Dies ist eine umfangreiche, detailgenaue und mit großer Sorgfalt abgefasste Arbeit, die die Vorgeschichte und die Bedeutung des Good-Friday-Abkommens zwischen Irland, Großbritannien und verschiedenen Vertretern Nordirlands darstellt. Sie fußt auf bemerkenswert umfangreichen Kenntnissen des Autors über die Prozesse und Überlegungen, die in dies Abkommen einmündeten. Er hat sie sich nicht nur durch fleißiges Lesen von Dokumenten und Sekundärliteratur erworben, sondern auch durch Feldstudien in Nordirland selbst, während derer er mit Vertretern verschiedener Gruppierungen und Interessenlagen Interviews durchführte, aus denen nicht nur Einzeleinsichten in die mikrosozialen und -politischen Prozesse, die hier von Bedeutung sind, sondern auch die balancierte und unaufgeregte, sachgerechte und angemessen distanzierte Haltung, die sich in dieser Arbeit manifestiert, stammen.
Der Nordirlandkonflikt ist wie viele internationale Konflikte aus einem historischen Prozess erwachsen und erfordert wie jeder andere Konflikt individuelle Lösungsstrategien. In dieser Arbeit wird gezeigt, daß das Good Friday-Abkommen vom 10. April 1998 eine mögliche Lösungsstrategie bietet, mit der der Konflikt endgültig überwunden werden kann.
Seit dem Ausbruch der Unruhen 1968 konnten viele politische und bürgerliche Friedensinitiativen das neu entzündete Potential an Misstrauen und Hass zwischen der nationalistischen und unionistischen Bevölkerung Nordirlands nicht abbauen. Erst durch die Waffenstillstände der republikanischen und loyalistischen paramilitärischen Gruppen 1994 stiegen die Chancen, den bürgerkriegsähnlichen Zustand der vorherigen fünfundzwanzig Jahre endgültig zu beenden.
In diesem Zusammenhang wurde das Good Friday-Abkommen vom derzeitigen britischen Premierminister Tony Blair und dem derzeitigen irischen Taoiseach Bertie Ahern berechtigterweise als historisches Ereignis eingestuft, weil nicht nur die konstitutionellen Parteien, sondern auch die inoffiziellen politischen Flügel der Paramilitärs beider Seiten das Abkommen unterstützen.
In den letzten Jahren ist der politische Prozess weitergegangen und der Erfolg des Abkommens stand mehrmals auf dem Spiel. Die jüngsten Entwicklungen lassen jedoch wieder hoffen und zeigen einmal mehr die Wichtigkeit des Good-Friday Abkommens für einen langfristigen Erfolg des Friedensprozesses in Nordirland.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Terminologie
- Einleitung
- Ursprünge des Nordirlandkonflikts
- Kolonisation Irlands
- Genocid an der katholischen Bevölkerung durch Cromwell
- Systematische Diskriminierung der irisch-katholischen Bevölkerung
- Entstehung extremer politischer Flügel: Republikaner und Loyalisten
- Politische Debatte über die Autonomie Irlands
- Osteraufstand von 1916
- Teilung Irlands durch den Government of Ireland Act von 1920
- SDLP: Strategien der Konfliktlösung
- Gründung der SDLP im Kontext von Bürgerrechtsbewegungen und gescheiterten Reformversuchen
- Exogene Hintergründe für die Reformversuche von O'Neill
- Endogene Hintergründe für die Reformversuche von O'Neill
- Northern Ireland Civil Rights Association: Eine Bürgerrechtsbewegung als Basis für die Gründung der SDLP
- Gründung der SDLP
- Schlüsselpunkte in der Konfliktlösungspolitik der SDLP
- Gewaltlosigkeit als Grundvoraussetzung für eine konstruktive Verhandlungsbasis
- Lösung des Konflikts durch Reformen, Versöhnung und Wiedervereinigung
- Einbeziehung der irischen Republik
- Konsens der nordirischen Bevölkerung
- Sunningdale-Abkommen
- Großbritannien übernimmt die Regierungsverantwortung in Nordirland
- White Paper: SDLP-Vorschläge zur Konfliktlösung werden eingearbeitet
- Scheitern des Sunningdale-Abkommens
- Strukturpolitischer Wandel von Sinn Féin und Bedeutung der IRA
- Hungerstreiks: Wendepunkt in der republikanischen Bewegung
- Sinn Féins Einfluß steigt
- Duale Strategie: Armalite and Ballot Box
- Erste Wahlerfolge für Sinn Féin seit Ausbruch der Unruhen 1968
- Ende des Absentismus
- Anglo-Irisches-Abkommen
- Status und Wesen des Abkommens
- Grenzen interner Lösungsvorschläge
- Intensivierung der Anglo-Irischen Beziehungen
- Annotation der Schlüsselpunkte des Anglo-Irischen-Abkommens
- Präambel
- Artikel 1 - Der Status Nordirlands
- Reaktionen auf das Abkommen
- Bedeutung des Abkommens
- Vom Anglo-Irischen Abkommen über die Downing Street-Erklärung zu den Waffenstillständen der Paramilitärs
- SDLP, Sinn Féin und die irische Regierung auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis
- Isolation der IRA scheitert
