Strukturanalyse des Sportspiels Beachvolleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer


Mémoire (de fin d'études), 2007

182 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Sportspiel Beachvolleyball
2.1 Geschichte der Sportart und internationale Entwicklung
2.2 Die physische Belastungsstruktur im Beachvolleyball

3 Untersuchungshypothesen

4 Die Spielbeobachtung
4.1 Ziele der Spielbeobachtung
4.2 Verfahren der Spielbeobachtung
4.2.1 Die freie Spielbeobachtung
4.2.2 Die schriftlich gebundene Spielbeobachtung
4.2.3 Die graphisch gebundene Spielbeobachtung
4.2.4 Die akustisch gebundene Spielbeobachtung
4.2.5 Die filmisch gebundene Spielbeobachtung
4.2.6 Die Spielbeobachtung mit Hilfe des computergesteuerten optischen Lesestifts
4.2.7 Die Spielbeobachtung mit dem interaktiven Videosystem

5 Gütekriterien
5.1 Hauptgütekriterien
5.2 Nebengütekriterien
5.3 Überprüfung der Gütekriterien

6 Untersuchungsmethodik
6.1 Untersuchungsziele
6.2 Untersuchungsgut - Gegenstand der Videoaufnahmen
6.3. Untersuchungsdurchführung
6.3.1 Untersuchungsvoraussetzungen
6.3.2 Kamerastandort
6.4 Untersuchungsmerkmale - die Variablenliste
6.4.1 Die Variable Zeit
6.4.2 Die Variable Ort
6.4.3 Die Variable Technik
6.4.4 Die Variable Spieler
6.4.5 Die Variable physische Belastung
6.4.6 Sonstige Variablen
6.5 Die Beobachtungsmaske in SPSS

7 Darstellung, Interpretation und Vergleich
7.1. Die Auswertung der äußeren Struktur
7.1.1 Die Auswertung der Häufigkeiten der Elemente
7.1.2 Die Auswertung der Durchschnittszeiten der Elemente
7.1.3 Die Auswertung der Zusammensetzung eines Punktzyklus
7.1.4 Die Auswertung der Punktdifferenzen
7.2 Die Auswertung der inneren Struktur
7.2.1 Die Auswertung der Spielanteile
7.2.2 Die Auswertung des Aufschlags
7.2.3 Die Auswertung der Annahme
7.2.4 Die Auswertung des Zuspiels
7.2.5 Die Auswertung des Angriffs
7.2.6 Die Auswertung des Blocks
7.2.7 Die Auswertung der Abwehr
7.2.8 Die Auswertung der Handlungsorte
7.2.9 Die Auswertung des Dankeball
7.2.10 Die Auswertung des direkten/indirekten Punktes
7.2.11 Die Auswertung des Punktes für Aufschläger/ Rückschläger
7.2.12 Die Auswertung des technischen Fehlers
7.2.13 Die Auswertung der K-Situationen
7.3 Die Auswertung der physischen Belastungsstruktur
7.3.1 Verhältnis Belastungszeit/Pausenzeit
7.3.2 Durchschnittliche Sprung- und Laufhandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit
7.3.3 Verteilung der Techniken innerhalb der Teams
7.3.4 Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen nach Teams pro Stunde Gesamtspielzeit

8 Diskussion

9 Zusammenfassung

10 Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Daten der Spieler

Tabelle 2: Häufigkeiten der Elemente (Vgl. GRAUE 2004, S. 50)

Tabelle 3: Durchschnittszeiten der Elemente (Vgl. GRAUE 2004, S.51)

Tabelle 4: Zusammensetzung eines Punktzyklus im Durchschnitt (Vgl. GRAUE 2004, S. 53)

Tabelle 5: Punktdifferenzen der Spiele

Tabelle 6: Spielanteile (Vgl. GRAUE 2004, S.58)

Tabelle 7: Aufschlagtechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.60)

Tabelle 8: Aufschlagorte (Vgl. GRAUE 2004, S.61)

Tabelle 9: Ass (Vgl. GRAUE 2004, S.63)

Tabelle 10:Ass/Aufschlagfehler bezogen auf die Aufschlagtechnik

Tabelle 11:Ass/Aufschlagfehler bezogen auf die Aufschlagtechnik (GRAUE 2004, S.63)

Tabelle 12: Netzaufschlag (Vgl. GRAUE 2004, S.67)

Tabelle 13: Verhältnis Netzaufschlag/Ass (Vgl. GRAUE 2004, S.67)

Tabelle 14: Netzaufschlag bezogen auf Annahmetechnik (Vgl. Graue 2004, S.68)

Tabelle 15: Annahmetechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.73)

Tabelle 16: Annahmeorte (Vgl. GRAUE 2004, S.76)

Tabelle 17: Annahmespezialisierung (Vgl. GRAUE 2004, S.77)

Tabelle 18: Zuspieltechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.79)

Tabelle 19: Zuspielorte (Vgl. GRAUE 2004, S.84)

Tabelle 20: Angriffsort bezogen auf Zuspielort

Tabelle 21: Zuspielweite

Tabelle 22: Angriffstechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.89)

Tabelle 23: Angriffsorte (Vgl. GRAUE 2004, S.92)

Tabelle 24: Spielanteile (Vgl. GRAUE 2004, S.107)

Tabelle 25: Das Element Angriff bezogen auf direkter/indirekter Punkt

Tabelle 26: Das Element Angriff bezogen auf direkter/indirekter Punkt (GRAUE 2004, S.106)

Tabelle 27: Direkter Angriffspunkt nach Angriffstechnik (Vgl. GRAUE 2004, S. 106)

Tabelle 28:Das Element Angriff bezogen auf Punkt für aufschlagendes/ rückschlagendes Team

Tabelle 29:Das Element Angriff bezogen auf Punkt für aufschlagendes/ rückschlagendes Team (GRAUE 2004, S.107)

Tabelle 30: Angriff 1./2. oder 3. Ball (Vgl. GRAUE 2004, S.102)

Tabelle 31: Angriff 1. oder 2. Ball (Vgl. GRAUE 2004, S.102)

Tabelle 32: Angriff 1. oder 2. Ball/direkter Punktgewinn

Tabelle 33: Angriffstechniken im Stand (Vgl. GRAUE 2004, S.106)

Tabelle 34: Blocktechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.108)

Tabelle 35: Blockorte (Vgl. GRAUE 2004, S.112)

Tabelle 36: Fake Block bezogen auf Zuspielort

Tabelle 37: Block mit/ohne Ballberührung (Vgl. GRAUE 2004, S.109)

Tabelle 38: Fake Block mit/ohne Ballberührung (Vgl. GRAUE 2004, S.110)

Tabelle 39: Andere Blocks mit/ohne Ballberührung (Vgl. GRAUE 2004, S.110)

Tabelle 40: Direkter Punktgewinn mit Block nach Techniken (Vgl. GRAUE 2004, S.111)

Tabelle 41: Abwehrtechniken (Vgl. GRAUE 2004, S.116)

Tabelle 42: Abwehrorte (Vgl. GRAUE 2004, S.120)

Tabelle 43: Dankeballtechnik (Vgl. GRAUE 2004, S.128)

Tabelle 44: Punkt aus Dankeballsituation (Vgl. GRAUE 2004, S.132)

Tabelle 45: Direkter/indirekter Punkt aus Dankeballsituation

Tabelle 46: Direkter/indirekter Punkt (Vgl. GRAUE 2004, S.136)

Tabelle 47: Direkter/indirekter Punkt nach Grundtechniken

Tabelle 48: direkter/indirekter Punkt nach Grundtechniken (GRAUE 2004, S.138)

Tabelle 49: Punkt für Aufschläger/Rückschläger (Vgl. GRAUE 2004, S.150)

Tabelle 50: Punkt für Aufschläger/Rückschläger nach Grundtechniken

Tabelle 51: Punkt für Aufschläger/Rückschläger nach Grundtechniken (GRAUE 2004, S.151)

Tabelle 52: Technischer Fehler (Vgl. GRAUE 2004, S.171)

Tabelle 53: Prozentuale Verteilung der K-Situationen und K-Situationen gesamt mit kumulierten Prozenten

Tabelle 54: Prozentuale Verteilung der K-Situationen (GRAUE 2004, S.153)

Tabelle 55: Auf-/Rückschlagpunkt in den K-Situationen

Tabelle 56: Auf-/Rückschlagpunkt in den K-Situationen (GRAUE 2004, S.155)

Tabelle 57: Zuspieltechnik K1 (Vgl. GRAUE 2004, S.158)

Tabelle 58: Zuspieltechnik K2 (Vgl. GRAUE 2004, S.159)

Tabelle 59: Zuspieltechnik K3 (Vgl. GRAUE 2004, S.159)

