Maosismus nach Mao Tse-tung in China. Politische Theorie oder bereits Religion?


Trabajo, 2016

31 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Forschungsstand

2 Definitionen
2.1 Religion
2.2 Ideologie
2.3 Maoismus
2.3.1 Ideologische Wurzeln
2.3.2 Inhalt des Maoismus

3 Ideologie oder Religion - Das heutige Wirken des Maoismus in der chinesischen Gesellschaft und Politik

4 Ergebnis

5 Literaturverzeichnis
5.1 Literatur
5.2 Internetverweise

1 Einleitung

1.1 Fragestellung

"Der Sieg in der neudemokratischen Revolution und die Erfolge der Sache des Sozialismus in China sind von den Volksmassen aller Nationalitäten Chinas unter der Führung der Kommunistischen Partei errungen worden, indem sie angeleitet durch den Marxismus-Leninismus und die Mao-Zedong-Ideen an der Wahrheit festgehalten, Fehler korrigiert und unzählige Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden haben. Unser Land befindet sich im Anfangsstadium des Sozialismus. Die grundlegende Aufgabe des Landes besteht darin, gemäß der Theorie des Aufbaus eines Sozialismus chinesischer Prägung die Kräfte auf die sozialistische Modernisierung zu konzentrieren.“1

Dieses Zitat ist der Verfassung der Volksrepublik China entnommen und gibt die gesellschaftliche und politische Richtung des Landes vor. Nach eigener Darstellung ist sie demnach ein sozialistischer Staat chinesischer Prägung. Staatstheoretiker wie Karl Marx, Friedrich Engels oder auch Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, die die Ideologien des Sozialismus und des Kommunismus formulierten und weiterentwickelten, gelten als die Vordenker des chinesischen Systems. Der chinesische Bibliothekar und spätere „Große Führer“ Chinas Mao Zedong beteiligte sich in den 1920er Jahren an der Gründung der „Kommunistischen Partei Chinas“ (KPCh) und trug mit der Anpassung der sozialistischen Ideologie auf die gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten des Chinas im 19. und beginnenden 20.Jahrhundert zur Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 bei. Seine Ideen des Sozialismus werden auch als Maoismus bezeichnet und bis heute wird Mao in China verehrt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Ideen des Maoismus und untersucht diesen dahingehend, ob er im heutigen China als eine Ideologie, oder als eine Religion anzusehen ist. Um dieses Vorhaben umzusetzen, sollen im ersten Punkt die Begriffe Religion, Ideologie und Sozialismus näher beleuchtet werden, wobei auch auf die Geschichte des Sozialismus eingegangen wird, da dieser die Weichen für die Entwicklung des Maoismus stellt. Im anschließenden Punkt wird der Maoismus erläutert, um in der darauffolgenden Diskussion zu versuchen, die Frage zu beantworten: Maoismus - Ideologie oder Religion?

1.2 Forschungsstand

Die Fülle an Literatur zum Sozialismus und seiner versuchten Umsetzung ist kaum zu überblicken. Daher soll an dieser Stelle auf einige wenige Werke eingegangen werden, die in dieser Arbeit Verwendung fanden. Unerlässlich beim Studium des Sozialismus und Maoismus, ist die Beschäftigung mit den Werken von Marx und Mao. In dieser Arbeit wurden zum einen das „Manifest der kommunistischen Partei“ von Marx2, sowie die „Ausgewählten Schriften“ Maos3 verwendet. Zum besseren Verständnis der Theorien erwies sich das Werk des deutschen Historikers Wolfgang Leonhard „Die Dreispaltung des Marxismus - Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus und Reformkommunismus“4 als sehr hilfreich. Viele Monographien zum Sozialismus und seinen Strömungen sind in der Deutschen Demokratischen Republik verfasst worden und erschienen. Diese sind mit Vorsicht zu lesen, da sie sehr subjektiv geschrieben sein können. Ein Beispiel dafür ist Rolf Max‘ „Politisches Wesen des Maoismus“.5

