Abschlussbericht über mein 6-monatiges Praktikum in Bulgarien

Fremdsprachengymnasium P.


Rapport de Stage, 2008

27 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1. Grundsatzinformationen

2. Vorstellung der Praktikumseinrichtung

3. Meine Tätigkeit an der Schule

4. Der Gedichtwettbewerb in Klasse 8 als Unterrichtsprojekt
4.1 Themenfindung
4.2 Durchführung
4.3 Präsentation

5. Das „Zeitschriftenprojekt“ in Klasse 11
5.1 Themenfindung und Zieldefinition
5.2 Ausarbeitung der Projektidee
5.3 Umsetzung und Nachsteuerung
5.4 Die Präsentation des Projekts
5.5 Grundsätzliche Bewertung eines Projektes im Rahmen des Praktikums

6. Betreuung vor Ort

7. Bedeutung des Praktikums für mich

8. Praktische Aspekte
An-und Rückreise
Wohnung
Unterrichtsmaterialien
Sprachkurs

9. Verbesserungsvorschläge und Tipps

Anhang

1. Grundsatzinformationen

Name: Janine Bormann

Einsatzort: Bulgarien, P.

Einsatzschule: Fremdsprachengymnasium P.

Einsatzdauer: 17.09.07 – 17.03.08

2. Vorstellung der Praktikumseinrichtung

Das Fremdsprachengymnasium “P.” wurde 1958 als Gemeinschule mit der Fachrichtung Englisch gegründet, deshalb ist es für viele Bulgaren noch als “English Language School” bekannt. Neben Englisch wird seit 1991 die Fremdsprache Deutsch unterrichtet. Im Laufe der Zeit hat das Fach Deutsch einen immer höheren Stellenwert an der Schule eingenommen. Seit 2002 können die Schüler das „Deutsche Sprachdiplom“ der Stufe II ablegen. Mit diesem Sprachdiplom können sie an allen deutschsprachigen Universitäten ohne Eingangsstufentest studieren.

Gegenwärtig werden etwa 1300 Schüler von 88 Lehrkräften an dieser Schule unterricht. 1144 Schüler lernen Deutsch als erste Fremdsprache ab Jahrgangstufe 8 (vier Klassen mit dem Profil Deutsch). Die Zulassungsbedingungen für die Aufnahme am Fremdsprachengymnasium sind nach Aussagen von Lehrern und Schülern schwierig. Es muss eine Prüfung in den Fächern Bulgarisch und Mathematik erfolgreich ablegt werden. Danach müssen sich die Schüler für eine Fremdsprache entweder Englisch oder Deutsch entscheiden. Entscheiden sie sich für Deutsch, findet ab Klasse 8, in den so genannten Vorbereitungsklassen Deutschunterricht mit jeweils 20 Wochenstunden statt. Hier erlernen die Schüler intensiv in nur wenigen Monaten die deutsche Sprache. Am Ende der 9. Klasse entscheidet dann eine Prüfung über die Aufnahme in die Leistungsgruppen (Jahrgangstufen 10 – 12), die dann tatsächlich das deutsche Sprachdiplom ablegen. Ab Klasse 9 wird zudem eine zweite Fremdsprache angefangen, so dass der Deutschunterricht mit jeweils 6 Wochenstunden abgehalten wird. Ferner wird ab Klasse 10 der Biologie-, Geschichts- und Chemieunterricht in der Fremdsprache unterrichtet, so dass sich die Schüler auf einen hohen Sprachniveau befinden.

Auf dem Schulgelände selbst befindet sich ein Internat, welches durch einen großen Teil der Schülerschaft besucht wird. Der Unterricht der 8. und 9. Klasse findet im Internatsgebäude statt, während die Klassen 10. bis 12. im Hauptgebäude lernen. Da die Räume nicht ausreichend sind, gibt es, wie an vielen bulgarischen Schulen, ein Schichtsystem. Die Jahrgangstufen 8 haben allerdings nur Frühschicht. Die Klassen 9 und 11 befinden sich in einer Schicht und die Klassen 10 und 12 in der anderen (Spät)Schicht. Jeden Monat wird die Schicht gewechselt.