Tabelle 60: Zuspieltechnik K4-7(Vgl. GRAUE 2004, S.160)

Tabelle 61: Angriffstechnik K1 (Vgl. GRAUE 2004, S.165)

Tabelle 62: Angriffstechnik K2 (Vgl. GRAUE 2004, S.165)

Tabelle 63: Angriffstechnik K3 (Vgl. GRAUE 2004, S.166)

Tabelle 64: Angriffstechnik K4-7 (Vgl. GRAUE 2004, S.166)

Tabelle 65: Blocktechniken K2 (Vgl. GRAUE 2004, S.168)

Tabelle 66: Blocktechniken K3 (Vgl. GRAUE 2004, S.169)

Tabelle 67: Blocktechniken K4 (Vgl. GRAUE 2004, S.169)

Tabelle 68: Blocktechniken K5-8 (Vgl. GRAUE 2004, S.169)

Tabelle 69: Durchschnittszeiten der Elemente

Tabelle 70: Durchschnittliche Sprunghandlungen aller Spieler pro Stunde Gesamtspielzeit bezogen auf die Techniken

Tabelle 71: Durchschnittliche Laufmeter aller Spieler pro Stunde Gesamtspielzeit nach Techniken

Tabelle 72: Durchschnittliche Antritte aller Spieler pro Stunde Gesamtspielzeit nach Techniken

Tabelle 73: Durchschnittliche Sprünge, Laufmeter und Antritte eines Spielers pro Stunde Gesamtspielzeit

Tabelle 74: Annahmeverteilung nach Teams und Spielern

Tabelle 75: Zuspielverteilung nach Teams und Spielern

Tabelle 76: Angriffsverteilung nach Teams und Spielern

Tabelle 77: Blockverteilung nach Teams und Spielern

Tabelle 78: Abwehrverteilung nach Teams und Spielern

Tabelle 79: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Klemperer/Koreng

Tabelle 80: Durchschnittliche Laufstrecken Klemperer/Koreng

Tabelle 81: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Brink/Dieckmann

Tabelle 82: Durchschnittliche Laufstrecken Brink/Dieckmann

Tabelle 83: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Rogers/Dalhausser

Tabelle 84: Durchschnittliche Laufstrecken Rogers/Dalhausser

Tabelle 85: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Matysik/Uhmann

Tabelle 86: Durchschnittliche Laufstrecken Matysik/Uhmann

Tabelle 87: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Lambert/Metzger

Tabelle 88: Durchschnittliche Laufstrecken Lambert/Metzger

Tabelle 89: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Lione/Varnier

Tabelle 90: Durchschnittliche Laufstrecken Lione/Varnier

Tabelle 91: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Franco/Cunha

Tabelle 92: Durchschnittliche Laufstrecken Franco/Cunha

Tabelle 93: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Harley/Pedro

Tabelle 94: Durchschnittliche Laufstrecken Harley/Pedro

Tabelle 95: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Fabio Luiz/Marcio Araujo

Tabelle 96: Durchschnittliche Laufstrecken Fabio Luiz/Marcio Araujo

Tabelle 97: Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen pro Stunde Gesamtspielzeit Amore/Bizzotto

Tabelle 98: Durchschnittliche Laufstrecken Amore/Bizzotto

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kamerastandort und -blickwinkel

Abbildung 2: Ortsraster Handlungsorte allgemein

Abbildung 3: Ortsraster Zuspielorte

Abbildung 4: Zusammensetzung eines Punktzyklus

Abbildung 5:Spielanteile

Abbildung 6: Aufschlagorte

Abbildung 7: Annahmeorte

Abbildung 8: Zuspielorte

Abbildung 9: Angriffsorte

Abbildung 10:Blockorte

Abbildung 11: Abwehrorte

1 Einleitung

Beachvolleyball, eine junge Sportart, die sich in den letzten Jahren zunehmender Attraktivität und medialer Bedeutung erfreuen konnte. 1996 in Atlanta feierte sie Premiere und wurde 2000 in Sydney fest in den Kanon der Olympischen Spiele aufgenommen. Die nationale deutsche Spitze gehört seit Jahren der Weltspitze an.

Doch was genau steckt hinter der Sportart, bei der sich die Athleten anscheinend so leicht im Sand bewegen? Wie sieht die zeitliche Struktur im Detail aus? Wie oft werden welche Techniken und ihre Variationen angewandt? Welchen Belastungen sind die internationalen Profispieler während eines Spiels ausgesetzt? Gibt es seit der letzten Strukturanalyse, die unmittelbar nach den Regeländerungen 2000 vorgenommen wurde, Veränderungen hinsichtlich der Spielstruktur? Die Kenntnis dieser Parameter ist für Athleten und Trainer im Leistungsbereich angesichts der konditionellen und technisch-taktischen Trainingssteuerung unabdingbar.

Diese Arbeit ist, was die innere und äußere Struktur der Sportart betrifft, ein Vergleich mit der Diplomarbeit „Strukturanalyse des Sportspiels Beach-Volleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer“ von GRAUE 2004. Darüber hinaus beinhaltet sie eine Analyse der Belastungsstruktur des Beachvolleyball im internationalen Spitzenbereich der Herren.

Grundlage der Arbeit sind Videoaufnahmen der SWATCH FIVB WORLD TOUR 2007 in Berlin (Vgl. Kapitel 6.2 Untersuchungsgut-Gegenstand der Videoaufnahmen). Das Hauptaugenmerk bei der Analyse der Spiele lag auf der Messung von Quantitäten, was dazu führt, dass diese Arbeit hauptsächlich darstellenden Charakter hat. Die Daten können jedoch Grundlage für weitere Arbeiten sein, in denen auf Qualitäten eingegangen wird.

Kapitel 2 beleuchtet sowohl die internationale Entwicklung des Sportspiels Beachvolleyball als auch deren physische Belastungsstruktur. Im dritten Kapitel werden Hypothesen hinsichtlich möglicher Veränderungen seit 2001 und hinsichtlich der physischen Belastungsstruktur aufgestellt. Diese werden in Kapitel 8 diskutiert.

In Kapitel 4 werden die Spielbeobachtung im Allgemeinen, deren Ziele und Verfahren dargestellt. Die vorliegende Arbeit basiert auf dem Verfahren der filmisch gebundenen Spielbeobachtung. Im Anschluss daran werden in Kapitel 5 die Gütekriterien vorgestellt. Auf eine Überprüfung dieser wird verzichtet, da das angewandte Verfahren der filmisch gebundenen Spiel-beobachtung bereits von diversen Autoren vorangegangener Diplomarbeiten überprüft und als geeignet befunden wurde.

Das Kapitel 6 behandelt die Untersuchungsmethodik und beinhaltet die Untersuchungsziele, das Untersuchungsgut und die Untersuchungsmerkmale mit der Variablenliste. Dieses Kapitel basiert auf der Arbeit von GRAUE 2004, da eine Vereinheitlichung der Beobachtungsweise erreicht werden soll, um einen Vergleich der Ergebnisse sicherzustellen.

In Kapitel 7 werden die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt, mit Interpretationen ergänzt und den Ergebnissen von GRAUE 2004 gegenübergestellt. Eine Ausnahme stellt das Kapitel 7.3 dar. Hier liegen keine entsprechenden Vergleichswerte vor, weswegen auch eine Gegenüberstellung entfällt.

In der Zusammenfassung werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit nochmals dargelegt.

2 Das Sportspiel Beachvolleyball

2.1 Geschichte der Sportart und internationale Entwicklung

Seinen Ursprung fand die Sportart in den USA, wo Beachvolleyball in der Form sechs gegen sechs (später vier gegen vier) erstmals in den zwanziger Jahren gespielt wurde.

In den dreißiger Jahren trat der Sport zum ersten Mal in seiner heutigen Form - zwei gegen zwei - auf. Durch die immer größer werdende Akzeptanz seitens der Zuschauer und der Spieler und durch die Entwicklung von sportartspezifischen Techniken wurde diese Form in den vierziger Jahren als Standard etabliert.

In den sechziger Jahren wurde eine erste Turnierserie in den USA ins Leben gerufen. Erste Tendenzen der Professionalisierung in den USA zeigten sich mit der ersten Weltmeisterschaft im Jahr 1976, bei der die Sieger 5000 $ gewannen und über 30.000 Zuschauer die Spiele am State Beach in Pacific Palasidas verfolgten.

1991 schenkte die FIVB (Fédération Internationale de Volleyball) der Sportart erstmals größere Beachtung und rief die sogenannten „World-Series-Turniere“ ins Leben. Ein Preisgeld von insgesamt 100.000 $ wurde auf den 4-6 Turnieren ausgeschüttet, die in verschiedenen Orten der Welt ausgetragen wurden.

