Das Buch "Praktische Ethik" vom australischen Moralphilosophen Peter Singer wird seit 1989 in der Bundesrepublik stark diskutiert. Es wurde im Jahr 1979 in englischer Sprache unter dem Titel "Practical Ethics" veröffentlicht und handelt von verschiedenen Problemen der angewandten Ethik, u.a. argumentiert Singer für weitreichende Umverteilungsmaßnahmen zugunsten der Dritten Welt, setzt sich für Tierrechte ein und verweist auf Argumente gegen jede Form von Rassismus und Sexismus. Vom Standpunkt einer utilitaristischen Ethik werden auch die Euthanasie- und Abtreibungsproblematiken behandelt.
In Deutschland kam es zu Protesten und Widerständen gegen die Verwendung des Werkes zu Lehrzwecken, jedoch mit Verzögerung, da erst im Jahre 1984 eine Übersetzung im Reclam Verlag erschienen ist. Aus diesem Grund verwende ich für meine kritische Textanalyse zum Thema "Töten: Abtreibung" die erstmalige deutsche Ausgabe von 1984, aus dem Englischen übersetzt von Jean-Claude Wolf.
Singer diskutiert in seinem Text unterschiedliche Argumente für und gegen die Abtreibung. Außerdem bezieht er begründete Standpunkte in den Unterkapiteln zu den Themen "Wert des fötalen Lebens", "Der Fötus als potentielles Leben" und "Abtreibung und Kindstötung". Die leitende Frage des Autors könnte daher zusammengefasst werden unter „Wann und warum ist Abtreibung erlaubt?".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Textrekonstruktion
- Das Problem
- Die Position der Abtreibungsgegner
- Der Wert des Fötus
- Der Fötus als potentielles Leben
- Abtreibung und Kindstötung
- Die Argumente der Abtreibungsbefürworter
- Kritik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Textanalyse befasst sich mit Peter Singers Aufsatz „Töten: Abtreibung“ aus seinem Werk „Praktische Ethik“ (1984) und untersucht dessen Argumentation. Das Hauptziel der Analyse ist es, die zentralen Argumente von Singer für und gegen die Abtreibung zu rekonstruieren und kritisch zu bewerten.
- Die ethische Problematik der Abtreibung
- Der Wert des Fötus und die Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens
- Die unterschiedlichen Perspektiven von Abtreibungsgegnern und -befürwortern
- Singer's Argumentation aus utilitaristischer Sicht
- Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Abtreibungsdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Werk „Praktische Ethik“ von Peter Singer ein, dessen Schriften seit den 1980er Jahren in Deutschland kontrovers diskutiert werden. Singer argumentiert für eine weitreichende Umverteilung von Ressourcen zugunsten der Dritten Welt, setzt sich für Tierrechte ein und kritisiert Rassismus und Sexismus. In Bezug auf die Abtreibungsdebatte nimmt Singer eine utilitaristische Position ein und behandelt die Problematiken der Euthanasie und Abtreibung. Die Einleitung stellt die Leitfrage des Textes „Wann und warum ist Abtreibung erlaubt?“ und erläutert die Relevanz dieser Frage für die Gesellschaft.
Textrekonstruktion: Das Problem
Singer stellt fest, dass die Abtreibung ein ethisches Problem darstellt, da es in der Gesellschaft keine Einigung über die Rechtmäßigkeit der Abtreibung gibt. Er untersucht die historische Entwicklung der Abtreibungsgesetzgebung in verschiedenen Ländern und beleuchtet die Debatte über die Finanzierung von Abtreibungen. Die zentrale Problematik liegt für Singer darin, dass die Entwicklung eines menschlichen Wesens graduell verläuft und es keine offensichtliche Trennungslinie zwischen Zygote und erwachsenem Menschen gibt.
Textrekonstruktion: Die Position der Abtreibungsgegner
Singer beleuchtet die konservative Position der Abtreibungsgegner. Das zentrale Argument dieser Position basiert auf zwei Prämissen: Es ist falsch, ein unschuldiges menschliches Wesen zu töten, und ein menschlicher Fötus ist ein unschuldiges menschliches Wesen. Singer analysiert die Prämissen der Abtreibungsgegner und untersucht die Frage, wann menschliches Leben beginnt.
Textrekonstruktion: Der Wert des Fötus
Singer prüft verschiedene Trennungslinien, die von Abtreibungsgegnern vorgeschlagen werden, um den Beginn des menschlichen Lebens zu definieren: Geburt, Lebensfähigkeit und Bewegung des Embryos. Er argumentiert, dass die Geburt keine moralisch bedeutsame Trennungslinie darstellt, da die räumliche Lage eines Wesens keinen moralischen Unterschied markiert.
Textrekonstruktion: Der Fötus als potentielles Leben
Singer setzt sich kritisch mit der Argumentation der Abtreibungsgegner auseinander, die den Fötus als potentielles Leben betrachten. Er widerlegt die Argumentation, dass der Staat ein Interesse daran hat, potentielles Leben zu schützen.
Schlüsselwörter
Die Analyse des Textes von Peter Singer beleuchtet wichtige Themen der angewandten Ethik, darunter Abtreibung, Utilitarismus, Fötus, Lebensschutz, Menschenwürde, menschliche Entwicklung und moralische Argumentation. Die Diskussion dreht sich um die Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens, die Bedeutung des Fötus und die Rechtfertigung der Abtreibung aus ethischer Sicht.
- Quote paper
- Julia Kobán (Author), 2018, Eine kritische Textanalyse zum Aufsatz "Töten: Abtreibung" aus dem Werk "Praktische Ethik" (1984) des Philosophen Peter Singer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/914809