Jugend und Gewalt


Hausarbeit, 2002

18 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Was ist Gewalt ?

II. Welche Formen von Gewalt gibt es ?

III. Ursachen und Hintergründe von Gewalt und der Zusammenhang mit der Schule

IV. Gewaltverständnis von Jugendlichen, eine Studie

V. Vergleich des Gewaltverständnis von Jugendlichen und Erwachsenen

VI. Furcht vor Gewalt. Eine Übersicht über die Ängste von Hamburger Schüler

VII. „Schutzmaßnahmen“ der Schüler im Städtevergleich

VIII. Unterschiede der Gewaltanwendung zwischen den verschiedenen Schulformen

IX. Handlungsansätze

X. Lösungsansätze in einzelnen Lebensbereichen

I. Was ist Gewalt ?

Der Versuch einer Definition:

Gewalt ist eine Machtausübung, das Mittel über jemanden oder etwas zu bestimmen oder zu herrschen. Eine Gewalttat ist eine, unter Anwendung von körperlicher oder seelischer Beeinträchtigungen an Menschen oder Gegenständen begangene, unrechtmäßige oder kriminelle Tat.

Die Begriffe „Aggression“ und „Gewalt“ werden nicht nur in der öffentlichen, sonder auch in der fachlichen Diskussion oft als gleichwertige Begriffe eingesetzt. Doch ist von den wissenschaftlichen Traditionen her der Aggressionsbegriff der übergeordnete. Er bezeichnet eine auf Verletzung eines anderen Menschen zielende Handlung.

Die Handlung wird als „Aggression“ und die Absicht zur Handlung als „Aggressivität“ bezeichnet.

Unter „Gewalt“ wird die körperliche Aggression verstanden, bei der ein Mensch einem andern Menschen Schaden zufügt.[1]

Auffällig ist, daß in den letzten Jahren nicht der Begriff Aggression, sonder der Begriff Gewalt immer häufiger als Oberbegriff genannt wird.

Oftmals auch in Kombinationen wie zum Beispiel: körperliche Gewalt , sexuelle Gewalt etc.[2]

II. Welche Formen von Gewalt gibt es ?

Wenn von Gewalt gesprochen wird, haben wir verschiedene Formen und Ausdrucksweisen im Blick:

- physische Gewalt, die Schädigung und Verletzung eines anderen Menschen durch körperliche Kraft und Stärke;
- psychische Gewalt, die Schädigung und Verletzung eines anderen Menschen durch Vorenthalten von Zuwendung und Vertrauen, durch seelisches Quälen und emotionales Erpressen;
- verbale Gewalt, die Schädigung und Verletzung eines anderen Menschen durch beleidigende, erniedrigende und entwürdigende Worte;
- sexuelle Gewalt, die Schädigung und Verletzung eines anderen Menschen durch erzwungene intime Körperkontakte oder andere sexuelle Handlungen, die dem Täter eine Befriedigung eigener Bedürfnisse ermöglichen;
- frauenfeindliche Gewalt als physische, psychische, verbale oder sexuelle Formen der Schädigung und Verletzung von Frauen, die häufig unter Machtausübung und in diskriminierender und erniedrigender Absicht vorgenommen werden;
- fremdenfeindliche und rassistische Gewalt als physische, psychische und verbale Formen der Schädigung und Verletzung eines anderen Menschen aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit.

Von diesen zwischenmenschlichen Formen der Gewalt sind zwei weitere Punkte zu unterscheiden:

- strukturelle Gewalt als physische, psychische und verbale Form der Verletzung und Schädigung eines anderen Menschen unter Ausnutzung von Macht, Hierarchie und Abhängigkeit sowie in Ausübung hoheitsrechtlicher Funktionen;
- „vandalistische“ Gewalt als Form der physischen Beschädigung und Zerstörung von Gegenständen.