1993 fand Beachvolleyball olympische Anerkennung und hatte sein Debüt 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta.

Im Jahr 1995 richtete die FIVB insgesamt 29 Turniere auf allen 5 Kontinenten mit einem Gesamtpreisgeld von 3.650.000 $ aus.

Im Jahr 2000 wurden von der FIVB Regeländerungen durchgeführt, u.a. um die Sportart zuschauer- und medienfreundlicher zu machen. Die Darstellung beschränkt sich auf die Regelneuerungen, welche die Struktur des Spiels, die Thema dieser Arbeit ist, betreffen. Die Kenntnis des allgemeinen Regelwerks wird in dieser Arbeit vorausgesetzt.

- Einführung des „Ralley-Point-Systems“, wobei jedes Spiel mit zwei Gewinnsätzen von drei möglichen Sätzen gespielt wird. Die ersten beiden Sätze werden bis 21 Punkte, ein eventueller dritter Satz bis 15 Punkte gespielt. Der Gewinn eines Satzes verlangt zwei Punkte Vorsprung, ohne Begrenzung nach oben.
- Verkleinerung des Spielfeldes von ursprünglich 9 x 9 m auf 8 x 8 m (Vgl. DVV, 2001).

Im Jahr 2007 werden 18 Damen- und 19 Herrenturniere der SWATCH FIVB WORLD TOUR auf vier Kontinenten ausgetragen. Hinzu kommen insgesamt 29 SWATCH FIVB WORLD TOUR Challenger und Sattelite Turniere, sowie U19 und U21 Weltmeisterschaften. Das Preisgeld der Serie ist von 5,3 Millionen USD (2004) auf 8,75 Millionen USD pro Jahr gestiegen. Es werden in 161 Ländern insgesamt 1110 Stunden Beachvolleyball im Jahr ausgestrahlt und der Zuschauerrekord vor Ort sind 600.000 Menschen (www.fivb.org).

2.2 Die physische Belastungsstruktur im Beachvolleyball

Beachvolleyball ist eine Rückschlagsportart, bei der zwei Mannschaften zu je zwei Spielern auf zwei Spielfeldhälften von jeweils 64 Quadratmetern auf sandigem Untergrund gegeneinander antreten.

„Der Spieler führt durchschnittlich 85 (55) Sprunghandlungen aus und vollzieht im Schnitt 234 Antritte, bei denen er insgesamt 772m zurücklegt. Dies bedeutet, dass ein Spieler alle 42 s (65 s) einen Sprung und alle 15,4 s einen Antritt ausführt“ (HÖMBERG/PAPAGEORGIOU, 1997, S. 42f.).

Die Bemessungsgrundlage hierfür ist eine Stunde reine Spielzeit und es muss erwähnt werden, dass die Untersuchungen auf deutschem Spitzenniveau und vor der Feldverkleinerung auf 8x8m durchgeführt wurden. Ein Ballwechsel in der deutschen nationalen Spitze dauert HÖMBERG/PAPAGEORGIOU zufolge 8,4 Sekunden, die Pause zwischen den Ballwechseln beträgt 20 Sekunden. „Ein deutscher Spitzenspieler führt demgemäss in einem Ballwechsel durchschnittlich 0,6 Sprünge und 1,6 Antritte durch. Durchschnittlich werden 3,3 m (5,4 m) pro Antritt zurückgelegt.“ (HÖMBERG/PAPAGEORGIOU, 1997, S. 43). Aus den Ergebnissen ist ersichtlich, dass es sich bei der Sportart um kurze Intervallbelastungen handelt. Demnach lässt sich Beachvolleyball aus energetischen Gesichtspunkten nach HÖMBERG/PAPAGEORGIOU in den Bereich anaerob-alactacider Belastung mit Anteilen von anaerob-lactacider Energiegewinnung einordnen.

3 Untersuchungshypothesen

Die folgenden Hypothesen werden vor der Analyse der Spiele aufgestellt und im Kapitel 8 anhand der Ergebnisse diskutiert.

1) Es werden hauptsächlich Aufschlagtechniken im Sprung angewandt. Im Vergleich zu GRAUE 2004 hat der Sprungflatteraufschlag an Bedeutung zugenommen (Vgl. Kapitel 7.2.2.1 Aufschlagtechniken).
2) Die Aufschlagstrategie hat sich seit GRAUE 2004 insofern verändert, dass noch mehr versucht wird, auf einen Gegenspieler aufzuschlagen (Vgl. Kapitel 7.2.3.3 Annahmespezialisierung).
3) Es wird immer noch am häufigsten vom Feld 17 des Zuspielrasters zugespielt (Vgl. Kapitel 7.2.4.2 Zuspielorte). Die am häufigsten angewandte Zuspieltechnik bleibt das frontale obere Zuspiel (Vgl. Kapitel 7.2.4.1 Zuspieltechniken) und die am häufigsten gespielte Zuspielweite ist zwischen zwei und vier Meter (Vgl. 7.2.4.4 Zuspielweite).
4) Es wird weiterhin überwiegend hart angegriffen (Vgl. Kapitel 7.2.5.1 Angriffstechniken) und fast ausschließlich mit Block gespielt (Vgl. Kapitel 7.2.6.1 Blocktechniken).
5) Es wird vermehrt versucht, den Ball situativ zu blocken. Der Anteil der Richtungsblock hat im Vergleich zu GRAUE 2004 abgenommen (Vgl. Kapitel 7.2.6.1 Blocktechniken).
6) Durch eine Stärkung der Abwehr (Vgl. Kapitel 7.2.1 Die Auswertung der Spielanteile) kommt es insgesamt zu längeren Ballwechseldauern, zu längeren Effektivspielzeiten pro Satz und somit auch zu einer längeren Gesamtspielzeit (Vgl. Kapitel 7.1.2 Die Auswertung der Durchschnittszeiten der Elemente).
7) Es herrscht eine klare Block-/Abwehrspezialisierung innerhalb der Teams (Vgl. Kapitel 7.3.3.4 Blockverteilung). Der Blockspieler hat im Vergleich zum Abwehrspieler mehr Sprunghandlungen zu absolvieren. Der Abwehrspieler hat vergleichsweise zum Blockspieler mehr Laufmeter (Vgl. Kapitel 7.3.4 Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen nach Teams pro Stunde Gesamtspielzeit).

4 Die Spielbeobachtung

Im folgenden Kapitel soll die Spielbeobachtung in ihrer wissenschaftlichen und systematischen Form erläutert werden. Diese ist von der naiven Form der Alltagsbeobachtung abzugrenzen.

Die Verfahren der Spielbeobachtung sind ein geeignetes Mittel für die Beurteilung und Analyse der gegnerischen und der eigenen Spielsituation.

Dabei lässt sich die Spielbeobachtung grob in zwei Verfahrenstypen unterscheiden: in (1) eine unsystematische „Alltagsbeobachtung“ und (2) eine systematische „wissenschaftliche“ Beobachtung (Vgl. STIEHLER, 1962a). ERDMANN/WILLIMCZIK bezeichnen die wissenschaftliche Beobachtungsmethode als die „Forschungsmethode“, die gegenüber dem üblichen Wahrnehmen planvoller und selektiver ist und von vornherein auf die Möglichkeit der Auswertung gerichtet ist (Vgl. ERDMANN/WILLIMCZIK, 1982). Allgemeine, nichtwissenschaftliche Beobachtungen hingegen führen lediglich zu subjektiven und spekulativen Aussagen (Vgl. STIEHLER, 1962a).

Eine streng Definition zu dem Begriff der Spielbeobachtung findet sich nicht in der Literatur, obwohl Verfahren der Spielbeobachtung „in fast allen Verfahren der Datenerhebung enthalten“ sind (Vgl. CRANACH/FRENZ, 1969). Auf die Spielbeobachtung ist jedoch im Hinblick auf eine Spielanalyse nicht zu verzichten. Sie ist ein wirkungsvolles Mittel und nicht ersetzbar. Im folgenden Kapitel werden Ziele der Spielbeobachtung aufgeführt.

4.1 Ziele der Spielbeobachtung

Nach HAGEDORN (1971, S. 17) wird die systematische Spielbeobachtung „... sowohl verhaltens- und handlungspsychologisch wie lernpsychologisch motiviert, sie hat Konsequenzen für die Spieltheorie, für Methodik und Didaktik und für die Trainingslehre“.

