Ist Bildung für nachhaltige Entwicklung in den schulischen Lernprozessen verankert?


Forschungsarbeit, 2020

84 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINF ÜHRUNGEN
1.1 Forschungsanliegen und Vorgehensweise
1.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung
1.3 Recherchetagebuch

2. DIE NARRATIVEN INTERVIEWS
2.1 Theoretischer Überblick
2.2 Begr ü ndung der Wahl des Narrativen Interviews als ersten Schritt
2.3 Darstellung der Kernfrage des Narrativen Interviews
2.4 Darstellung der Ergebnisse der Narrativen Interviews
2.5 Kommentierung der Ergebnisse des Narrativen Interviews

3. LEITFADENINTERVIEWS
3.1 Theoretischer Ü berblick
3.2 Begr ü ndung der Wahl des Leitfadeninterviews als zweiten Schritt
3.3 Darstellung der Leitfragen des Leitfadeninterviews
3.4 Darstellung der Ergebnisse der Leitfadeninterviews
3.5 Kommentierung der Ergebnisse des Leitfadeninterviews

4. DIE FRAGEBOGENINTERVIEWS
4.1 Begründung der Wahl des Fragebogens als dritten Schritt
4.2 Entwicklung und Aufbau des Fragebogens
4.3 Darstellung der Ergebnisse des Fragebogens
4.4 Kommentierung der Ergebnisse des Fragebogens

5. ABSCHLIE ß ENDES FAZIT ZUR FORSCHUNGSARBEIT LITERATURVERZEICHNIS

6. ANHANG
6.1 Powerpoint-Pr ä sentation
6.2 Transkripte der narrativen Interviews
6.3 Transkripte der Leitfrageninterviews

1. Einführungen

1.1 Forschungsanliegen und Vorgehensweise

Nicht zuletzt dank Greta Thunberg und ihrer Gründung der Klimabewegung sowie ihr kompromissloser Einsatz für den Umwelt- und Klimaschutz wird dem Thema Nachhaltigkeit eine ganz besondere Aufmerksamkeit beigemessen. Die Dringlichkeit und Notwendigkeit, den eigenen Lebensstil bewusst auf Nachhaltigkeit zu hinterfragen und diesen bestenfalls zum Wohl der Umwelt und zukünftiger Generationen zu ändern, ist bereits in vielen Bereichen des Alltags zur Normalität geworden. In dieser Hinsicht findet in der Gesellschaft ein Umdenken statt. Auch wenn der private Bereich möglicherweise noch wenig von nachhaltigen Konsumentscheidungen geprägt ist, ist es im Alltag nahezu unmöglich, dem Nachhaltigkeitsgedanken längerfristig zu umgehen. Der allgemeine Trend entwickelt sich hin zu einem verantwortungsbewussteren Konsumverhalten, bei dem das ökonomische Handeln zunehmend moralisch hinterfragt wird. Aber Nachhaltigkeit ist nicht nur als Konzept auf das Konsumverhalten beschränkt, sondern gewinnt in vielen ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereichen an Relevanz. Nachhaltigkeit ist längst ein Leitbild unserer Gesellschaft geworden.

Im Rahmen des Forschungsprozesses steht Bildung für nachhaltige Entwicklung im Vordergrund, die insbesondere für eine solche gesellschaftliche Transformation als entscheidende Grundlage unerlässlich ist.

BNE ist ein Bildungsansatz, der fast alle aktuellen gesellschaftlichen Fragen in den Blick nimmt und eine nachhaltige, globale Entwicklung stärken will: eine nachhaltige Entwicklung, "die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält" (Deutscher Bundestag, 2020).

Nachhaltige Entwicklung ist dabei auf breite Partizipation angewiesen. Die entsprechenden Kompetenzen dazu sollen in der schulischen Bildung erworben werden. BNE ist zwar an vielen Stellen in der Schule präsent, von einer festen Verankerung in den Strukturen kann aber nicht ausgegangen werden. Die hier vorgelegten Forschungsergebnisse leisten einen Beitrag indem sie aufzeigen, inwieweit der Bildungsansatz Früchte trägt.

Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, in wieweit BNE in den schulischen Lernprozessen verankert ist und wie sich der aktuelle Wissensstand darstellt.

