In dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern die Verfassungsmütter und Verfassungsväter sich bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes an der Vergangenheit orientierten. Einhergehend wird geklärt, ob die Weimarer Reichsverfassung eine Grundlage des neuen politischen Kapitels Deutschlands darstellte oder als ein Gegenpol beim Erstellen politischer Gesetze diente. Um die Prozesse und Lehren der Politik in den Nachkriegsjahren wirksamer beurteilen zu können, wird im Folgenden auf die Begriffe des Systemwechsels und der Verfassung näher eingegangen. Infolgedessen werden auch die einzelnen Transformationsphasen erläutert.
Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 führte zu der Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa. Die Nachkriegszeit brachte nicht nur einen wirtschaftlichen und sozialen Missstand mit sich, sondern führte auch eine ungeklärte politische Lage herbei. Die zuvor zwölf Jahre etablierte Führerdiktatur in Deutschland fand mit dem Tod Hitlers einen Hingang. Die Frage der politischen Zukunft bestärkte den Unfrieden zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Um in Deutschland eine bestmögliche nationale Politik neu aufbauen zu können, fanden Gespräche und Diskussionen in den Jahren 1945 bis 1949 statt, welche Lehren man aus dem Nationalsozialismus, aber auch aus der zuvor gescheiterten Weimarer Republik samt ihrer Weimarer Reichsverfassung schließen kann. Das Ausspielen der Weimarer Reichsverfassung mit dem Ergebnis der Machtübernahme einer extremistischen Partei führte dazu, dass die Verfassungsväter und -mütter eine Neugestaltung der Funktionen politischer Akteure im Grundgesetz zur Stabilisierung der Regierung verfasst haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Prozess des Systemwechsels
- 3. Verfassungen
- 4. Entstehung des Grundgesetzes
- 5. Rückschlüsse der Verfassungsväter und Verfassungsmütter
- 5.1 Verfassungsväter und Verfassungsmütter
- 5.2 Lehren aus der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung des Grundgesetzes im Kontext des Systemwechsels nach 1945 in Deutschland. Der Fokus liegt auf den Lehren, die die Verfassungsväter und -mütter aus der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus gezogen haben und wie diese Lehren die Ausarbeitung des Grundgesetzes beeinflusst haben.
- Systemwechsel in Deutschland nach 1945
- Die Rolle der Weimarer Reichsverfassung
- Lehren aus dem Nationalsozialismus
- Ausarbeitung des Grundgesetzes
- Funktionen politischer Akteure im Grundgesetz
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext des Systemwechsels in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen der Nachkriegszeit und die Notwendigkeit, Lehren aus der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus zu ziehen, um eine neue nationale Politik aufzubauen. Die Arbeit fokussiert darauf, wie die Verfassungsväter und -mütter die Vergangenheit bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes berücksichtigt haben und ob die Weimarer Reichsverfassung als Grundlage oder Gegenpol diente.
2. Prozess des Systemwechsels: Dieses Kapitel definiert den Begriff des Systemwechsels als den Übergang von einem alten zu einem neuen politischen System, wobei sich Herrschaftszugang, -struktur, -anspruch und -weise grundlegend verändern. Es werden die drei Transformationsphasen – Ende des autokratischen Systems, Institutionalisierung der Demokratie und Konsolidierung der Demokratie – erläutert. Die Kapitel betont, dass diese Phasen sich überlagern können und dass sowohl systeminterne (Legitimitätskrisen) als auch systemexterne Faktoren (Kriegsniederlagen) den Systemwechsel auslösen können. Der Prozess der Institutionalisierung der Demokratie wird als besonders herausfordernd dargestellt, da neue Regeln geschaffen werden müssen, die sowohl die Zustimmung der Bevölkerung als auch die Ziele der Machthaber berücksichtigen.