Um im Bereich der Definitionen der Begriffe Religion und Ideologie einen Überblick zu erhalten, lässt sich die Brockhaus-Enzyklopädie empfehlen, wobei hier die Lektüre einschlägiger Autoren nicht zu vernachlässigen ist. Zur Klärung des Religionsbegriffs, was, wie noch festzustellen sein wird, kein Leichtes ist, lassen sich die Religionswissenschaftler Hans-Michael Haußig6 und Klaus Hock7 anführen. Um den Ideologiebegriff zur erläutern, ist „Ideologie“ vom deutschen Soziologen Hans-Joachim Lieber8 als Standardwerk zu betrachten. Weitere Bände zur Ideologie und politischen Theorie sind von Ulrich Druwe9 und Kurt Lenk zusammen mit Berthold Franke erschienen10, welche auf die theoretischen Ansätze und historischen Wurzeln des politischen Theoriebegriffs eingehen.

2 Definitionen

2.1 Religion

Zunächst ist festzuhalten, dass es keine klare Antwort auf die Frage „Was ist Religion?“ gibt. Viel eher beschäftigen sich westliche Religionswissenschaftler mit dem Religionsbegriff als solchen auf Grundlage des abendländischen Verständnisses. Diese Interpretationen sind jedoch nicht als allgemeingültig anzusehen, da andere Kulturkreise gegebenenfalls andere Religionsverständnisse haben. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Religionspsychologe James Leuba etwa 50 Definitionen von Religion zusammengetragen. Bis heute ist die Anzahl der Definitionen ins Unermessliche gewachsen.11 Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, den Begriff Religion in besagtes abendländisches Verständnis einzuordnen und mögliche Merkmale, die für das Vorhandensein einer Religion sprechen könnten, herauszuarbeiten und später zu untersuchen, inwieweit dies auf den Maoismus zutrifft. Die Begriffsgeschichte wird bewusst auf das Notwendigste beschränkt, um das Augenmerk auf die Interpretationen des Religionsbegriffs verschiedener Religionswissenschaftler zu richten.

Die Herkunft des Begriffs Religion ist nicht eindeutig geklärt. So leitet sich das Ursprungswort „religio“ vom lateinischen „relegere“ ab, was „sorgsam beachten“ bedeutet und sich somit als „die sorgfältige Beachtung alles dessen, was zum Kult der Götter gehört“ übersetzen lässt.12 An dieser Stelle offenbart sich das nächste Problem einer Religionsdefinition: Was ist, je nach Interpretation des Religionsbegriffes, unter einem Gott zu verstehen? Nach der Enzyklopädie von Brockhaus, beschreibt der Gottesbegriff „die im Glauben als personelles Gegenüber erfahrene heilige, transzendente13, allumfassende Macht schlechthin, von der sich der religiös ergriffene Mensch in seiner Existenz unmittelbar betroffen und gefordert sieht.“14 Weiter wird Gott „als der Schöpfer der Welt, die Ursache allen Naturgeschehens [...], als Herr über Leben und Tod, der in die Welt eingreift, das Schicksal der Menschen lenkt [...] und als Richter am Ende der Zeiten auftritt“ beschrieben.15 Im Mittelalter wurde unter „relegio“ die „Gottesverehrung“ verstanden und beschrieb die Ausübung bestimmter Riten zu Ehren eines Gottes. Problematisch ist an dieser Interpretation jedoch, dass sich die Gottesverehrung lediglich auf das im mittelalterlichen Europa vorherrschende Christentum bezieht und übrige Religionen vernachlässigt. Genauso kennzeichnet eine Religion nicht das Vorhandensein eines oder mehrerer Götter. Zwar lassen sich die drei abrahamistischen Religionen (Christentum, Islam und Judentum) also monotheistisch (Glaube an nur einen Gott) charakterisieren, jedoch ist der Hinduismus polytheistisch (Glaube an mehrere Götter) und der Buddhismus kommt gänzlich ohne Götter aus.16 Die Möglichkeit, Religion über die Existenz eines oder mehrerer Götter zu definieren, entfällt somit.

