Mit der Niederlage Deutschlands und dem Hinwegfegen des Kaiserreiches durch die Revolution war das Mann’sche Oppositionspaar aus Kriegstagen obsolet geworden. In den wirren Geburtstunden der Weimarer Republik sah sich Thomas Mann mit einer ganz neuen politischen Situation konfrontiert. Dies musste unweigerlich Auswirkungen auf die 1919 wieder aufgenommene Arbeit am Zauberberg-Manuskript haben. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern die beiden gegensätzlichen Ideologien Settembrinis und Naphtas mit dem Oppositionspaar Zivilisation und Kultur gleichzusetzen sind. Zu hinterfragen ist, ob Thomas Mann seine feindliche Einstellung gegenüber des Prinzips Zivilisation aufgrund der veränderten politischen Frontlinien in der jungen Republik beibehalten hat oder ob er nun den Zivilisationsliteraten Settembrini anders betrachtet. Es gilt ferner zu überprüfen, ob die lapidare Feststellung Scholdts und Walters, es sei „literaturwissenschaftliches allgemeinwissen“, dass Naphta den Kultur-Begriff der Betrachtungen verkörpere, dieser Figur gerecht wird.
Daher sollen zunächst die Begriffe „Zivilisation“ und „Kultur“ im Sinne der Gedanken im Kriege vorgestellt werden. Im Hauptteil erfolgt anschließend eine getrennte Untersuchung der beiden Kontrahenten. Es gilt dabei, ihre jeweilige politische Position zu bestimmen. Anhand der Beschreibung der Figuren durch den Erzähler wird versucht, auf die Einstellung des Autors zu den beiden Personen und zu den durch sie vertretenen Meinungen zu schließen. Daher kommt es auch darauf an, festzustellen, wie die hier betrachteten Figuren dargestellt sind.
Die Interpretationen über den Zauberberg sind zahlreich. Auffallend ist dabei, dass Naphta weitaus häufiger im Mittelpunkt des Interesses steht als Settembrini. Des Weiteren wird häufig das historische Vorbild gesucht, welches Thomas Mann als Vorlage für seine Figurenkonzeption gedient haben könnte. Hier geht es jedoch darum, literarische Figuren mit dem essayistischen Werk zu vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. „Zivilisation“ und „Kultur“ in den „Gedanken im Kriege“
- 2.1 Die Kultur
- 2.2 Die Zivilisation
- 3. Zivilisation und Kultur im „Zauberberg“?
- 3.1 Der Zivilisationsliterat Lodovico Settembrini
- 3.2 Leo Naphta: Der Prophet des Gottesstaates
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Thomas Manns Verständnis von „Zivilisation“ und „Kultur“, insbesondere im Kontext von Der Zauberberg und dem Essay „Gedanken im Kriege“. Sie analysiert die literarischen Figuren Settembrini und Naphta als Repräsentanten dieser gegensätzlichen Konzepte und untersucht, wie sich Manns politische Ansichten und die historische Entwicklung auf seine Darstellung dieser Konzepte auswirken.
- Mann's Definition von "Zivilisation" und "Kultur" im Ersten Weltkrieg
- Die Charakterisierung Settembrinis und Naphtas als Repräsentanten von Zivilisation und Kultur
- Die Entwicklung von Manns politischer Position und deren Einfluss auf Der Zauberberg
- Die literarische Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Ideologien
- Der Vergleich zwischen essayistischen und fiktionalen Werken Manns
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Entstehung von Der Zauberberg, beginnend mit Manns Schaffenskrise nach „Königliche Hoheit“ und seiner Hinwendung zum Ersten Weltkrieg. Sie führt den Essay „Gedanken im Kriege“ als wichtigen Bezugspunkt ein, der Manns Sicht auf „Zivilisation“ und „Kultur“ prägt und als Grundlage für die Figurenkonzeption in Der Zauberberg dient. Die Arbeit kündigt die Analyse der gegensätzlichen Figuren Settembrini und Naphta an und stellt die Frage nach der Entwicklung von Manns politischer Position und deren Auswirkungen auf das Werk.
