu einer besseren individuellen Lernförderung der Kinder führen wird, da diese Schüler bei den alten klassischen Lernformen oft auf der Strecke bleiben.
In dieser Hausarbeit möchte ich zuerst im Kapitel 2 eine kurze Zusammenfassung über die Ergebnisse der neueren Schriftspracherwerbsforschung geben. Anschließend werde ich das Modell Günthers im 3.Kapitel genauer vorstellen. Zum Schluss werde ich im Kapitel 4 Überlegungen anstellen, wie sich Günthers Modell in die Praxis umsetzen lassen könnte. Seit Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre hat sich, wie eingangs bereits erwähnt, in der Lese- und Schreibforschung vieles verändert. Die Vertreter der neueren Schriftspracherwerbsforschung (u.a. Brügelmann, Spitta, Valtin, Günther, Dehn) kritisieren an den traditionellen, am Fibellehrgang orientierten Lese- und Schreiblehrmethoden vor allem, dass diese die individuellen Schrifterfahrungen der Kinder zu sehr durch ein gleichschrittiges und lehrergelenktes Einheitsprogramm für alle Schüler einschränken und damit ihre unterschiedlichen Voraussetzungen und Lerntempi zu wenig berücksichtigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schriftspracherwerb als aktiver Denk- und Entwicklungsprozess
- Stufenmodell nach Günther
- Präliteral-symbolische Stufe
- Logographemische Strategie
- Alphabetische Strategie
- Orthographische Strategie
- Didaktische Konsequenzen für die Unterrichtspraxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich mit dem Thema des Schriftspracherwerbs auseinander und analysiert die Entwicklung des Schriftspracherwerbs anhand des Stufenmodells von Günther. Ziel ist es, die didaktischen Konsequenzen für die Unterrichtspraxis zu erarbeiten.
- Schriftspracherwerb als aktiver Denk- und Entwicklungsprozess
- Stufenmodell von Günther
- Kritik an traditionellen Fibellehrgängen
- Didaktische Konsequenzen für die Unterrichtspraxis
- Individuelle Lernförderung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Problematik des Schriftspracherwerbs in der Grundschule und Sprachheilschule. Es wird auf den Unterschied zwischen traditionellen Fibellehrgängen und neueren Lernformen eingegangen, die den aktiven Denk- und Entwicklungsprozess des Kindes im Vordergrund stehen.
Schriftspracherwerb als aktiver Denk- und Entwicklungsprozess
Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse der neueren Schriftspracherwerbsforschung zusammen. Es wird die Kritik an traditionellen Lehrmethoden dargestellt, die zu wenig auf die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler eingehen. Die Bedeutung des aktiven und selbstständigen Lernens sowie die Integration realer Schreibanlässe in den Unterricht werden betont.
Stufenmodell nach Günther
Das Stufenmodell von Günther wird vorgestellt. Es beschreibt den Schriftspracherwerb als fünfstufigen Prozess, in dem verschiedene Strategien angewendet werden. Die präliteral-symbolische Phase, die logographemische, die alphabetische und die orthographische Phase werden erläutert.
Schlüsselwörter
Schriftspracherwerb, Stufenmodell, Günther, Fibellehrgänge, traditioneller Unterricht, individuelles Lernen, aktive Lernprozesse, Sprachheilschule, Unterrichtspraxis, Lese- und Schreibstrategien
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- Julia Brückmann (Autor), 2004, Überlegungen zum sprachlichen Anfangsunterricht anhand des Stufenmodells Günthers, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90635