In dem Roman „Die Geschwister Tanner“ von Robert Walser, den er 1907 als eines seiner ersten Werke veröffentliche, geht es um die Hauptfigur Simon Tanner, einem Vagabunden aus Überzeugung, und die Beziehung zu seinen Geschwistern.
Simon kann nicht lange an einem Ort verweilen und bedient sich Gelegenheitsjobs um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Er beansprucht die absolute Freiheit und eine feste Arbeitsstelle mit ihren Regeln würde ebendiese einschränken. Stattdessen vagabundiert er von Ort zu Ort und durch seine natürliche Begabung und Intelligenz mit Leuten umzugehen und sie auf seine Seite zu ziehen, kann er diesen Lebensstil führen.
Mit seinem Bruder Kaspar, einem Maler, hat er eine enge Beziehung. Kaspar repräsentiert den schaffenden Künstler, der nur für seine Kunst lebt und anderen Leuten nur begrenzt Zutritt zu seiner Welt verschafft. So verlässt Kaspar Klara Agappaia, seine Geliebte und die Mieterin der Brüder, da er sich ganz der Kunst widmen will.
Sein anderer Bruder Klaus hingegen ist der Inbegriff der städtischen Leistungsgesellschaft. Klaus hat einen festen Beruf und wird von der Gesellschaft geachtet. Er versucht stets Simon anzutreiben und zu einem für ihn normalen Leben zu bewegen. So auch als er die Schwester Hedwig besucht und dort Simon vorfindet.
Bei Hedwig lebt Simon für drei Monate, da er kein Geld mehr hat. Simon und Hedwig verstehen sich während dieser Zeit sehr gut, auch wenn Hedwig für ihrer beider Lebensunterhalt aufkommen muss. Erst als Simon beschließt wieder weiter zu ziehen, übt auch sie Kritik an seinem unbekümmerten Lebensstiel.
Der letzte Bruder, Emil, taucht erst gegen Ende des Romans auf. Der Älteste der Geschwister hat ein langes Vagabundenleben geführt und ist am Ende in einer Irrenanstalt gelandet. Das Thema des Vagabundierens zieht sich auch bei Robert Walser und Simon Tanner wie ein roter Faden durch das Leben und deswegen wird im Laufe der Arbeit der autobiographische Hintergrund Robert Walser beleuchtet und mit den Handlungen der Romanfigur Simon Tanner verglichen. Bevor ich aber im Detail auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Robert Walser und Simon Tanner eingehe, möchte ich mich mit dem Begriff „vagabundieren“ beschäftigen. Im Deutschen Universalwörterbuch werden für das Wort „vagabundieren“, das aus dem Französischen stammt, zwei Definitionen angegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Begründung des Themas
- Inhaltliche Zusammenfassung
- Begriffserklärung „vagabundieren“
- Autobiographische Elemente in „Geschwister Tanner“
- Gründe des Vagabundenlebens
- Freiwilliges vs. unfreiwilliges Vagabundenleben
- Freude an der Natur und am Wandern
- Freiheit und Souveränität als das höchste Gut
- Die Folgen des Vagabundenlebens
- Positiv konnotierte Armut
- Leben in der Gegenwart
- Körperliche und geistige Isolation
- Robert Walsers prophetische Aussicht auf sein Leben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parallelen zwischen dem Leben des Autors Robert Walser und der Hauptfigur seines Romans „Die Geschwister Tanner“, Simon Tanner, insbesondere im Hinblick auf deren Vagabundenleben. Die Zielsetzung besteht darin, die autobiographischen Elemente in Walsers Werk herauszuarbeiten und die komplexen Aspekte des „Vagabundierens“ bei beiden Protagonisten zu analysieren, um deren Lebensstil und dessen Folgen zu verstehen.
- Autobiographische Elemente in „Die Geschwister Tanner“
- Definition und Interpretation des „Vagabundierens“
- Die Folgen eines freiwillig gewählten Vagabundenlebens
- Der Gegensatz zwischen Freiheit und sozialer Integration
- Die Beziehung zwischen den Brüdern und deren unterschiedliche Lebensentwürfe
Zusammenfassung der Kapitel
Begründung des Themas: Der Roman „Die Geschwister Tanner“ von Robert Walser wird als Ausgangspunkt für eine vergleichende Analyse zwischen dem Leben des Autors und der Romanfigur Simon Tanner vorgestellt. Die inhaltliche Zusammenfassung des Romans skizziert Simons Leben als Vagabund, seine Beziehungen zu seinen Geschwistern, und seine Suche nach Freiheit. Die Begriffserklärung „Vagabundieren“ untersucht die verschiedenen Definitionen des Begriffs und zeigt die Komplexität von Simons und Walsers Lebensstilen auf, die sich nicht einfach in die Kategorie „Vagabund“ einordnen lassen. Schließlich werden die autobiografischen Elemente im Roman beleuchtet, wobei Ähnlichkeiten zwischen Simon Tanner und Robert Walser, sowie deren Geschwistern, hervorgehoben werden.
