Mikropolitik und die Rolle der Macht


Trabajo Escrito, 2001

16 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


Gliederung

0. Einleitung

1. Der Begriff der Mikropolitik
1.1. Definition von „mikro“
1.2. Mikropolitische Ansätze

2. Der Begriff der Macht
2.1. Macht bei Crozier/Friedberg
2.2. Machttypen von Crozier/Friedberg

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

In meiner Hausarbeit werde ich versuchen die beiden Begriffe „Mikropolitik“ und „Macht“ näher zu erläutern. Ein Versuch ist es deshalb, weil beide Aus-drücke durch sehr viele verschiedene Verständnisse geprägt sind und so teil-weise widersprüchliche, aber auch ergänzende Ansätze existieren.

Im ersten Teil werde ich auf den Begriff Mikropolitik eingehen und einen kurzen Überblick davon geben, was darunter zu verstehen ist.

Der zweite Teil befaßt sich mit Macht. Auf den ersten Blick hat diese nichts mit Mikropolitik gemein, doch soll hier speziell auf den Machtbegriff nach Crozier/Friedberg eingegangen werden, und nicht eine Herleitung bzw. Definition untersucht werden. Macht ist nämlich eines der drei Konzepte mikropolitischen Ansatzes nach Crozier/Friedberg. Auf diese Weise wird eine Verbindung zwischen den beiden Themen hergestellt, die zu Beginn noch so unterschiedlich waren.

Die beiden anderen Konzepte – Strategie und Spiel – können hier nur kurz erwähnt werden, was aber nicht bedeuten darf, dass sie für Crozier/Friedberg in ihrem Ansatz der Mikropolitik eine geringere Rolle spielen als Macht. Der Grund für die Aussparung ist lediglich, das eine ausführliche Erklärung den Rahmen der Arbeit sprengen würde.

Auch die anderen Ansätze sind nicht weniger relevant für den Begriff Mikro-politik oder der Macht, doch beschränke ich mich hauptsächlich auf die Erläuterung durch Crozier/Friedberg, da sie wohl eines der meist verbreiteten Konzepte konstruierten.

1. Der Begriff der Mikropolitik

Der Begriff der Mikropolitik wird sehr vielfältig verwendet.

Hierzu erst mal drei der bekanntesten Definitionen:

- Mikropolitik ist „die Bemühung, die systemeigenen materiellen und menschlichen Ressourcen zur Erreichung persönlicher Ziele, insbesondere des Aufstiegs im System selbst und in anderen Systemen zu verwenden sowie zur Sicherung und Verbesserung der eigenen Existenzbedingungen“[1]
- „( Mikro-)Politik bezieht sich auf Person- oder Gruppenverhalten, das informal, scheinbar auf den eigenen Bereich beschränkt, typischerweise entzweiend und vor allem im technischen Sinn illegitim ist – gedeckt weder durch Autorität oder akzeptierte Ideologie, noch durch nachgewiesenes Expertentum (obwohl sie all diese in Anspruch nehmen kann)“[2]
- Mikropolitik ist „... das Arsenal jener alltäglichen `kleinen´ (Mikro-) Techniken, mit denen Macht aufgebaut und eingesetzt wird, um eigenen Handlungsspielraum zu erweitern und sich fremder Kontrolle zu entziehen“[3]

Grundsätzlich ist mit Mikropolitik, also der „Politik im Kleinen“, jedoch die „organisationale Innenpolitik“[4] gemeint. Diese grenzt sich von der Politik auf Ebene des Staates aber auch vom Politikbegriff der BWL im Sinne von Unternehmens-politik ab. Aus diesem Grund ist Mikropolitik in der Literatur auch oft unter dem Synonym Organisationspolitik zu finden. Im Einzelnen gehen die Meinungen jedoch weit auseinander. Das Begriffsverständnis reicht hier von einer instrumentellen Ausnutzung anderer durch einen bestimmten Persönlichkeitstyp, dem sogenannten „Mikropolitiker“ über die Kunst der Manipulation, sowie informelle Verhaltensweisen bis hin zu einem organisationstheoretischen Konzept[5]. Dieses politische Verhalten kann man als soziale Einflussnahme verstehen, die außerhalb der Verhaltenszonen liegt, welche von der Organisationsform festgelegt ist. Weiter wäre hinzu zufügen, dass Mikro-politik immer beabsichtigt, die Eigeninteressen der Handelnden Individuen bzw. Gruppen zu fördern und zu schützen. Natürlich kann es so auch zu einer Bedrohung der Interessen anderer Individuen und Gruppen kommen, diese werden aber in Kauf genommen.