Die Ziele der Spielbeobachtung sind sehr vielschichtig. Zum einen sollen mit Hilfe der Spielbeobachtung Strukturen erhellt werden, die den Spielverlauf und den Spielausgang mitbestimmen (Vgl. HAGEDORN 1971, S. 17), zum anderen dient die systematische Spielbeobachtung der Feststellung des Leistungsstandes und der Entwicklungsmöglichkeiten der eigenen Mannschaft sowie der Charakterisierung einer gegnerischen Mannschaft (Scouting) bzw. einer Spielklasse (Vgl. KNAPPE 1986, S. 12). Die Ergebnisse einer systematischen Spielbeobachtung können direkten Einfluss auf die Trainings- und Wettkampfgestaltung haben. Die Ziele der Spielbeobachtung haben aber auch für die Theoriebildung und Grundlagenforschung der Sportwissenschaften eine Bedeutung.

In der Spielbeobachtung kann jedoch, aufgrund der Komplexität der Sportspiele, nicht die komplette Spielleistung erfasst werden, es werden eher einzelne Aspekte wie die Häufigkeiten der Techniken der einzelnen Spielelemente erfasst und gewichtet. Im Anschluss an die Erfassung folgt die Datenaufbereitung mit anschließender Interpretation.

ATTESLANDER (1969, S. 131) fordert für wissenschaftliche Untersuchungen eine systematische Planung, Aufzeichnung und wiederholte Überprüfung der Kriterien Objektivität, Reliabilität und Validität. Auf diese Gütekriterien wissenschaftlicher Untersuchungen wird in einem gesonderten Kapitel eingegangen.

Auch bei guter Planung und Vorbereitung können Fehlerquellen auftreten, die bei der Interpretation sowie bei der Folgerung für die Trainingspraxis berücksichtigt werden müssen. Nach HERZOG/VOIGT/WESTPHAL (1985, S. 151ff) können solche Fehlerquellen bei dem Beobachter selbst, in der ausgewählten Beobachtungsmethode und in der Definition des Untersuchungsgegenstandes oder den Bewertungskriterien liegen.

4.2 Verfahren der Spielbeobachtung

Für eine Spielbeobachtung bieten sich verschiedene Beobachtungsverfahren an, die je nach Beobachtungs-schwerpunkt ausgewählt werden müssen. Jedes dieser Verfahren hat in seiner Anwendung Vor- und Nachteile. Der Beobachter sollte Kenntnis über jedes dieser Verfahren haben, da es sich des öfteren anbietet verschiedene Verfahren auch kombiniert anzuwenden.

Keines der einzelnen Verfahren der Spielbeobachtung wird nur objektiven Charakter besitzen, da schon das Wort Beobachtung auf die Subjektivität schließen lässt und immer wieder Fehler und Ungenauigkeiten in die Untersuchungen einfließen werden. Für jeden Beobachter sollte es ein Hauptanliegen sein, die subjektive Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. Dabei ist es von Hilfe, eventuelle Emotionen weitestgehend aus den Beobachtungen rauszuhalten.

4.2.1 Die freie Spielbeobachtung

Die freie Spielbeobachtung nimmt eine Mittelstellung zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und naiver Alltagsbeobachtung ein. Im Gegensatz zur wissenschaftlichen, gebundenen Spielbeobachtung werden die Beobachtungen nicht planmäßig fixiert. Sie unterscheiden sich jedoch von einer naiven Alltagsbeobachtung durch ihre Zielgerichtetheit. Vor dem Beginn der Beobachtung hat der Beobachter eine gezielte Beobachtungsaufgabe, wobei er seine Konzentration auf das Wesentliche dieser Aufgabe richten muss. Der Beobachter benötigt ausreichend Kenntnis und Fachwissen über Techniken und Taktik des betreffenden Sportspiels (Vgl. STIELER 1962, S.443).

Aufgrund der Komplexität der Sportspiele und der damit auf den Beobachter einströmenden Eindrucksvielfalt wird ersichtlich, dass der freien Spielbeobachtung Grenzen gesetzt sind. Die Beobachtungsaufgaben dürfen nur allgemeiner Art sein.

Inhalt der freien Spielbeobachtung kann z.B. die Feststellung der Taktik und Stärken bzw. Schwächen der gegnerischen Mannschaft sein. Das taktische Verhalten einzelner Spieler kann ebenso beobachtet werden wie das allgemeine taktische Verhalten der eigenen Mannschaft (Vgl. STIELER 1962, S 445).

Trainer und Betreuer praktizieren die freie Spielbeobachtung während der Wettkämpfe und können über gewonnene Ergebnisse direkt Einfluss auf das Spiel der eigenen Mannschaft nehmen.

Nach STIELER (1962, S. 529) sind diese nur im Gedächtnis registrierten Vorgänge weder dauerhaft noch überprüfbar und

bieten somit keine ausreichende Grundlage für eine exakte Analyse.

4.2.2 Die schriftlich gebundene Spielbeobachtung

Bei der schriftlich gebundenen Spielbeobachtung werden die Beobachtungsinhalte sofort schriftlich fixiert. Die bekanntesten Verfahren sind das Spielstenogramm (Vgl. DÖHRING 1969, S. 614) und das Spielprotokoll (Vgl. BEGOV 1983, S. 160). Die beobachteten Merkmale werden bei beiden Verfahren sofort mit Hilfe von Kurzzeichen registriert.

Im Gegensatz zur freien Spielbeobachtung sind die Aussagen der schriftlich gebundenen Spielbeobachtung präziser und aussage-bzw. beweiskräftiger.

Nach TIMMER (1989, S. 15) müssen folgende Bedingungen erfüllt werden, um eine vollständige Notierung zu gewährleisten:

- genaue Formulierung der Beobachtungsaufgabe, genaue Definition des Beobachtungsgegenstandes

- Schulung der Beobachter in einem Vorversuch; Beseitigung von Unklarheiten und Ungenauigkeiten der Bewertungskriterien
- Vorbereitung von Beobachtungsbögen, Überprüfung ihrer Funktionalität im Vorversuch
- sorgfältige Auswahl des Beobachterstandortes, Beibehaltung dieses Standortes während des gesamten Beobachtungszeitraumes
- Assistenz eines zweiten Beobachters bei komplexem Beobachtungsgegenstand

- Überprüfung der Zuverlässigkeit und Stabilität der Beobachtungen anhand der Gütekriterien

Fehler können nach BRETTSCHNEIDER (1980, S. 60) durch Mängel im Aufbau des Erfassungsbelegs, äußere Störfaktoren, zu hohe Dichte der Spielhandlungen oder durch nachlassende Konzentration entstehen.

4.2.3 Die graphisch gebundene Spielbeobachtung

Bei der graphisch gebundenen Spielbeobachtung wird das Geschehen zeichnerisch auf vorgedruckten Formblättern festgehalten, die eine Skizze des gesamten oder eines Teils des Spielfeldes enthalten (Vgl. STIELER 1962, S. 832). Diese Art der Spielbeobachtung wird vornehmlich bei der Erfassung des taktischen Verhaltens herangezogen. Es können Ballwege sowie Bewegungen und Positionsveränderungen von Spielern zeichnerisch festgehalten werden. Diese Zeichnungen können durch Kurzzeichen ergänzt werden (Vgl. STIELER 1962, S. 823).

Die graphisch gebundene Spielbeobachtung findet besonders im Scouting Anwendung. Durch die Analyse des Gegners kann hier die eigene Mannschaft taktisch eingestellt werden.

4.2.4 Die akustisch gebundene Spielbeobachtung

Bei der akustisch gebundenen Spielbeobachtung werden die zu beobachtenden Spielhandlungen zeitgleich auf einem Tonband oder Kassettenrekorder fixiert (Vgl. HAGEDORN 1971, S. 21).

Der Vorteil bei dieser Art der Spielbeobachtung liegt in der deutlich gesteigerten Aufmerksamkeit des Beobachters, der sich von dem Spielgeschehen nicht mehr abzuwenden braucht. Somit

besteht nicht die Gefahr, dass eine Spielhandlung übersehen oder vergessen wird.

Nach der akustischen Fixierung werden die Daten auf Auswertungsbögen übertragen, gefolgt von der Auswertung und Analyse. Hier liegt der Nachteil der akustisch gebundenen Spielbeobachtung: Sie ist sehr zeitaufwändig und daher eher unökonomisch.

4.2.5 Die filmisch gebundene Spielbeobachtung

Mit Hilfe von Film- bzw. Videokameras werden bei der filmisch gebundenen Spielbeobachtung nahezu alle Spielhandlungen vollständig und objektiv gespeichert. Es können komplette Spiele von langer Dauer aufgezeichnet werden, ohne dass es zu Ermüdungserscheinungen des Beobachters kommt. Bei der späteren Auswertung können die Aufzeichnungen beliebig oft und zusätzlich in Zeitlupe abgespielt werden. Hierdurch können eine Vielzahl von Spielhandlungen sowie schnell aufeinanderfolgende Handlungen analysiert werden.