2. „Zivilisation“ und „Kultur“ in den „Gedanken im Kriege“: Dieses Kapitel definiert Manns Verständnis von „Zivilisation“ und „Kultur“ anhand seines Essays „Gedanken im Kriege“. „Kultur“ wird als etwas Geschlossenes, Stilisiertes und geistig Organisiertes beschrieben, das auch negative Aspekte wie Gewalt und Aberglauben beinhalten kann. „Zivilisation“ wird im Gegensatz dazu als oberflächlich und der „Kultur“ unterlegen dargestellt. Dieses Kapitel legt die Grundlage für die Analyse der Figuren in Der Zauberberg, indem es die zentralen Begriffe des Romans definiert und in den Kontext des Ersten Weltkriegs stellt. Die Definition von Kultur umfasst hier ein breites Spektrum von Erscheinungsformen, von hochkultivierten bis hin zu barbarischen Praktiken, was den komplexen und ambivalenten Charakter von Manns Begriff verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Thomas Mann, Der Zauberberg, „Gedanken im Kriege“, Zivilisation, Kultur, Settembrini, Naphta, Erster Weltkrieg, politische Ideologie, literarische Figuren, Essayistik, Geist, Natur.
Thomas Mann: Der Zauberberg - Eine Analyse von Zivilisation und Kultur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert Thomas Manns Verständnis von „Zivilisation“ und „Kultur“, insbesondere in seinem Roman Der Zauberberg und dem Essay „Gedanken im Kriege“. Im Fokus stehen die literarischen Figuren Settembrini und Naphta als Repräsentanten gegensätzlicher Konzepte und der Einfluss von Manns politischen Ansichten und der historischen Entwicklung auf seine Darstellung.
Welche Texte werden untersucht?
Die Analyse basiert auf Thomas Manns Roman Der Zauberberg und seinem Essay „Gedanken im Kriege“. Der Essay dient als wichtiger Bezugspunkt für die Interpretation der im Roman dargestellten Konzepte von Zivilisation und Kultur.
Wie definiert Thomas Mann „Zivilisation“ und „Kultur“?
Manns Definition von „Kultur“ im Essay „Gedanken im Kriege“ beschreibt diese als etwas Geschlossenes, Stilisiertes und geistig Organisiertes, das sowohl positive als auch negative Aspekte (Gewalt, Aberglaube) beinhalten kann. „Zivilisation“ wird im Gegensatz dazu als oberflächlich und der „Kultur“ unterlegen dargestellt. Diese Definitionen bilden die Grundlage für die Analyse der Figuren Settembrini und Naphta in Der Zauberberg.
Welche Rolle spielen Settembrini und Naphta?
Settembrini und Naphta repräsentieren in Der Zauberberg gegensätzliche Konzepte von Zivilisation und Kultur. Die Arbeit untersucht, wie diese Figuren charakterisiert sind und wie sie Manns Verständnis dieser Begriffe widerspiegeln.
Wie wirkt sich der Erste Weltkrieg auf Manns Werk aus?
Der Erste Weltkrieg und die damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen bilden den historischen Kontext der Arbeit. Der Essay „Gedanken im Kriege“ entstand in diesem Kontext und beeinflusst maßgeblich Manns Sicht auf Zivilisation und Kultur, die sich auch in Der Zauberberg widerspiegelt.
Welche weiteren Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung von Manns politischer Position und deren Einfluss auf Der Zauberberg, den Vergleich zwischen seinen essayistischen und fiktionalen Werken sowie die literarische Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Ideologien.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Analyse von „Zivilisation“ und „Kultur“ in „Gedanken im Kriege“, ein Kapitel zur Analyse dieser Konzepte in Der Zauberberg (mit Fokus auf Settembrini und Naphta) und eine Schlussbetrachtung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Thomas Mann, Der Zauberberg, „Gedanken im Kriege“, Zivilisation, Kultur, Settembrini, Naphta, Erster Weltkrieg, politische Ideologie, literarische Figuren, Essayistik, Geist, Natur.
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- Christoph Wowtscherk (Autor), 2008, "Zivilisation" und "Kultur" in Thomas Manns 'Der Zauberberg', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91750