Eine Besonderheit der Schule ist, dass sie einen gut ausgestatteten Medienraum mit Internetanschluss hat, der jederzeit für den Unterricht nutzbar ist. Zudem werden verschiedene Arbeitsgemeinschaften wie beispielsweise „der Debattenclub“ angeboten, aber auch sportliche und musikalische Freizeitangebote werden bereitgestellt. Dazu kommt, dass derzeit eine Schulpartnerschaft mit Koblenz aufgebaut wird, was dazu führt, dass dieses Jahr ein Schüleraustaustausch stattfindet.

3. Meine Tätigkeit an der Schule

Während meines Praktikums habe ich verschiedene Phasen durchlaufen, die ich im Folgenden näher ausführen möchte.

Am Fremdsprachengymnasium in P. war ich die erste Praktikantin, die im Rahmen der Boschstiftung „Völkerverständigung macht Schule“ ein Praktikum absolvierte. Wie meine Vorgängerinnen (in L. und V.) hatte ich ebenfalls eine deutsche Fachschaftsberaterin, Angela H. an der Schule. Frau H., die bereits seit 3 Jahren an der Schule tätig ist, erklärte sich bereit, mich mit dem Schulalltag vertraut zu machen. In der ersten Woche hospitierte ich überwiegend bei ihr und ihrer Tandempartnerin, Frau K. in den Leistungsklassen der Jahrgangstufe 11. In Absprache mit beiden wurde ich in der 2. Woche für den „CIP“Unterricht der Klasse 11 mit jeweils einer Wochenstunde eingeteilt. In diesem obligatorischen Deutschunterricht sollte insbesondere die mündliche Kommunikation sowie Hör- und Leseverstehen in Vorbereitung auf die Abschlussprüfung in Klasse 12 geübt werden. Des Weiteren diente diese Stunde für die Vorbereitung der Projektmappe, die jeder Schüler für die Abschlussprüfung vorbereiten muss. Zudem wurde ich in der zweiten Woche den vier Lehrern der Jahrgangsstufe 8 vorgestellt. In diesen vier Vorbereitungsklassen sollte ich den Phonetikunterricht mit jeweils einer Wochenstunde übernehmen. Zurückblickend kann ich sagen, dass sich leider nicht die Möglichkeit ergab, mich dem bulgarischen Kollegium vorzustellen. Ferner war die Atmosphäre an der Schule sehr angespannt, da ich mich mitten in den Vorbereitungen des wohl größten Lehrerstreiks der bulgarischen Geschichte befand.

Der Direktor war ebenfalls nicht zu sprechen. Frau H. versuchte fast drei Wochen einen Termin mit ihm auszumachen, um mich ihm vorzustellen.

Zwei Wochen später, kurz nach Beginn des Schuljahres (15.09.07) begann der landesweite Lehrerstreik. Sicherlich ist jedem bewusst, dass in fast allen osteuropäischen EU-Staaten die Lehrer weniger verdienen als in den westeuropäischen Staaten. Doch in Bulgarien sieht die Lage wesentlich schlechter aus; so verdienen die Lehrkräfte im Vergleich zu Rumänien unterdurchschnittlich schlecht; das damalige Lehrergehalt betrug zwischen 150,-bis 170,-Euro, was sich auch im Nachhinein nicht erhöhte. Fast dreiviertel der Lehrer am Fremdsprachengymnasium streikten. Der Rest der wenigen Lehrer ging gewöhnlich ihrer Arbeit nach. Frau H. und ich unterstützten zwar den Streik, aber wir unterrichteten stellvertretend für andere Lehrer, die sich im Streik befanden. Zu Beginn des Streiks war noch nicht abzusehen, wie lange er andauern würde. Fast 8 Stunden mussten die streikenden Lehrer in der Schule verweilen; jeden Donnerstag fuhren sie nach Sofia und nahmen an den Demonstrationen teil. Während des Streiks, der fast 6 Wochen andauerte, übernahm ich die Jahrgangsstufe 11 von Frau K. sowie Vertretungsstunden in Klasse 12. Damit hatte ich fast 20 Stunden die Woche. Neben meinem eigentlichen Unterricht organisierte ich das Projekt. Aufgrund des Streiks hatte ich eigentlich keine Zeit für Hospitationen bzw. für die Einarbeitung, sondern ich fing unmittelbar mit dem Unterrichten an. Diese sehr intensive Phase war einerseits schwierig und anstrengend, da man kaum einen Einblick in den Schulalltag bekam; zudem war mir der Stoffverteilungsplan nicht bekannt und ich hatte weder Materialien noch Bücher. Anderseits habe ich in dieser Zeit zahlreiche wertvolle Lehrerfahrungen sammeln und einen intensiven Kontakt zu den Schülern aufbauen können, der für meine spätere Projektarbeit wichtig werden würde. An dieser Stelle muss ich betonen, dass die Schwierigkeit auch darin bestand, die Schüler zu motivieren, denn der Deutschunterricht fand als einziges Fach fast immer statt.