Zu Beginn findet eine Einführung in das Forschungsthema statt mit besonderer Schwerpunktsetzung auf das Bildungskonzept BNE. In Kapitel 2 wird das Recherchetagebuch vorgestellt, welches im Rahmen des Begleitseminars zur Vorbereitung auf die inhaltlichen Aspekte des Forschungsprojekts begleitend geführt wurde. Anhand des Forschungstagebuchs lässt sich die inhaltliche Durchdringung des Themas sukzessive nachempfinden.

In den folgenden Kapiteln werden jeweils die verschiedenen Forschungsmethoden im ersten Schritt theoretisch erläutert sowie deren Platzierung in der Reihenfolge des Forschungsprozesses begründet. Es folgen die inhaltliche Ausgestaltung der Methoden und schließlich die Ergebnisdarstellung sowie deren Kommentierung. Der Forschungsprozess wurde auf Basis eines „Mixed Methods-Ansatzes“ (Li, Earnest, 2020) durchgeführt, der zum einen eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden und zum anderen möglichst allumfassende Ergebnisse aus unterschiedlichen Perspektiven zulässt.

1.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung

Begriffsdefinition:

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eine länder- und organisationen-übergreifende Bildungskampagne, die von unterschiedlichen Akteuren getragen und weiterentwickelt wird. BNE soll jeden Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken befähigen und ihnen ermöglichen, aktiv an den Entwicklungsprozessen mit ökologischer, ökonomischer und sozio-kultureller Bedeutung teilzunehmen, dabei die Auswirkungen ihres eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen zu treffen (vgl. Ministerium für Bildung und Forschung, 2020).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 (Kulturelle Bildung Düsseldorf, 2020)

Bildung für nachhaltige Entwicklung bedeutet also allgemein gesprochen die Orientierung von Bildungszielen, Lehrplänen etc. an Prämissen der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bezieht sich dabei – entgegen des umgangssprachlichen Verständnisses – nicht nur auf Fragen von Ressourcen, Umwelt- und Naturschutz, sondern beinhaltet sowohl globale Perspektiven auf das Zusammenspiel von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft als auch einen Blick auf nachfolgende Generationen (Stichwort Generationengerechtigkeit).

Nachhaltige Entwicklung

Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ beschreibt einen Weg, um die Welt im Gleichgewicht zu halten. Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung zielt darauf ab, dass Menschen und Staaten sich weiterentwickeln und Wachstum erzielen können, allerdings nicht grenzenlos und ohne dabei anderen Menschen und Staaten die Lebensgrundlage entziehen – weder jetzt noch in nachfolgenden Generationen (vgl. Vereinte Nationen, 2020).

Gleichgewicht bezieht sich hierbei auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, sie müssen in Balance gebracht werden. Innerhalb der ökologischen Grenzen soll sich entwickelt werden, damit ein gutes Leben für gegenwärtige und zukünftige Generationen auf der ganzen Welt möglich ist.

Eine wachsende Wirtschaft ist ohne eine intakte Umwelt nicht viel wert. Ebenso wenig kann eine intakte Umwelt und eine gerechte Gesellschaft entstehen, wenn die wirtschaftliche Existenz der Menschen nicht sichergestellt ist (vgl. Kropp, 2019). Unter der Leitung der fruheren norwegischen Umweltministerin und Ministerprasidentin Gro Harlem Brundtland1 wurde im Jahr 1987 von den Vereinten Nationen eine Sachverstandigenkommission eingesetzt, die Handlungsempfehlungen zur Erreichung einer dauerhaften Entwicklung erarbeiten sollte. 1987 stellte die (-Commission, auch bekannt als der Brundtland-Bericht, das Ergebnis der Offentlichkeit vor:

Demnach ist eine nachhaltige Entwicklung eine „Entwicklung, die die Bedurfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass kunftige Generationen ihre eigenen Bedurfnisse nicht befriedigen konnen" (Hauff, 1987).

Mit Nachhaltiger Entwicklung definiert der Brundtland-Bericht ein normatives, ein auf Werten bezogenes Leitbild, dem es primar m Gerechtigkeit zwischen den heute und den in der Zukunft lebenden Menschen geht Es thematisiert einerseits bestehende globale Probleme und ist andererseits eine Aufforderung zur Mitgestaltung der Zukunft.

Die Begriffe „Nachhaltige Entwicklung" und „Nachhaltigkeit" werden oft synonym verwendet; gemeint ist aber:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Veranderung Prozesses

Der Begriff „Nachhaltigkeit" findet seinen Ursprung im 17. Jahrhundert. Das nachfolgende Kapitel geht auf die Entstehung des Begriffs ein und beschreibt die bereits erreichten Meilensteine.