Statt der Konzentration auf einen Gott bei der Begriffsbestimmung von Religion, wird in der Religionsforschung oftmals auf das „Heilige“ ausgewichen. Der schwedische Theologe Nathan Söderblom sagte laut des deutschen Religionswissenschaftlers Klaus Hock: „Heiligkeit ist das bestimmende Wort in der Religion.“17 Ebenso urteilte der deutsche Theologe Gustav Mensching, „Religion sei die erlebnishafte Begegnung des Menschen mit der Wirklichkeit des Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen.“18 Somit sei allen Religionen gemein, dass sie etwas Heiliges charakterisiert. Demgegenüber stellt der deutsche Religionswissenschaftler Hans-Michael Haußig, dass nicht in allen Religionen eine Unterscheidung des Heiligen vom Profanen19 stattfindet. Diesbezüglich fällt auch eine Grenzziehungen schwer, wo das Profane aufhört und das Heilige beginnt.20

Ein weiterer Ansatzpunkt, um der Begriffsbestimmung von Religion näher zu kommen, ist die Frage nach der Funktion von Religion für den Menschen. So sei es eine „Leistung“ von Religion, Lösungen für Probleme anzubieten, bei denen menschliche Lösungsansätze nicht mehr greifen. Dies können Sinnfragen oder Krisen sein. So schreibt Hock, dass „die Hauptfunktion der Religion in der Integration der Gesellschaft“ liege.21 Sie harmonisiert die Gesellschaft und trägt somit zu der Förderung weiterer Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens bei, wie beispielsweise der Wirtschaft, dem Recht oder der Wissenschaft. Ein weiteres Argument für die „Sinntheorie“ von Religion vertritt der Religionswissenschaftler Niklas Luhmann, der der Welt eine Zufälligkeit unterstellt, die dazu führe, dass die Gesellschaft ohne Religion „an Halt“ verliere und orientierungslos sei. Mit Hilfe von Religion, beziehungsweise dem Glauben an etwas Transzendentes, ließe sich die Zufälligkeit der Welt erklären und der Gesellschaft einen Orientierungspunkt geben. Hock kritisiert den Aspekt der integrierenden Funktion der Religion und verweist auf jüngste religionshistorische Ereignisse, die eher zu einer desintegrativen Entwicklung der Gesellschaft führen.22 Jedoch ist die Funktion als solches eine allen Religionen innewohnende Eigenschaft. So hat jede Religion entsprechend ihrer Geschichte eine Heilvorstellung, ein Ziel, welches es für den Menschen zu erreichen gilt. Je nach Religion können diese Ziele unterschiedlich sein: Leben bei, beziehungsweise in, Gott, ein zukünftiges Leben im Heilsreich - oftmals als Paradies bezeichnet, Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung der Welt und des Kosmos sowie die Überwindung des Kreislaufes der Wiedergeburt. Des Weiteren dient Religion der Welterklärung und der Lebensbewältigung mit Hilfe von etwas „Nicht-Greifbarem“. So wird Religion letztendlich von religiösen Menschen konzipiert und gewinnt durch diese „Gestalt“, indem die Menschen sich durch Lehre und der Pflege von Traditionen dem Glauben hingeben, ihr Verhalten entsprechend ihrer Religion anpassen und durch Hierarchie und Organisation innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft eine Vergesellschaftung dieser vorantreiben. Jedoch weisen die drei Aspekte - Glaube, Verhalten und Vergesellschaftung - auch Systeme ohne transzendenter Komponente auf. In ihnen wird die Welt durch weltliche - diesseitige - Theorien, beziehungsweise Anschauungen, erklärt, welche somit eine „quasi-religiöse“ Funktion einnehmen.23 Quasireligionen haben die Eigenschaft eine (Welt-) Anschauung als religiös­fundamentalistisch zu stilisieren und diese bestimmten oder allen Bevölkerungsgruppen als bindend aufzuerlegen. Innerhalb eines quasi-religiösem Systems werden bestimmte Ziele verfolgt und auf objektive Autoritäten vertraut. Dies kann beispielsweise die Verehrung bestimmter Persönlichkeiten durch die Bevölkerung sein. Das Profane wird somit geheiligt und weist alle Aspekte einer Religion auf: Gemeinschaft, Hoffnung, Geborgenheit, Identifikation mit dem über das eigene Ich hinausgehende und ein gewisses Ressentiment gegenüber Andersdenkendenden.24

