In dieser Arbeit wurde untersucht, wie sexueller Missbrauch in den Medien dargestellt wird. Die Diskussion über sexuellen Missbrauch unterlag im Laufe der Zeit einem großen Wandel.
Seitdem Freud seine Verführungstheorie widerrief, wurden Kinder oft für das Vergehen an ihnen verantwortlich gemacht. Ende der 60er Jahre wurde sexueller Missbrauch als Einzelfall angesehen. Das sollte sich bald ändern. In den 70er und 80er Jahren machte die Frauenbewegung sexuellen Missbrauch zum Thema. Dabei spielten die Medien in punkto Aufklärungsarbeit eine große Rolle.
In den letzten Jahrzehnten wurde der Frauenbewegung oft vorgehalten, das Thema grundlos aufzubauschen und die Dunkelziffer der Opfer kräftig in die Höhe zu treiben, um die Frauenfrage am Leben zu erhalten und einen weiteren Trumpf im Kampf gegen die Männerwelt auszuspielen.
Heute weiß man weitgehend über die Fakten zum Thema bescheid. Aufklärungsarbeit gibt es für die Medien fast keine mehr zu leisten. Im Vordergrund steht genauso wie in den siebziger und achtziger Jahren die sensationalistische Berichterstattung. Aber wie wird mit dem Thema umgegangen? Wird der Täter immer noch dämonisiert? Oder wie geht man mit einem Sexualstraftäter um, der ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft ist? Werden die Erzählungen von Kindern immer noch ins Reich der Phantasie verbannt oder glaubt man ihnen ohne Wenn und Aber? Diese Fragen wurden anhand eines aktuellen Beispieles, das auch in den Medien breit diskutiert wurde, untersucht.
Zu Beginn meiner Arbeit wird ein Überblick über die wichtigsten Fakten über sexuellen Missbrauch gegeben. Anschließend werden die wichtigsten Diskurse zum Thema skizziert. Darauf folgt die Analyse von zwei Artikeln, die den Fall des Kinderarztes Franz Wurst auf unterschiedliche Weise beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition
- Die Fakten: Wie viele Kinder werden sexuell missbraucht?
- Der Streit um Daten
- Wer sind die Opfer?
- Alter der Opfer
- Wer sind die Täter?
- Alter der Täter
- Innerfamiliärer und außerfamiliärer sexueller Missbrauch
- Psychosoziale Merkmale
- Strategien und Vorgehensweisen der Täter
- Die Umstände
- Soziale und familiäre Hintergründe
- Häufigkeit und Dauer
- Die Folgen
- Körperliche Verletzungen
- Körperliche und psychosomatische Folgen
- Emotionale Reaktion/Selbstwahrnehmung
- Autoaggression
- Folgen für das soziale Verhalten
- Folgen für die Sexualität
- Sexueller Missbrauch im Diskurs
- Die öffentliche Diskussion – auch ein Medienereignis
- Der feministische Ansatz
- Machtstrukturen und Klischees werden mit Hilfe der Medien aufgedeckt
- Der sexuelle Missbrauch als Sensation
- Kritik an der feministischen Theorie
- Missbrauch mit dem Missbrauch
- Der familiendynamische Ansatz
- Kritik am familiendynamischen Ansatz
- Feministischer contra familiendynamischer Ansatz
- Der Survivor-Diskurs
- Das Geständnis und der Experte
- Theoretikerinnen ihrer eigenen Erfahrungen
- Den Opfern glauben?
- Der Fall Franz Wurst
- Schuldbekenntnisse
- Das Motiv
- Das Verhältnis zwischen Thomas H. und Franz Wurst
- Franz Wurst wird des sexuellen Missbrauchs und der Anstiftung zum Mord beschuldigt
- Mutmaßliche Missbrauchsopfer melden sich…
- Aussagen von mutmaßlichen Missbrauchsopfern und Mitarbeitern
- Deutscher Sachverständiger belastet Wurst schwer
- Plädoyers und Urteil
- Diskursanalyse von Medienberichten über den Fall Franz Wurst
- Methodischer Zugang
- Forschungsziel
- Zur Methode der Diskursanalyse
- Vorgehen bei der Untersuchung
- Institutioneller Rahmen
- Das General-Interest-Magazin „News“
- Das Konzept
- Leserschaft
- Zur Heftausgabe des zu analysierenden Artikels
- Das Nachrichtenmagazin „Profil“
- Das Konzept
- Die Leserschaft
- Zur Heftausgabe des zu analysierenden Artikels
- Zur Textoberfläche des News-Artikels
- Text und Bildgestaltung des Artikels
- Inhaltliche Gliederung
- Zusammenfassung
- Sprachliche Analyse
- Zur Textoberfläche des Profil-Artikels
- Text und Bildgestaltung
- Inhaltliche Gliederung
- Zusammenfassung
- Sprachliche Analyse
- Zusammenfassende Interpretation
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Darstellung sexuellen Missbrauchs in den Printmedien am Beispiel des Kinderarztes F. Wurst. Die Arbeit untersucht die spezifischen Narrative und Diskurse, die in den Medien im Zusammenhang mit dem Fall Wurst konstruiert wurden. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Rolle der Medien in der Konstruktion von Schuld und Unschuld, die Darstellung von Machtverhältnissen und die Frage der Glaubwürdigkeit von Opferberichten.
- Die Konstruktion von Schuld und Unschuld im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch
- Die Rolle der Medien in der Darstellung von Machtverhältnissen
- Die Glaubwürdigkeit von Opferberichten und die Frage der Beweisführung
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf sexuellen Missbrauch in der öffentlichen Debatte
- Die mediale Konstruktion von Narrative und Diskursen im Zusammenhang mit dem Fall Wurst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Relevanz des Themas sexueller Missbrauch und die Medienberichterstattung darüber. Die Arbeit thematisiert den Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung des Themas und die verschiedenen Ansätze zur Erklärung und Diskussion von sexuellem Missbrauch. Die Kapitel 3 und 4 befassen sich mit den Fakten zum sexuellen Missbrauch, beleuchten die Statistik, die Opfergruppen und das Profil der Täter. Kapitel 5 beleuchtet die sozialen und familiären Hintergründe, die Häufigkeit und die Folgen von sexuellem Missbrauch. Kapitel 6 untersucht den Diskurs über sexuellen Missbrauch und die verschiedenen Perspektiven im feministischen Ansatz, dem familiendynamischen Ansatz und dem Survivor-Diskurs. Kapitel 7 beleuchtet den Fall Franz Wurst im Detail. Die Kapitel 8 und 9 analysieren Medienberichte über den Fall Wurst und bieten eine zusammenfassende Interpretation der Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Sexueller Missbrauch, Medienberichterstattung, Diskursanalyse, Fall Franz Wurst, Opfer, Täter, Machtstrukturen, Glaubwürdigkeit, öffentliche Debatte, Feministischer Ansatz, Familiendynamischer Ansatz, Survivor-Diskurs.
- Quote paper
- Mag. Simone Seppele (Author), 2005, "Eine Frage der Glaubwürdigkeit" - Die Darstellung sexuellen Missbrauchs in den Printmedien am Beispiel des Kinderarztes F. Wurst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90682