Der Begriff Nachhaltigkeit

Die erste wissenschaftliche Publikation die sich mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ befasst, ist die Schrift „Sylvicultura oeconomica“ des Oberberghauptmanns Hans Carl von Carlowitz von 1713. Er hatte den Auftrag, eine dauerhafte Nutzung des Waldes für den Bergbau im Erzgebirge sicherzustellen und empfahl: schlage nur so viel Holz, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann. Dies nannte er eine „nachhaltende“ Nutzung des Waldes (vgl. Kropp, 2019).

Der Begriff hat vor allem in den letzten 40 Jahren eine Renaissance erfahren und hat sich zu einem Leitbild für die Weltgemeinschaft des 21. Jahrhundert entwickelt (vgl. Weselek, 2019).

Der Kerngedanke: Auf lange Sicht dürfen wir nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde oder zukünftiger Generationen leben. Seit dieser ersten Definition hat sich der Begriff der Nachhaltigkeit weiterentwickelt und geht längst über einen reinen Umweltbegriff hinaus. Er basiert auf der Erkenntnis, dass Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sich gegenseitig beeinflussen: Es wird langfristig keinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ohne eine intakte Umwelt geben. Ebenso wenig wird es gelingen, die Umwelt effektiv zu schützen, wenn Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen (vgl. Ministerium für Bildung und Forschung, 2020).

Einzug der Umweltbewegung in die Politik als Meilenstein für BNE

Ende der 60er- Anfang der 70er Jahre wurde langsam erkannt, dass der technische Fortschritt und wirtschaftliche Wohlstand unerwünschte Folgen hinterlassen hatte. 1972 veröffentlichte der Club of Rome2 die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Studie „The Limits of Growth“ zur Zukunft der Weltwirtschaft. Zentrale Schlussfolgerungen des Berichtes waren: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht“ (Meadows/Meadows/Zahn, 1972). Im selben Jahr fand die erste große Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Stockholm statt. Erstmals bekannten sich mehr als 1200 Vertreter aus 112 Staaten zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Umweltschutz und verabschiedeten einen Aktionsplan mit 109 Handlungsempfehlungen (vgl. IHK Nürnberg für Mittelfranken, 2020).

Der Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen veröffentlichte 1987 den „Brundtland-Bericht“: „Unsere gemeinsame Zukunft“, welcher die ‚Definition‘ nachhaltige Entwicklung enthält.

Die Bedeutung von Bildung im Prozess der nachhaltigen Entwicklung

1992 - Im Juni 1992 unterzeichneten 180 Staaten dieser Welt in Rio de Janeiro das Abschlussdokument der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung, die Agenda 21. In Kapitel 36 wird die Bedeutung von Bildung im Prozess der nachhaltigen Entwicklung besonders hervorgehoben. Konkret wird vorgeschlagen, „… überall in der Welt und in allen gesellschaftlichen Bereichen ein Umwelt- und Entwicklungsbewusstsein zu entwickeln“ und „danach zu streben, allen Bevölkerungsgruppen vom Grundschul- bis zum Erwachsenenalter Umwelt- und Entwicklungserziehung im Verbund mit Sozialerziehung zugänglich zu machen“ (Agenda 21, 2020). Im Umkehrschluss bedeutet diese Zielvorgabe, dass eine nachhaltige Entwicklung ohne mentalen Wandel bzw. ohne Bewusstseinsbildung nicht zu gewährleisten ist.; der Bereich Bildung wird hiermit als eines der zentralen Handlungsfelder benannt.

1996 – Als Lern- und Handlungsfeld wird BNE in Deutschland seit 1996, also vier Jahre nach der Rio-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, bearbeitet (vgl. Ministerium für Bildung und Forschung, 2020).

