Das Imperium Walt Disneys und Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys


Dossier / Travail de Séminaire, 2002

14 Pages, Note: 1

Anna Kiesbauer (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I.) Einleitung: Die Beziehung von Literatur und Film

II.) Das Imperium Disneys. Wie alles begann...

III.) Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys am Beispiel „Schneewittchen und die sieben Zwerge“
1.) Allgemeine Eigenschaften der Zeichentrickfilme Disneys
2.) Entstehung des Films „Schneewittchen und die sieben
Zwerge“
3.) Charakter des Films
4.) Beispielhafte Ausschnitte
5.) Zusammenfassung der wichtigsten Stilmerkmale

IV.) Schluss

V.) Literaturverzeichnis

I.) Einleitung: Die Beziehung von Literatur und Film

Die Reaktion der Literaturwissenschaft auf die Herausforderung durch die Massenmedien ist vielfach durch Katastrophenstimmung („das Ende der Schriftkultur“...) gekennzeichnet bzw. durch Ignorieren bestimmt, was vor allem die kompetente Auseinandersetzung mit filmischen Adaptionen literarischer Werke betrifft.

In der Sekundärliteratur wird vielfach von der „Literarisierung“ des Filmes gesprochen, die seit 1908/10 einsetzt, und voraussetzt, dass Filme fähig sind, mit filmischen Mitteln literarisch Erzähltes wiederzugeben. Literarisierung bedeutet für den Film, „den Zugang zur (bürgerlichen) Institution Kunst und Literatur zu suchen“[1] und zugleich ein unerschöpfliches Reservoir an erzählten Geschichten für das eigene, filmische Erzählen bereitzuhalten und die eigenen Fähigkeiten des Erzählens am Vorbild der Literatur ständig weiterzuentwickeln.

Die Beziehung zwischen Film und Literatur ist wechselseitig. Autoren, die ins Kino gegangen sind, haben begonnen, ihre filmischen Wahrnehmungen in ihre literarische Schreibweise einfließen zu lassen und haben schließlich auch für den Film geschrieben. Häufig wird diese Literatur, die unter dem Eindruck des Films entstanden ist, als eine „neue Literatur“ bezeichnet, die literarisch reflektiert, dass die audio-visuellen Medien ein dominanter Bestandteil unserer heutigen Lebenswelt und Kultur geworden sind. Dennoch können Drehbücher wie Bühnendramen unabhängig von ihrer Aufführung gelesen werden und somit in der Tradition eines literarischen Genres verwendet werden.

Seit Helmut Kreuzers Werk „Veränderungen des Literaturbegriffs“ (1975)[2] findet man eine Erweiterung des Textbegriffs, so dass nun neben Drucktexten auch zunehmend audiovisuelle Texte (Filme, Werbespots,...) einbezogen sind.

Der Tonfilm ist in dem Maße „literarisch“, insofern er es schwer hat, sich von den Einflüssen der (realistisch erzählenden) Literatur freizuhalten und eigene, filmische Ausdrucksmöglichkeiten zu behaupten; während die Adaption literarischer Vorlagen zum Normalfall der Produktion für das Fernsehen/Kino wird[3]. Eine Adaption eines literarischen Stoffes liegt auch bei Disneys Zeichentrickfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ bzw. im Originaltitel: „Snow White and the Seven Dwarfs“ vor. Inwiefern spezifisch filmische Ausrucksmöglichkeiten hierbei eine eigene Dynamik hervorrufen, und wie es zur Entwicklung der disney-typischen Zeichentrickfilme gekommen ist, möchte ich im folgenden aufzeigen.

II.) Das Imperium Disneys Wie alles begann

Walter Elias Disney wurde am 5.12.1901 in Chicago geboren. Bereits 1906 verließ seine Familie diese Stadt und zog in das ländliche Marceline in Missouri. Die Kindheit in dieser vorindustriell-idyllischen Umgebung prägte Disney, ebenso seine ersten Erlebnisse mit dem Kino im Jahre 1908. Doch 1910 musste die Familie die Farm aufgeben und zog in die Großstadt Kansas City, wo auch Walt für den Unterhalt der Familie mitsorgen musste. Er entdeckte so früh sein Interesse am Zeichnen und arbeitete recht erfolgreich als Karikaturen- und Werbezeichner. Schon 1920 begann Walter Elias Disney mit der Produktion kurzer Trickfilme, dabei befasste er sich von Anfang an vorrangig mit Märchen bzw. märchenhaften Stoffen. Seine ersten Erfolge erzielte er mit einer Serie von ca. 60 filmen zu „Alice in Cartoonland“. Bald darauf stellte Disney das Zeichnen ein und begann als eine Art Kreativ-Direktor sein Studio zu leiten. Schließlich widmete er sich ab 1928 anthropomorphen Tierfiguren, v.a. anfangs der Mickey Mouse/ Micky Maus. Während Disney Serienstreifen über Micky, Donald Duck, Goofy und Pluto produzierte, stellte er unter dem Titel „silly symphonies“ Kurzfilme her, in denen er neue Techniken und Erzählweisen ausprobierte; doch blieb er auch hier vorrangig bei der Adaption von Märchenstoffen. Für „The Three Little Pigs“ („Die drei kleinen Schweinchen“) erhielt Walt Disney 1933 seinen ersten Oscar. Disney strebte aber weiter, nach immer aufwendigeren und perfekter zu realisierenden Produktionen. Schließlich fasste er den Plan, einen abendfüllenden Zeichentrickfilm zu konzipieren.[4] Der Publikumserfolg von „Snow White an the Seven Dwarfs“, als erster Zeichentrickfilm in Hauptfilmlänge, war nach der Uraufführung 1937 so groß, dass die Firma dieses als Bestätigung für den nun eingeschlagenen Weg ansah und weitere abendfüllende Märchenanimationen plante.