Nach BOECKER (1990, S. 14) müssen bei der Anwendung der filmisch gebundenen Spielbeobachtung folgende Aspekte berücksichtigt werden:

- exakte Formulierung der Beobachteraufgabe
- ein der Beobachteraufgabe gerecht werdender Kamerastandort, bezüglich Perspektive, Spielfeldausschnitt und Wiedergabequalität
- Abstimmung der kameratechnischen Voraussetzungen; evtl. Einweisung des Kameramannes

Schwierigkeiten bei der filmisch gebundenen Spielbeobachtung liegen in der Zweidimensionalität der Wiedergabe auf einem Monitor. Ein weiteres Problem hebt KNAPPE (1986, S. 19) hervor:

„Die Arbeit bei Spielbeobachtungen mit Hilfe von Video-Rekordern hat gezeigt, dass mitunter Probleme bei der Auswertung der Aufzeichnungen auftreten: Bei nicht kontrastreichen Trikot-Farben oder Spielnummern ist die Identifizierung einzelner Spieler oftmals erschwert oder in besonders ungünstigen Fällen unmöglich.“

Weitere Nachteile liegen bei diesem Beobachtungsverfahren in dem hohen Zeitaufwand bei der Analyse sowie im hohen Materialaufwand für Film- und Videoanlage.

4.2.6 Die Spielbeobachtung mit Hilfe des computergesteuerten optischen Lesestifts

Bei dieser Art der Spielbeobachtung handelt es sich um ein elektronisches Aufzeichnungsverfahren, bei dem die zu erfassenden Daten durch Strichcodes (Etikettensystem) dargestellt und mit Hilfe eines Lesestiftes in einen Computer eingespeist werden.

Die in den Computer eingespielten Daten werden gespeichert und können direkt analysiert werden. Über einen Bildschirm können die gewünschten Analysen abgerufen und über einen angeschlossenen Drucker direkt ausgedruckt werden.

Ein Nachteil dieses Verfahrens liegt in dem hohen apparativen Aufwand. ALLENDORF/BRETTSCHNEIDER (1976, S. 114) betonen außerdem, „... dass auch die elektronische Erfassung die in der Subjektivität des Beobachters liegende Fehlerquelle nicht ausschließen kann“.

4.2.7 Die Spielbeobachtung mit dem interaktiven Videosystem

Das „Interaktive Video System“ (IVS) stellt eine Verbindung von Videoaufzeichnung und computergestützter Spielbeobachtung dar. Übergreifendes Ziel der IVS ist die Vermittlung aktueller Daten und Szenen während bzw. nach Wettkämpfen (Vgl. FREIBICHLER/STEINER 1983, S. 5-12).

Der Beobachter kann über eine Spezialtastatur, die aus zwei Tastenblöcken mit je 4 mal 4 Tasten besteht, die beobachteten Daten direkt in den Computer eingeben, ohne den Blick vom Spielgeschehen abwenden zu müssen. Ein Videorekorder, der das Spielgeschehen gleichzeitig aufzeichnet, ist durch ein Interface mit dem Computer verbunden, wodurch die Videobandposition an die eingegebene Beobachtung gekoppelt wird.

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der sofortigen Abrufbarkeit der gewünschten Analysen und bestimmter kommentierter Spielsituationen. Durch dieses Verfahren wird die Spielbeobachtung erleichtert und kann effizienter gestaltet werden (Vgl. FREIBICHLER/STEINER 1983, S. 12).

Nachteile dieses Verfahrens sind der hohe apparative Aufwand, der hohe Anschaffungspreis und die schlechte Benutzerfreundlichkeit.

5 Gütekriterien

Im Zusammenhang mit der klassischen Testtheorie formulierte LIENERT (1969, S. 12ff.) Kriterien, um die Eignung einer Methode zur empirischen Datenerhebung zu überprüfen. Sie können nach CZWALINA (1988, S. 18) auch auf die Spielbeobachtung angewendet werden. LIENERT (1969, S. 12) unterscheidet drei Hauptgütekriterien als unbedingte Forderungen. Demnach muss ein Test objektiv, reliabel und valide sein, damit seine wissenschaftliche Qualität garantiert ist. Darüber hinaus haben diese Kriterien die Funktion, das angewandte Testverfahren nachvollziehbar zu machen und somit Wiederholungen des Tests zu ermöglichen. Die Nebengütekriterien sind nur bedingt gefordert. Nach ihnen muss ein empirischer Test normierbar, vergleichbar, ökonomisch und nützlich sein. Gütekriterien dienen also dazu, die Ergebnisse aus empirischen Untersuchungen, wie die der systematischen Spielbeobachtung, wissenschaftlich überprüfbar zu machen.

5.1 Hauptgütekriterien

Es werden drei Hauptgütekriterien unterschieden: Objektivität, Reliablität und Validität. Diese werden im Folgenden begrifflich definiert.

NEUMAIER (1983, S. 151) definiert Objektivität folgendermaßen:

„Als Objektivität bezeichnet man den Grad der Unabhängigkeit der Testergebnisse gegenüber Einflüssen seitens des Untersuchers, Auswerters und Beurteilers.“

Demgemäss differenziert man in eine Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität. Eine hohe Objektivität liegt vor, wenn verschiedene Beobachter sowohl bei der Durchführung als auch bei der Auswertung und der Interpretation bei der selben Untersuchung zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen.

Unter Reliabilität versteht man die Zuverlässigkeit eines Verfahrens. Nach LIENERT (1969, S. 14) ist es der „... Grad der Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmal gemessen wird, gleichgültig ob ein Verfahren dies auch zu messen beansprucht“.

Mit Hilfe von Parallel- und Retestverfahren kann die Messgenauigkeit überprüft werden.

Nach LIENERT (1969, S. 16) gibt die Validität „... den Grad der Genauigkeit an, mit dem das Verfahren dasjenige Merkmal, das gemessen werden soll, auch tatsächlich misst“.

Dieses Gütekriterium überprüft die Gültigkeit eines Verfahrens, ob das gewählte Verfahren geeignet ist für die entsprechenden Untersuchungsziele.

LIENERT (1969, S. 20) betont besonders zwei Wechselwirkungen zwischen den Hauptgütekriterien:

„1. Die Reliabilität eines Untersuchungsverfahrens kann nicht höher sein, als seine Konsistenz oder seine Objektivität, ferner kann ein Test nicht valider sein, als er reliabel ist.
2. Ein Verfahren mit einer hohen Validität muss notwendigerweise auch hohe Objektivität, Konsistenz und Zugänglichkeit besitzen. Die Feststellung einer hohen

Validität entbindet somit in gewissem Maße von der Überprüfung der übrigen Gütekriterien.“

5.2 Nebengütekriterien

Die Erfüllung der Nebengütekriterien erweist sich neben den Hauptgütekriterien für eine systematische Spielbeobachtung nur als bedingte Forderung. Man unterscheidet zwischen den vier Nebengütekriterien Normierung, Vergleichbarkeit, Ökonomie und Nützlichkeit.

Unter Normierung „... versteht man, dass über einen Test Angaben vorliegen sollen, die für eine Einordnung des individuellen Testergebnisses als Bezugsystem dienen können.“ (LIENERT 1969, S. 18).

Eine Vergleichbarkeit von Testergebnissen ist gegeben, wenn Paralleltestformen vorhanden oder validitätsähnliche Tests verfügbar sind.

Von Utilität wird dann gesprochen, „... wenn Verhaltens- oder Persönlichkeitsmerkmale registriert werden, für dessen Beobachtung auch ein praktisches Bedürfnis besteht.“ (CZWALINA 1976, S. 18).

Eine einfache Anwendbarkeit, kurze Durchführungsdauer, schnelle und einfache Auswertbarkeit und ein geringer Material- und Personalaufwand zeichnen die Ökonomie eines Testverfahrens aus.

5.3 Überprüfung der Gütekriterien

Das Verfahren der Spielbeobachtung, speziell das der filmisch gebundenen Spielbeobachtung, wie es in der vorliegenden Studie angewandt wurde, ist bereits von mehreren Autoren hinsichtlich der Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität überprüft worden (Vgl. TIMMER, 1989; von HAGEN, 1998). Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein Test mit einer hohen Validität notwendigerweise auch hohe Objektivität, Konsistenz und Reliabilität besitzt. Die Feststellung einer hohen Validität entbindet somit in gewissem Maße von der Überprüfung der übrigen Gütekriterien (Vgl. LIENERT/RAATZ, 1994). Mit Unterstützung von Expertenratings konnten Validität und Objektivität des Verfahrens sichergestellt werden. Die Reliabilität wurde mit Hilfe des Scott-Koeffizienten bestimmt und lag in der Regel zwischen 0,95 (ausgezeichnet) und 0,8 (annehmbar). Das angewandte Verfahren kann somit als valide eingestuft werden. Für die vorliegende Studie wurden nach den selben Verfahren die gleichen Variablen gemessen. Unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie erscheint es deshalb vertretbar, an dieser Stelle keine wiederholte Überprüfung der Gütekriterien vorzunehmen, sondern sich an die erwähnten Arbeiten anzulehnen

6 Untersuchungsmethodik

Bei dieser Diplomarbeit handelt es sich weitestgehend um einen Vergleich mit der Arbeit „Strukturanalyse des Sportspiels Beach-Volleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer“ von Graue 2004.