2002 – Zehn Jahre nach der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro, am 20. Dez. 2002, wurde auf dem Weltgipfel in Johannesburg die zentrale Bedeutung von Bildung noch einmal bekräftigt. Mit der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ haben sich die Vereinten Nationen dazu verpflichtet, die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu erklären (vgl. BNE Seminar, 2020) und damit die Werte und Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in alle Bildungsbereiche (bezogen auf alle Altersstufen) zu verankern. Die nationalen Regierungen sollten während dieser Zeit den Ansatz der Nachhaltigkeit mit Unterstützung der UNESCO in ihre jeweiligen Bildungssysteme und -strategien

2015 – Im Anschluss startete 2015 das UNESCO-Weltaktionsprogramm (WAP) "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Es soll die Veränderung des Bildungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit weiter vorantreiben und BNE noch stärker von der Idee in die Praxis zu bringen. Das WAP wurde für einen Zeitraum von fünf Jahren angesetzt. Ziel war es, "Aktivitäten auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Bildung anzustoßen und zu intensivieren, um den Prozess hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu beschleunigen" (Kühnert, 2020). Mit der Vision, eine friedliche und nachhaltige Gesellschaft zu gestalten, haben die Vereinten Nationen am 25. September 2015 die globale Nachhaltigkeitsagenda verabschiedet.

Die Kernbotschaften der Agenda 2030:

Die Agenda 2030 ist ein Auftrag an alle Staaten, die Umsetzung folgender Kernbotschaften in den nächsten 15 Jahren voranzutreiben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2020)

In einem mehrjährigen Beratungsprozess wurden diese Kernbotschaften mit insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen und 169 Zielvorgaben (engl. Sustainable Development Goals (SDGs)) formuliert (vgl. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V., 2020).

Die 17 Nachhaltigkeitsziele

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Sie bilden den Kern der Agenda und fassen zusammen, in welchen Bereichen nachhaltige Entwicklung gestärkt und verankert werden muss. Dazu gehören etwa nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion oder Geschlechtergerechtigkeit. Der Ansatz von BNE umfasst somit einen ganzheitlichen, transformativen, politischen Ansatz von Bildung. Bis 2030 soll daher für alle Menschen eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sichergestellt werden" (Deutsche UNESCO-Kommission, 2020). Qualitativ hochwertige Bildung wird damit als eine zentrale Grundbedingung für das Erreichen dieser Ziele benannt.

Übersicht der Meilensteine Nachhaltiger Entwicklung bis 2015

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3.1 Meilensteine Nachhaltiger Entwicklung (vgl. Kropp, 2019)

Bildung als Voraussetzung f ü r eine nachhaltige Entwicklung

Ausgehend vom Brundtland-Bericht maß bereits Kapitel 36 der Agenda 21 in Rio de Janeiro der Bildung bei der Verwirklichung von nachhaltiger Entwicklung eine wichtige Rolle zu. So wurden die drei inhaltlichen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung, Ökologie, Ökonomie und Soziales mit Umweltbelangen verknüpft und die Bildung als geeignetes Umsetzungsinstrument der Agenda-21-Ziele benannt (vgl. Weselek, 2019).

Die Anschlusskonferenz 2002 in Johannesburg hat schließlich mit ihrer Forderung, allen Menschen eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie die Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherzustellen (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission, 2020) dem Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung eine zunehmende Wichtigkeit verliehen.

Die Bildungsziele

Seit den 1970er Jahren erfahren die Verknappung der natürlichen Ressourcen, das Artensterben und die Umweltvergiftung eine hohe Aufmerksamkeit. Die Umweltbildung ging von einem Bedrohungsszenario aus: Die Verknappung der natürlichen Ressourcen seit den 1970er Jahren, das Artensterben, die Umweltvergiftung und das globale Bevölkerungswachstum waren Anlass, die Natur vor dem zerstörenden Wirtschaftswachstum zu schützen. Man redete von ökologischer Krise und sah das Überleben der Menschen in Gefahr. Die entwickelten Konzepte und Ideen lassen sich als „Umweltbildung“ zusammenfassen (vgl. De Haan, 2006). Die Rio-Konferenz steht in diesem Zusammenhang auch für einen Paradigmenwechsel und die Setzung neuer Maßstäbe, denn aus der Umweltbildung wurde die Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Entwicklungspolitische Bildung warnt vor Ausbeutung und Unterdrückung, sie verfolgt das Ziel, eine gerechte Welt zu schaffen und Armut zu bekämpfen. Mit der Vorstellung einer nachhaltigen Entwicklung werden beide Themen zusammengeführt denn es geht darum, heute so zu wirtschaften, die Politik so zu gestalten, dass für die heutigen wie für zukünftige Generationen lebenswerte Verhältnisse geschaffen bzw. ermöglicht werden. Dieses ist – so das Konzept der Nachhaltigkeit – jedoch nur möglich, wenn Ökologie, Ökonomie und Soziales interdisziplinär verankert sind. Aus diesen Ansätzen ergeben sich die bildungspolitischen Handlungsfelder: ökonomischer Wachstum bei gleichzeitiger sozialer Ausgewogenheit und Minimierung von Umweltbelastungen, dabei die natürlichen Ressourcen zu schonen und künftigen Generationen keine Lasten aufzubürden, die ihre Lebensbedingungen gegenüber den heutigen benachteiligen!

