„Was, wenn die Urenkel der Nihilisten längst ausgezogen wären aus dem staubigen Devotionalienladen, den wir unsere Weltanschauung nennen?“ fragt Juli Zeh in der Vorrede ihres kurz nach der Jahrtausendwende erschienenen Romans „Spieltrieb“; was wäre, „wenn ihnen Bibel, Grundgesetz und Strafrecht nie mehr gegolten hätten als Anleitung und Regelbuch zu einem Gesellschaftsspiel?“ . Ausgehend von diesem Gedankenexperiment entwirft Juli Zeh die Geschichte zweier abgeklärter Jugendlicher, Ada und Alev, welche ein „ungeheuerliches“ Spiel um ihren Deutschlehrer polnischer Herkunft, Smutek, herum, konstruieren. Die zahlreichen Verweise auf die Philosophie Nietzsches werden im weiteren Verlauf des Romans expliziter und sollen im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit durch die Untersuchung relevanter Kapitel aus dem „Zarathustra“ herausgearbeitet werden. Hierbei stehen mehrere Leitfragen im Vordergrund. Zunächst soll geklärt werden, inwieweit die Bezeichnung „Urenkel der Nihilisten“ auf Ada und Alev – und auf ihre Generation – zutrifft.
Sind Ada, Alev und ihre Zeitgenossen tatsächlich in einem wertfreien Vakuum aufgewachsen, oder zeugt die Bezeichnung ihrer selbst als „Urenkel der Nihilisten“ vielmehr von dem Wunsch, kühl, abgeklärt und völlig rational zu erscheinen, um sich keine Blöße vor anderen zu geben? Weiterhin soll untersucht werden, ob die beiden - anfänglich eher labilen - Persönlichkeiten Ada und Smutek sich im Verlauf der Erzählung zu Charakteren mit mehr Eigenverantwortung und –initiative entwickeln und in welcher Relation Alev zu dieser Entwicklung steht. Friedrich Nietzsche lässt den Einsiedler Zarathustra in seinem gleichnamigen Werk nach einer langen Periode des einsamen Nachdenkens von einem Berggipfel zu den Menschen ins Tal hinabsteigen, um die Lehre des Übermenschen zu verkünden. Der Übermensch ist „freien Geistes und freien Herzens“ , ein Mensch, „[weggelockt] von der Heerde“ , ein Freidenker, der selbstverantwortlich handelt und Neues schafft. Ist bei Ada und ihrem Lehrer Smutek eine „Verwandlung“ vom bloßen „Herdentier“ hin zum Übermenschen – bei Nietzsche oft verglichen mit einem „spielenden Kind“ – erkennbar? Um die Fragestellung angemessen beantworten zu können, sollen zunächst die für den zu untersuchenden Text relevanten Passagen aus dem Werk Friedrich Nietzsches vorgestellt und erläutert werden, bevor zu der Charakterisierung Adas, Alevs und Smuteks übergegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Philosophie Friedrich Nietzsches
- ,,Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ – Der Nihilismus als Konsequenz Nietzsches Denken?
- Die Überwindung des Nihilismus in Nietzsches „Zarathustra“
- ,,Von den drei Verwandlungen des Geistes“
- Der,,Wille zur Macht“
- ,,Die Urenkel der Nihilisten“ – Nietzsches Philosophie in „Spieltrieb“.
- Ada ein „Kuckuckskind“ und Einzelgänger..
- Kamel, Löwe oder spielendes Kind? Adas Entwicklung im Verlauf des Romans .....
- Alev – ein „ruchloser Spieler“ mit dem „Willen zur Macht“?. _
- Smuteks,,Menschwerdung“.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Rezeption Friedrich Nietzsches im Roman „Spieltrieb“ von Juli Zeh. Es wird insbesondere erforscht, inwiefern die Charaktere Ada und Alev als „Urenkel der Nihilisten“ bezeichnet werden können und ob in ihren Handlungen und Entwicklungen Parallelen zu Nietzsches Philosophie, insbesondere zum Konzept des Übermenschen, erkennbar sind.
- Nihilismus und „Umwertung aller Werte“ in „Spieltrieb“
- Die Figuren Ada, Alev und Smutek als Vertreter der „Urenkel der Nihilisten“
- Die Rolle des „Willen zur Macht“ in Adas und Alevs Handeln
- Die „Verwandlung“ von Ada und Smutek im Verlauf des Romans
- Der Einfluss der Philosophie Nietzsches auf Juli Zehs Roman „Spieltrieb“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die zentralen Forschungsfragen sowie den Ansatz der intertextuellen Analyse vor. Sie verdeutlicht, wie die „Urenkel der Nihilisten“ im Roman „Spieltrieb“ und ihre Handlungen im Kontext der Philosophie Nietzsches interpretiert werden sollen.
- Die Philosophie Friedrich Nietzsches: Dieses Kapitel analysiert zentrale Konzepte der Philosophie Friedrich Nietzsches, insbesondere den Nihilismus und die Überwindung desselben durch den Übermenschen. Dabei wird auf „Also sprach Zarathustra“ eingegangen und die „drei Verwandlungen des Geistes“ sowie der „Wille zur Macht“ erläutert.
- „Die Urenkel der Nihilisten“ – Nietzsches Philosophie in „Spieltrieb“: Dieses Kapitel analysiert die Figuren Ada, Alev und Smutek im Kontext von Nietzsches Philosophie. Es untersucht, inwieweit diese Figuren als „Urenkel der Nihilisten“ bezeichnet werden können und ob in ihren Handlungen und Entwicklungen Parallelen zu den Konzepten des „Willen zur Macht“ und des Übermenschen zu finden sind.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind Nihilismus, Übermensch, „Spieltrieb“, „Urenkel der Nihilisten“, „Wille zur Macht“, Intertextualität, Friedrich Nietzsche, Juli Zeh. Diese Themen und Konzepte werden in Bezug auf den Roman „Spieltrieb“ untersucht und mit den entsprechenden philosophischen Texten Nietzsches, insbesondere „Also sprach Zarathustra“, in Beziehung gesetzt.
- Arbeit zitieren
- Inga Bones (Autor:in), 2007, Jenseits von Gut und Böse? Die Philosophie Friedrich Nietzsches in "Spieltrieb" von Juli Zeh, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91330