Gründe des Vagabundenlebens: Dieses Kapitel analysiert die Beweggründe für das Vagabundenleben von Simon Tanner. Es wird unterschieden zwischen freiwilligem und unfreiwilligem Vagabundieren, wobei der Fokus auf Simons bewusster Entscheidung liegt, ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen. Die Freude an der Natur und am Wandern wird als wichtiger Aspekt seiner Lebensweise dargestellt, ebenso wie die Suche nach Freiheit und Souveränität als höchsten Gütern. Der Abschnitt verknüpft Simons Lebensentscheidungen mit der Darstellung anderer Charaktere, die andere Lebenswege und Prioritäten repräsentieren.
Die Folgen des Vagabundenlebens: Dieser Abschnitt beleuchtet die positiven und negativen Konsequenzen von Simons Vagabundenleben. Die „positiv konnotierte Armut“ wird als Ausdruck von Freiheit und Unabhängigkeit interpretiert, im Gegensatz zu einem Leben im gesellschaftlichen System. Das Leben in der Gegenwart und die Ablehnung langfristiger Planung stehen im Mittelpunkt. Gleichzeitig werden die körperliche und geistige Isolation als Schattenseiten des gewählten Lebensstils dargestellt und im Kontext der Beziehungen zu seinen Geschwistern eingeordnet.
Schlüsselwörter
Robert Walser, Die Geschwister Tanner, Simon Tanner, Vagabundieren, Autobiographie, Freiheit, Isolation, Gesellschaft, Brüder, Lebensentwürfe, Individualismus.
Häufig gestellte Fragen zu Robert Walsers "Die Geschwister Tanner"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Parallelen zwischen dem Leben des Autors Robert Walser und der Hauptfigur seines Romans "Die Geschwister Tanner", insbesondere im Hinblick auf deren Vagabundenleben. Es wird untersucht, inwieweit autobiografische Elemente in Walsers Werk vorhanden sind und welche komplexen Aspekte des "Vagabundierens" bei beiden Protagonisten zu finden sind.
Welche Themen werden im Roman "Die Geschwister Tanner" behandelt?
Der Roman behandelt Themen wie das freiwillige und unfreiwillige Vagabundenleben, die Freude an der Natur und am Wandern, die Suche nach Freiheit und Souveränität, die positiven und negativen Folgen von Armut und Isolation, sowie die Beziehung zwischen den Brüdern und deren unterschiedliche Lebensentwürfe. Ein zentraler Punkt ist der Gegensatz zwischen Freiheit und sozialer Integration.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Begründung des Themas: Einführung in den Roman und die vergleichende Analyse von Walser und Simon Tanner, inklusive Begriffserklärung von "Vagabundieren" und Darstellung autobiografischer Elemente. Gründe des Vagabundenlebens: Analyse der Motive für Simons Vagabundenleben, Unterscheidung zwischen freiwilligem und unfreiwilligem Vagabundieren, Bedeutung von Natur, Freiheit und Unabhängigkeit. Die Folgen des Vagabundenlebens: Betrachtung der positiven (z.B. positiv konnotierte Armut, Leben in der Gegenwart) und negativen (z.B. körperliche und geistige Isolation) Konsequenzen von Simons Lebensstil.
Wie wird der Begriff "Vagabundieren" definiert und interpretiert?
Der Begriff "Vagabundieren" wird im Kontext des Romans und Walsers Leben untersucht. Es wird deutlich gemacht, dass Simons und Walsers Lebensstile komplexer sind als eine einfache Kategorisierung als "Vagabund" zulässt. Die verschiedenen Definitionen des Begriffs werden beleuchtet und in Bezug auf die Lebenssituation der Protagonisten analysiert.
Welche autobiografischen Elemente finden sich im Roman?
Die Arbeit untersucht die Ähnlichkeiten zwischen dem Leben Robert Walsers und dem seiner Romanfigur Simon Tanner, sowie deren Geschwistern. Es werden Parallelen im Lebensweg, den Lebensentscheidungen und den daraus resultierenden Konsequenzen aufgezeigt.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass "Die Geschwister Tanner" autobiografische Elemente enthält und dass Walsers eigene Erfahrungen und Lebensentscheidungen in der Darstellung des Vagabundenlebens Simons Tanner widergespiegelt werden. Die Analyse der Folgen dieses Lebensstils beleuchtet sowohl die positiven Aspekte der Freiheit und Unabhängigkeit, als auch die negativen Aspekte der Isolation und Armut.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Robert Walser, Die Geschwister Tanner, Simon Tanner, Vagabundieren, Autobiographie, Freiheit, Isolation, Gesellschaft, Brüder, Lebensentwürfe, Individualismus.
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- Dottore Florian Schmidt (Autor:in), 2007, Robert Walser und Simon Tanner, zwei einsame Vagabunden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91884