Die Untersuchungsmethodik sowie die Spielbeobachtungen sind in Anlehnung an die vorangegangene Arbeit von Graue entstanden. Aus dieser Arbeit stammen auch die Vergleichsdaten in den Kapiteln 7.1 und 7.2. Die betroffenen Untersuchungsmerkmale dieser zwei Arbeiten sind aus Vergleichsgründen identisch.

6.1 Untersuchungsziele

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist das Erstellen einer Strukturanalyse im Sportspiel Beachvolleyball und das Aufdecken möglicher Veränderungen seit der Untersuchung von Graue 2004. Des weiteren sollen durch die Erfassung der Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen Rückschlüsse auf die physische Belastungsstruktur beim Beachvolleyball gezogen werden. Die Beobachtung und die Auswertung des Videomaterials soll Aufschluss über verschiedenste Handlungssituationen mit all ihren Variablen und Kategorien geben, sie darstellen und vergleichen. Im zweiten Teil dieser Arbeit dienen die untersuchten Daten zur Bestätigung oder Widerlegung der zu Beginn erstellten Hypothesen (Vgl. Kapitel 8 Diskussion).

In Bezug auf die äußere Struktur werden untersucht:

- die Gesamtspieldauer, die sich aus der Zeitdauer, gemessen ab dem 1.Anpfiff des Spiels bis zum letzten Abpfiff des Spiels, ergibt
- die Anzahl und Dauer der einzelnen Sätze
- die Anzahl und Dauer der Ballwechsel - der Ballwechsel beginnt mit dem Anpfiff und endet mit dem Abpfiff
- die effektive Spielzeit, die aus der Summe der Zeit aller Ballwechsel resultiert
- die Anzahl und Dauer des Aufschlages, gemessen vom Anpfiff des Aufschlages bis zu dem Zeitpunkt an dem die Hand des Aufschlägers den Ball berührt
- die Anzahl und Dauer der Seitenwechsel
- die Anzahl und Dauer der Auszeiten
- die Anzahl und Dauer Verletzungsauszeiten und anderen Ereignissen, die das Spiel unterbrechen

Bei der Untersuchung dieser Werte werden alle Zeiten berücksichtigt. Verletzungsauszeiten und Diskussionszeiten mit Schiedsrichtern flossen ebenso in die Ergebnisdarstellung mit ein wie voll genutzte Auszeiten.

In Bezug auf die innere Struktur werden untersucht:

- die Anteile der Grundtechniken am Gesamtspielgeschehen
- die quantitative Erfassung aller Grundtechniken, ihre Variationen und Handlungsorte
- die K-Situationen mit ihren Häufigkeiten, Techniken und Erfolgsquoten
- das Verhältnis von direktem Punkt und indirektem Punkt
- die Häufigkeit und die Verwertung von Dankebällen
- die Punktverteilung zwischen aufschlagendem und rückschlagendem Team
- der technische Fehler
- das Verhältnis zwischen Belastungszeit und Pause
- die Häufigkeit und Verteilung von Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen insgesamt und innerhalb der Teams

Der Schwerpunkt der in Bezug auf die innere Struktur und der physischen Belastungsstruktur untersuchten Punkte, wird auf der Erfassung von Häufigkeiten der verschiedenen Technikvariablen und der Sprung-, Lauf- und Antrittshandlungen liegen. Somit beziehen sich die Ergebnisse der Analyse rein auf Quantitäten.

Trotzdem werden sich aus diesen Daten zur gleichen Zeit Rückschlüsse auf Qualitäten ziehen lassen. Diese wiederum tragen dazu bei, dass sie zusammen mit den Daten der Quantitäten ein hilfreiches Instrument für die Darstellung taktisch-strategischer Mittel sind.

In Kapitel 3 sind detaillierte Fragestellungen zu Hypothesen zusammengefasst und aufgeführt, die sich aus den hier aufgeführten Parametern der äußeren und inneren Struktur sowie der physischen Belastungsstruktur ergeben. Diese Hypothesen gilt es mit den Daten der Beobachtungen dieser Arbeit zu untersuchen, zu stützen oder zu verneinen.

Ein Teil der Hypothesen kann durch einen Vergleich der hier erarbeiteten Ergebnisse mit Daten aus früheren Diplomarbeiten erörtert werden. Aufgrund des nur wenig vorhandenen Materials, das in dieser speziellen Thematik zu einem Vergleich herangezogen werden kann, werden die Ergebnisse des Kapitels zur physischen Belastung zu einem Großteil darstellenden Charakter besitzen. Die Daten dieser Arbeit werden in Folgearbeiten einem Vergleich dienen können.

6.2 Untersuchungsgut - Gegenstand der Videoaufnahmen

Es wurden 15 Spiele des obersten internationalen Leistungsbereichs der Männer gefilmt, von denen acht zur Auswertung ausgewählt wurden. Die Spiele wurden vom 11.-15.Juli 2007 bei der Swatch FIVB World Tour in Berlin aufgenommen. Dieses Turnier zählt zu den besten Herren Beachvolleyball Turnieren der Welt und ist daher für diese Untersuchung sehr gut geeignet.

Das Thema ist die Strukturanalyse des Sportspiels Beachvolleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer. Deshalb wurde auf dem Turnier versucht, nur Spiele des Hauptfeldes aufzunehmen. Ein Qualifikationsspiel musste in die Auswertung einbezogen werden, da das Finalspiel und das Spiel um Platz drei aufgrund von Verletzungen entfielen, bzw. nicht verwendet werden konnten. Da die Teams des Qualifikationsspiels jedoch unter den ersten zehn Mannschaften platziert waren, kann man sagen, dass sie die internationale Spitze repräsentieren und eine hohe Qualität des Spielniveaus gewährleistet ist.

Folgende Spiele werden analysiert:

Die erste Klammer hinter den Teams steht für den jeweiligen Ländercode. Bei den Ergebnissen ist als erstes angegeben, welches Team wie viele Sätze gewinnt, in Klammern stehen die genauen Ergebnisse der einzelnen Sätze, darauf folgt die Spieldauer.

Die Spiele sind hier in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, wie sie auf dem Turnier stattgefunden haben. Die Namen sind festgelegte Teamnamen, die entweder nur aus den Nachnamen der Spieler, aus Vor- und Nachnamen, oder aber nur aus den Vornamen bestehen.

- Matysik/Uhmann (GER) – Amore/Bizzotto (ITA)

Ergebnis: 2:0 (21:17/21:15) Spieldauer: 40 Minuten

- Brink/Dieckmann (GER) – Lambert/Metzger (USA)

Ergebnis: 2:1 (22:20/18:21/23:21) Spieldauer: 72 Minuten

- Klemperer/Koreng (GER) – Lione/Varnier (ITA)

Ergebnis: 2:0 (21:15/21:17) Spieldauer: 49 Minuten

- Brink/Dieckmann (GER) – Matysik/Uhmann (GER)

Ergebnis: 2:0 (21:19/21:15) Spieldauer: 47 Minuten

- Klemperer/Koreng (GER) – Franco/Cunha (BRA)

Ergebnis: 2:1 (18:21/21:18/15:12) Spieldauer: 69 Minuten

- Rogers/Dalhausser (USA) – Harley/Pedro (BRA)

Ergebnis: 2:0 (21:19/21:19) Spieldauer: 53 Minuten

- Klemperer/Koreng (GER) – Brink/Dieckmann (GER)

Ergebnis: 2:0 (21:13/17:11) Spieldauer: 48 Minuten

- Fabio Luiz/Marcio Araujo (BRA) – Rogers/Dalhausser (USA)

Ergebnis: 2:1 (21:15/19:21/15:13) Spieldauer: 66 Minuten

6.3. Untersuchungsdurchführung

6.3.1 Untersuchungsvoraussetzungen

Die Spielbeobachtung der in dieser Arbeit untersuchten Spiele findet mit Hilfe der filmisch gebundenen Spielbeobachtung statt (Vgl. Kapitel 4.2.5. Die filmisch gebundene Spielbeobachtung).

