Europäische Währungspolitik nach dem Ende des "Bretton-Woods-System"


Trabajo Intermedio/Parcial, 2008

22 Páginas, Calificación: 1.3


Extracto


Gliederung

Einleitung

1. Das „Bretton- Woods- System“
1.1 Fixe versus flexible Wechselkurse
1.2 Bedeutung für Europa
1.3 Zusammenbruch

2. Neue Europäische Währungspolitik
2.1 Das Europäische Währungssystem EWS
2.2 Der paradoxe Erfolg des EWS unter der Hegemonie der D -Mark
2.3 Zusammenbruch des EWS
2.4 Zwischenfazit

3. Die Europäische Währungsunion
3.1 Währungsunion anstatt Wechselkursunion

4. Fazit

Einleitung

Am 15. August 1971 gab US-Präsident Nixon in einer sonntäglichen Fernsehansprache an die Nation bekannt, dass die USA die Golddeckung des Dollars aufheben. Die Verpflichtung der USA, internationale Dollarguthaben zu einem festen Satz von 35 Dollar pro Feinunze einzutauschen, hatte bis dahin einen zentralen Stützpfeiler des Nachkriegsfinanzsystems gebildet, das 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods in Kraft gesetzt worden war. Nixons einseitige Ankündigung versetzte ihm den Todesstoß. Dies war einer der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte des Nachkriegskapitalismus und der Anfang einer neuen europäischen Währungspolitik. Die folgende fünfzigjährige europäische Währungsgeschichte zeigte aber weder Kontinuität, noch war ein roten Faden erkennbar. Ambitionierte Vorhaben wie der Werner Plan wurden auf den Weg gebracht, scheiterten aber ebenso abrupt. Vielversprechende Ansätze wurden fallengelassen, und immer wieder schien die Währungsintegration bei Null anzufangen. Modelle wie das Europäische Währungssystem, konnten über einen längeren Zeitraum die gewünschte Währungsstabilität in Europa nicht erreichen. So war die Geschichte europäischer Währungspolitik nach 1971, von Krisen geschüttelt und von Uneinigkeit geprägt. Die Dominanz der D-Mark und andere Faktoren brachten Europa von der, in den sechziger Jahren entwickelten Theorie des optimalen Währungsraumes bzw. des Gelingen eines gemeinsamen Währungsraums, immer weiter weg. Erst der Weg zur Europäischen Währungsunion brachte neue Hoffnung, hohe Erwartungen und die Möglichkeit, dem Ziel Geldwertstabilität, wieder näher zu kommen.

Das Kernstück des Vertrags von Maastricht, eine Europäische Währungsunion zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu schaffen, hatte nicht nur in Deutschland, sondern auch in den übrigen EU-Staaten heftige Auseinandersetzungen über die Zukunft der Europäischen Währungspolitik ausgelöst. Mangelnde Bereitschaft, vom vertrauten und bewährten Geld und von der nationalen Zuständigkeit für die Währungspolitik Abschied zu nehmen, verbanden sich mit einer tiefgründenden Unsicherheit, aber auch mit der Möglichkeit eines vertieften wirtschaftlichen und politischen europäischen Einigungsprozesses.

Die Arbeit baut auf meiner These auf, dass Versuche wie das Europäische Währungssystem EWS als Kompensation für die realwirtschaftlichen Divergenzen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu benutzen, auf kurz oder lang fehlschlugen. Die Einführung des Euros und der EWU war eine „Flucht nach Vorne“ um einen funktionierenden Binnenmarkt in Europa zu erhalten und die Ziele europäischer Währungspolitik nach dem Zusammenbruch des Bretton- Woods- System zu verwirklichen.

Ich habe im Hauptteil der Arbeit vorwiegend ältere Fachliteratur verwendet. Dies war notwendig weil die älteren Werke größtenteils intensiver auf früher Entwicklungsstufen der europäischen Währungspolitik eingehen. Besonders in der abschließenden Betrachtung über die EWU benutze ich dann die neuere und neuste Fachliteratur. Diese vereinen frühere wissenschaftliche Ansätze und geben einen besseren Überblick. Die Arbeiten von Switgard Feuerstein, Stefan Collignon und Barbara Gismann bilden den wissenschaftlichen Grundstein meiner Arbeit. Vor allem Collignon mit seinen theoretischen Ausführungen und der präzisen ereignisgeschichtlichen Schilderung.

Aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit mussten einige Themenbereiche, sowie eine genauere Vertiefungen ausgelassen werden.

1. Das „Bretton- Woods- System“

Das Bretton-Woods-System, benannt nach der Konferenz von Bretton-Woods im US-Staat New Hampshire im Juli 1944, sollte eine neue stabile internationale Ordnung auf dem Gebiet der Währung sein. Sein Vorläufer, dass von 1717 bis 1933 bestehende System des Goldstandards, wurde von Ökonomen wie John Maynard Keynes als zu wenig flexibel empfunden. Der Goldstandard würde, so die Argumentation, die Konjunkturzyklen verlängern und vertiefen. Die Finanzminister und Notenbankgouverneure einigten sich auf ein neues System fester aber anpassungsfähiger Wechselkurse.1

Die Mitgliedsländer legten den Wechselkurs ihrer nationalen Währungen gegenüber den Dollar fest (sog. Paritäten). Die Vereinigten Statten von Amerika setzten den Goldpreis fest und garantierten die Konvertierbarkeit der von anderen Zentralbanken gehaltenden Dollar- Anlagen zu diesem Kurs in Gold. Im Gegenzug erklärten sich die anderen Länder bereit, US- Dollar oder liquide US- Verbindlichkeiten als Reserveguthaben zu halten und garantierten die Stabilität des Wechselkurses.2

1.1 Fixe versus flexible Wechselkurse

Fixe Wechselkurse haben zu allererst den Vorteil das keine Transaktionskosten in Form von Währungssicherungsgeschäften anfallen und stehen für Stabilität im Währungssystem. Doch können Fixe Wechselkurse zwischen Staaten mit sehr heterogenen Wirtschaftsstrukturen und -potenzialen bedeuten, dass die Zentralbanken möglicherweise in großem Umfang Zahlungsbilanzpolitik betreiben, also intervenieren müssen, um die vereinbarten, nominalen Wechselkurse zu halten. Die Herbeiführung eines Gleichgewichts bei den Wechselkursen kann zu Lasten der binnenwirtschaftlichen Ziele, wie Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität, gehen.3 Vollbeschäftigung und Zahlungsbilanzausgleich, welche meist durch restriktive Wirtschaftspolitik umgesetzt wird, sind im System fixer Wechselkurse offensichtlich nur schwer zu realisieren.

Es kann allerdings, so wie im System von Bretton- Woods, vereinbart werden, kurzfristige Zahlungsbilanzdefizite und -überschüsse vorübergehend zuzulassen.

Bei dauerhaften Zahlungsbilanzungleichgewichten, zum Zweck des Ausgleichs, muss auf eines der Ziele: stabiler Wechselkurs, freie Konvertibilität oder autonome Konjunkturpolitik verzichtet werden. Darauf soll aber später im Kapitel nochmal eingegangen werden.4

Wird hingegen ein System flexibler Wechselkurse gewählt, dann sind die Zahlungsbilanzen immer ausgeglichen. Entsprechend der Angebots- und Nachfragesituation auf dem Devisenmarkt bildet sich der jeweilige Gleichgewichtswechselkurs. Es besteht im System flexibler Wechselkurse keine vollständige Abschirmung gegenüber internationalen Konjunkturübertragungen aufgrund von Preis- und Zinsunterschieden, doch ist es anders als bei festen Wechselkurse möglich, das heimische Geldangebot unabhängig von Auslandseinflüssen zu kontrollieren. Der Spielraum für eine vom Ausland unabhängigere Konjunkturpolitik wird vergrößert.