Es ist deutlich geworden, dass Religion ein schwer zu greifender Begriff ist. Was allen Religionen gemein ist, ist das Prinzip des Glaubenssystems, welches sich je nach Religion unterschiedlich durch Lehre, Praxis und Gemeinschaftsformen auszeichnet und den Versuch unternimmt, die Welt und den Kosmos zu begreifen. Es wurde ebenfalls dargelegt, dass Erklärungsversuche für die Welt existieren, die ohne eine Komponente des Transzendenten im eigentlichen Sinne auskommen und stattdessen etwas Profanes beziehungsweise etwas Diesseitiges zum Heiligen, restriktive Autorität, erklären. Dieses Quasiheilige wird von den Anhängern der Quasireligion im ähnlichen Maße verehrt, wie beispielsweise der Gott in den drei abrahamistischen Religionen. Welcher Erklärungsansatz - Religion oder Quasireligion - auf den Maoismus zutrifft, wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit besprochen werden.

2.2 Ideologie

Der Begriff Ideologie leitet sich vom französischen Wort „idéologie“ ab und bedeutet „Lehre von den Ideen“. Dabei bezieht sich die Bezeichnung auf politische Ideengebäude, beziehungsweise politische Theorien, unter Berücksichtigung auf den Ursprung, die Struktur, die Wahrhaftigkeit, die Fehlerhaftigkeit und die Zusammenhänge der politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse der Ideen.25 Ideologie kann auch als „die Anordnung und das Hervorbringen von Vorstellungen zur Interpretation der Welt in einer bestimmten (z.B. interessegeleiteten oder sonst wie partikularen und damit auch verfälschenden) Sichtweise“ verstanden werden.26 Die Entstehung des Begriffs ist nach dem deutschen Politikwissenschaftler Ulrich Druwe in der frühen Neuzeit (etwa Ende des 18. Jahrhunderts) anzusiedeln, in der Ideologie als Gegenbegriff zum naturwissenschaftlichen, empirisch-rationalen Erkenntnis­konzept verstanden wurde.27 So definiert er den Begriff folgendermaßen:

„‘Ideologie‘ meint also die Systeme aus Sätzen, die über einen bestimmten politischen, weltanschaulichen und wertenden Charakter verfügen und Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen und Einstellungen sind. In der Gegenwart definiert man [...] Ideologien als politische-weltanschauliche Wertungen oder Forderungen, als immunisierte Satzsysteme, die nicht wissenschaftlich präzisierbar und folglich auch nicht überprüfbar sind.“28

Des Weiteren beschreibt Druwe drei Hauptströme von Ideologien (Liberalismus, Konservatismus und Sozialismus), von denen sich viele Strömungen ableiten ließen. Karl Marx nimmt eine kritische Haltung zum Ideologiebegriff ein und so heißt es laut Brockhaus:

„Ideologie [sic!] im Sinne von Marx ist demnach das Denken einer bestimmten sozialen Gruppe (Klasse) zu einer bestimmten Zeit auf der Grundlage der von ihr geprägten materiellen (ökonom.) Verhältnisse und steht in Wechselbeziehung mit diesen.“29

Wenn die Ansicht, beziehungsweise das Denken, der Gruppe positiv für diese ist, dann ist es [das Denken] als notwendig anzusehen. Anders verhält es sich, wenn die Ansicht der Gruppe, als für alle sozialen Gruppen (universell) geltend angesehen wird. In diesem Falle ist eine Infragestellung der Ansicht vorzunehmen.30