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Umsetzung von BNE in Deutschland

In Deutschland wird Bildung für nachhaltige Entwicklung seit 1996 als ein Lern- und Handlungsfeld bearbeitet. Seither wurde BNE auch in allen Bundesländern in die schulischen Rahmenrichtlinien aufgenommen (vgl. Wulf, 2016). Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund wie etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen in meiner Kommune oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Oder was können wir gegen Armut tun (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2020)?

Bei der Implementierung von BNE in die schulischen Rahmenrichtlinien erwächst eine wichtige Bildungs- und Erziehungsfrage: BNE hat die Aufgabe, uns angesichts der komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Insbesondere unsere Schulen sind im Rahmen ihres Bildungs-und Erziehungsauftrages (vgl. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2020) dazu aufgefordert, Kindern und Jugendlichen im Unterricht, in schulischen Projekten und im Schulalltag den Erwerb, den Ausbau und die Anwendung der dafür notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen zu ermöglichen (vgl. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2020).

BNE-Lernprozesse

BNE-Lernprozesse zielen auf den fachlichen und überfachlichen Aufbau von Wissen und die Entwicklung von Fähigkeiten ab, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre mögliche Rolle in einer Welt komplexer Herausforderungen zu reflektieren, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, eigene Handlungsspielräume für einen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandel zu erkennen und sich trotz Widersprüchen, Unsicherheiten und Zielkonflikten aktiv und kreativ an Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen für eine nachhaltige Entwicklung zu beteiligen (vgl. ebd.).

BNE-Lernprozesse haben zum Ziel, dass Schülerinnen und Schüler mögliche Konsequenzen des eigenen lokalen und globalen Handelns vor dem Hintergrund der vorgestellten Dimensionen sowie eigener und fremder Wertvorstellungen abwägen und beurteilen, ihr eigenes Handeln reflektieren, gegebenenfalls modifizieren und sich in gesellschaftliche Prozesse der nachhaltigen Entwicklung einbringen können (vgl. ebd.).

So heißt es in der Empfehlung der Kultusministerkonferenz der Länder und der Deutschen UNESCO-Kommission zur BNE in der Schule: Das Konzept von BNE hat zum Ziel, Schülerinnen und Schüler zur aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt unter Berücksichtigung globaler Aspekte, demokratischer Grundprinzipien und kultureller Vielfalt zu befähigen (vgl. Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK), 2020).

Ganzheitliche Sicht von BNE

Nachhaltige Bildung soll über die Vermittlung von Faktenwissen hinausgehen. Werte und Kompetenzen werden vermittelt und Menschen so dazu befähigt, vorausschauend zu denken, autonom zu handeln, an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen teilzuhaben und sich interdisziplinäres Wissen anzueignen.

Gute Bildung geht deshalb über reines Faktenwissen hinaus und ermöglicht es Jeder und Jedem Fähigkeiten zu entwickeln wie etwa

– vorausschauendes Denken;
– interdisziplinäres Wissen;
– autonomes Handeln;
– Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen (vgl. Ministerium für Bildung und Forschung, 2020)

BNE-Lernprozesse sollten daher mehrere Dimensionen wie die ökologische, ökonomische, soziale, kulturelle sowie die politische Dimension und ihre Interdependenzen berücksichtigen. Jedes Thema kann zum Gegenstand von BNE-Lernprozessen werden. „Die Entwicklung von Kompetenzen zur verantwortlichen Mitgestaltung zukunftsfähiger Prozesse kann über die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen und Fragestellungen geschehen, an denen ein Verständnis für nachhaltige Entwicklung als multidimensionale und globale Herausforderung in Gegenwart und Zukunft entwickelt wird.“ (Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2020)

In der nachstehenden Betrachtung werden die BNE-Handlungsfelder Ökologie, Ökonomie und Soziales um die kulturelle und politische Dimension ergänzt und deren Komplexität dargestellt. Zwischen den unterschiedlichen Dimensionen bestehen mannigfache Wechselwirkungen. Jeder Eingriff in dieses System verursacht Folgewirkungen, die oftmals erst zeitversetzt erkennbar werden (beispielsweise die Finanzkrise, der Klimawandel, das Artensterben). Die Themen des Unterrichts – aus der Sichtweise der nachhaltigen Entwicklung – sollen den Zusammenhang von lokalen oder individuellen Entscheidungen und globalen Entwicklungen aufzeigen, Interessens- und Zielkonflikte verstanden oder über die Folgen heutigen Handelns nachgedacht werden.