Die Stabilität und das Verhindern von Schwankungen von Wechselkursen standen für den Wirtschaftraum Europa, auch nach dem Bretton- Woods- System, an erster Stelle. Wie die weiteren Kapitel zeigen werden, hat man zwar die festen Wechselkurse flexibler gemacht, aber das Austauschverhältnis lief weiter in festen Bahnen.5

1.2 Bedeutung für Europa

In den 50er und 60er Jahren bemühten sich die Europäer an den New Yorker Finanzmärkten langfristige Kredite aufzunehmen und Kurzfristige zu vergeben, um international liquide zu sein. Wegen der Schwäche der europäischen Kapitalmärkte (eingeengt durch staatliche Vorschriften und nicht liquide genug), konnte sie nicht konkurrenzfähig mit dem Dollar sein. Die so entstanden Zahlungsbilanzdefizite sollte mit der Schaffung eines leistungsfähigeren Kapitalmarkt in Europa umgangen werden.6 Zu kam es schon in den 60ern, durch die Institution des Euromarktes, zu einer ersten Abkehr von den strengen Regulierungsvorschriften des Bretton Woods-Systems. Auf dem Euromarkt, der primär in der Kapitalverkehrskontrollen in den USA im Jahr 1963, fanden die amerikanischen Banken auf dem Euromarkt ein alternatives Betätigungsfeld. Die Aktivitäten der Banken wurden von der amerikanischen Zentralbank FED und dem amerikanischen Finanzministerium unterstützt.

Von Seiten der USA wurde der Euromarkt jedoch nicht nur unterstützt, um den heimischen Banken ein Betätigungsfeld zu sichern. Vielmehr wurde die Möglichkeit des Erwerbens von Dollar-Finanzprodukten, bei bestehenden Zahlungsbilanzproblemen, als milderndes Element begrüßt.7 Die anhaltenden Leistungsbilanzdefizite jedoch reduzierte die London angesiedelt war, konnten Währungen frei gehandelt werden. Nach der Einführung Nettogläubigerposition der USA, sodass in den 60er Jahren der Wert kurzfristiger USVerbindlichkeiten den Wert der US- Goldreserven allmählich überstieg. Die anhaltenden Spekulationen verhalfen die D-Mark in die Position einer alternativen Reservewährung, weil sie sich auf gute wirtschaftliche Grunddaten stützen konnte und es keine Kapitalverkehrsbeschränkungen gab.8

1.3 Zusammenbruch

In der Literatur werden drei wesentliche Punkte für den Zusammenbruch des Bretton- Woods- Systems genannt: Erstens, die fehlende Flexibilität innerhalb des Systems, zweitens, die geldpolitische Expansion der USA im Rahmen der Militärausgaben durch den Vietnamkrieg und drittens, die Unvereinbarkeit der nationalen Wirtschaftspolitik der beteiligten Akteure.9

Die europäischen Zentralbanken kamen ihrer Verpflichtungen aus dem Bretton- Woods- Systems nach und stellten den offiziellen Kurs der Leitwährung zum Gold und zu den anderen Währungen durch Stützungskäufe sicher. Mit dieser Aufschatzung von Dollarreserven bei den Zentralbanken finanzierten die europäischen Partner faktisch das Leistungsbilanzdefizit der amerikanischen Vormacht. Praktisch schlug dies vor allem als Import eines erheblichen Inflationspotentials zu Buche. Der beständige Aufkauf amerikanischer Währung zwang die stützenden Notenbanken nämlich zur Schaffung zusätzlicher Landeswährungsliquidität und führte zu einer Aufblähung der internen Geldmenge, die sich zusehends vom Wachstum der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung zu entkoppeln begann.10 Durch die starken Zuflüsse von US-Dollar sah sich die Deutsche Bundesbank schließlich im Mai 1971 dazu gezwungen, das feste Umtauschverhältnis der DM zum US-Dollar aufzuheben und die D-Mark somit zu floaten.11 Dies führte dazu, dass sich die Dollarzuflüsse nach Deutschland, die im Laufe des Jahres 1971 noch erhebliche Ausmaße angenommen hatten, zum Ende 1971 wesentlich verringerten.12

Das war der Anfang vom Ende des Bretton- Woods- System. Als sich im Herbst 1973 die Ölpreise aufgrund des ersten Öl-Schocks vervierfachten, war der währungspolitische Zusammenhalt innerhalb Europas schon weitgehend reduziert.