Nach dem Streik 26.11.07 fing die Phase an, in der ich intensiver das Zeitschriftenprojekt vorbereitete. Da ich auch mit den Lehrern der 8. Klassen eng zusammen arbeitete, versprach ich auch hier ein kleineres Projekt durchzuführen. Im Folgenden möchte ich zunächst das Projekt, welches ich in den 8. Klassen durchgeführt habe, vorstellen, bevor ich dann zum tatsächlichen größeren Projekt der Zeitschrift in Klasse 11 komme.

4. Der Gedichtwettbewerb in Klasse 8 als Unterrichtsprojekt

4.1 Themenfindung

In den Vorbereitungsklassen der 8. Klassen hatte ich die Aufgabe Phonetikunterricht durchzuführen. Ziemlich schnell wurde mir bewusst, wie schnell die Schüler die Fremdsprache „Deutsch“ erlernten. Die Tatsache, dass sie 19 Stunden Deutsch in der Woche sowie Berge von Hausaufgaben aufbekamen, machte mir klar, dass ich meinen Unterricht mehr produktions- und handlungsorientierter gestalten musste. Die Schüler sollten nicht den Spaß und die Freude beim Erlernen der Fremdsprache verlieren. Beiläufig erwähnt, ist es auch oft nicht möglich gewesen Gruppenarbeit durchzuführen, da Tische und Bänke miteinander verbunden sind. So kam ich Mitte November auf die Idee, ein Gedichtwettbewerb zu organisieren. Insbesondere die kommunikativen Kompetenzen der Schüler sollten gefördert werden. Ich sprach mit den Lehrern, die mir wenig Begeisterung für die Projektidee entgegen brachten. Sie waren bis dato der Meinung, dass die sprachliche Kompetenz der Lernenden nicht ausreichen würde, um solch einen Wettbewerb durchzuführen. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass die Lernenden wenig bis gar keine Projekterfahrung hatten. Ich ließ mich nicht beirren und nahm trotzdem meine Planung vor. Zwei Wochen später übergab ich den vier Lehrkräften die Projektplanung, die den gewünschten Ablauf meines Vorhabens festlegte sowie die Auswahl der Gedichte und Weihnachtslieder beinhaltete.[1] Da es sich um ein Kleinprojekt handelte, welches innerhalb des Unterrichts durchgeführt wurde sowie kein Lehrer dieses Projekt einführen wollte, da sie überfordert gewesen wären und zudem noch anderen Tätigkeiten nachgingen, übernahm ich die gesamte Leitung des Projekts.

4.2 Durchführung

In den Vorbereitungsklassen hatte ich immer donnerstags Unterricht. Am 22. November begann ich mit dem ersten Gedicht „A, a, a, der Winter, der ist da“. In dieser Stunde stimmte ich die Schüler erstmals auf den bevorstehenden Winter ein.