Da die Wechselwirkungen zwischen den Dimensionen komplex erscheinen, müssen sie als integraler Bestandteil einer mehrdimensionalen Betrachtungsweise behandelt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und ausgewählte Inhaltsaspekte (vgl. Land NRW, 2020)

1.3 Recherchetagebuch

Das folgende Recherchetagebuch wurde parallel zu ersten Recherchetätigkeiten zum Thema BNE verfasst mit dem Ziel, die Ergebnisse in einer Powerpoint-Präsentation festzuhalten. Die Folien der Powerpoint-Präsentation sind ebenfalls im Anhang beigefügt.

1. Als ersten Schritt habe ich mir Gedanken über den Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gemacht und mit der Internetrecherche unter https://kultusministerium.hessen.de/foerderangebote/schule-gesundheit/weitere-schwerpunkte/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-und-umwelt-bne begonnen.
2. Als ich mir einen ersten Überblick verschaffte, führte ich meine Internetrecherche fort unter der Seite https://www.bne-portal.de/de/einstieg/was-ist-bne“. Mit einer weiteren Internetquelle „https://www.musenkuss- duesseldorf.de/anbieter/bne-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung begann ich, für mich gedanklich eine Grobstruktur der PPP vorzustellen.
3. Unter Anwendung einer weiteren Internetquelle „https://www.bne-portal.de/de/bundesweit/weltaktionsprogramm-deutschland“ stellte ich meine Grobkonzeptzion zusammen.
4. Um die Komplexität dieses Themas darzustellen, recherchierte ich nach einer geeigneten graphischen Darstellung und wurde unter https://www.musenkuss-duesseldorf.de/anbieter/bne-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung fündig.
5. Nachdem ich mir einen fundierteren Einblick in das Thema verschafft hatte entschied ich mich dazu, meine ursprünglich angedachte Struktur anzupassen. Mir schien es nun sinnvoller, zunächst die „Beschlüsse der Weltgemeinschaft“ als Basis für weitere Ausarbeitungen zu wählen. Hierzu bediente ich mich der Internetseite https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/nachhaltigkeit/news/2019/OHR Nachhaltige Entw icklung 2019 01 final ges. publ. web.pdf“ .
6. Im Anschluss hieran erarbeitete ich mir mit Hilfe der Internetseite https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/nachhaltigkeit/news/2019/OHR_Nachhaltig e_Entwicklung_2019_01_final__ges._publ.__web.pdf die sich aus der Agenda 2030 ergebenden Kernbotschaften und fasste diese in Folie 3 zusammen.
7. Dieser Systematik folgend ergänzte ich diese Handlungsempfehlungen wiederum aus den 17 Kernbotschaften der Nachhaltigkeitsziele, die ich auf folgender Seite recherchierte: http://www.bmz.de/de/themen/2030_agenda/index.html.
8. Vor allem mit Hilfe der Internetquelle https://www.bne-portal.de/ begann ich nun, meine Struktur mit Inhalten zu füllen und definierte die Begriffe Bildung, Nachhaltigkeit, Entwicklung, nachhaltige Entwicklung. Ergebnisse: Eine Entwicklung ist nachhaltig, wenn sich alle Menschen gegenwärtig und zukünftig ressourcenschonend entfalten. Voraussetzung hierfür ist der Wille, die Kraft und die Möglichkeiten hierzu. Verschiedene Fragen, die mich, die Welt, die Zukunft und die Gegenwart betreffen, stehen im Vordergrund! Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben dürfen. Nachhaltige Entwicklung bedeutet eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die zukünftigen Generationen zu gefährden. Durch Bildung sollen Menschen Kompetenzen erlangen, ihr eigens Umfeld ressourcenbewusst zu gestalten. BNE bedeutet für den einzelnen Menschen, sich und sein Handeln als „Weltbürger“ zu verstehen.
9. Da ich es immer sehr hilfreich finde, Sachverhalte graphisch zu ergänzen, suchte ich unter google-cartoons geeignete Schaubilder und fügte diese in die PPP ein.

