Medien und Sport sind untrennbar miteinander verbunden. Sport braucht die Medien und die Medien brauchen den Sport. Die große Aufmerksamkeit, die Sportveranstaltungen wie Olympischen Spielen gewidmet wird, kann dabei leicht für politische Zwecke missbraucht werden. Das Thema Olympia-Boykott ist aktuell: Mehrere Abgeordnete der Republikanischen Partei von US-Präsident George W. Bush fordern wegen der Missachtung der Menschenrechte in China einen Boykott der im August 2008 beginnenden Spiele in Peking. Günter Nooke, der Beauftragte für Menschenrechte der Bundesregierung, hält allerdings davon überhaupt nichts. Auch er verurteilt, wie seine amerikanischen Kollegen, die Verachtung der Menschenrechte, die bekämpft werden müsse, aber die Vergabekriterien des IOC seien nicht an politischen Zielsetzungen orientiert. Wichtig sei, dass die Medien nicht nur über die sportlichen Erfolge berichten, sondern auch auf die menschenrechtlichen Missstände hinweisen. Eine umfassende Berichterstattung sei insbesondere deshalb wichtig, weil China, wie jedes andere Land auch, versuchen werde, die Olympischen Spiele als Werbung für das eigene Land und für die internationale Aufwertung zu nutzen. Die Spiele als Aushängeschild der Nation machte sich schon die Sowjetunion zu Nutzen, als der Eiserne Vorhang noch nicht gefallen war. Obwohl es die Sowjetunion nicht mehr gibt, so wirkt doch das mit den Olympischen Spielen von 1980 in Moskau errungene Prestige nach. Die Medien, die mit großem finanziellen Gewinn von den Sportereignissen berichten, bereiten die internationale Bühne, auf der auch politische Ansichten weitergegeben werden können. In der vorliegenden Arbeit soll aufgezeigt werden, wie sich Politik versucht, sich den Sport zu eigen zu machen, um Positionen gegenüber anderen hervorzuheben, durchzusetzen und zu festigen. Die Darstellung und die Analyse der krisenhaften Situation des Boykotts der Olympischen Spiele im Zuge der Invasion Afghanistans, durch die UdSSR soll inhaltsanalytisch im Spiegel der ost- und westdeutschen Presse dargestellt werden.
Dazu wurden die beiden westdeutschen Zeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung und Bild, sowie die ostdeutschen Publikationen Neues Deutschland und Junge Welt ausgewertet. Die vier Zeitungen wurden aufgrund ihres Verbreitungsgrads und ihrer hohen Bekanntheit bei der Bevölkerung ausgewählt. Ein ergänzendes Auswahlkriterium bei den westdeutschen Zeitungen war die Unterschiedlichkeit der beiden Tageszeitungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Exkurs: Olympische Spiele
- 3. Der Weg zu zwei deutschen Olympiamannschaften
- 3.1 Ziel: nationale Souveränität
- 3.2 Hallstein-Doktrin
- 3.3 „Spalterflagge“ und die „Hymne an die Freude“
- 3.4 Die Sowjetunion mischt sich ein
- 3.5 Regelverstöße belasten das Verhältnis zwischen DDR und BRD
- 3.6 Neue Ostpolitik
- 3.7 Der „,innerdeutsche“ oder „deutsch-deutsche“ Sportverkehr
- 3.8 Die Bedeutung der Olympischen Spiele für die DDR
- 3.9 Verhältnis Sport und Staat
- 4. Geschichte des Boykotts
- 4.1 Boykotte vor 1980
- 4.2 Der Boykott 1980 – Ausgangslage
- 4.3 Staatengeflecht, wer boykottierte ?
- 5. Besonderheiten der Medienlandschaft der DDR im Vergleich mit der BRD
- 5.1 Presse- und Informationsfreiheit
- 5.2 „Funktionäre der Arbeiterklasse“
- 5.3 Aufgabe der Medien
- 5.4 Die Medien und der „Klassenfeind“
- 6. Vorgehensweise bei der Auswertung der west- und ostdeutschen Presse
- 6.1 Frankfurter Allgemeine Zeitung
- 6.1.1 Vorstellung der Zeitung
- 6.1.2 Afghanistaninvasion
- 6.1.3 Boykottdiskussion
- 6.1.4 Olympische Spiele
- 6.1.5 Verhältnis zum Klassengegner
- 6.2 Bild-Zeitung
- 6.2.1 Vorstellung der Zeitung
- 6.2.2 Afghanistaninvasion
- 6.2.3 Boykottdiskussion
- 6.2.4 Olympische Spiele
- 6.2.5 Verhältnis zum Klassengegner
- 6.3 Neues Deutschland - Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
- 6.3.1 Vorstellung der Zeitung
- 6.3.2 Afghanistaninvasion
- 6.3.3 Boykottdiskussion
- 6.3.4 Olympische Spiele
- 6.3.5 Verhältnis zum Klassengegner
- 6.4 Junge Welt - Organ des Zentralrats der FDJ
- 6.4.1 Vorstellung der Zeitung
- 6.4.2 Afghanistaninvasion
- 6.4.3 Boykottdiskussion
- 6.4.4 Olympische Spiele
- 6.4.5 Verhältnis zum Klassengegner
- 6.1 Frankfurter Allgemeine Zeitung
- 7. Auswirkungen des Boykotts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Berichterstattung über den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980 in der ost- und westdeutschen Presse. Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven und die politische Instrumentalisierung des Sportereignisses aufzuzeigen.