Weitere Begriffsbestimmungen zur Ideologie kommen vom deutschen Soziologen Hans-Joachim Lieber. So beschreibt er in seinem Werk „Ideologie“ vier unterschiedliche Interpretationen des Ideologiebegriffs:

1. Ideologie als das Denken, beziehungsweise Bewusstsein, welches nachweislich als falsch anzusehen ist. Diese Falschheit wird bewusst konstruiert, um politische Ansichten und Interessen zu legitimieren oder zu verdecken. Eine solche Interpretation des Ideologiebegriffs ist negativ zu werten.
2. Ideologien bilden Ordnungssysteme, um dem irrational handelnden Menschen einer Gesellschaft eine Richtung und Regeln vorzugeben. Dadurch soll die Stabilisierung der Gesellschaft begünstigt werden, die sich zu einem Großteil aus irrational handelnden Menschen im gesellschaftlich-politischen Bereich zusammensetzt. Mit dieser Auffassung von Ideologie wird versucht, die gesellschaftlich-politische Notwendigkeit von Ideologie als Ordnungssystem zur Stabilisierung der Gesellschaft zu erklären.
3. Ideologie als das Denken, das für gesellschaftlich handelnde Gruppen als maßgeblich und richtungsweisend zu verstehen ist. Diesbezüglich wird in der Ideologieforschung zweierlei gefragt: Welche Auswirkungen hat gesellschaftliches Handeln auf das Denken des Menschen und welche Funktionen hat das kollektive (Er-) Denken von Gesellschaftsstrukturen auf die Gesellschaft? Dieser Ansatz vertritt den Anspruch wertneutral und vergleichend-deskriptiv zu sein.
4. Ideologie als Teil der Totalitarismusforschung31. Dieser Aspekt der Ideologie nimmt unmittelbar Bezug auf die totalitären Systeme Italiens unter Benito Musssolini, Deutschlands unter Adolf Hitler und der Sowjetunion unter Josef Stalin. Dabei liegen drei besagten Diktaturen Ideologien zugrunde, die sich ohne Zweifel als totalitär bezeichnen lassen. Im Zuge der Aufarbeitung der Diktaturen kommt es im westlichen Europa seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur Diskussion, inwieweit Ideologien generell als etwas Negatives anzusehen sind.32

Selbstverständlich existieren weitere Begriffsbestimmungen zur Ideologie, so vor allem zur näheren Bestimmung der drei Hauptströmungen. Jedoch sollen der Liberalismus und der Konservatismus bewusst außen vor gelassen werden, um den Fokus auf den Sozialismus zu legen, da der Maoismus, wie später noch dargelegt werden wird, eine Strömung des Sozialismus darstellt. Festzuhalten bleibt aber, dass Ideologien Weltanschauungen sind, die Systeme der Lebens- und Handlungsweisung für den Menschen bereitstellen und diesem sowie der Gesellschaft, in der er sich bewegt, einen Orientierungspunkt bieten, nach dem sich die Menschen, die einer Weltanschauung, respektive Ideologie, angehören, richten können. Eine Ideologie ist demnach auch der Versuch die Welt zu erklären und Problemlösungsansätze anzubieten. Problematisch ist es jedoch, eine Unterscheidung zur Religion vorzunehmen. So bietet, je nach Art der Definition, Religion ebenfalls Handlungsweisungen und einen Orientierungspunkt nach dem sich die Gesellschaft richten kann sowie Antworten auf Fragen der Sinnhaftigkeit des Menschseins und dem Verständnis der Welt. Eine mögliche Grenzziehung ließe sich über das Transzendente vornehmen, der Existenz etwas Übernatürlichem, beziehungsweise Heiligen. Jedoch lässt sich zum einen nicht jede Religion über das Transzendente definieren und zum anderen existieren Ideologien, in denen das Profane, aus dem Diesseitigen kommend, zum Heiligen erklärt wird. Dieser Sachverhalt deutet wiederum auf die Existenz von Ideologien, die als Quasireligionen zu betrachtet sind.

