Als Puschkin im Herbst 1830 seine Erzählungen Bjelkins niederschrieb, war er noch nicht so lange ein Prosaautor gewesen und fühlte sich viel bequemer in dem Bereich der Poesie. Diese Erzählungen wurden von seinen Zeitgenossen heftig diskutiert: Tynjanow machte eine Bemerkung über ihre „Skizzenhaftigkeit“, verteidigt jedoch dieses Merkmal der Prosa Puschkins als ein Mittel, „[den] Verlauf, die Entwicklung der Ereignisse deutlicher [zu machen].“ Als Puschkin drei Jahre später seine Pique Dame schrieb, war er in der Prosa schon viel geübter und dies wird in der relativen Komplexität der Handlung im Vergleich zu den Erzählungen Bjelkins reflektiert.
In dieser Arbeit sollen sowohl Der Posthalter und Der Schneesturm, die zu den Erzählungen Bjelkins gehören, wie auch Pique Dame unter Berücksichtigung des Plots und der von Puschkin verwendeten literarischen Muster erforscht werden. Im folgenden Abschnitt werden wir zuerst den Plot der zwei Erzählungen Bjelkins zusammenfassen und analysieren, weil diese gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Danach kommen wir zu Pique Dame, wo ebenfalls der Plot analysiert werden soll. Im Abschnitt 2.2. wird die Erzählsituation des jeweiligen Werkes untersucht, wobei die zwei Erzählungen Bjelkins wieder zusammen betrachtet werden. Am Ende des zweiten Abschnitts sollen die Bedeutungen von Namen, hauptsächlich in Der Posthalter und Der Schneesturm analysiert werden. Der dritte Abschnitt handelt von literarischen Mustern, und den Schwerpunkt bildet die Untersuchung von Figurenmustern in den drei Erzählungen. Danach sollen einige weitere Muster betrachtet werden, bevor wir die Ergebnisse am Schluss zusammenfassen. Es können natürlich zu einem solchen breiten Thema bei weitem nicht alle möglichen Punkte besprochen werden. Deshalb wird versucht, eine Vertiefung in einige Bereiche zu erlangen, ohne jedoch den Überblick zu verlieren. Von dem Aufbau her haben diese Erzählungen viel gemeinsam. Am Anfang des Posthalters (nach dem Prolog, den wir später untersuchen werden) lernt man die Familie Wyrins kennen – ein Vater und seine Tochter, die zwar arm sind, aber glücklich und harmonisch zusammenleben. Trotzdem spürt man, dass das Mädchen, Dunja, von dem Erzähler als „kleine Kokette“ (P.h. 55) bezeichnet, die sich „ohne jeden Scheu“ (P.h. 56) mit Reisenden unterhält, nicht bestimmt ist, ihr ganzes Leben in einer entlegenen Poststation zu verbringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Plot der drei Erzählungen
- Inhaltlicher Aufbau
- Der Posthalter und Der Schneesturm
- Der Prolog von Der Posthalter
- Pique Dame
- Der Epilog von Pique Dame
- Erzählsituation
- Die vielfältigen Erzähler in den Erzählungen Bjelkins
- Charakter der Erzähler
- Die Rolle des Erzählers
- Die Erzählsituation in Pique Dame
- Die Bedeutungen und Assoziationen von Namen
- Literarische Muster
- Figuren
- Die Figuren in den Erzählungen Der Posthalter und Der Schneesturm
- Der Held
- Der Antiheld
- Die Heldin
- Das Glück der Helden und das Unglück der Antihelden
- Die Figuren in Pique Dame
- Hermann
- Die Gräfin
- Lisaweta
- Die Bedeutungen von Jahreszeiten
- Weitere literarische Muster in Pique Dame
- Der Graf von St. Germain
- Mutter- und Vaterfiguren
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Plot und die literarischen Muster in drei Erzählungen von Alexander Puschkin: Der Posthalter, Der Schneesturm und Pique Dame. Sie analysiert die Handlungsstrukturen, die Erzählsituationen und die Bedeutung von Namen, Figuren und weiteren literarischen Elementen in diesen Werken.
- Analyse der Plotstrukturen in den drei Erzählungen
- Untersuchung der Erzählsituation und der Rolle des Erzählers
- Interpretation der Figurenkonstellation und ihrer Entwicklung
- Analyse weiterer literarischer Muster, wie Jahreszeiten und charakteristische Figuren
- Zusammenführung der Ergebnisse und Interpretation der Gesamtbedeutung der literarischen Muster
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehung der Erzählungen Bjelkins, zu denen Der Posthalter und Der Schneesturm gehören, und die Bedeutung von Puschkins Entwicklung als Prosaautor beleuchtet.
Der zweite Abschnitt analysiert den Plot der drei Erzählungen. Zunächst werden Der Posthalter und Der Schneesturm aufgrund ihrer inhaltlichen Ähnlichkeiten zusammengefasst. Der Aufbau beider Erzählungen zeigt Parallelen im Hinblick auf das glückliche Familienumfeld der Heldinnen, das jedoch durch Fluchtgedanken und -handlungen durchbrochen wird. Beide Heldinnen, Dunja und Marja Gawrilowna, suchen ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der elterlichen Kontrolle. Die Suche nach den jungen Frauen durch ihre Familien führt zu Spannungssteigerungen, die mit dem Scheitern dieser Suche enden. Die Erzählung Der Posthalter endet mit dem Tod von Wyrin, dem Vater von Dunja, und zeigt Dunja in glücklicher Beziehung mit Minskij. Der Schneesturm endet mit der Krankheit von Marja Gawrilowna, die möglicherweise auf Liebeskummer zurückzuführen ist, und dem Tod von Wladimir, ihrem Geliebten.
Der zweite Abschnitt untersucht die Erzählsituation in den drei Erzählungen. Die Erzähler in Der Posthalter und Der Schneesturm weisen unterschiedliche Charaktere und Rollen auf. In Pique Dame wird die Erzählsituation aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers beleuchtet.
Der dritte Abschnitt widmet sich der Analyse von literarischen Mustern. Insbesondere werden die Figuren in den drei Erzählungen unter die Lupe genommen. Der Abschnitt beleuchtet die Rollen der Helden, Antihelden und Heldinnen sowie die Bedeutung von Glück und Unglück in den Erzählungen. In Pique Dame werden die Figuren Hermann, die Gräfin und Lisaweta detailliert analysiert.
Der Abschnitt behandelt außerdem die Bedeutung von Jahreszeiten und weitere literarische Muster in Pique Dame, wie die Figur des Grafen von St. Germain und die Rolle von Mutter- und Vaterfiguren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit untersucht den Plot und die literarischen Muster in drei Erzählungen von Alexander Puschkin. Die Analyse umfasst die Themen Flucht, Liebe, Schicksal, Glück und Unglück, Erzählsituation, Figurenkonstellation, Jahreszeiten, Graf von St. Germain und Mutter- und Vaterfiguren. Diese Schlüsselwörter spiegeln die zentralen Themen und Konzepte der Arbeit wider.
- Arbeit zitieren
- Helen Stringer (Autor:in), 2007, Die Erzählungen Puschkins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90812