Allgemein lässt sich der Kern mikropolitischer Ansätze als eine Identitäts-behauptung und Interessendurchsetzung der Mitglieder von Organisationen erklären. Durch die verschiedenen Verständnisse von Mikropolitik kam es auch zu unterschiedlichen Konzepten für ihre Erklärung.

Die klassischen Vertreter sind Burns[6], Bosetzky, Crozier/Friedberg sowie Neuberger. Burns hat den Begriff „Mikropolitik“ 1962 in die sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt. Im deutschsprachigen Raum wurde er erst 10 Jahre später durch Bosetzky publik gemacht. Er führt Mikropolitik auf eine spezielle Verhaltensdisposition einer Motivations-struktur zurück, die durch die Sozialisation geprägt wurde. Als letztes wäre zu erwähnen das fast alle Definitionen einen egozentrierten Kern aufweisen.

1.1. Definition von „mikro“

Zuerst werden nun verschiedene Definitionen für das Vorwort „mikro“ angeführt. Dieses Vorwort soll eine bestimmte Betrachtungsweise ausdrücken, obwohl man dies auch nach bestimmten Betrachtungsebenen zergliedern kann, doch soll dies nur kurz am Rande bemerkt werden. Neuberger führt in seinem Buch vier mögliche Interpretationsweisen für das Wort „mikro“ an.[7] Diese seien hier einmal aufgegriffen um eine nähere Erläuterung zu ermöglichen.

(1) „Klein[8] und unauffällig“[9]: Dies ist das Gegenteil von „makro“ also dem Großen. Mit Makropolitik ist im allgemeinen die Staatspolitik oder speziell auf die Organisation bezogen die Unternehmenspolitik gemeint. So kommt einem Mikropolitik auf den ersten Blick vielleicht unwichtig vor, und man könnte dieser Art der Politik weniger Aufmerksamkeit widmen. Doch ist dies eine falsche Annahme, wie man erkennt, wenn man sich die nächste mögliche Interpretation genauer ansieht

(2) „Feinstruktur[10][11]: Als Vergleich wäre der Aufbau von Molekülen heranzuziehen. Diese sind für die Existenz aller Stoffe elementar, obwohl man sie mit bloßen Auge nicht erkennen kann. Mikropolitik bezeichnet somit nicht die absolute Größe des Phänomens, sondern die Perspektive[12]. Erst wenn diese Mikrophänome erkennbar sind, kommt es zu einem Verständnis über den Ablauf von Makro-Prozessen

(3) „Unterschwellig, untergründig“[13]: Wie Neubergers dritte Interpretation schon vermuten lässt, ist diese Art der Politik dem Akteur wahrscheinlich nicht bewusst während er sich ihrer bedient. So fließen diese „unbewußten“ Entscheidungen später in die offizielle Politik der Organisation mit ein.