Neben den enormen Zahlungsbilanzdefiziten und dem Mangel an wertstabiler internationaler Liquidität in ausreichenden Umfang, ist das Scheitern dieses Systems auch darauf zurückzuführen, dass keine verbindlichen Regeln über wirtschaftspolitisch notwendiges Verhalten vereinbart wurden. Eine Ausnahme stellten die bei andauernd defizitärer Zahlungsbilanzsituation vorgesehenen wirtschaftspolitischen Anpassungsmaßnahmen und die im Zuge der Kreditvergabe vom Internationalen Währungsfond geforderten wirtschaftspolitischen Auflagen dar. Doch die über den IWF organisierte Vergabe von meist zweckgebundenen Mitteln, überwiegend auf Kreditbasis, war vom Umfang eher unzureichend.13 Zusätzlich erlebte Europa auch einen „Dollar Schock“, als die amerikanische Währung zwischen 1971-73 kräftig an Wert verlor. 14

[...]


1 Huffschmid, Jörg, Politische Ökonomie der Finanzmärkte, Hamburg 2002, S. 112.

2 Vgl. Collignon, Stefan, Das Europäische Währungssystem im Übergang. Erfahrungen mit dem EWS und politischen Optionen, Wiesbaden 1994, S. 9-11; Rogall, Holger, Volkwirtschaftslehre für Sozialwissenschaftler. Eine Einführung, Wiesbaden 2006, S. 385.

3 Schäfer, Wolf, Währungen und Wechselkurse, Würzburg 1981, S. 66-68.

4 Gismann, Barbara, Möglichkeiten und Grenzen internationaler monetärer Zusammenarbeit. Ein Beitrag zur Konstruktion von Währungssystemen, Münster/Lit Verlag 1991, S. 51-53.

5 Gismann, Barbara, Möglichkeiten und Grenzen internationaler monetärer Zusammenarbeit. (siehe Anm. 4) S. 55- 56.

6 Collignon, Stefan, Das Europäische Währungssystem im Übergang. (siehe Anm. 2), S. 11

7 Helleiner, Eric, States and the reemergence of global finance. From Bretton Woods to the 1990s, Ithaca, NY/ Cornell Univ. Press 1994, S. 82-84

8 Collignon, Stefan, Das Europäische Währungssystem im Übergang. (siehe Anm. 2), S. 11-12.

9 Emminger, Otmar , D-Mark, Dollar, Währungskrisen. Erinnerungen eines ehemaligen Bundesbankpräsidenten, Stuttgart 1986, S.173-174.

10 Vgl. Lohoff, Ernst, Die harte Landung des Dollar. Von der währungspolitischen Pax Americana zum Weltmarkt ohne Weltgeld, in: Krisis. Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft, Nr. 16/17, Bad Honnef 1995.

11 Nach dem Zusammenbruch dieses Systems fester Kurse war der Wechselkurs der Deutschen Mark gegenüber dem US-Dollar nicht mehr fest, sondern flexibel. Das heißt, er schwankte entsprechend von Angebot und Nachfrage. In der Fachsprache hat sich hierfür der englische Begriff Floating (= schwankend) eingebürgert.

12 Emminger, Otmar , D-Mark, Dollar, Währungskrisen, (siehe Anm. 8) S. 175

13 Gismann, Barbara, Möglichkeiten und Grenzen internationaler monetärer Zusammenarbeit,(siehe Anm. 4) S. 88-89.

14 Collignon, Stefan, Das Europäische Währungssystem im Übergang. (siehe Anm. 2), S. 12-13.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Europäische Währungspolitik nach dem Ende des "Bretton-Woods-System"
Universidad
Free University of Berlin  (Otto - Suhr - Institut)
Calificación
1.3
Autor
Año
2008
Páginas
22
No. de catálogo
V91382
ISBN (Ebook)
9783656495079
Tamaño de fichero
1058 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Europäische, Währungspolitik, Ende, Bretton-Woods-System
Citar trabajo
Sebastian Woye (Autor), 2008, Europäische Währungspolitik nach dem Ende des "Bretton-Woods-System", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91382

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