Die Vergebung sei mit den Toten in den Lagern gestorben, so schreibt der jüdische Philosoph Vladimir Jankélévitch, und insistiert auf dem Ressentiment als einziger moralischer Haltung gegenüber den Tätern. Literaten wie Jorge Semprún, Primo Levi oder Elie Wiesel haben die Monstrosität des industriellen Massenmordes tief ins kulturelle Gedächtnis eingeschrieben. Aber kann es tatsächlich ein moralisches Gebot sein, nicht zu vergeben? Was wäre dann noch der Sinn von Vergebung? Was ist überhaupt die "Gabe" der Vergebung? Welche Bedeutung kommt dem Vergessen zu? Gibt es so etwas wie unsühnbare Schuld? Hieße dies auch: unvergebbare Schuld? Im Horizont dieser Fragen wendet sich Jacques Derrida gegen eine Äquivalenzlogik von Schuld und Vergebung. Im Spannungsfeld zwischen Ontologie und Axiologie zeigt Derrida, wie die Suche nach den Bedingungen der Möglichkeit von Vergebung einen Bruch im abendländischen Denken freilegt, welcher bis an die Wurzeln der abrahamitischen Religionen führt. Von diesem Bruch aus schickt sich die Philosophie der Postmoderne an, als hyperbolische Verantwortungsethik das detranszendentalisierte Erbe der Theologie anzutreten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Gegenstand und Ziel der Arbeit
- 1.2 Literaturbericht
- 2 Hauptteil
- 2.1 Entschuldigung - Verzeihung - Vergebung
- 2.2 Vergebung – ohne Kalkül
- 2.3 Vergebung – keine Frage des Rechts
- 2.4 Vergebung des Unvergebbaren?
- 2.5 Jenseits der Sprache
- 2.6 Vergebung als Gabe?
- 2.7 Jenseits der Zeit
- 2.8 Jenseits des Sinns
- 2.9 Vergebung - ohne Souveränität
- 2.10 Aporie der Ethik
- 2.11 Die ethische Aporie der Vergebung
- 2.12 Exkurs: Der Dritte
- 2.13 Jenseits der (Onto-)Theologie
- 3 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Jacques Derridas Konzept der Vergebung, insbesondere die Frage der „Vergebung des Unvergebbaren“, im Kontext seiner Dekonstruktions-Philosophie. Sie analysiert Derridas Argumentation kritisch und ordnet sie in den größeren Rahmen seiner philosophischen Werke ein. Die Arbeit beleuchtet den Bruch zwischen Vergebung als Kalkül und Vergebung als Gabe.
- Derridas Konzept der Vergebung im Spannungsfeld von Recht und Gerechtigkeit
- Die Dekonstruktion der traditionellen Vorstellungen von Schuld und Sühne
- Vergebung als transzendentale Frage und ihre Implikationen
- Derrida's Konzept der Vergebung im Kontext der abrahamitischen Religionen
- Die Rolle von Sprache und Zeit im Verständnis von Vergebung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Vergebung des Unvergebbaren ein, ausgehend von Eva Mozes Kors Plädoyer für das Recht der Opfer zu vergeben. Sie stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor: Was ist der Sinn von Vergebung? Was vergibt Vergebung? Wer hat das Recht zu vergeben? Derrida's Essay dient als Ausgangspunkt für die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, wobei seine dekonstruktive Methode und ihr Einfluss auf die Textinterpretation hervorgehoben werden.
2 Hauptteil: Der Hauptteil untersucht verschiedene Facetten von Derridas Konzept der Vergebung. Er analysiert die Begriffe Entschuldigung, Verzeihung und Vergebung, diskutiert Vergebung jenseits von Kalkül und Recht, und erörtert die Frage der Vergebung des Unvergebbaren. Die Kapitel beleuchten die Rolle von Sprache, Zeit und Sinn im Kontext der Vergebung und thematisieren die Aporie der Ethik und die damit verbundene Herausforderung für ein traditionelles Verständnis von Moral und Gerechtigkeit. Der Exkurs zum "Dritten" und die Auseinandersetzung mit onto-theologischen Fragen erweitern die Perspektive.
Schlüsselwörter
Vergebung, Jacques Derrida, Dekonstruktion, Schuld, Sühne, Gerechtigkeit, Recht, Ethik, Aporie, Transzendenz, Gabe, Sprache, Zeit, Ontotheologie, Unvergebbare Schuld.
Häufig gestellte Fragen zu: Jacques Derridas Konzept der Vergebung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Jacques Derridas Konzept der Vergebung, insbesondere die Frage der „Vergebung des Unvergebbaren“, im Kontext seiner Dekonstruktions-Philosophie. Sie untersucht kritisch Derridas Argumentation und ordnet sie in den größeren Rahmen seiner philosophischen Werke ein. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Unterschied zwischen Vergebung als Kalkül und Vergebung als Gabe.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet Derridas Konzept der Vergebung im Spannungsfeld von Recht und Gerechtigkeit, dekonstruiert traditionelle Vorstellungen von Schuld und Sühne, untersucht Vergebung als transzendentale Frage und deren Implikationen, setzt Derridas Konzept in den Kontext abrahamitischen Religionen und analysiert die Rolle von Sprache und Zeit im Verständnis von Vergebung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil und eine Zusammenfassung. Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor, ausgehend von Eva Mozes Kors Plädoyer für das Recht der Opfer zu vergeben. Der Hauptteil untersucht verschiedene Facetten von Derridas Konzept der Vergebung, analysiert Begriffe wie Entschuldigung, Verzeihung und Vergebung, diskutiert Vergebung jenseits von Kalkül und Recht, und erörtert die Frage der Vergebung des Unvergebbaren. Er beleuchtet die Rolle von Sprache, Zeit und Sinn und thematisiert die Aporie der Ethik. Ein Exkurs zum "Dritten" und die Auseinandersetzung mit onto-theologischen Fragen erweitern die Perspektive. Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Vergebung, Jacques Derrida, Dekonstruktion, Schuld, Sühne, Gerechtigkeit, Recht, Ethik, Aporie, Transzendenz, Gabe, Sprache, Zeit, Ontotheologie und Unvergebbare Schuld.
Welche Fragen werden in der Arbeit gestellt und beantwortet?
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Fragen zum Thema Vergebung, wie: Was ist der Sinn von Vergebung? Was vergibt Vergebung? Wer hat das Recht zu vergeben? Sie untersucht diese Fragen im Kontext von Derridas dekonstruktiver Philosophie und hinterfragt traditionelle moralische und ethische Konzepte.
Wie ist der Aufbau des Inhaltsverzeichnisses?
Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in drei Hauptteile: Einleitung (mit den Unterpunkten Gegenstand und Ziel der Arbeit und Literaturbericht), Hauptteil (mit zahlreichen Unterkapiteln, die verschiedene Aspekte der Vergebung aus Derridas Perspektive beleuchten) und Zusammenfassung.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Leser bestimmt, die sich für Philosophie, insbesondere für die Dekonstruktionsphilosophie Jacques Derridas, und für ethische Fragestellungen im Kontext von Schuld, Sühne und Vergebung interessieren. Sie richtet sich an ein akademisches Publikum.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2007, Vergebung des Unvergebbaren? Jacques Derridas post-metaphysischer Entwurf einer hyperbolischen Verantwortungsethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91170