Mit der Uraufführung der Filme „Pinocchio“ und „Fantasia“ 1940 erreichte die Disney-Company zunächst einen künstlerischen Höhepunkt. Die folgenden Filme „Dumbo (1941) und „Bambi“ (1942) waren mehr marktorientiert produziert, entwickelten sich dann aber auch zu „Dauersellern“ der Company. In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg musste sich das Disney-Studio einer neuen Konkurrenz, dem Massenmedium Fernsehen stellen.[5] Die Company begann Dokumentarfilme und Specials für das Fernsehen herzustellen. Es stellte sich dabei heraus, dass die vergleichsweise billig abgedrehten Realfilme (Bsp.: „Treasure Island 1949) erheblich größere Erfolge im Kino mitsichbrachten als die wesentlich teurer hergestellten Animationsfilme (wie: „Cinderella“ und „Alice in Wonderland“, beide 1951 uraufgeführt).

Außerdem begann Disney sich in den 50er Jahren vermehrt anderen Projekten zuzuwenden. So eröffnete er 1955 den größten Freizeitpark der Welt "Disneyland“ und sicherte die Standardisierung der Realspielfilmproduktion.

Nach dem Tod von Walt Disney im Jahre 1966 führten seine Nachfolger das Imperium fort, weiterhin in seinem Sinne, auf die Familie als Publikum abzuzielen. Doch in den 70er Jahren verschob sich das Interesse des Publikums, Familienmitglieder gingen kaum noch gemeinsam ins Kino. Das Disney-Managment reagierte darauf verspätet, so dass es Umsatz- und Gewinneinbrüche überwinden musste und erst 1984 eine Tochtergesellschaft gründete. Touchstone sollte von nun an Filme für das Erwachsenenpublikum vertreiben, welche nicht zum tradierten Disney-Image passen.

Inzwischen werden die Disney-Filmprodukte multimedial vermarktet. So findet man Begleitbücher zu Disneys Märchenfilmen, Videokassetten, und lange vor Anlauf des nächsten Kinohits werden die Märchenhelden in Spielwarenläden, Zeitungen und auf Kinderbekleidung populär gemacht.

Seit 1990 hat sich die Disney-Company das Ziel gesetzt, jedes Jahr einen neuen, aufwendig produzierten Animationsfilm für die ganze Familie auf den Markt zu bringen (in den USA jeweils zur Sommerferienzeit, in Europa zur Weihnachtszeit). Mit fast allen dieser Filme konnte sie den ersten Rang unter den Top Ten einnehmen. Auch mit den Wiederaufführungen alter Produktionen dominiert die Disney-Company immer wieder den Markt. Das geschieht vor allem mit Videokassetten. Buena Vista (also Disney) erreicht mit nur wenigen Titeln einen Marktanteil von 20 Prozent[6]. Die Hitliste der meistverkauften Videokassetten führen die Märchenfilme der Disney-Company an. Von „Das Dschungelbuch“ 1993 wurden allein 4,6 Millionen Stück verkauft, 1994 stand „Aladdin“ an der Spitze, 1995 „Der König der Löwen“. Von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ existieren mehrere Video-Auflagen,: die erste ist von 1994, seit Oktober 2001 gibt es den Film auch auf DVD. Grundsätzlich gehen alle Buena Vista-Spitzentitel mit Auflagen zwischen 500.000 und 2 Millionen über die Ladentheken.

[...]


[1] Paech, Joachim: Literatur und Film. Stuttgart 1988. S.IX.

[3] Paech, S.X.

[4] Ausführlicher: s. Kapitel III.2) Entstehung des Films „Schneewittchen und die sieben Zwerge“.

[5] Das Fernsehen hatte zwar schon früher Einzug gehalten, aber das v.a. in Bezug auf Dokumentarfilme, die in den dreißiger Jahren in den USA als Medium der Massenaufklärung dienten. Siehe: Vowe, Klaus: Film und Literatur im Amerika der dreißiger Jahre: Die „Contemporary Historians, Inc. In: Weber, Alfred, Friedl, Bettina (Hg.): Film und Literatur in Amerika. Darmstadt 1988. S.139.

Später begann auch die Disney-Company Dokumentarfilme (Tierdokumentationen) zu produzieren.

[6] Heidtmann, Horst: Von Pinocchio bis Pocahontas. Die Märchenfilme der Walt-Disney-Company. In: Wardetzky, Kristin; Zitzlsperger, Helga (Hg.): Märchen in Erziehung und Unterricht heute. Bd.I. Beiträge zu Bildung und Lehre. S.259.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Das Imperium Walt Disneys und Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys
Université
University of Rostock  (Institut f. Germanistik, Institut f. Volkskunde)
Note
1
Auteur
Année
2002
Pages
14
N° de catalogue
V9135
ISBN (ebook)
9783638159180
Taille d'un fichier
440 KB
Langue
allemand
Mots clés
Imperium, Walt, Disneys, Stilmerkmale, Zeichentrickfilme, Disneys
Citation du texte
Anna Kiesbauer (Auteur), 2002, Das Imperium Walt Disneys und Stilmerkmale der langen Zeichentrickfilme Disneys, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9135

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