- https://www.fuereinebesserewelt.info/abc-fuer-eine-bessere-welt/
- https://www.google.de/search?q=Wissen+Technologie+Entscheidung+cartoon &tbm=isch&ved=2ahUKEwj1_OrV3-blAhUHw4UKHR-dAkoQ2-cCegQIABAA&oq=Wissen+Technologie+Entscheidung+cartoon&gs
- https://www.google.de/search?q=Fragen+%
- https://www.google.de/search?q=Intaktes+%C3%B6kosystem+cartoon&safe= active&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjTwuDX9

10. Nachdem ich die geeigneten Schaubilder eingefügt habe, begann ich erneut unter „https://www.bne-portal.de/de/einstieg“ mir die Frage zu stellen, ob und wenn ja welche Problemhierarchie ich darstellen kann und gelangte zu der Überzeugung, dass es bei all den Betrachtungsebenen die Ökologie die Grundlage für alle weiteren Lebensbereiche bildet.
11. Nachdem ich die Probleme verschriftlicht hatte, suchte ich nach einem Leitfaden unter https://www.bne-portal.de/de/einstieg. Diesen fügte ich anschließend in meine PPP ein.
12. In meiner Konzeptionsphase verfolgte ich die Absicht, den Menschen in den Focus der Betrachtung zu bringen. „Nachhaltigkeitsalmanach 2018:
13. Unter German Almanac of Sustainability 2018“ fand ich entsprechende Andeutungen. Daraus entwickelte ich die These, dass BNE bedeuten könnte, die Bildung der Menschen zu „Weltbürgern“ zu formen.
14. Am Ende der PPP suchte ich erneut ein Schaubild, um den Umweltschutz in den Focus zu rücken. Dieses fand ich auch unter „https://www.google.de/search?q=Umweltschutz+Generationen+cartoon&tbm=isch&ved= 2ahUKEwi46eiuguflAhUK5hoKHRmwDiAQ2-cCegQIABAA&oq=Umweltschutz+Generationen“ und beendete hiermit meine PPP.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Die Narrativen Interviews 2.1 Theoretischer Ü berblick

Das narrative Interview ist eine Methode qualitativer Sozialforschung (vgl. Brüsemeister, 2008). Diese weniger standardisierte Variante wurde maßgeblich vom Soziologen Fritz Schütze entwickelt. Da es sich bei dem Interviewverfahren um ein „nonstandardisiertes Interview“ (Schreier, 2013, S. 227) handelt, werden die Interviewpartner zum freien Erzählen animiert, ohne vorstrukturierte Fragestellungen zu entwickeln und auf diese Weise einen möglichst großen Spielraum bei der Entfaltung der inhaltlichen Sachthematik zu gewährleisten. Dabei bietet die Option des narrativen Erzählens insbesondere die Möglichkeit, das Erlebte in kognitiver Aufbereitung nicht nur zu reproduzieren, sondern auch zu verarbeiten, bilanzieren und evaluieren (vgl. Mayring, 2002). Im Vordergrund der Forschungsrichtung stehen demnach weniger die Ereignisse selbst als vielmehr ihre subjektiven Bedeutungsstrukturen.

Die Grundidee besteht darin, dass im Verlauf des Interviews eine möglichst große Anzahl an „Stehgreiferzählungen“ (König/Zedler, 2002, S. 180) produziert werden, aus denen sich subjektive Bedeutungsstrukturen individueller Personen erschließen lassen (vgl. Mayring, 2002). Das bedeutet, dass die Interviewten über bestimmte Untersuchungsgegenstände zwar implizit Wissen oder Erfahrung mitbringen, ohne sich darüber jedoch bewusst zu sein und sie erst im Erzählen bestimmten Thematiken ihre ganz eigene Bedeutung verleihen (vgl. Küsters, 2009). Ziel qualitativer Sozialforschung ist folglich die Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit, welche erst durch das Produzieren von Erzähltexten aus Sicht der Interviewten erschaffen wird (vgl. ebd.).

