Ist die Medienökonomie eine ökonomische oder publizistische Teildisziplin?
Dieser Beitrag will die Problemkreise der vertreterzentrierten Diskussionen über die Standortbestimmung der Medienökonomie im wissenschaftlichen Disziplinenkontext verdeutlichen. Ziel ist es dabei zu veranschaulichen, dass es einerseits mehr als angeraten ist, medienökonomische Perspektiven aus einem neuen wissenschaftlichen Blickwinkel zu untersuchen, weil weder eine klassische betriebs- oder volkswirtschaftliche, noch eine primär publizistikorientierte Betrachtung der Medienindustrie befriedigende Ergebnisse hinsichtlich der Verortung einer „Ökonomie der Medien“ liefern kann.
Der Beitrag versucht in diesem Sinne zu verdeutlichen, dass es Sinn macht, statt der Vielfalt differenzierter Ansätze, die in der Literatur diskutiert werden, zwischen einer an den neoklassischen Paradigmen angelehnten Deskriptiven Medienökonomie als beschreibender wirtschaftswissenschaftlicher Teildisziplin und andererseits einer Neuen Politischen Medienökonomik als normativer, aber transdisziplinärer Teildisziplin im Umfeld der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zu unterscheiden.
Im Zuge dieser Darstellung werden die wesentlichen Paradigmen der Neoklassik und der Neuen Institutionenökonomik hinterfragt und ins Verhältnis gesetzt zu publizistisch-politischen Ansätzen.
Darüber hinaus wird ein Überblick gegeben über die wichtigsten Diskussionsbeiträge in der Darstellung der Medienökonomie innerhalb der deutschsprachigen Literatur.
Inhaltsverzeichnis
- Medienökonomie: Versuch einer Standortbestimmung
- Die Medienökonomie aus der pragmatischen Perspektive
- Gütereigenschaften verhindern eine optimale Ressourcenallokation
- Informationsökonomisch begründete Koordinationsmängel schwächen Entscheiderpositionen
- Der Rezipient hat nur als Konsument Marktmacht
- Die Marktmechanismen in der Medienwirtschaft erfordern strategische Neuorientierungen
- Das Konzept der Fremdverantwortung ruft den Staat als Akteur auf den Plan
- Medienwirtschaft im Spannungsfeld verschiedener Systembetrachtungen
- Die Medienwirtschaft aus der ökonomischen Systembetrachtung
- Die Medienwirtschaft aus der publizistischen Systembetrachtung
- Die Medienwirtschaft aus der politischen Systembetrachtung
- Zwischenfazit: Die Medienwirtschaft ist immer normativ eingerahmt
- Der medienökonomische Diskussionsstand in der deutschsprachigen Literatur
- Die Medienökonomie aus definitorischer Perspektive
- Von der deskriptiven Medienökonomie zur normativen Medienökonomik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Beitrag befasst sich mit der Standortbestimmung der Medienökonomie im wissenschaftlichen Disziplinenkontext. Ziel ist es, die Problemkreise der vertreterzentrierten Diskussionen über die Medienökonomie zu beleuchten und zu zeigen, dass sowohl eine rein betriebs- oder volkswirtschaftliche, als auch eine ausschließlich publizistikorientierte Betrachtung der Medienindustrie unzureichend ist. Der Fokus liegt auf der Vermengung ökonomischer und publizistischer Perspektiven sowie deskriptiver und normativer Erkenntnisinteressen, die die Entwicklung von medienökonomischen Paradigmen behindern.
- Verortung der Medienökonomie zwischen zwei Bezugspunkten: Individuum und Gesellschaft
- Zusammenspiel von methodologischem Individualismus und Sozialverantwortungskonzept
- Spannungsverhältnis zwischen kapitalorientiertem Medienmarkt und integrationsorientiertem Mediensystem
- Gesellschaftliche Relevanz von Massenmedien und deren Einfluss auf Rezipienten
- Die Herausforderung der Verbindung zweier gegensätzlicher Normensysteme
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Medienökonomie aus der pragmatischen Perspektive: Dieses Kapitel beleuchtet die Besonderheiten der Medienökonomie und zeigt auf, wie Gütereigenschaften, Informationsmängel und die begrenzte Marktmacht des Rezipienten die Funktionsweise des Medienmarktes beeinflussen. Es werden die Herausforderungen für strategische Neuorientierungen und die Rolle des Staates als Akteur diskutiert.
- Medienwirtschaft im Spannungsfeld verschiedener Systembetrachtungen: Dieses Kapitel analysiert die Medienwirtschaft aus verschiedenen Perspektiven: der ökonomischen, publizistischen und politischen. Es verdeutlicht, wie die Medienwirtschaft immer durch normative Rahmenbedingungen geprägt ist.
- Der medienökonomische Diskussionsstand in der deutschsprachigen Literatur: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der medienökonomischen Diskussion in der deutschsprachigen Literatur.
- Die Medienökonomie aus definitorischer Perspektive: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition der Medienökonomie und beleuchtet die Unterschiede zwischen deskriptiven und normativen Ansätzen.
Schlüsselwörter
Medienökonomie, Standortbestimmung, Disziplinendiskussion, ökonomische Perspektive, publizistische Perspektive, methodologischer Individualismus, Sozialverantwortungskonzept, kapitalorientiertes Medienmarktkonzept, integrationsorientiertes Mediensystem, Massenmedien, Rezipienten, Agenda Setting, Kultivierungshypothese, wachsende Wissenskluft, deskriptive Medienökonomie, normative Medienökonomie.
- Arbeit zitieren
- Professor Thomas Dreiskämper (Autor:in), 2008, Medienökonomie - Versuch einer Standortbestimmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91121