Die Beobachtungsmerkmale der äußeren Struktur werden mit Hilfe des Computerprogramms Time Table (Vgl. Kapitel 6.4.1. Die Variable Zeit) festgehalten. An Material werden ein DVD Player mit Standbild- und Zeitlupenfunktion, das Videomaterial (Vgl. Kapitel 6.3.2. Kamerastandort), ein Fernsehgerät, durchsichtige Folie, ein wasserfester Stift und ein Computer mit entsprechender Software benötigt. Die Auswertung der Daten erfolgt mit Hilfe verschiedener Datenbankenprogramme wie Excel, Word und SPSS.

6.3.2 Kamerastandort

An fünf aufeinander folgenden Tagen wurden 15 Spiele gefilmt, von denen die 8 bestgeeigneten zur Analyse ausgewählt wurden. Der Kamerastandort blieb über den gesamten Zeitraum der Aufnahmen unverändert, um perspektivische Verschiebungen zu vermeiden. Hierfür wurde ein Platz auf der Zuschauertribüne gewählt, die ca. 2 m vom Feldrand anfängt und in Stufen nach oben geht, so dass von einer zentralen Position in der obersten Tribünenreihe gefilmt werden konnte. Aus dieser Perspektive ist das Spielfeld am besten zu überblicken, da die Abstände der Spieler untereinander sowie zum Netz bzw. zu den Spielfeldbegrenzungslinien erkennbar sind. Wichtig hierbei war, dass sowohl das Feld in seiner vollen Länge und Breite, als auch der gesamte Raum um das Spielfeld herum gefilmt werden konnte, damit die Standorte der Spieler und der Ballort auch bei Aktionen außerhalb des Spielfeldes genau erfasst werden konnten.

Für ein ruhiges Bild und eine gleichbleibende Perspektive befand sich die Kamera auf einem festen Stativ. Es wurde mit einer digitalen Video Kamera gefilmt, wobei die Kassetten später mit Hilfe der Kamera auf DVD überspielt wurden. Zum einen war es wichtig von jedem Spiel eine Sicherheitskopie zu erstellen, zum anderen war die Spielbeobachtung über den DVD-Player günstiger, da hier mit einer Fernbedienung sowie den Funktionen Vor-, Rücklauf, Zeitlupe und Standbild gearbeitet werden konnte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kamerastandort und -blickwinkel

6.4 Untersuchungsmerkmale - die Variablenliste

In den folgenden Unterkapiteln werden die Variablen beschrieben, die in dieser Arbeit untersucht werden sollen. Dabei werden sechs Variablen unterschieden, deren Merkmale genauer definiert werden. Es handelt sich um die Variablen:

- Zeit
- Ort
- Technik
- Spieler
- Physische Belastung
- Sonstige

6.4.1 Die Variable Zeit

Um die äußere Struktur des Beachvolleyballspiels zu untersuchen, ist es notwendig, alle im Spiel anfallenden Zeiten zu messen. Zur Ermittlung der zeitlichen Struktur wird das eigens von Till Graue entwickelte Computerprogramm „Time Table“ angewendet, das im Folgenden beschrieben wird:

Das Programm „Time Table“ beinhaltet eine Stoppuhr, welche die Zeiten der wiederkehrenden Ereignisse im Spiel misst. Das Programm ist eine Konsolenanwendung für PC mit 32 Bit Busbreite (Windows 95 und neuere Betriebssysteme). Es wird als ausführbares Programm gestartet.

Während der Betrachtung eines Spieles (bzw. einer Aufzeichnung) werden die Ereignisse Satzanfang und Satzende, Anpfiff eines auszuspielenden Punktes, Aufschlag, Punkt, Aufforderung zum Seitenwechsel, Beginn und Ende einer Auszeit und Beginn und Ende einer Verletzungspause zeitecht mit festgelegten Tasten eingegeben. Dabei ist immer der Pfiff des Schiedsrichters ausschlaggebendes Merkmal für die Eingabe. Eine Ausnahme stellt die Eingabe des Aufschlagmoments dar. Hier erfolgt die Eingabe dann, wenn die Hand den Ball berührt.

Das Programm kennt die zeitliche Abfolge der Ereignisse und warnt vor Falscheingaben. Es lässt sich zu jedem Zeitpunkt anhalten, um bei einem der vorangegangenen Ballwechsel erneut einzusteigen.

Folgende Zeitspannen sind klassifiziert und werden gemessen:

- Service = Anpfiff bis Aufschlag
- Punkt = Aufschlag bis Punkt
- VBn Punkt = (Vorbereitung nach) Punkt bis Anpfiff folgender Punkt
- VBn Wechsel = Anpfiff Seitenwechsel bis Anpfiff folgender Punkt
- Auszeit = Anpfiff bis Abpfiff einer Auszeit
- VBn Auszeit = (Vorbereitung nach Ende) einer Auszeit oder Verletzungspause bis Anpfiff folgender Punkt
- Verletzung = Beginn bis Ende einer Verletzungspause
- Sonstige = Zeitspannen, die nicht mehr expliziert ausgewiesen werden: Satzbeginn bis erster Anpfiff, Punkt bis Wechsel, Punkt bis Beginn einer Auszeit oder einer Verletzungspause, Punkt bis Satzende

Das Programm erstellt eine log-Datei mit dem chronologischen Ablauf der eingegebenen Ereignisse und eine Tabellen-Datei mit den klassifizierten Zeitspannen zwischen den Ereignissen, sowie deren Summen, aus denen sich die Durchschnittswerte erzeugen und ablesen lassen.

Um die komplette Spielzeit bzw. die Spielzeiten aller Spiele zu erhalten, ist es notwendig, die jeweiligen Satzzeiten anschließend zu addieren.

6.4.2 Die Variable Ort

Alle Spielhandlungen und Ballwege im Beachvolleyball sind an einen Ort im Spielfeld gebunden. Durch das Fällen eines Lotes vom Ball zum Boden kann der Ort erfasst werden. Ist dies durch perspektivische Schwierigkeiten nicht exakt möglich, können Absprung und die Bewegung des Spielers sowie der Ballweg als weitere Beobachtungsmerkmale zu Hilfe genommen werden.

Mit der „Variable Ort“ können neben Handlungsorten auch Ballwege untersucht werden. Die „Variable Ort“ wird in dieser Arbeit mittels eines Rasters definiert (Vgl. Abbildung 2). Dieses Raster gibt die geeichte Spielfeldgröße wieder und ist - je Spielfeldseite - in sechzehn 2 x 2 Meter große Quadrate unterteilt. Es wird auf eine Folie aufgezeichnet und der jeweiligen Perspektive der aufgenommenen Spiele entsprechend auf dem Fernsehbildschirm befestigt. Um Spielsituationen und Ballwege genau und einheitlich untersuchen zu können und den genauen Ort in dem Raster festzulegen, ist die Position des Balles das ausschlaggebende Merkmal. Es wird genau dann der Ort der Handlung festgelegt, wenn der Ball berührt wird.

Über das Spielfeldraster hinaus gehen die Bereiche hinter und seitlich neben den Begrenzungslinien. Mit ihnen werden Bälle und Positionen von Spielern erfasst, die sich im Aus befinden, z.B. ein Zuspiel außerhalb des Spielfeldes oder ein Ball, der ins Aus geschlagen wurde. In der Abbildung ist die Netzseite mit einer doppelten Linie und die Handlungsorte außerhalb des Spielfeldes mit einem „o“ für „out“ gekennzeichnet. Die Netzseite spielt bei der Erfassung von Fehlern eine Rolle. Wird ein Ball auf der Seite neben dem Spielfeld ins Aus geschlagen, wird ein „o“ und das bestimmte Quadrat, neben welches der Ball geschlagen wurde, notiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Ortsraster Handlungsorte allgemein

In Abbildung 3 ist ein zusätzliches 2 x 2 Meter großes Quadrat im vorderen Spielfeldbereich sichtbar. Dieses Feld wird als „Zuspielquadrat“ bezeichnet und trägt die Zahl 17. Der Einsatz dieser zusätzlichen Ortsvariable bietet sich an, da davon ausgegangen werden kann, dass das Zuspiel zu einem hohen Prozentsatz im vorderen, netznahen Spielfeldbereich stattfindet, nämlich im Bereich der Quadrate 2,3,6 und 7. Mit dem zusätzlichen Zuspielquadrat können Zuspielhandlungen detaillierter in diesem Spielfeldbereich erfasst werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Ortsraster Zuspielorte

6.4.3 Die Variable Technik

Bei der Untersuchung der Variable Technik wird keine qualitative Bewertungen der Techniken mit ihren Ballwegen und -höhen vorgenommen. Es werden nur die Häufigkeiten der Techniken mit ihren Merkmalen dargestellt. Eine qualitative Bewertung ist kaum möglich, da der Betrachter nur schwer entscheiden kann, ob eine Technik in ihrer Form beabsichtigt war oder nicht.