Neben dem Verständnis der individuellen Erfahrungen und Reaktionen, ist das lückenlose Nachvollziehen der äußeren Ereignisabfolge im Lebenslauf der Befragten ebenso notwendig, da erst vor deren Hintergrund ihre Erfahrungen und Interpretationen von Ereignissen verstanden werden können (vgl. Mey, 2000). Von Bedeutung ist hierfür das methodische Potenzial von Erzählungen. Linguistischen Untersuchungen zufolge besitzen Erzählungen einen universellen Ablaufplan, sowie bestimmte Steuerungsmechanismen, die Schütze auch als Zugzwänge des Erzählens bezeichnet. Die Zugzwänge, entsprechend dem Prinzip der Kommunikativität, erleichtern dem Interviewer das Verständnis der äußeren Ereignisabfolge. Um sicherzustellen, dass der Zuhörer dem Erzählten folgen sowie den Inhalt verstehen und nachvollziehen kann, muss der Erzähler seine Geschichte möglichst detailliert und präzise mit allen notwendigen Hintergrundinformationen präsentieren. Gemäß dem Gestalterschließungszwang ist es notwendig, dass die Geschichte einen Zusammenhang aufweist und vom Anfang bis zum Ende erzählt wird (vgl. König/Zedler, 2002). Darüber hinaus verhilft der Kondensierungszwang zu einem besseren Verständnis der äußeren Ereignisabfolge, da die Interviewten zwangsläufig ihre Erzählungen durch eigene Schwerpunktsetzungen komprimieren. Erst die subjektiv selektierte Schilderung der Erfahrungen verleiht der Geschichte die jeweilige, individuelle Perspektive (vgl. ebd.).

Das narrative Interview bildet somit das Instrument zur Generierung einer Erzählung und darüber hinaus zur Herstellung einer kommunikativen Ordnung, durch welche jegliche Interaktion auf natürliche Weise geprägt ist (vgl. ebd.). Geeignet erscheint die Wahl des narrativen Interviews ausschließlich dann, wenn die Geschichte eine Prozessstruktur aufweist und nicht ausschließlich Beschreibung, abstrakte Beurteilungen und Reflektionen verlangt werden, sodass „diese zunächst statische Angelegenheit wieder in Bewegung gesetzt werden“ (Glinka, 2016, S. 11). Daher muss bei der Wahl dieses Erhebungsinstruments darauf geachtet werden, dass die Thematik, bzw. ihre Einführung, dem Interviewten die Möglichkeit bietet, eine Geschichte zu erzählen, die aufgrund ihres Charakters ohnehin einem universellen Ablaufplan folgt. Der erste Schritt im Ablaufmodell des narrativen Interviews betrifft dementsprechend die Bestimmung und Definition des Erzählgegenstands (vgl. Mayring, 2002).

Mit insgesamt drei weiteren Phasen wendet Glinka eine eher grobe Einteilung des narrativen Interviews an. In der sogenannten Aushandlungsphase geht es um die Erzählstimulierung. Dem Interviewten werden Thema, Ablauf und Intention des Interviews vorgestellt sowie eine Vertrauensbasis geschaffen und nicht zuletzt die „asymmetrische Rollenverteilung“ (König/Zedler, 2002, S. 181) zwischen ihm als aktiver Interaktionspartner und dem Interviewer als aufmerksamer Zuhörer verdeutlicht. Ohne weitere thematische Intervention seitens des Interviewers beginnt sein Interviewpartner in der zweiten Phase der Haupterzählung mit der Schilderung der Ereignisse. Das Erzählen gestaltet sich in dieser Phase zwar fast schon monologartig, jedoch verliert das narrative Interview auch hier nicht den Charakter

[...]


1 Die ehemalige norwegische Ministerprasidentin Gro Harlem Brundtland hatte 1987 den Vorsitz der Weltkommission fur Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, infolgedessen der Bericht mit dem Titel „0ur Common Future - ,Unsere gemeinsame Zukunft"' als Brundtland-Bericht bezeichnet wird.

2 Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern und wurde 1968 gegründet.

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
Ist Bildung für nachhaltige Entwicklung in den schulischen Lernprozessen verankert?
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Institut für Bildungsforschung)
Veranstaltung
Forschungsprojekt
Note
1,3
Jahr
2020
Seiten
84
Katalognummer
V906924
ISBN (eBook)
9783346211774
ISBN (Buch)
9783346211781
Sprache
Deutsch
Schlagworte
BNE, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeit, Forschungsprojekt, Bildungsforschung
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Ist Bildung für nachhaltige Entwicklung in den schulischen Lernprozessen verankert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/906924

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