"Seit der Entdeckung der Neuen Welt durch Spanier und Portugiesen ist die Geschichte Lateinamerikas auch eine Geschichte der Unterdrückung und Ausrottung der Indios. Nachdem sich die Kolonisten festgesetzt hatten und durch Gold- und Silberfunde nicht zu erhofftem Reichtum gekommen sind, nutzten sie die Arbeitskraft der Indios beim Ausbau ihrer Landwirtschaft und Viehzucht aus. Dabei kam es zu hemmungsloser Ausbeutung und zu unvorstellbaren Grausamkeiten." (Krauss, Heinrich, Täubl, Anton)
Eine Entwicklung, die diesem Zustand der Sklaverei entgegenwirkte, trat mit der Errichtung von Reduktionen durch jesuitische Missionare ein. Durch lokale Trennung der Indios von europäischen Siedlungen suchte man einerseits, ihren Schutz zu gewährleisten und andererseits, gute Christen nach europäischem Vorbild aus ihnen zu machen. Konflikte mit den Siedlern, die ihren kostengünstigen Arbeitskräften „beraubt“ wurden, waren somit vorprogrammiert. Diese Arbeit befasst sich mit den Anfängen des Jesuitenstaates von Paraguay, welche Situation vor der Ankunft der Jesuiten vorherrschte und welche Veränderungen mit ihnen eintraten. 1516 entdeckte der spanische Seefahrer Juan Díaz de Solís im Südosten des Kontinents die Mündung des Rio de la Plata. Auf der Suche nach dem „Goldland“ im Innern, das Gerüchten zufolge von einem weißen König regiert wurde, zogen in den folgenden Jahren spanische conquistadores flussaufwärts und gründeten 1537 am Fluss Paraguay die Stadt Asunción. In diesem Gebiet trafen sie auf zwei unterschiedliche Typen von Eingeborenen, die Guaycurú und die Guaraní.
Die Guaycurú, ein Stamm der Gran Chaco Indianer, aus der Region westlich von Asunción, waren kriegerische Jäger und Sammler. Dieser Stamm bedrohte ständig Asunción und versperrte die Wege durch den Chaco in die Andenländer.
Die Guaraní (übersetzt: Krieger) dagegen wurden von den Spaniern trotz ihrer Bezeichnung und trotz anfänglicher Auseinandersetzungen als freundlich und friedlich bezeichnet. Sie betrieben im Gegensatz zu den Gran Chaco Indianern Ackerbau in Form von Wanderwirtschaft. Ihre Hauptanbauprodukte waren Mandioka, Süßkartoffeln, Zapallo (eine Kürbisart), Mais, Erdnuss, Bohnen und Baumwolle. Wenn der Boden ausgeschöpft war, was in der Regel 5 – 6 Jahre dauerte, zogen sie weiter. Neben der Bodenwirtschaft ernährten sich die Guaraní von der Jagd und der Fischerei. Sie betrieben Handwerk wie Weben, Färben, Töpfern und beherrschten die Kunst der Holzschnitzerei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Paraguay vor den Jesuiten
- Die indigene Bevölkerung
- Das Gebiet
- Der Kolonialismus
- Missionierungsarbeiten vor den Jesuiten
- Entstehung des Jesuitenstaates von Paraguay
- Ankunft der ersten Jesuiten
- Synode von Asunción 1603
- Die Anfänge der Jesuitenprovinz Paraguay
- Jesuitische Reduktionen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Anfänge des Jesuitenstaates von Paraguay im 17. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Situation der indigenen Bevölkerung vor der Ankunft der Jesuiten und untersucht die Veränderungen, die durch die jesuitische Missionierung eintraten.
- Die indigene Bevölkerung Paraguays und ihre Lebensweise
- Der Kolonialismus und seine Folgen für die indigene Bevölkerung
- Die Ankunft der Jesuiten und die Errichtung der Jesuitenprovinz Paraguay
- Die jesuitischen Reduktionen und ihre Bedeutung für die indigene Bevölkerung
- Konflikte zwischen Jesuiten, Kolonisten und indigener Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der spanischen Kolonialisierung Lateinamerikas dar und beleuchtet die Unterdrückung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung. Sie führt die jesuitische Missionierung als Gegenbewegung zur Sklaverei ein und beschreibt die Entstehung der jesuitischen Reduktionen.
Paraguay vor den Jesuiten
Die indigene Bevölkerung
Dieses Kapitel beschreibt die zwei wichtigsten indigenen Gruppen in Paraguay: die Guaycurú und die Guaraní. Es beleuchtet ihre Lebensweise, ihre Kulturen und ihre Religionen.
Das Gebiet
Dieses Kapitel beschreibt die geografische Lage und die Entwicklung Paraguays während der spanischen Kolonialisierung.
Der Kolonialismus
Dieses Kapitel erläutert die Einführung des Encomiendasystems in Paraguay und seine Folgen für die indigene Bevölkerung. Es schildert die Ausbeutung, Sklaverei und die Reduzierung der indigenen Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Jesuiten, Paraguay, indigene Bevölkerung, Kolonialismus, Reduktionen, Missionierung, Guaraní, Guaycurú, Encomienda, Sklaverei.
- Arbeit zitieren
- Ismail Durgut (Autor:in), 2008, Entstehung und Bedeutung der Jesuitenprovinz Paraguay im 17. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92010