In der Arbeit geht es vor allem um die Frage, unter welchen Umständen wir moralisch für unser Handeln verantwortlich sind. Sie beginnt mit einer theoretischen Einführung in Harry Frankfurts "hierarchisches Modell". Seine kompatibilistische Position bietet vor allem den Vorteil, dass sie die Frage nach der moralischen Verantwortlichkeit vom "principle of alternate possibilities" abkoppelt.
Frankfurts Modell hat jedoch die beiden Nachteile, dass es weder Abstufungen der Verantwortlichkeit kennt, noch die Geschichte einer Person berücksichtigt, wenn es um die Frage geht, ob und wie sehr eine Person für ihr Handeln verantwortlich ist. Martin Fischer greift diese Kritikpunkte auf und entwirft in Anlehnung an Frankfurt ein alternatives zweistufiges Modell der Verantwortlichkeit, welches moderate Verantwortlichkeit zuschreiben kann und die Geschichte einer Person berücksichtigt.
Im Anschluss an Fischers Kritik erläutert der Autor Merleau-Pontys phänomenologischen Freiheitsbegriff, um ihn im letzten Teil der Arbeit auf die beiden vorher behandelten handlungstheoretischen Modelle anzuwenden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Harry Frankfurt: “Hierarchisches Modell” der Willensfreiheit
- Wünsche erster Stufe und Volitionen zweiter Stufe
- Willensfreiheit bei Frankfurt
- Moralische Verantwortlichkeit bei Frankfurt
- Moralische Verantwortlichkeit und das “principle of alternate possibilities”
- Martin Fischers zweistufiges Modell der moralischen Verantwortlichkeit
- Moralische Verantwortlichkeit und “guidance control”
- Moralische Verantwortlichkeit und Manipulation
- Fischers Kritik an Frankfurt
- Fischers Modell: Fazit
- Merleau-Pontys Freiheitsbegriff
- Freiheit und Verantwortung
- Bedingungen für Verantwortlichkeit
- Hinter-Gründe für unser Handeln
- Vorder-Gründe für unser Handeln
- Fazit
- Phänomenologische Betrachtung von Frankfurts “hierarchischem Modell”
- Phänomenologische Betrachtung von Fischers “zweistufigem” Modell
- Das Phänomen der Verantwortung
- Nachtrag: Moralische Verantwortlichkeit zum Zeitpunkt der Corona-Pandemie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage der moralischen Verantwortlichkeit im Kontext der Willensfreiheit und kritisiert Harry Frankfurts “hierarchisches Modell” mithilfe von Merleau-Pontys Freiheitsbegriff. Die Arbeit untersucht, inwieweit die traditionelle Vorstellung von freiem Willen und damit verbundener Verantwortlichkeit kritisch betrachtet werden muss, um dem komplexen Zusammenspiel von Handlungsfreiheit, Motivation und Verantwortungszuschreibung gerecht zu werden.
- Kritik an Frankfurts “hierarchischem Modell” der Willensfreiheit
- Relevanz der Geschichte und des Engagements eines Individuums für dessen moralische Verantwortlichkeit
- Einleitung eines phänomenologischen Perspektivwechsels im Kontext der Debatte um Willensfreiheit und Verantwortlichkeit
- Einfluss von Merleau-Pontys Freiheitsbegriff auf die Bewertung der moralischen Verantwortlichkeit
- Verknüpfung der theoretischen Diskussion mit der aktuellen Situation der Corona-Pandemie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit startet mit einer Einführung in Harry Frankfurts “hierarchisches Modell” und zeigt dessen kompatibilistische Position zur Frage der moralischen Verantwortlichkeit auf. Im Anschluss wird Frankfurts Modell anhand von Martin Fischers Kritik analysiert, die besonders den Einfluss der Geschichte eines Individuums auf dessen Verantwortlichkeit betont. Kapitel vier stellt Merleau-Pontys Freiheitsbegriff vor, der eine phänomenologische Perspektive auf die Beziehung zwischen Handlungsfreiheit und Verantwortlichkeit liefert. Das Fazit der Arbeit befasst sich mit einer phänomenologischen Betrachtung von Frankfurts und Fischers Modellen und analysiert die Schwierigkeiten der traditionalen Vorstellung von freiem Willen in Bezug auf die moralische Verantwortlichkeit. Im Nachtrag wird die Frage der moralischen Verantwortlichkeit im Kontext der Corona-Pandemie diskutiert.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit befasst sich mit Schlüsselbegriffen wie Willensfreiheit, moralische Verantwortlichkeit, phänomenologische Perspektive, Merleau-Ponty, Frankfurt, Fischer, Kompatibilismus, Handlungsfreiheit, Corona-Pandemie. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Beziehung zwischen Freiheit, Verantwortlichkeit und der Geschichtlichkeit des Individuums.
- Quote paper
- Vladislav Shenker (Author), 2020, Phänomenologie der moralischen Verantwortlichkeit. Kritik an Harry Frankfurts "hierarchischem Modell" in Anlehnung an Maurice Merleau-Pontys Freiheitsbegriff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907256