3. Verfassungen: Dieses Kapitel behandelt die enge Beziehung zwischen Systemwechsel und Verfassungen, wobei der Systemwechsel 1933 als Ausnahme ohne Verfassungsgebung hervorgehoben wird. Verfassungen werden als oberstes Recht definiert, welches die Ordnung des Politischen, das Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und Herrschaftsrechten und Grundrechte festlegt. Die Kapitel erwähnt die Konzepte der Pfadabhängigkeit und des Constitutional Engineering aus der vergleichenden Politikwissenschaft, welche die Bedeutung historischer Ereignisse und Prozesse für die Gestaltung politischer Systeme beleuchten.
Schlüsselwörter
Systemwechsel, Grundgesetz, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Verfassungsväter, Verfassungsmütter, Demokratie, Autokratie, politische Institutionen, Transformationsphasen, Pfadabhängigkeit, Constitutional Engineering.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Entstehung des Grundgesetzes
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die Entstehung des deutschen Grundgesetzes nach dem Zweiten Weltkrieg. Er analysiert den Systemwechsel in Deutschland, die Rolle der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus, die Lehren der Verfassungsväter und -mütter und den Prozess der Verfassungsausarbeitung.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende zentrale Themen: den Systemwechsel in Deutschland nach 1945, den Prozess der Demokratieinstitutionalisierung, die Weimarer Reichsverfassung und deren Bedeutung (oder Fehlen derselben) für das Grundgesetz, die Lehren aus dem Nationalsozialismus, die Ausarbeitung des Grundgesetzes selbst, die Rolle der politischen Akteure und die Konzepte der Pfadabhängigkeit und des Constitutional Engineering.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Prozess des Systemwechsels, Verfassungen, Entstehung des Grundgesetzes, Rückschlüsse der Verfassungsväter und -Mütter (inkl. Unterkapitel zu den Verfassungsvätern/-müttern und den Lehren aus Weimarer Republik und Nationalsozialismus) und Fazit.
Welche Rolle spielte die Weimarer Republik bei der Entstehung des Grundgesetzes?
Der Text untersucht die Beziehung zwischen der Weimarer Reichsverfassung und dem Grundgesetz. Es wird analysiert, ob die Weimarer Verfassung als Grundlage oder Gegenpol für die Ausarbeitung des Grundgesetzes diente und welche Lehren aus deren Erfolgen und Fehlern gezogen wurden.
Welche Lehren wurden aus dem Nationalsozialismus gezogen?
Der Text beleuchtet, wie die Erfahrungen des Nationalsozialismus die Verfassungsväter und -mütter bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes beeinflusst haben und welche Maßnahmen ergriffen wurden, um eine Wiederholung der Gräueltaten zu verhindern.
Was sind die zentralen Schlüsselwörter des Textes?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Systemwechsel, Grundgesetz, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Verfassungsväter, Verfassungsmütter, Demokratie, Autokratie, politische Institutionen, Transformationsphasen, Pfadabhängigkeit, Constitutional Engineering.
Wie wird der Prozess des Systemwechsels beschrieben?
Der Systemwechsel wird als Übergang von einem alten zu einem neuen politischen System definiert, mit grundlegenden Veränderungen in Herrschaftszugang, -struktur, -anspruch und -weise. Der Text beschreibt drei Transformationsphasen: Ende des autokratischen Systems, Institutionalisierung der Demokratie und Konsolidierung der Demokratie, wobei sich diese Phasen überlappen können.
Was ist die Zielsetzung des Textes?
Die Zielsetzung besteht darin, die Entstehung des Grundgesetzes im Kontext des Systemwechsels nach 1945 zu untersuchen, mit Fokus auf den Lehren aus der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus und deren Einfluss auf die Ausarbeitung des Grundgesetzes.
Wie werden Verfassungen im Text definiert?
Verfassungen werden als oberstes Recht definiert, welches die Ordnung des Politischen, das Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und Herrschaftsrechten und Grundrechte festlegt. Der Text erwähnt auch die Bedeutung historischer Ereignisse und Prozesse für die Gestaltung politischer Systeme (Pfadabhängigkeit und Constitutional Engineering).
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- Cassandra Klinner (Autor), 2020, Der Systemwechsel in Deutschland 1945. Orientierungspunkte bei der Verfassung des Grundgesetzes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/912712