„Bildungsqualität braucht professionelle Lehrerbildung“ (Huwendieck 1998, S. 12). Diese
Thematik war im Dezember 1997 Schwerpunktthema des 31. Seminartages des Bundesarbeitskreises
der Seminar- und Fachleiter/ -innen e.V. in Bonn. Doch nicht nur auf dieser
Veranstaltung war diese Thematik Anlass für rege Diskussion. Auch der gestiegene Lehrerbedarf,
gerade an beruflichen Schulen, und vor allem die für Deutschland weniger erfreulichen
Ergebnisse internationaler Schulleistungsvergleiche haben dazu beigetragen,
das Thema Lehrerbildung und die Diskussion um die Qualität des deutschen Bildungssystems
erneut ins Gerede zu bringen. Gerade der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen
institutionalisierter Bildungsprozesse auf der einen Seite und der Qualität und somit
der Qualifizierung und Professionalisierung der Lehrerschaft auf der anderen Seite ist
wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt (Sandfuchs 2005, S. 125). Und so
sind es die Schulen und die Arbeit der Lehrer, die unter einem hohen öffentlichen Druck
stehen. Oftmals ist es die Praxis der Lehrerbildung, die von der Öffentlichkeit kritisiert
wird. Es wird erhofft und erwartet, dass sie genau die neuen Lehrer „erzeugt“, die die Gesellschaft
braucht (Terhart 2000, S. 73). Diese Hoffnungen und Erwartungen geraten nicht
zu Unrecht immer öfter in den Mittelpunkt wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher
Diskussionen. Angesichts des Wandels in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und
der neuen Herausforderungen und Anforderungen, die die Globalisierung des Wettbewerbs
mit sich bringt, werden zwar weiterhin Arbeit, Boden und Kapital als Produktivkräfte
benötigt, doch ferner wird gerade die Bildung die Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts
sein. Aus diesem Grunde kommt den Lehrern1, eine besondere Verantwortung zu:
Sie sind es, die die nachwachsende Generation an die Aufgaben und Anforderungen der
Berufswelt durch Bildung und Ausbildung heranführt (Süßmuth 1998, S.9). Schulqualität
und Schulentwicklung hängen maßgeblich von den Qualitäten und Qualifikationen der
Lehrer ab. So ist es unabdingbar, sich mit der Professionalität im Lehrerberuf, ihrer Entwicklung,
Stärkung und Sicherung auseinanderzusetzen. „Bildungsqualität braucht professionelle
Lehrer […] “ (Huwendieck 1998, S. 12). Aus diesem Grunde stellt sich im
Rahmen der vorliegenden Arbeit die Frage, wie Professionalität bei Lehrern des beruflichen
Bereichs entwickelt werden kann. Im Mittelpunkt der Arbeit und der Analyse der Professionalität
der Lehrer des berufsbildenden Bereichs stehen die jeweiligen Phasen der
Lehrerbildung, sowie das Individuum, die Lehrerpersönlichkeit, selbst.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Professionstheoretische Überlegungen
- Profession - Professionalisierung. Eine begriffliche Abgrenzung
- Makrosoziologische Ansätze in der Professionstheorie: Der systemtheoretische Ansatz nach Stichweh (in Anlehnung nach Luhmann)
- Mikrosoziologische Ansätze in der Professionstheorie: Der strukturtheoretische Ansatz nach Oevermann
- Der professionelle Lehrer an beruflichen Schulen: Zum Prozess des Erwerbs professioneller Kompetenz
- Professionelles Handeln
- Lehrerausbildung: 3 Phasen der Professionalitätsentwicklung
- Berufsethos und das „professionelle Selbst“
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung von Professionalität bei Lehrern im beruflichen Bereich. Sie untersucht die Bedeutung der Lehrerbildung, die verschiedenen Phasen der Professionalitätsentwicklung und die Rolle des Individuums, insbesondere des Berufsethos und des „professionellen Selbst“, in diesem Prozess.
- Begriffliche Abgrenzung und Analyse des Begriffs „Professionalisierung“
- Anwendung makrosoziologischer Ansätze (systemtheoretischer Ansatz von Stichweh) auf die Lehrerprofession
- Bedeutung der Lehrerausbildung und ihrer Phasen für die Professionalitätsentwicklung
- Einfluss des Berufsethos und des „professionellen Selbst“ auf die Lehrerprofessionalität
- Analyse des Prozesses des Erwerbs professioneller Kompetenz in der Lehrerprofession
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Problemstellung
Dieses Kapitel behandelt die Relevanz professioneller Lehrerbildung und die Herausforderungen, denen sich Lehrer an beruflichen Schulen im Kontext des Bildungswesens und der gesellschaftlichen Entwicklung stellen müssen. Die Diskussion um die Qualität des Bildungssystems und die Bedeutung der Lehrerqualifikation stehen im Vordergrund.
Kapitel 2: Professionstheoretische Überlegungen
Kapitel 2.1 bietet eine begriffliche Abgrenzung von „Professionalisierung“ und „Verberuflichung“. Die Bedeutung der wissenschaftlichen Fundierung und der sozial-normativen Dimension für die Definition von Professionen wird erläutert. Kapitel 2.2 und 2.3 stellen makrosoziologische Professionalisierungstheorien vor, die in der weiteren Analyse der Lehrerprofessionalisierung eine Rolle spielen, insbesondere der systemtheoretische Ansatz von Stichweh und der strukturtheoretische Ansatz von Oevermann.
Kapitel 3: Der professionelle Lehrer an beruflichen Schulen: Zum Prozess des Erwerbs professioneller Kompetenz
Kapitel 3.1 beleuchtet die Struktur professionellen Handelns und die Bedeutung dieser Handlungsstruktur für die Entwicklung von Professionalität. Kapitel 3.2 analysiert die verschiedenen Phasen der Lehrerausbildung und deren Einfluss auf die Professionalitätsentwicklung. Kapitel 3.3 konzentriert sich auf die Rolle des Individuums, des Berufsethos und des „professionellen Selbst“ in der Professionalitätsentwicklung.
Schlüsselwörter
Lehrerprofessionalität, Lehrerbildung, Berufliche Schulen, Professionalisierung, Professionstheorie, Systemtheorie, Strukturtheorie, Berufsethos, „professionelles Selbst“, Professionalitätsentwicklung, Bildungssystem, Bildungsqualität, Globalisierung, Wettbewerb, Produktivkräfte, Schlüsselqualifikation.
- Quote paper
- Britta Hilbert (Author), 2008, Professionelle Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen - Eine theoriegeleitete Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91166