- Gründe für die Dialogbereitschaft von Sinn Féin
- Gründe für die Dialogbereitschaft der SDLP
- Inhalte der Diskussion zwischen SDLP und Sinn Féin
- Klarstellung der britischen Position
- Ideologische Argumentationsprobleme der Republikaner
- Geheime Verbindungslinien
- Gründe der Beteiligten für die Kontaktaufnahmen
- Bedeutung und Auswirkungen der geheimen Verbindungslinien
- Downing Street-Erklärung
- Durchbruch: Waffenstillstände der IRA und loyalistischen Paramilitärs
- Erneuter Stillstand nach dem Durchbruch
- Good Friday-Abkommen
- Wesen des Abkommens
- Änderungen der britischen Gesetzgebung und irischen Verfassung
- Verhandlungsfeld I: Demokratische Institutionen in Nordirland
- Kriterien zur Konfliktlösung
- Zusammensetzung und Aufgaben der parlamentarischen Versammlung
- Abstimmungsregeln zur Gewährleistung des Vetorechts für Minderheiten
- Wahl und Aufgaben des First Minister und Deputy First Minister
- Bildung und Aufgaben des Exekutivrats
- Verhandlungsfeld II: Nord-Süd-Ministerrat
- Verhandlungsfeld III: Zukünftige Institutionen Britisch-Irischer Kooperation
- Normalisierung durch Entmilitarisierung
- Reaktionen auf das Abkommen
- Bedeutung des Abkommens
- Schlußbetrachtung
- Die historische Entwicklung des Nordirlandkonflikts von seinen Ursprüngen bis hin zum Good Friday-Abkommen
- Die Strategien der SDLP zur Konfliktlösung
- Die Bedeutung des Anglo-Irischen Abkommens und der Downing Street-Erklärung für den Friedensprozess
- Die Rolle der IRA und von Sinn Féin im Konflikt
- Die Herausforderungen und Chancen des Friedensprozesses in Nordirland
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problematik des Nordirlandkonflikts dar und skizziert den Aufbau der Arbeit. Dabei wird die Relevanz der SDLP als wichtige Akteure im Friedensprozess hervorgehoben.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursprünge des Nordirlandkonflikts und erläutert die Entstehung der gegensätzlichen politischen Strömungen: Nationalisten und Unionisten. Es wird die Entwicklung extremer Flügel, wie der IRA, und die historische Diskriminierung der irisch-katholischen Bevölkerung beschrieben.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel befasst sich mit der Gründung und den zentralen Konfliktlösungsstrategien der SDLP. Die zentrale Rolle der Bürgerrechtsbewegung und die Bedeutung von Gewaltlosigkeit und Reformbemühungen werden aufgezeigt.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert das Sunningdale-Abkommen und die erfolglose Integration von SDLP-Vorschlägen in die Konfliktlösung. Es wird die politische und soziale Situation in Nordirland zu diesem Zeitpunkt beleuchtet.
- Kapitel 5: In diesem Kapitel wird der strukturpolitische Wandel von Sinn Féin und die Bedeutung der IRA für die Entwicklung des Konflikts untersucht. Der Aufstieg von Sinn Féin und die Bedeutung der dualen Strategie ("Armalite and Ballot Box") werden analysiert.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel fokussiert auf das Anglo-Irische Abkommen. Die Geschichte des Abkommens, die beteiligten Parteien und die wichtigsten Inhalte des Abkommens werden erläutert.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel befasst sich mit den Ereignissen, die nach dem Anglo-Irischen Abkommen stattfanden. Es wird die Rolle der SDLP, Sinn Féin und der irischen Regierung bei der Suche nach einer gemeinsamen Basis für eine friedliche Lösung dargestellt. Die Bedeutung der Downing Street-Erklärung und die Waffenstillstände der paramilitärischen Gruppen werden erörtert.
- Kapitel 8: In diesem Kapitel wird das Good Friday-Abkommen im Detail analysiert. Die wichtigsten Inhalte, die verhandelten Themen und die Änderungen in der britischen Gesetzgebung und der irischen Verfassung werden erläutert.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Nordirlandkonflikts und den wichtigsten Versuchen, eine friedliche Lösung zu finden. Dabei liegt der Fokus auf der Rolle der Social Democratic and Labour Party (SDLP) im Friedensprozess.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Nordirlandkonflikt, SDLP, Sinn Féin, IRA, Anglo-Irisches Abkommen, Good Friday-Abkommen, Friedensprozess, Konfliktlösung, Gewaltlosigkeit, Republik Irland, Großbritannien, Bürgerrechte, Nationalismus, Unionismus, politische Strömungen, historische Entwicklung, politische Strategien.
- Arbeit zitieren
- Jürgen Spott (Autor:in), 1999, Das Good-Friday Abkommen - Seine Herbeiführung und Auslegung durch die politischen Parteien Nordirlands, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91032