Jede Zeit und jede Gesellschaft hat ihre eigenen Standards für Gewalt und Gewaltlosigkeit, für Ausbeutung und Gleichberechtigung.[3]

III. Ursachen und Hintergründe von Gewalt und der Zusammenhang mit der Schule

Oberflächlich geht es Kindern und Jugendlichen heute besser als je zuvor. In nahezu allen westlichen Industrieländern sind Kinder und Jugendliche im hohen Maße selbständig und genießen im Vergleich zu früher eine eher freizügige Erziehung. Sie können sich oft ohne viel Einfluß der Eltern ihre Freizeit und ihren Medienkonsum selbst gestalten. Finanziell und

gesundheitlich stehen sie besser da als die Generationen vor ihnen.

Auf den zweiten Blick fällt uns gerade im sozialen Bereich auf, wie unsicher die Beziehungen und Kontakte von Kindern und Jugendlichen geworden sind. Kinder und Jugendliche können in gleichen Maßen wie Erwachsene die Vorteile der reichen Wohlfahrtsgesellschaft genießen, aber sie tragen auch die psychosozialen „Kosten“, sprich die Nachteile mit sich herum. Sie profitieren von den vielen Möglichkeiten und Chancen ihrer Lebensgestaltung, leiden aber zugleich an den sozialen Unsicherheiten und psychischen Irritationen, die daraus entstehen.

„Gewalt ist ein Symptom für fehlende soziale Kompetenz.“[4]

Ca.10 – 12 % der Kinder im Schulalter leiden an psychischen Störungen vor allem in den Bereichen: Leistungen, Emotionen und Sozialkontakten, zu dem auch aggressive und gewalthaltige Verhaltensweisen gehören.[5]

Viele Lehrer berichteten, daß immer mehr Kinder schon in der Grundschule, besonders aber in der Mittelstufe, zappeliger, unruhiger und nervöser sind als früher. Auch das ruppige, aggressive, gewalttätige und auch z.T. ziemlich brutale Verhalten der Schüler nehme stets zu.

„ Es ist offensichtlich, daß Gewalt eine ‚soziale Krankheit’ der ganzen Gesellschaft ist und nicht isoliert auf eine Institution wie die Schule zurückgeführt werden darf.“[6]

Gewalt in der Schule umfaßt nicht nur physische und psychische Angriffe auf andere Menschen / Schüler, sondern auch Aktivitäten, die auf Beschädigungen von Gegenständen und Einrichtungen in den Schulen gerichtet sind. Die Schule darf aber nicht als Ursache von Gewalt angesehen werden. Sie ist vielmehr nur der Ort, in dem die Gewalt ausgelebt wird. Sie spiegelt vielmehr nur die außerschulischen Lebensbedingungen wider.

Die Ursachen sind meist in der direkten Umwelt der Kinder zu finden. In der Schule ballen sich Emotionen und Aggressionen der verschiedensten Arten, welche sich oft durch Gewalttaten äußern. Die Institution Schule kann das Verhalten oft nur schwer verändern, besonders dann, wenn das eigentliche Problem nicht erkannt wird bzw. nur die Symptome bekämpft werden.

Aggressive und gewalttätige Jugendliche werden nicht als solche geboren, sondern im Laufe ihrer Lebensgeschichte, ihrer Sozialisation zu solchen gemacht. Durch existentielle Krisen und besondere Umständen in den Familien, (wie z.B. Arbeitslosigkeit, Scheidung / Trennung der Eltern, Mißbrauch, zu hoher Leistungsdruck uvm.) „produziert“ unsere Gesellschaft oft psychisch und nervlich gestörte, sozial oft irritierte und verwahrloste, z.T. auch vernachlässigte und mißhandelte Kinder. Die Schule ist sehr häufig der Auslöser für aggressives oder gewalttätiges Verhalten, weil den Kindern und Jugendlichen oft die Voraussetzungen für das Einhalten von sozialen Verhaltensregeln fehlt.