- Die Rolle der Medien im Kontext politischer Ereignisse
- Der Einfluss der Politik auf die Berichterstattung über die Olympischen Spiele
- Vergleichende Analyse der ost- und westdeutschen Medienlandschaft
- Der Boykott der Olympischen Spiele 1980 als Spiegel des Ost-West-Konflikts
- Die Instrumentalisierung des Sports für politische Zwecke
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas dar, indem sie den Zusammenhang zwischen Sport, Medien und Politik hervorhebt und den aktuellen Diskurs um Olympia-Boykotte im Kontext von Menschenrechtsverletzungen anführt. Sie führt in die Thematik ein und kündigt die anschließende Analyse der Berichterstattung zum Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau an, welche im Fokus der Arbeit steht. Die Einleitung verortet die Arbeit im Kontext aktueller Debatten und erklärt die Forschungsfrage.
3. Der Weg zu zwei deutschen Olympiamannschaften: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Hintergründe der Teilnahme zweier deutscher Mannschaften an den Olympischen Spielen. Es analysiert die politischen und ideologischen Konflikte, die zur Teilung der deutschen Sportler führten, insbesondere die Rolle der Hallstein-Doktrin und den Einfluss der sowjetischen Politik. Die Entwicklung des „deutsch-deutschen“ Sportverkehrs und die Bedeutung der Spiele für die DDR werden ebenfalls ausführlich behandelt, inklusive der engen Verknüpfung von Sport und Staat im Ostblock. Die Kapitel unterstreichen die Bedeutung des Sports als Schauplatz politischer Auseinandersetzung.
4. Geschichte des Boykotts: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über Boykotte der Olympischen Spiele vor 1980, um den Boykott von 1980 in einen größeren Kontext einzubetten. Es analysiert die Ausgangslage des Boykotts im Jahr 1980, insbesondere den Einfluss der sowjetischen Invasion in Afghanistan und die daraus resultierenden internationalen Reaktionen. Es wird untersucht, welche Länder den Boykott unterstützten und welche nicht, und welche politischen und ideologischen Faktoren eine Rolle spielten.
5. Besonderheiten der Medienlandschaft der DDR im Vergleich mit der BRD: Dieses Kapitel vergleicht die Presse- und Informationsfreiheit in der DDR und der BRD und untersucht die Rolle der Medien als Propagandainstrumente im Ostblock. Es analysiert die unterschiedlichen Aufgaben der Medien in beiden Systemen und wie sie den „Klassenfeind“ darstellten. Der Fokus liegt auf den grundsätzlichen Unterschieden der Medienlandschaften und deren Einfluss auf die Berichterstattung.
Schlüsselwörter
Olympia-Boykott 1980, Moskau, DDR, BRD, Ost-West-Konflikt, Medienanalyse, Inhaltsanalyse, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bild-Zeitung, Neues Deutschland, Junge Welt, Propaganda, Sportpolitik, Hallstein-Doktrin, Afghanistan.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Olympia-Boykotts 1980
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Berichterstattung über den Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau in der ost- und westdeutschen Presse. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Perspektiven und der politischen Instrumentalisierung dieses Sportereignisses.
Welche Zeitungen wurden untersucht?
Die Analyse umfasst die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Bild-Zeitung, Neues Deutschland (Zentralorgan der SED) und die Junge Welt (Organ des Zentralrats der FDJ). Die Untersuchung betrachtet die Berichterstattung dieser Zeitungen im Kontext des Boykotts und vergleicht die Darstellungen im Ost- und Westblock.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Medien im Kontext politischer Ereignisse, den Einfluss der Politik auf die Berichterstattung über die Olympischen Spiele, einen Vergleich der ost- und westdeutschen Medienlandschaft, den Boykott von 1980 als Spiegel des Ost-West-Konflikts und die Instrumentalisierung des Sports für politische Zwecke. Weitere Themen sind die historische Entwicklung der zwei deutschen Olympiamannschaften, die Hallstein-Doktrin, die sowjetische Einflussnahme und die Geschichte von Olympia-Boykotten vor 1980.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, ein Exkurs zu den Olympischen Spielen, die Entwicklung zweier deutscher Olympiamannschaften, die Geschichte des Boykotts, die Besonderheiten der Medienlandschaft in der DDR und BRD, die Vorgehensweise bei der Auswertung der Presse, die Auswirkungen des Boykotts und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Themas, beginnend mit der historischen Einordnung und den politischen Hintergründen des Boykotts bis hin zur detaillierten Analyse der Medienberichterstattung.
Welche methodischen Ansätze wurden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Inhaltsanalyse der ausgewählten Zeitungen. Es wird die Berichterstattung über die Afghanistaninvasion, die Boykottdiskussion und die Olympischen Spiele selbst analysiert und auf Unterschiede in der Darstellung und der politischen Einordnung hinsichtlich der jeweiligen Ideologie und des Verhältnisses zum „Klassengegner“ untersucht.
Was ist das zentrale Ergebnis der Arbeit?
Das zentrale Ergebnis zeigt die unterschiedlichen Perspektiven und die politische Instrumentalisierung des Sportereignisses auf, sowohl in der Darstellung als auch in der Auswahl der Themen und der Argumentationsweise der untersuchten Medien. Die Arbeit verdeutlicht, wie Sport und Medien im Kalten Krieg als Instrumente der politischen Propaganda genutzt wurden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Olympia-Boykott 1980, Moskau, DDR, BRD, Ost-West-Konflikt, Medienanalyse, Inhaltsanalyse, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bild-Zeitung, Neues Deutschland, Junge Welt, Propaganda, Sportpolitik, Hallstein-Doktrin, Afghanistan.
- Citar trabajo
- Birte Wachtel (Autor), 2007, Der Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau in der deutsch-deutschen Presse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91180