[...]


1 Verfassung der Volksrepublik China

2 Marx, Karl; Engels, Friedrich: Manifest der kommunistischen Partei, Berlin 1972.

3 Zedong, Mao: Ausgewählte Schriften, Bd. 1-4, Berlin 1956.

4 Leonhard, Wolfgang: Die Dreispaltung des Marxismus - Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus und Reformkommunismus, Düsseldorf; Wien 1970.

5 Max, Rolf: Zum politisch-ideologischen Wesen des Maoismus, Frankfurt am Main 1974.

6 Haußig, Hans-Michael: Der Religionsbegriff in den Religionen, Berlin; Bodenheim 1990.

7 Hock, Klaus: Einführung in die Religionswissenschaft, Darmstadt 2014.

8 Lieber, Hans-Joachim: Ideologie, Paderborn 1985.

9 Druwe, Ulrich: Politische Theorie, Neuried 1995.

10 Lenk, Kurt; Franke, Berthold: Theorie der Politik - Eine Einführung, Frankfurt am Main 1991.

11 Hock, S. 10.

12 Brockhaus, 1998, S. 242.

13 Transzendenz: Jenseits des mit Sinnen begreifbaren Bereichs; auch gebraucht für das Übersinnliche; oftmals als Synonym für Gott, in: Brockhaus, Bd. 27, 2006, S. 687.

14 Brockhaus, 2006, S. 210.

15 Ebd.

16 Haußig, S. 2f.

17 Hock, S. 16.

18 Ebd.

19 Profan: aus dem lateinischen Profanus - ungeheiligt, gewöhnlich, in: Duden.

20 Haußig, S. 3.

21 Hock, S. 16f.

22 Ebd., S. 17.

23 Brockhaus, Bd. 18, 1998, S. 243.

24 Ebd., Bd. 17, 1998, S. 671.

25 Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, Stuttgart 2010, S. 347.

26 Brockhaus, Bd. 13, 2006, S. 96.

27 Druwe, S. 168.

28 Ebd.

29 Brockhaus, Bd. 13, 2006, S. 97.

30 Ebd.

31 Totalitarismus: Begriff für eine allumfassende Herrschaftsstruktur, ohne liberale Elemente und Grenzen zwischen dem öffentlichen und privaten Bereich; das gesamtes gesellschaftliches Leben ist staatlich reglementiert; Merkmale eines totalitaristischen Regimes nach Carl-Joachim Friedrich und Zbigniew Kazimierz Brzezinski: all umfassende Ideologie für Bereiche des öffentlich und privaten Lebens, dem Staat übergeordnete und auf eine Führerperson geeichte Partei, Terror gegenüber Andersdenkenden und zum Feind erklärter Gruppierungen, Nachrichtenmonopol der Partei, Gewaltmonopol, wirtschaftliche Ausrichtung auf die Partei und die Ideologie; zumeist werden der Faschismus, der darauf aufbauende Nationalsozialismus und der Sowjetkommunismus als totalitäre Ideologien betrachtet, in: Schmidt, S. 806f.

32 Lieber, S. 14ff.

Final del extracto de 31 páginas

Detalles

Título
Maosismus nach Mao Tse-tung in China. Politische Theorie oder bereits Religion?
Universidad
University of Rostock  (Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften)
Calificación
2,0
Autor
Año
2016
Páginas
31
No. de catálogo
V908609
ISBN (Ebook)
9783346231802
ISBN (Libro)
9783346231819
Idioma
Alemán
Palabras clave
maosismus, tse-tung, china, politische, theorie, religion
Citar trabajo
Jacob Bobzin (Autor), 2016, Maosismus nach Mao Tse-tung in China. Politische Theorie oder bereits Religion?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/908609

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