Im September 2006 war der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade in Berlin. Anlass war der „Wirtschaftstag Senegal“, der die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Senegal verbessern sollte. Während dieses Aufenthalts besuchte Wade auch eine Gedenktafel, die an die Berliner Afrikakonferenz von 1884 erinnert, auf der Afrika unter den europäischen Mächten aufgeteilt wurde. Der Verein Afrika-Forum e.V. gehört zu den Initiatoren dieser Tafel, die am 26. Februar 2005 feierlich eingeweiht wurde. Deutsche Medien nahmen keine Notiz vom Besuch des afrikanischen Staatsoberhaupts an der Gedenktafel. Das deutsch-afrikanische Magazin Lo’Nam berichtete jedoch darüber und erwähnte in diesem Zusammenhang die Forderung der „afrikanischen Gemeinde“ nach einem weiteren Ort der Erinnerung, einem Denkmal für die afrikanischen Opfer von Sklaverei und Kolonialismus. Wer ist diese „afrikanische Gemeinde“, die sich damals – kaum wahrgenommen – in der Öffentlichkeit artikulierte?
Bekannt sind Teile dieser Gemeinde vor allem durch ihre kulturellen Aktivitäten bei Konzerten, auf Afrika-Festivals oder beim Karneval der Kulturen. Einige Fernsehsender beschäftigen Moderatoren afrikanischer Abstammung, um sich ein weltoffenes, multikulturelles Image zu geben. Meist treten Afrikaner jedoch als Opfer von rassistischen Übergriffen öffentlich in Erscheinung. Zurzeit leben in Berlin ungefähr 18000 Afrikaner. Sie werden als „die“ Afrikaner bezeichnet wie „die“ Türken und „die“ Polen. Dabei wird völlig übersehen, dass es sich hier um Menschen aus 54 Ländern handelt, Ländern, die sich voneinander oft stark unterscheiden. Aus diesem Grund besteht „die“ afrikanische Gemeinde in Berlin auch aus unzähligen, kaum überschaubaren kleinen Gemeinden. Und ebenso vielfältig sind auch ihre Organisationen. Ihre Vereine sollen in dieser Arbeit näher betrachtet werden. Vereine gelten gemeinhin als typisch deutsche Phänomene. Sie haben eine lange Geschichte und über die Jahre wichtige Impulse in Politik und Gesellschaft gegeben. „Deutschland ist aus Vereinen aufgebaut. Und deshalb gründen auch Afrikaner Vereine, wenn sie etwas bewegen wollen,“ sagt Pastor Alimamy Sesay, selbst ein Initiator mehrerer Vereine. (Auszug aus der Einleitung)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Afrikaner in Berlin
- Unterschiedliche Geschichte West/Ost
- Demographische Situation
- Gesetzliche Rahmenbedingungen
- Organisationsform Verein
- Das Vereinswesen in Deutschland
- Migrantenvereine
- Vereine der afrikanischen Diaspora in Berlin
- Begriffsklärung
- Einblick in die Aktivitäten von Vereinen
- Empirische Untersuchung von zwei Vereinen
- Die Afrikanische Ökumenische Kirche e. V.
- Nzuko Umu Igbo Berlin und Brandenburg e. V.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Organisation und Selbstdarstellung von Afrikanern in Berlin und untersucht die Rolle von Vereinen als Plattform für die afrikanische Diaspora in der deutschen Hauptstadt.
- Die Bedeutung von Vereinen für die Integration und das Selbstverständnis von Afrikanern in Berlin
- Die historischen und aktuellen Rahmenbedingungen für Afrikaner in Berlin
- Die vielfältigen Aktivitäten und Strukturen von afrikanischen Vereinen in Berlin
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der Selbstorganisation und Lobbyarbeit der afrikanischen Diaspora in Berlin
- Die Darstellung von zwei exemplarischen Vereinen als Fallbeispiele für die empirische Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und beleuchtet den Besuch des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade in Berlin im September 2006. Sie führt den Leser in die Thematik der afrikanischen Gemeinde in Berlin ein und hebt die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Organisationen von Afrikanern in der Stadt hervor. Das erste Kapitel untersucht die Rahmenbedingungen für Afrikaner in Berlin und beleuchtet die historische Entwicklung der afrikanischen Präsenz in der Stadt sowie die aktuelle demographische Situation und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Organisationsform "Verein" und erläutert die Funktion und Wirkungsweise von Vereinen im deutschen Kontext. Es werden auch Migrantenvereine behandelt, ihre Entstehung und ihre verschiedenen Aktivitäten. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Vereine der afrikanischen Diaspora in Berlin. Es wird der Begriff "afrikanische Diaspora" definiert und die Aktivitäten verschiedener Vereine werden vorgestellt. Den zentralen Teil dieses Kapitels bildet die empirische Untersuchung der Vereine "Afrikanische Ökumenische Kirche e. V." und "Nzuko Umu Igbo e. V."
Schlüsselwörter
Afrikaner in Berlin, Vereine, afrikanische Diaspora, Integration, Selbstorganisation, Lobbyarbeit, Migrantenvereine, empirische Untersuchung, Afrikanische Ökumenische Kirche, Nzuko Umu Igbo.
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- Andrea Baumgartner-Makemba (Autor), 2007, Organisation und Selbstdarstellung von Afrikanern in Berlin, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90666