(4) „A-politisch (unpolitisch)“[14]: Mikropolitik kann aber nicht unpolitisch sein, da es sich hierbei um das Aushandeln von Tauschgeschäften handelt, bei denen jeder Akteur Alter zu übertrumpfen versucht, um so gewissen Einfluss zu gewinnen. Wie unter Punkt (3) schon erwähnt, beeinflusst Mikropolitik auch die Entscheidungen der Makropolitik, so dass Mikropolitik – um Neuberger zu zitieren – „prinzipiell nicht apolitisch sein kann.“[15]

1.2. Mikropolitische Ansätze

Mikropolitische Ansätze distanzieren sich von der Vorstellung, dass das Handeln der Unternehmensmitglieder und die Strukturen im Unternehmen durch die zweckrationalen Entscheidungen des Managements vollständig bestimmt werden. Aus diesem Grund werden Unternehmen als Orte des praktischen Handelns von verschiedenen Individuen und Gruppen mit teil- weise konflikären Beziehungen angesehen, deren Eigensinn keinesfalls unterdrückbar ist. Dies kommt auch in allen Ansätzen klar zum Ausdruck. Die wichtigsten Ansätze sollen hier einmal kurz umrissen werden;

[...]


[1] Vgl. Neuberger (1995) : Mikropolitik. Der alltägliche Aufbau und Einsatz von Macht in Organisationen,

Stuttgart: Enke , S 16, zit. n. Bosetzky 1972, S.382

[2] Vgl. Neuberger (1995), S.16, zit. n. Mintzberg 1983, S 172

[3] Vgl. Neuberger (1995), S 14, zit. n. Neuberger 1994a, S.261

[4] Vgl. Küpper/Orthmann (Hg.) (1992): Mikropolitik. Rationalität, Macht und Spiele in Organisationen, 2. Auflage, Opladen: Westdeutscher Verlag, S.18

[5] Vgl. Neuberger (1995), S. 204, zit. n. Crozier/Friedberg (1979)

[6] Um auch Burns Definition nicht unter den Tisch fallen zu lassen, sei sie hier an dieser Stelle erwähnt:„Corporations are co-operative systems assemled out of the usable attributes of people. They are also social systems within which people compete for advancement; in so doing they make use of others. Behavior is identified as political when others are made use of as resources in competitive situations. Material, or extrahuman, resources are also socially organized. Additional resources, resulting from innovation or new types of personal commitment, alter the prevailing equilibrium and either instigate or release political action. Such action is a mechanism of socil change.” Burns (1961/62): Micropolitics: Mechanisms of Institutional Change, in : Administarvtive Science Quarterly, Volumen 6, Cornell University, Ithaca, New York: Graduate School of Business and Public Administration, S.257

[7] Vgl. Neuberger (1995) , S.14f

[8] Die Deutung „klein“ für „mikro“ findet man übrigens als erstes in der Jubiläumsausgabe des von der Dudenredaktion unter der Leitung von Paul Grebe überarbeiteten Großen Duden, Band 1, 1961,Die Rechtschreibung der deutschen Sprache, Stichwort: „mikro“, 15., erw. Auflage Mannheim: Bibliographisches Institut

[9] Vgl. Neuberger (1995), S 14

[10] Struktur ist lateinisch und wird mit (Sinn-)Gefüge, Aufbau oder innere Gliederung übersetzt. Siehe: Großer Duden (1961) Stichwort: „Struktur“

[11] Vgl. Neuberger (1995), S. 14

[12] Vgl. Neuberger (1995), S. 14

[13] Vgl. Neuberger (1995), S. 14

[14] Vgl. Neuberger (1995), S. 14

[15] Vgl. Neuberger (1995), S. 14

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Mikropolitik und die Rolle der Macht
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz  (Institut für Soziologie)
Curso
Macht und Herrschaft in und durch Organisationen
Calificación
2,7
Autor
Año
2001
Páginas
16
No. de catálogo
V9139
ISBN (Ebook)
9783638159210
Tamaño de fichero
523 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Mikropolitik, Macht, Crozier / Friedberg, Soziologie, Mikro, Burns, Neuberger, Rolle der Macht, Machttypen, Machtbegriffe, Mikro-Politik, Crozier, Friedberg, mikropolitische Ansätze, Strategie und Spiel, Strategie & Spiel, Strategie Spiel, Definition Macht
Citar trabajo
Christina Müller (Autor), 2001, Mikropolitik und die Rolle der Macht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9139

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