Im Folgenden werden alle Techniken der Spielhandlungen definiert, die untersucht werden. Dabei wird die Grundtechnik in ihre Untertechniken gegliedert. Hierbei wird keine vollständige Sachanalyse aufgeführt, sondern auf die wichtigsten Merkmale einer jeden Technik hingewiesen. Die Kenntnis über grobe Technikmerkmale der Grundtechnik wird vorausgesetzt.

6.4.3.1 Der Aufschlag

a) Der Flatteraufschlag aus dem Stand

Hauptmerkmale des Flatteraufschlags sind der Treffpunkt des Balles vor dem Kopf oder seitlich auf Kopfhöhe und der kurze Kontakt zwischen Hand mit steifem Handgelenk und Ball. Dieser kurze Kontakt soll bewirken, dass der Ball nicht rotiert und daher „flattert“. Unterschiedliche Flugkurven und Höhen der Aufschläge werden nicht festgehalten.

b) Der Topspinaufschlag (Tennisaufschlag) aus dem Stand

Der Tennisaufschlag wird mit langem, schnellem Arm über dem Kopf geschlagen. Dem Ball kann mittels des Handgelenk-einsatzes eine mehr oder minder starke Rotation oder auch ein Seiteneffet gegeben werden.

c) Der Sprungaufschlag (Topspin)

Die Merkmale, die für den Topspinaufschlag aus dem Stand gelten, sind ebenso für den Sprungaufschlag relevant. Hinzu kommt eine Sprunghandlung, bei der eine „Schwebephase“ erkennbar sein muss. Auch diese Aufschlagtechnik kann mit Seiteneffet erfolgen.

d) Der Sprungflatteraufschlag

Der Sprungflatteraufschlag ist durch eine Sprunghandlung kombiniert mit den Technikmerkmalen des Flatteraufschlages.

e) Der Skyball

Der Skyball kann als Vor- oder Rückhandtechnik ausgeführt werden und ist charakterisiert durch hohe steile Flugkurven von 10-30 Metern Höhe. Er wird auch „hoher Kerzenaufschlag“ genannt.

6.4.3.2 Die Annahme

In der Untersuchung werden die Annahmetechniken nach den hier aufgeführten Definitionen erfasst und beurteilt. Ebenfalls werden alle Variablen aufgeführt, die in engem Zusammenhang mit der Annahme stehen. Weiterhin wird eine Definition des Annahmefehlers gegeben.

a) Der frontale Annahmebagger im Stand

Der frontale Bagger ist die Annahmetechnik, mit der der Ball am zielsichersten gespielt werden kann und wird dann angewendet, wenn der Spieler Zeit hat, seinen Körper hinter den Ball zu bringen. Die Höhe der Ballflugbahn kann durch die Dynamik der Arm- und Körperbewegung, sowie durch den Anstellwinkel der Unterarme gesteuert werden. Wie hoch oder tief die Spielstellung gewählt wird ist abhängig von der Flugkurve des Balles und der Netzentfernung des Annahmespielers.

b) Der frontale Annahmebagger in der Bewegung

Der Bewegungsablauf entspricht dem des frontalen Annahmebaggers. Statt im Stand wird der Bagger in der Bewegung ausgeführt. Im Moment des Baggerns ist der Spieler noch in Bewegung, kann jedoch seinen Körper hinter den Ball bringen.

c) Der seitliche Annahmebagger im Stand

Der seitliche Annahmebagger wird angewendet, wenn der Spieler den Körper nicht mehr hinter den Ball bringen kann und den Ball mit seitlich angestellten Armen spielt.

e) Der seitliche Annahmebagger in der Bewegung

Der Bewegungsablauf entspricht dem des seitlichen Annahmebaggers. Statt im Stand wird der Bagger in der Bewegung ausgeführt.

f) Der Annahmebagger im Knien

Der Ball wird im Knien angenommen. Dabei wird nicht erfasst, ob sich ein oder beide Knie am Boden befinden.

g) Der Hechtbagger

Der Hechtbagger ist die beidhändige Annahme im Fallen. Sie kann seitlich oder frontal erfolgen.

h) Der Tomahawk

Der Tomahawk ist eine beachvolleyball-spezifische Abwehrtechnik. Bei dieser Technik wird der Ball mit beiden, sich berührenden Händen gespielt. Dies erfolgt meist über dem Kopf. Der Ball wird aktiv abgespielt, wobei die Intensität des Armeinsatzes, die Streckung der Ellbogengelenke und der Einsatz der Handgelenke entsprechend variiert werden können.

i) Die einarmige Annahme

Die Annahme wird sowohl im Stand, in der Bewegung, als auch im Fallen mit nur einem Arm ausgeführt.

j) Sonstige

Unter dieser Rubrik sind alle die Annahmetechniken zusammengefasst, die sehr selten ihre Anwendung finden.

- Die Annahme mit einem anderen Körperteil
- Die einhändige Annahme im Sinne des einhändigen Tomahawks

6.4.3.3 Das Zuspiel

Im Folgenden werden die verschiedenen Zuspieltechniken definiert und aufgeführt. Es muss hier erwähnt werden, dass eine leichte Abwehr oder ein „Dankeball“ (Vgl. Kapitel 6.4.6.4. Die Variable „Dankeball“), der als 2. Berührung angegriffen wird, als Zuspiel betrachtet wird. Dagegen wird ein 2. Ball, der als Angriff nach der Annahme gespielt wird, nicht als Zuspiel gewertet. Da ein Touchieren des Blocks als 1. Ballberührung gilt, wird die darauffolgende Ballberührung als Zuspiel gewertet. Unabhängig davon, ob er vom Blockspieler selbst oder vom 2. Spieler hochgespielt wird.

a) Das frontale obere Zuspiel

Das beidhändige Pritschen des Balles zum Angreifer wird als oberes Zuspiel bezeichnet. Der Begriff „frontal“ beschreibt die gerade Richtung von der Schulterachse zu dem Ort, zu welchem der Ball gespielt wird. Der Zuspieler richtet seinen Körper frontal zur Zuspielrichtung aus.

b) Das laterale obere Zuspiel

Diese Technik entspricht dem des frontalen oberen Zuspiels. Die Schulterachse steht nicht frontal, sondern lateral zur Zuspielrichtung.

c) Das obere Zuspiel über Kopf

Die Bewegungsausführung ist der des oberen frontalen Zuspiels ähnlich - der Ball wird mit nach hinten gebeugten Handgelenken relativ weit über dem Kopf nach hinten gespielt.

d) Das obere Zuspiel im Fallen

Der Ball wird während des Fallens in den Kniestand zugespielt.

e) Das obere Zuspiel im Sprung

Der Ball wird im Sprung zugespielt.

f) Der frontale Zuspielbagger im Stand

Der Bewegungsablauf entspricht dem des frontalen Annahmebaggers. Der Armeinsatz erfolgt jedoch aktiver. Der Ball wird nach oben vorne „geschoben“.

g) Der frontale Zuspielbagger in der Bewegung

Der Spieler ist im Moment des Zuspielbaggers noch in der Laufbewegung.

h) Der seitliche Zuspielbagger im Stand

Bei dieser Technik werden die Arme seitlich angestellt.

i) Der seitliche Zuspielbagger in der Bewegung

Der Spieler ist im Moment des Baggerns noch in der Laufbewegung.

j) Der Zuspielbagger über Kopf

Der Bagger wird rückwärts, ohne Blickkontakt zum Mitspieler ausgeführt.

k) Der Hechtbagger frontal beidhändig

Der Hechtbagger ist das untere Zuspiel im Fallen.

l) Der Hechtbagger frontal einhändig

Zuspiel im Fallen einhändig.

m) Der Hechtbagger beidhändig über Kopf

Zuspiel im Fallen über Kopf.

n) Der Hechtbagger einhändig über Kopf

Zuspiel im Fallen über Kopf einhändig.

[...]

Fin de l'extrait de 182 pages

Résumé des informations

Titre
Strukturanalyse des Sportspiels Beachvolleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer
Université
Sport Academy Cologne  (Institut für Bewegungswissenschaften in den Sportspielen)
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
182
N° de catalogue
V91358
ISBN (ebook)
9783638046220
ISBN (Livre)
9783656834649
Taille d'un fichier
894 KB
Langue
allemand
Mots clés
Strukturanalyse, Sportspiels, Beachvolleyball, Leistungsbereich, Männer
Citation du texte
Szilvia Fekete (Auteur), 2007, Strukturanalyse des Sportspiels Beachvolleyball im oberen internationalen Leistungsbereich der Männer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91358

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