Ich erarbeitete in dieser Stunde in allen vier Klassen das Gedicht und hielt es für sinnvoll, die Schüler noch nicht mit meiner Idee zu konfrontieren. Erst in der darauf folgenden Woche erklärte ich das Projektvorhaben und den Ablauf, damit jedem klar war, welche Schritte als nächstes folgen. Im Allgemeinen nahmen die Schüler die Idee sehr gut an. Zur Sicherheit erklärte ich das Ganze nochmals auf Englisch. In dieser Stunde befragte ich die Schüler, wer das erste Gedicht für den bevorstehenden Wettbewerb wählen möchte. In fast allen Klassen gab es Freiwillige. Man muss erwähnen, dass die bulgarischen Schüler sich schon sehr früh mit Lyrik auseinandersetzen und durchaus gerne Gedichte vortragen, daher ließ ich sie auch selbst bulgarische Gedichte mitbringen.

In zwei Wochen behandelte ich zwei der vorgesehenen Gedichte. Ziemlich schnell bemerkte ich, dass es schwierig war, alle Gedichte in dieser kurzen Zeit zu behandeln. Da die Lehrer, die Gedichte nicht in ihrem Unterricht mit den Schülern übten, musste ich in meiner einen Unterrichtsstunde oft die Gedichte wiederholen lassen. Im Gespräch mit den jeweiligen Lehrern übernahm ich eine weitere Unterrichtstunde, um die Gedichte einführen. In der letzten Woche übernahm ich sogar drei Stunden die Woche in jeder Klasse. Darüber hinaus bot ich den Schülern an, mir in den Pausen die Gedichte vorzutragen. In einer Klassenleiterstunde ergriff ich die Gelegenheit, den Ablauf des Gedichtwettbewerbs zu organisieren. In dieser Ausarbeitungsphase nahmen wir gemeinsam Vorbereitungen für den Gedichtwettbewerb vor. Da ich nicht alles detailliert aufführen kann, werde ich die Projektvorbereitungen für den tatsächlichen Wettbewerb in Stichpunkten zur besseren Übersicht wegen, aufführen:

- Vereinbarung, dass Teilnehmer sich kostümieren bzw. mit Materialien/ Helfer etc. benutzen/ mitbringen dürfen
- Vereinbarung, dass Teilnehmer mit Schülern/Lehrern/ Praktikantin in den Pausen üben
- Bestimmung der Jurymitglieder in jeder Klasse
- Vereinbarung, dass Jurymitglieder mit den Kriterien bereits im Unterricht bewerten, um zu üben
- Vereinbarungen, dass jede Klasse ein Weihnachtslied singt
- Einzelne Schüler mit musikalischen Fähigkeiten singen allein
- Terminierung der Musikproben
- Ernennung der Verantwortlichen für die Erstellung der Teilnehmerlisten
- Ernennung der Verantwortlichen, die den Kuchenbasar organisieren
- Moderation: Praktikantin

Nachdem konkrete Absprachen getroffen wurden, das heißt, die Basis für einen erfolgreichen Arbeitsprozess gelegt wurde, kümmerte ich mich um die Bedarfsliste. Wir benötigten noch einen passenden Raum für den Wettbewerb, Urkunden für alle Teilnehmer, Preise für die ersten drei Plätze sowie Einladungen, die an alle Kollegen verschickt werden sollten. Des Weiteren erarbeitete ich die Kriterien für die Bewertung der Gedichte aus. Ferner wählte ich ein weiteres Gedicht, welches im Fall eines gleichen Punktestandes vorgetragen werden sollte. In den letzten Wochen fanden immer wieder Übungsphasen und das auch in Zusammenarbeit mit den Lehrern statt. Nachdem sie die große Motivation der Schüler spürten, halfen sie bei der Einübung und Darbietung der Gedichte mit.

[...]


[1] Anm.: Die Projektplanung befindet sich im Anhang des Berichtes.

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Abschlussbericht über mein 6-monatiges Praktikum in Bulgarien
Sous-titre
Fremdsprachengymnasium P.
Auteur
Année
2008
Pages
27
N° de catalogue
V90971
ISBN (ebook)
9783640522903
Taille d'un fichier
429 KB
Langue
allemand
Mots clés
Abschlussbericht, Praktikum, Bulgarien, Plovdiv, Fremdsprachengymnasium
Citation du texte
Janine Bormann (Auteur), 2008, Abschlussbericht über mein 6-monatiges Praktikum in Bulgarien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90971

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