Außerdem wächst der Leistungsdruck immer mehr. Es wird von den Jugendlichen mindestens ein mittlerer Bildungsabschluß bzw. Abitur verlangt. Auch ausreichende Leistungen in der Schule sind heute keine Garantie mehr dafür, den gewünschten Beruf (soweit bei der Vielzahl von Möglichkeiten vorhanden) zu erlernen bzw. später auszuüben. Viele Eltern wollen, das es ihre Kinder einmal „besser“ haben als sie selbst und setzen diese dann zusätzlich, wenn auch meist mit guten Absichten, unter massiven Druck. Besonders empfindlich werden Jugendliche aus den sogenannten „sozialen Brenn punkten“ und ausländische Familien getroffen. Ihre ungünstigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausgangssituationen tragen in die Schule Bedingungen hinein, die dann zu auffälligem Verhalten führen können. Diese Jugendlichen fühlen sich als „Verlierer“ der harten Gesellschaft, in dem der Wettbewerb mehr als je zuvor herrscht.

Die Schule wirkt verstärkend auf das Gefühl des Versagens, da mit z.B. schlechten Noten, mit der fehlenden Akzeptanz der anderen Schüler etc., die schon ohnehin psychisch belasteten Jugendlichen noch weiter demoralisiert werden. Durch die Beurteilung als: „Leistungsschwach“, „versagend“, „auffällig“ usw. wird der Schüler immer weiter verunsichert, und das Selbstwertgefühl sinkt kontinuierlich, welches auch eine Minderung späterer beruflicher u. sozialer Chancen mit sich bringt.

Durch Sparmaßnahmen und andere Einflüsse werden die Klassen immer größer und die individuelle Betreuung der Schüler bleibt auf der Strecke.

Die Mehrheit der Jugendlichen verbindet den primären Sinn des Schulbesuches in der Vorbereitung auf das Berufsleben . Für den Eintritt in den Beruf ist das schulische Abschlusszertifikat zwingende Voraussetzung.

Zur Bewältigung aktueller persönlicher Entwicklungsaufgaben und der Befriedigung individueller Bedürfnisse und Interessen trägt die Schule nach Auffassung der Schülerinnen und Schüler wenig bei. Gerade weil bei den gegenwärtig überwiegenden, sehr unflexiblen, mechanisch stoff- und wissenschaftsbezogenen Lern- und Lehrformen von den Schülerinnen und Schülern kaum ein praktischer Anwendungsbezug hergestellt werden kann, ist die Schule als eine Instanz zu sehen, die Kinder und Jugendliche in ihrer Selbstverwirklichung und der Entfaltung ihrer subjektiven Möglichkeiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten allzu oft behindert.

Durch Schulzeitverlängerung und Qualifikationssteigerung ist die Schule zunehmend zu einem zentralen Lebensfeld junger Menschen geworden, in dem sie große Teile des Tages verbringen. Das, was in der Schule geschieht, umschreibt wichtige und zentrale Sozialisationsbedingungen und ist entscheidend für das Wohlbefinden der Jugendlichen. Die Gefahr, daß in der Schule empfindliche Enttäuschungen und „Deprivationen“ erfahren werden, steigt entsprechend an. Wer hier nicht mithalten kann, hat viel zu verlieren und läßt – meist durchaus kalkuliert – soziale Spielregeln des menschlichen Umgangs außer acht, um sich über Aggression und Gewalt neue, alternative Formen von öffentlicher Aufmerksamkeit zu sichern.[7]

[...]


[1] Hurrelmann/Palentin/Willken, Anti-Gewalt-Report,

[2] Hurrelmann/Palentin/Willken, Anti-Gewalt-Report,

[3] Hurrelmann/Palentin/Willken, Anti-Gewalt-Report, S. 16 f.

[4] Hurrelmann/Rixus/Shirp, Gegen Gewalt in der Schule, S.11.

[5] Hurrelmann/Rixus/Shirp, Gegen Gewalt in der Schule, S.11.

[6] Hurrelmann/Rixus/Shirp, Gegen Gewalt in der Schule, S.12.

[7] Hurrelmann/Rixus/Shirp, Gegen Gewalt in der Schule, S.14.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Jugend und Gewalt
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Studienverbund III: Soziale Hilfen und Beratung
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V9182
ISBN (eBook)
9783638159548
ISBN (Buch)
9783640423781
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugend, Gewalt, Studienverbund, Soziale, Hilfen, Beratung
Arbeit zitieren
Björn Schmidt (Autor:in), 2002, Jugend und Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9182

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